Projekt gescheitert- Haydn

@Carnina , zunächst: Klasse, dass Du Dich mit ihm auseinandergesetzt hast! Das ist aller Ehren wert und das Ergebnis durchaus respektabel!
Wenn Du Haydn in einem anderen Licht siehst, dann verstehst Du die Musik vielleicht besser. Damit will ich nicht sagen, dass Du sie mehr mögen musst, unbedingt nicht! Aber Papa Haydn spielt eine wichtige Rolle als Wegbereiter für Beethoven und alle folgenden Recken, das soll man mal nicht unterschätzen. Und wenn Du Dir mal den Anfang der Schöpfung anhörst, dann bekommst Du vielleicht eine andere Idee vom guten Joseph.
Beethoven ohne Haydn geht nicht, schliesslich hat er durch ihn Mozarts Geist empfangen (Zitat des Grafen Waldstein an Ludwig, als er zum Studieren nach Wien zog)
Also: Leg ohne schlechtes Gewissen die Sonate weg, spiele etwas, was Dein Herz erfreut. Aber eines lass Dir gesagt sein:
Es war nicht für die Katz, dass Du sie studiert hast! Sie hat Deinen Horizont in jedem Fall erweitert. Manchmal merkt man das erst Jahre später - wie im Übrigen auch mit Literatur, die man in der Schule doof findet und später ist man ganz begeistert. Das kann man dann nur sein, weil die Weichen schon in früher Zeit gelegt worden sind. Manche Dinge müssen einfach reifen.
Für Dich bedeutet das: Haydnverbot! ;-)
Danke für deinen Rat 🤗 ich habe es ja versucht. Ich habe die biografischen Nachrichten von Joseph Haydn gelesen und eine Biografie und auch die Biografie von Beethoven. Aber es nützt nichts wirklich dass ich mich hiermit arrangieren kann. Ich hab ja noch Chopin Op.10 Etüde, die Bach Partita und die Schumann Sonate. Aber der Haydn raubt mir jeden Nerv….
 
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Die Kunst ist, ERFOLGREICH zu scheitern. Nach sehr intensiver Auseinandersetzung mit Haydn darfst Du mit Fug und Recht sagen, daß Dir seine Musik nicht liegt. Und es hilft Dir nicht, wenn wer-auch-immer Dir zu erklären versucht, daß das dennoch tolle Musik ist. Haydn nicht zu mögen, ist keine Schande und auch nichts Ehrenrühriges. Auch wenn der Haydn für Dich kein runder und erfolgreicher Abschluß ist, glaube ich, daß Du eine Menge gelernt hast - vielleicht weniger über Haydn als über Dich selbst. Im Augenblick darfst Du grollen und schmollen, aber versuche, auf Dauer, diese Arbeitsphase mit Distanz „ohne Zorn und Eifer“ zu betrachten. Ich wünsche Dir bei Deinen sonstigen Projekten Erfolgserlebnisse, die Deiner Seele gut tun.
 
Die Kunst ist, ERFOLGREICH zu scheitern. Nach sehr intensiver Auseinandersetzung mit Haydn darfst Du mit Fug und Recht sagen, daß Dir seine Musik nicht liegt. Und es hilft Dir nicht, wenn wer-auch-immer Dir zu erklären versucht, daß das dennoch tolle Musik ist. Haydn nicht zu mögen, ist keine Schande und auch nichts Ehrenrühriges. Auch wenn der Haydn für Dich kein runder und erfolgreicher Abschluß ist, glaube ich, daß Du eine Menge gelernt hast - vielleicht weniger über Haydn als über Dich selbst. Im Augenblick darfst Du grollen und schmollen, aber versuche, auf Dauer, diese Arbeitsphase mit Distanz „ohne Zorn und Eifer“ zu betrachten. Ich wünsche Dir bei Deinen sonstigen Projekten Erfolgserlebnisse, die Deiner Seele gut tun.
Ihr wisst nicht wie gut das grad tut soviel aufbauende Worte! Und du hast recht, ich bin zumindest meinem eigenen Vorsatz treu geblieben, dass ich es zumindest versuche und ja es geht mir ja prinzipiell ums Lernen und Ausbauen meiner Möglichkeiten für Musik die ich wirklich liebe und nicht per se um dieses Stück hier. Unter dem Ansatz tu ich mir leichter nach der Arbeit jetzt kein „Stück zum zur Freude spielen“ zu haben sondern zumindest eine Erfahrung.

