Lohnt sich Online Klavierunterricht?

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henrygutzeit

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25. Feb. 2021
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Aus meiner Sicht ja. Ich bin Klavierlehrer, mußte mich selbst umstellen durch die Pandemie. Mehr erklären, sprechen - das ist aber eine Frage der Gewöhnung. Viele meiner Kollegen lehnen Onlineunterricht ab, ich bin inzwischen mit meine Schülern begeistert. Ew ist neu und spannend!
 
Kommt meiner Meinung nach auch auf das Niveau des Schülers an. Bei höherem niveau wo es mehr um Details geht, ist es schon schwierig. Grundlagen gehen wahrscheinlich eher.
 
Aus meiner Sicht ja. Ich bin Klavierlehrer, mußte mich selbst umstellen durch die Pandemie. Mehr erklären, sprechen - das ist aber eine Frage der Gewöhnung. Viele meiner Kollegen lehnen Onlineunterricht ab, ich bin inzwischen mit meine Schülern begeistert. Ew ist neu und spannend!
Bist Du ein Troll im Auftrag von Zoom oder iMikel?

Wofür soll das dienen, diese rein notgedrungen eingesetzte, aber ansonsten völlig unzureichende Technologie hier zu verherrlichen?
 
Na, ja. Ich hab auch ohne Corona Online Unterricht.
Hier im Ort gibt es eine gute KL an der Musikschule, die eine elend lange Warteliste hat und bevorzugterweise (talentierte) Kinder unterrichtet. (strenge, aber faire Russin) und dann hat die Musikschule noch eine sehr, sehr liebe KL, die Jeden unterrichtet, der "Spaß" an Musik haben will. Und erstaunlich viele Punkte auf der KKL - Liste erfüllt. Obwohl sie auch in Russland am Konservatorium unterrichtet wurde, aber damals wohl so viel Angst hatte, dass sie sich heute als Lehrerin scheut auch nur minimal Kritik zu üben, oder "langweilige" Übungen zu vermitteln.
Also habe ich mir einen fähigen KL gesucht, der leider 45 Minuten entfernt wohnt. Das schaffe ich nicht jede Woche, sondern nur ca. einmal im Monat. (Ich muss dafür einen Babysitter organisieren, der den Zwerg um 5 aus dem KiGa holt.) Die anderen Termine sind online. Perfekt ist das nicht, aber für mich besser, als die super liebe, Pop und TEY begeisterte KL an der Musikschule hier.
 
In BY ist ab Mo wieder Präsenzunterricht möglich.
Mein KL erwartet mich wieder bei sich an seinem Flügel.

Während des Shutdowns war ich sehr froh um den wöchentlichen Online Unterricht.
Klar müssen sich sowohl Lehrer als auch Schüler mit den technischen Möglichkeiten beschäftigen und auch den Willen haben, das zu tun. Zoom ist halt bspw. nicht gut.
 
Sagen wir das mal so: Live Unterricht mit Privatlehrern würde ich immer bevorzugen. Ein Lehrer schaut dir immer über die Schulter, kann auf Fehler hinweisen und wenn die Lehrer selber spielen, erkennt man die eigene Performance sehr schnell und kann sich darüber Gedanken machen. Online Kurs ist nicht automatisch schlecht oder gut. Es hat seine Vor- und Nachteile. Und wenn man sein Instrument durch Learning by Doing selbst beibringt, spricht nichts dagegen. Hauptsache ist, dass man Interesse dafür entwickelt hat. Später kann der Lehrer immer noch dazustoßen.
 
Auch ich unterrichte am Liebsten von Mensch zu Mensch.
Als ich letztes Semester von jetzt auf gleich gezwungen wurde, online zu arbeiten, war jede Stunde mit hohem Stresslevel besetzt. Ich habe gemerkt, dass ich Fehler machte:
Zu engagiert und zu aktiv sprechen.
Dauernd ein Gefühl der Ohnmacht zu spüren, weil ich Musik nicht so vermitteln konnte, wie ich es sonst tue.
Ich konnte vor allen Dingen nicht eingreifen, abbrechen, was ich sonst schonmal tue.

Dann habe ich gemerkt, dass ich den Unterricht ändern muß.
Da die Übermittlung der Daten oft seitens der Studies sehr bescheiden ist, kann man komplexe Werke eigentlich nicht erkennen, geschweige denn, an ihnen arbeiten.
Also bat ich sie, ihre Hausaufgaben aufzunehmen und in eine Cloud zu stellen. Von dort habe ich sie mir angehört, mir Notizen gemacht und dann im Unterricht besprochen.
Ich lernte, mich den Onlinebedürfnissen anzupassen (Das ist das größte Problem für Lehrer, die schon Jahrzehnte unterrichten). Meine Studies lernten, durch das Aufnehmen, sich kritisch zuzuhören (oftmals schickten sie mir erst die 6. oder 7. Aufnahme).
Fazit: Tatsächlich hat Online auch Qualitäten. Man kann sehr gut fokussiert an Details arbeiten, aber nie am großen Ganzen. Der Schüler ist nicht abgelenkt, es gibt nur den Monitor, die Arbeit kann in der Tat sehr dicht sein. Das gefällt mir.
Aber genauso klar ist auch: Die eigentliche Musik kann man nicht so gut vermitteln, man kann nur durch Sprache lehren, vorspielen geht nur, um Bewegungen zu zeigen.
 
