Neubesaitet - wie oft stimmen?

Dromeus

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Mein "neuer" Alter wurde ja neu besaitet. Mein Dealer empfiehlt neue Klaviere in den ersten Jahren (mindestens) zweimal jährlich stimmen zu lassen. Wäre das nach einer Neubesaitung auch anzuraten? Was meinen klavierbautechnisch Versierte dazu?
 
Ich denke, direkt nach der Neubesaitung werden sich deine Ohren schon melden, wenn eine neue Stimmung nötig ist - und das könnte deutlich unter 6 Monaten liegen. Je nachdem, wie leidensfähig du bist...

Die Notwendigkeit der Stimmung hängt nicht so sehr von der Zeit als vielmehr vom Grad der Verstimmung ab. Die Saiten geben in den ersten Monaten nach, dehnen sich, und entsprechend verstimmt sich das Instrument.
 
Die Erststimmung ist im Kaufpreis inkludiert und auf Ende Februar terminiert. Die übliche Empfehlung ist ja:

ein bis zwei mal im Jahr sollte man stimmen lassen, bei neuen Klavieren kann das öfter sein, weil sich die Saiten noch nachdehnen.

Die Frage ist, ob sich neue Klaviere und alte, aber neubesaitete Klaviere saitendehnungstechnisch ähnlich verhalten.
 
Ihr scheint alle wirklch leidensfähig zu sein. Nach der Neubesaitung meines Flügels habe ich den teilweise zwei Mal in der Woche gestimmt. Es hat dann ca. 6 Monate gebraucht, bis er einigermaßen stabil war.
 
Neubesaitung hat vielleicht ggü Neubau den Vorteil, dass die ganze akustische Anlage sich schon an die Saitenspannung angepasst hat. Aber die Saiten dehnen sich in beiden Fällen noch reichlich. Allerdings wird im Neubau ein strenges Protokoll eingehalten. Also wie oft die bezogene Raste auf wie viel Hertz hochgezogen wird, wie lange sie dann ruhen soll bis alles zusammengebaut wird und dann wieder gestimmt wird, dann wieder wie lange es ruhen gelassen wird und dann noch wieder gestimmt wird. Bei der Restauration wird einfach ein paar Mal gezwickt (und dabei reichlich überzogen) und dann ein paar Mal gestimmt. Ich würde davon ausgehen, dass du also anfangs öfter stimmen lassen musst. Es empfiehlt sich evtl mit einem Stimmgerät die Tonhöhe zu überprüfen. So kannst du vermeiden, dass das Instrument einen viertel Ton absackt. Also vorher den Stimmer rufen bevor das passiert.
 
Danke für die Tipps.

Es empfiehlt sich evtl mit einem Stimmgerät die Tonhöhe zu überprüfen.
Im Moment ist der Flügel offenbar auf ~443,5 Hz gestimmt. In Wikipedia habe ich gefunden, 443 Hz sei die übliche Stimmung in deutschen Sinfonieorchestern??? Also dass der Flügel irgendwann eine Konzertbühne sieht, halte ich für seeeeehr unwahrscheinlich :-D.
 
Ich würde auf Dauer 440 Hz empfehlen wenn er bei dir zuhause steht und du nicht mit anderen Leuten spielst, die auf 443 Hz bestehen. Oder ist das ein historisches Instrument, was eh nur 435 Hz verträgt? Wenn er jetzt auf 443 Hz steht, dann verkraftet er das wohl. Der Stimmer wird ihn das nächste Mal am besten auf die Tonhöhe stimmen, die er vorfindet, sofern diese über 440 ist. Runtersacken wird er wohl noch von ganz allein, vermutlich.
 
Für mich stellt sich da eher die Frage, ob die Saiten allesamt gleichmäßig oder ziemlich ungleichmäßig abfallen. Wenn alle gemeinsam um 10 Cents zu wenig drauf haben: so what? Es sei denn, man spielt mit anderen zusammen oder ist Absoluthörer...
Bei der Gitarre mache ich die Neubesaitung hin und wieder, und da verstimmen sich die 6 Saiten leider arg unterschiedlich. Läßt sich aber flott nachstimmen.
 
Mein "neuer" Alter wurde ja neu besaitet. Mein Dealer empfiehlt neue Klaviere in den ersten Jahren (mindestens) zweimal jährlich stimmen zu lassen. Wäre das nach einer Neubesaitung auch anzuraten? Was meinen klavierbautechnisch Versierte dazu?

Auf jeden Fall sollte er erst einmal in kürzeren Abständen gestimmt werden, bis er stabil ist.

Eine Neubesaitung verzieht sich erst einmal etwas schneller, hier sollte der Stimmer darauf achten, die Tonhöhe zu halten.