Erfolgreich Scheitern ist ein wunderbarer Satz! :))) den merke ich mir! 🤗
 
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Wenn dein Prof auf Haydn besteht, lass dir eine andere Sonate geben. Gibt genug.
Manchmal hat man Stücke, die einfach nicht an einen rangehen, und die muss man auch liegenlassen (es sei denn, man hat als Profi genau das Stück zu spielen, aber das ist eine andere Situation).
 
Das Hauptthema der Sonate empfinde ich als krampfhaft erfunden, der Rest des ersten Satzes macht das m.E. nicht besser.
Wenn Du wirklich Haydn spielen musst, lasse Dir die Sonaten aus irgend einer Gesamtaufnahme durchnudeln und lies die Noten mit, vielleicht findest Du was Gefälligeres! - Mehr als eine Sonate würde ich in Deinem Fall dem Komponisten nicht widmen, Du willst schließlich mit Deiner Musik leben und keine ungeliebten Exponate in (D)einem Museum ausstellen.

Denke ich an den Aufbau eines Konzertabends, wird Haydn die erste Nummer daraus sein müssen - wenn Schumann und Chopin folgen sollen. Mit dieser Sonate laufen die Leute schon nach der Exposition weg! Da gehört was Schwungvolles und Lautes hin, damit die Hörer mitgehen.

Eine gute Auswahl wünscht

Walter
 
Wenn dein Prof auf Haydn besteht, lass dir eine andere Sonate geben. Gibt genug.
Manchmal hat man Stücke, die einfach nicht an einen rangehen, und die muss man auch liegenlassen (es sei denn, man hat als Profi genau das Stück zu spielen, aber das ist eine andere Situation).
Ja müssen tut man als Hobbyspieler ja garnichts. Aber ich bin prinzipiell für alles zu haben was mir weiterhilft deshalb komm ich ja. Hier allerdings nimmt es Im negativen Ausmaße an die alles andere dann mitbeeinflussen auf ungute Art und Weise…. :(
 
Man sollte jetzt nicht krampfhaft irgend „etwas anderes“ von Haydn suchen. Man kann das Kapitel „Haydn“ jetzt auch einfach schließen und für die nächsten Monate/Jahre vergessen. Davon geht die Welt nicht unter.
 
Also ich habe mir deine Version übrigens gern angehört! Mit gefällts. Und Wiederholungen haben doch den Vorteil, dass man weniger lernen muss.
Aber wenn es dir so gar nicht gefällt, warum tust du es dir an? Ich kanns zwar gut verstehen, ich bin auch so ein "Pflichtethiker". Aber zumindest bei den Hobbies könnte man das ja mal sein lassen und einfach Genussmensch sein.
 
Liebe Carnina,

ich kann Deine Abneigung gegen Haydn zum größten Teil verstehen. Vieles von ihm finde ich auch einfach langweilig und uninspiriert.

Doch hat sich das vor einigen Jahren zumindest teilweise schlagartig geändert, als meine damalige (kurzzeitige) Vierhändig-Partnerin an ihrer Musikhochschule diese E-Moll-Sonate in einem Schülerkonzert vorgespielt hat. Ich war einfach nur hingerissen von diesem superklaren und perlenden und temperamentvollen, gleichzeitig zarten Spiel. Sie hatte diese Sonate deutlich schneller gespielt als Du. Es klang fast wie antike Rockmusik.