Auch ich unterrichte am Liebsten von Mensch zu Mensch.
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Meine Studies lernten, durch das Aufnehmen, sich kritisch zuzuhören (oftmals schickten sie mir erst die 6. oder 7. Aufnahme).
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Mein KL hat meine Aufnahmen ( eher jenseits des 10. Versuchs) einen Tag vorher bekommen, und dann noch Korrekturanweisungen für die eigentliche Stunde per e-Mail gegeben .
 

Bist Du ein Troll im Auftrag von Zoom oder iMikel?

Wofür soll das dienen, diese rein notgedrungen eingesetzte, aber ansonsten völlig unzureichende Technologie hier zu verherrlichen?

Ich befasse mich gerade damit, entfernte Quellen am Mischpult einzuspeisen und den Monitor-Mix wieder rauszuschicken Wenn's gut läuft, bekomme ich dann auch Sängerinnen von draußen drauf, wenn entsprechende Technik auch zu Hause vorhanden ist - nebst anständiger Internetverbindung, die es ja in Neuland fast nirgendwo gibt.

Das hat natürlich nichts mit der Amateur Hour zu tun, die CKLs an ihrem Computer oder gar Smartphone treiben. Video gibt es da auch keins (wozu auch?) und irgendwelche Chinesen-Spyware kommt auch nicht zum Einsatz. Sondern professionelle Tontechnik, wie sie im Broadcast-Bereich üblich ist und auch ein entsprechendes Preisschild hat.
 
ich bin inzwischen mit meine Schülern begeistert. Ew ist neu und spannend!
Höre ich respektive lese ich gerade zum allerersten Mal seit einem Jahr, als plötzlich die intensive Suche nach Alternativen zu langfristigem Ausfall des Präsenzunterrichts einsetzte. Aus einer Vielzahl plausibler Gründe empfindet man diese Unterrichtsform sonst durchgängig als absolute Notlösung auf äußerst limitiertem Qualitätsniveau, was vor allem mit den weit verbreiteten Mängeln bei der technischen Übertragung zu tun hat. Wo Online-Unterricht eine gewisse Tradition hat (etwa in Australien aufgrund geringer Bevölkerungsdichte und zu großer Entfernungen für die Abhaltung von Präsenzunterricht), ist diese Unterrichtsform eventuell schon bekannter, vielleicht auch etwas besser organisiert als hierzulande.

Da bedarf die erwähnte Begeisterung aber einer sehr plausiblen Begründung, auf die hier etliche Mitleser recht gespannt sein dürften. Schauen - hören - lesen wir mal.

LG von Rheinkultur (der aus der Chormusikbranche das Fazit kennt: lieber minimaler künstlerischer Gewinn als überhaupt keinen, indem man den Ensembles monatelange Funkstille und komplette Untätigkeit verordnet)
 
Da sich hier offenbarr doch eine ernsthafte Diskussion entsponnen hat:

Ich habe bei fortgeschrittenen (und erwachsenen) Schülern auch gute Erfahrungen mit schriftlicher Rückmeldung gemacht (ggf. im Wechsel mit Online-Live-Unterricht). D.h., die Schüler schicken mir Video oder Tonaufnahme, ich höre sie an und gebe dann anhand von Taktzahlen oder Minuten:Sekunden Angaben der Aufnahme eine schriftliche Rückmeldung. Das hat den Vorteil, dass die Schüler immer wieder nachlesen können, was ich "zu sagen" hatte, und die Kritik oder das Lob auch anhand ihrer eigenen Aufnahme nachvollziehen können.
Manchmal habe ich auch eine Rückmeldung der Schlüer verlangt, was sie dazu bewegt hat, sich ihre Aufnahme selbst anzuhören und sie zu kommentieren. An Art, Inhalt und Länge dieses Kommentars konnte ich auch sehr viel über den Schüler, sein Musik- und Übeverständnis erfahren.

Diese Unterrichtsweise setzt natürlich ein gewisses Grundverständnis und sehr viel eigenverantwortliches Lernen voraus. Außerdem gibt es Grenzen dessen, was man vermitteln kann. Vorspielen geht nicht, Körperarbeit geht nicht etc. - man kann hauptsächlich musikalische Rückmeldungen geben oder verbal auf technische Fragen Bezug nehmen, die man vorher schon besprochen hat ("denk an die Handhaltung, du erinnerst dich" etc.)