Bei einem Neubezug würde ich sogar erst einmal eine quartalsmäßige Stimmung empfehlen.

Nach 18 Monaten sollte er dann spätestens stimmstabil sein.

In dem Fall ist es immer sinnvoll, mit dem Stimmer erst einmal vertraglich feste Termine und entsprechende Sonderpreise auszuhandeln.

Ich selbst habe auch Kunden, welche von einem Neubezug betroffen sind, da gebe ich bei den ersten Stimmungen immer erst mal Mengenrabatt, bis das Instrument nur noch die turnusmäßige Stimmung ein mal im Jahr benötigt.

In der Regel brauch ich da gar keine 18 Monate - nach 3 - 4 Stimmungen steht das Teil.

Der Baßbezug braucht halt am längsten, der läßt sich nämlich nicht ausstreichen.
 

Danke für die Tipps.


Im Moment ist der Flügel offenbar auf ~443,5 Hz gestimmt.
Gerade bei einer Neubesaitging empfiehlt es sich, das Instrument erst einmal ruhig höher als 440Hz zu stimmen.

443 Hz ist da durchaus angemessen, so es das Instrument vertragt.

Hierbei ist die Konstruktion der Gußplatte zu berücksichtigen - Bei Vollpanzer ist das überhaupt kein Problem, bei einer angestemmten oder gefensterten Gußplatte, sollte man 440 Hz auf keinen Fall überschreiten.
 
Danke, Henry. Mein Dealer bietet natürlich auch Serviceverträge mit entsprechenden Rabatten an, die logischerweise bei zweimaliger Stimmung pro Jahr höher ausfallen. Könnte Sinn machen, dieses Jahr noch zwei Stimmungen zu ordern und dann weiter zu entscheiden. Die Serviceverträge lassen sich jederzeit umwandeln.
 
Danke, Henry. Mein Dealer bietet natürlich auch Serviceverträge mit entsprechenden Rabatten an, die logischerweise bei zweimaliger Stimmung pro Jahr höher ausfallen. Könnte Sinn machen, dieses Jahr noch zwei Stimmungen zu ordern und dann weiter zu entscheiden. Die Serviceverträge lassen sich jederzeit umwandeln.

Nimm es in Anspruch - sofern fachlich behandelt, wird es Dir Dein Instrument danken.
 
Ergibt sich längerfristig eigentlich ein Problem, wenn man zunächst seltener stimmt?
 
Gerade bei einer Neubesaitging empfiehlt es sich, das Instrument erst einmal ruhig höher als 440Hz zu stimmen.

443 Hz ist da durchaus angemessen, so es das Instrument vertragt.

Hierbei ist die Konstruktion der Gußplatte zu berücksichtigen - Bei Vollpanzer ist das überhaupt kein Problem, bei einer angestemmten oder gefensterten Gußplatte, sollte man 440 Hz auf keinen Fall überschreiten.
Mich würde interessieren, weshalb das gegenüber einer Platte mit Fenstern einen Unterschied macht. Sitzen die Wirbel nicht bei beiden Konstruktionsformen im Stimmstock? Oder wird dieser bei der Vollpanzerung stärker von der Gussplatte unterstützt? Ich hatte bisher vermutet, der Vollpanzer soll vorrangig den Stimmstock vor äußeren Einflüssen schützen, denen ein Stimmstock in den Fenstern (z.B. bei älteren Bechstein) schutzlos ausgesetzt ist. Danke, wenn Du mich aufschlauen könntest.
 
Mich würde interessieren, weshalb das gegenüber einer Platte mit Fenstern einen Unterschied macht. Sitzen die Wirbel nicht bei beiden Konstruktionsformen im Stimmstock? Oder wird dieser bei der Vollpanzerung stärker von der Gussplatte unterstützt? Ich hatte bisher vermutet, der Vollpanzer soll vorrangig den Stimmstock vor äußeren Einflüssen schützen, denen ein Stimmstock in den Fenstern (z.B. bei älteren Bechstein) schutzlos ausgesetzt ist. Danke, wenn Du mich aufschlauen könntest.
Bei einer angestemmten und gefensterten Gußplatte, hält den Stimmstock vorwiegend die Raste fest.

Bei zu hoher Spannung kann es zur Ablösung des Stimmstockes kommen - eine gefensterte Gußplatte kann allein nicht die Kraft aufbringen den Stimmstock aufzuhalten und bricht unterhalb des Stimmstockes (erlebt man häufig bei älteren Bechsteinflügel)

Bei einer Vollpanzerplatte hat hingegen der Stimmstock keine Chance sich zu bewegen - selbst wenn die Rasten ihn nimmer halten.
 

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