Alan Fraser: frag ihn doch selbst
Hallo zusammen,
zu Feuchtwangers Daumentheorie kann ich nicht viel sagen - zu Fraser schon. Dass die Funktion des Daumens essentiell ist für das Verständnis der Struktur der Hand ist sicherlich nicht nur seine Erkenntnis; das haben auch andere schon beschrieben, und ich selbst habe das im Studium auch gelehrt bekommen.
Neu bei Fraser ist eher die praktische Umsetzung dieser Erkenntnis und die Anwendung auf viele verschiedene pianistische Situationen
Zu Herrn Fraser:
Aha, dann ist mit grasping also die "natürliche Greifbewegung der Hand" gemeint, und nicht
"mit dem Daumen einen gegenüberliegenden Finger von vorne an der Spitze berühren".
Jetzt nenne mir doch bitte noch nur eine einzige "Spiel-Bewegung am Klavier", die einen
"100%-Anteil natürlicher Greifbewegung der Hand" hat - bloß ein einziges klitzekleines Beispiel,
das wär schon schön.
In seinem Film gibt er einige Beispiele; und es geht natürlich nie (auch in anderen Büchern nicht) darum, 100% natürliche Sitationen auf das Klavier zu übertragen. So etwas gibt es nicht. Es geht darum, die pianistischen (und damit "künstlichen") Bewegungen ausgehend von den natürlichen Funktionen und Bewegungsabläufen der Hand und des Armes her zu verstehen, aufzubauen und zu optimieren. Auf diese Art vermeidet man nicht nur viele unnötige Schwierigkeiten, sondern es ist die beste Prävention von Spielschäden.
Ich habe Alan Fraser selbst in einem Kurs erlebt: was er lehrt, ist absolut fundiert. Die Sache mit dem Daumen hatte ich aus Buch, DVD und anderer Literatur auch nicht umfassend verstanden; im Unterricht dann allerdings überraschend schnell, dank seiner hervorragenden Fähigkeit, sehr feine Nuancen in den Spielbewegungen zu analysieren und sehr praktische und umsetzbare Tipps zu geben. Bei alledem wichtig: nicht nachmachen, kopieren, imitieren. Sondern: den Unterschied wahrnehmen lernen und damit aufgrund der allgemeingültigen Prinzipien seine eigene, individuelle Lösung finden.
Meine Erfahrung damit war frappierend: sobald der Daumen seine natürliche Aufgabe als Gegenüber der restlichen Hand verstanden hatte und diese nicht mehr "kollabierte", ging alles deutlich leichter, flüssiger und ausdauernder, und das bei einer hörbaren Verbesserung der Klangqualität. Das war auch bei den anderen Workshopteilnehmern eindrucksvoll hör- und sichtbar!
Aus dieser Erfahrung heraus habe ich Alan Fraser für einen Workshop in meinem Klavierstudio in Hirschberg (bei Heidelberg) eingeladen. Wer Lust hat, kann ja zum (kostenlosen) Infoabend kommen, am Donnerstag, 25.2.2010. Nach der Vorführung seines Films wird Alan Fraser Fragen beantworten, mit Sicherheit auch solche, die den Daumen betreffen
Im Anhang der Prospekt mit weiteren Infos.
Übrigens eine fantastisch Literaturliste, bachopin! Gratuliere.
Einen weiteren Vorschlag hätte ich noch: Heiner Klug, Musizieren zwischen Virtuosität und Virtualität
Absolut lesenswert und sehr anregend, besonders im Hinblick auf Methodik und Mediennutzung!