Seither übe ich immer wieder an dieser Sonate, aber auch an einer kurzen D-Dur-Sonate. Dabei habe ich festgestellt, dass ich danach wieder sauberer spielen kann. Mit Rachmaninoff, Chopin und vielen Pedal-Sachen allein verliere ich diese Klarheit und Sauberkeit sehr schnell wieder. Auch Bach wirkt hier bei mir klärend, wobei ich auch zu Bach teilweise (noch) keinen richtigen Zugang habe. Das WTK habe ich als Kind als eine Art trocken Brot empfunden, durch das ich durchmuss, um anschließend den schönen Chopin spielen zu dürfen.

Vielleicht gefällt Dir auch der 3. Satz der Haydn-Sonate in H-Moll, , ab Minute 5:40. Der hat auch so viel Kraft in sich, finde ich. Ist für mich ebenfalls antike Rockmusik oder Techno. Könnte man sicher auch gut mit einem Techno-Beat unterlegen und dadurch quasi modernisieren...
 
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Interessant finde ich, dass Haydn so stark polarisiert. Ob man Haydn mag oder nicht, ihn gern spielt oder nicht, hängt sicherlich auch zu einem großen Teil davon ab, wie man mit seiner (Klavier-)Musik in Berührung gekommen ist. Haydn war meine erste richtige Sonate, noch dazu war es die wunderbar leidenschaftliche in cis-moll. Dadurch bin ich damals, mit 13/14 Jahren für mein gesamtes Leben positiv von Haydn geprägt worden.

Es gibt aber sicherlich auch viele Komponisten, die unabhängig vom ersten Eindruck ein positives Bild und einen stärker unmittelbaren Zugang prägen.
 
Interessant finde ich, dass Haydn so stark polarisiert. Ob man Haydn mag oder nicht, ihn gern spielt oder nicht, hängt sicherlich auch zu einem großen Teil davon ab, wie man mit seiner (Klavier-)Musik in Berührung gekommen ist. Haydn war meine erste richtige Sonate, noch dazu war es die wunderbar leidenschaftliche in cis-moll. Dadurch bin ich damals, mit 13/14 Jahren für mein gesamtes Leben positiv von Haydn geprägt worden.

Es gibt aber sicherlich auch viele Komponisten, die unabhängig vom ersten Eindruck ein positives Bild und einen stärker unmittelbaren Zugang prägen.
Ich hab Haydn auch als Kind/ Jugendlicher gespielt und dann mit 12 hingeschmissen weil ich das Klavier darüber angefangen habe zu „hassen“. Ich habe erst später entdeckt dass es nicht das Klavier ist, sondern was ich damals ausschließlich gespielt habe und da war nichts dabei wo ich mich gefreut hatte dass ich es gelernt hab. Das kam erst später.
 

Ich finde die(se) e-Moll-Sonate gerade wegen des auf zwei Hände verteilten Hauptthemas interessant (und noch wegen anderem mehr).

Was ich bei dieser doch sehr guten Aufnahme vielleicht bemäkeln würde, ist, dass die vielen Abschnitte einen Ticken zu atemlos hintereinander weg gespielt werden. Und ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob das Timing im Takt durchgängig richtig ist... vulgo: es gibt immer mal so kleine metrische Schubser. Nach dem Motto: bei sechs Achtelnoten hintereinander steht das vierte oder fünfte Achtel etwas woanders. Das Stück tanzt nicht. Noch nicht. In zehn Jahren dann! :super:

(Mein traumatisches Stück ist die Sinfonia in F-Dur von Bach. Ich konnte es mit 14 nicht, und mit 54 geht es immer noch nicht. :-((:-D)
 
Ich finde die(se) e-Moll-Sonate gerade wegen des auf zwei Hände verteilten Hauptthemas interessant (und noch wegen anderem mehr).

Was ich bei dieser doch sehr guten Aufnahme vielleicht bemäkeln würde, ist, dass die vielen Abschnitte einen Ticken zu atemlos hintereinander weg gespielt werden. Und ich bin mir auch nicht ganz sicher, ob das Timing im Takt durchgängig richtig ist... vulgo: es gibt immer mal so kleine metrische Schubser. Nach dem Motto: bei sechs Achtelnoten hintereinander steht das vierte oder fünfte Achtel etwas woanders. Das Stück tanzt nicht. Noch nicht. In zehn Jahren dann! :super:

(Mein traumatisches Stück ist die Sinfonia in F-Dur von Bach. Ich konnte es mit 14 nicht, und mit 54 geht es immer noch nicht. :-((:-D)


Dann kann ich hier dieses Stück gleich mal auf meine „geht auch mit 70 nicht“ Liste setzen. Denn vorher gibts nur 2 Möglichkeiten

- sich aus dem Fenster stürzen
- Alkoholiker werden
 
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Brisante Frage: muss man eigentlich immer alle Sätze einer Sonate lernen? :denken: Meistens ist doch einer dabei, den man nicht so mag. Oder umgekehrt: von manchen Sonaten würde ich am liebsten nur einen Teil lernen....
Oder ist das unzulässige Kunstfledderei?
 
@Carnina
du bist mit dem Stück so weit gekommen, ich würde das an Deiner Stelle abschließen.
Nimm das Überemotionale raus, und konzentriere dich rein auf das Werk und dessen Interpretation.
Ja, du magst das nicht und hast als Kind schon schlechte Erfahrungen. Natürlich prägt das, aber du bist nicht mehr das Kind von damals.
Vielleicht kannst du da ansetzen, indem du beim Spielen nicht das Kind von damals bist, sondern die jetzige Carnina, die "reifer" ist und daran geht. Distanzierte Dich beim Performen von Dir selbst, und sehe das Stück einfach als etwas, das Du gut erledigen willst.
Je mehr du Deine Ressentiments pflegst, umso schlimmer wird es, weil es eine Emotions-Abwärtsspirale ist.

Nein, du musst Haydn nicht mögen, und brauchst das nicht zu erzwingen. Vielleicht kommt das später. Ich habe fast drei Jahrzehnte gebraucht, um zu JS Bach einen (emotionalen) Zugang zu finden. Und mir gefallen so manche berühmte Komponisten nicht, aber ich stehe dazu.
 
Ich finde allerdings, dass du bei deiner Aufnahme deine Abneigung recht gut versteckst..

Vollkommen legitim, wenn du deinen Abschied von Papa Haydn nimmst. Du hast es ernsthaft versucht, und auf Dauer kann man nur das gut spielen, was einem gefällt.
Glenn Gould mochte das meiste von Mozart nicht. Rätsel über Rätsel...
Dennoch möchte ich kurz eine Lanze für Haydn brechen. Ein Mensch und eine Musik von teilweise unbändigem Humor. Auch teils Musik mit formalen Experimenten.
Bei dieser Aufnahme könnte man fast vermuten, dass Beethoven sein berühmtes Klopfmotiv irgendwo geklaut hat ( bei 1'30´' oder 4'.20 `'z.B.).

 
@Carnina Ich finde auch, dass Haydn als Komponist eigentlich mehr drauf hatte. Dieser Sonatensatz kommt mir über weite Strecken total nach Schema "F" gebastelt vor. Einer der wenigen Spassfaktoren wäre wohl dabei, es tatsächlich schneller (zumal ich glaube, dass Du vom Schwierigkeitsgrad her bei diesem Stück nicht übermäßig gefordert bist) und auch ein bisschen distanzierter zu spielen, eher fein, elegant. Stellenweise romantisierst Du für meinen Geschmack ein bissel zu viel.
Am Anfang Takt 2 und 3 fehlen mir bei Dir die Achtelpausen rechts, wenn Du das "trockener" spielen würdest, würde dann wenigstens ein bisschen Kontrast entstehen zu Takt 4 - 8. Als Interpret bleibt einem dann halt nur solcherlei Ausgestaltung, um dem Ganzen irgendwie dann doch noch "Pep" zu verleihen, wenn's schon der Komponist nicht so hatte damit:-)
3:00 ist echt cool:-)
 
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