Ich hab einen Schüler, der überhaupt keinen Liveunterricht möchte und mMn durch die schriftliche Rückmeldung große Fortschritte gemacht hat. Seine schriftlichen Kommentare wirken durchdacht, motiviert und sind ausführlich. Andere können damit kaum etwas anfangen, die sind "mit sich allein" noch zu verloren und wissen nicht recht, was sie tun sollen, bzw. hören nicht, ob sie den Vorschlag von mir schon umgesetzt haben, oder nicht.
 
Ich darf hier glücklicherweise ja in Präsenz unterrichten und habe Online-Unterricht nur kurz im letzten Frühjahr gegeben. Das war absolut furchtbar, weil ich meine Vorstellungen von einem guten Unterricht nicht verwirklichen konnte.

Durch die schlechte Internetverbindung konnte ich nichts hören - spielte der Schüler beispielsweise eine Sekunde c''-b'. hörte ich c''-b'-a'. Bei mehr als zwei Tönen gleichzeitig hörte ich nur einen undefinierbaren Lärm. Daher konnte ich überhaupt nicht am Stück arbeiten, auch nicht an Details. Von den vielen Abbrüchen rede ich gar nicht.

Ich empfand es als absolut schrecklich, durch einen Bildschirm mit meinen Schülern zu kommunizieren - jegliche Sinnlichkeit, Körperlichkeit, die mir so wichtige physische Präsenz ging verloren.

Besonders mag ich am Unterricht, mit dem Schüler gemeinsam etwas zu erarbeiten und zusammen in Musik oder einer spannenden Problemlösung zu versinken. Dieser Flow, dieses konzentrierte Arbeiten an etwas, ist für mich online nicht möglich, da die Kommunikation als Lehrer viel direktiver funktioniert. Man fordert auf oder fragt - das ist sehr einseitig. Es fehlt das Vor-/Nachspielen, es fehlt die körpersprachliche und non-verbale Kommunikation, es fehlt das miteinander Musizieren, es fehlt das umfassende Feedback des Schülers ... . Im Präsenzunterricht entsteht eine Atmosphäre, die online fehlt. Im Präsenzunterricht kann ich viel besser erkennen, warum etwas nicht funktioniert, weil ich den Schüler wesentlich umfassender und aufmerksamer wahrnehmen kann.

Durch die schlechte Klangqualität kann ich auch nicht an Details arbeiten. Ich kann normalerweise direkt am Klang hören, ob der Schüler überflüssige Verspannungen hat, ob etwas nicht in Ordnung ist, warum etwas nicht gut klingt. Das alles geht online nicht.

Die Arbeit, wie ich sie liebe und als wesentlich für die Qualität von Klavierunterricht empfinde, ist online also nicht möglich. Trotzdem ist online anderes möglich, wie ich hier beschrieben habe.

Was wirklich ganz gut funktioniert, ist die Zusendung von Videos. Ich habe eine Schülerin so auch auf ihr Abi vorbereitet.

Ich habe bei fortgeschrittenen (und erwachsenen) Schülern auch gute Erfahrungen mit schriftlicher Rückmeldung gemacht (ggf. im Wechsel mit Online-Live-Unterricht). D.h., die Schüler schicken mir Video oder Tonaufnahme, ich höre sie an und gebe dann anhand von Taktzahlen oder Minuten:Sekunden Angaben der Aufnahme eine schriftliche Rückmeldung. Das hat den Vorteil, dass die Schüler immer wieder nachlesen können, was ich "zu sagen" hatte, und die Kritik oder das Lob auch anhand ihrer eigenen Aufnahme nachvollziehen können.
Dabei hat sich auch als sehr nützlich erwiesen, dass ich auf die Videos von Schülern ein eigenes Video erstellt habe. Ich konnte so auch Dinge zeigen und vorspielen und ich habe dafür sehr positives Feedback bekommen.

Aber das ist natürlich kein Online-Unterricht im eigentlichen Sinne, sondern eher die Nutzung digitaler Medien, die auch sonst im Klavierunterricht nützlich ist.

Insgesamt kann ich diesem

also keinesfalls zustimmen.

Liebe Grüße

chiarina
 
Hat jemand schon Erfahrung mit der virtuellen Musikunterrichtsplattform doozzoo.com? Ratko Delorko hat sie in der jüngsten PianoNews besprochen. Was er schreibt, klingt recht interessant, in technischer Hinsicht, aber auch unter DSVGO-Aspekten ...
 
Hat jemand schon Erfahrung mit der virtuellen Musikunterrichtsplattform doozzoo.com? Ratko Delorko hat sie in der jüngsten PianoNews besprochen.
Ausgabe 2/2021, S. 64ff - wer weiß Näheres? Auf der dazugehörigen Webseite gibt es unter "Probefahrt" eine Testmöglichkeit. Mario-Ratko Delorko (Sohn des Opernsängers Ratko Delorko) unterrichtet u.a. an der Frankfurter Musikhochschule und ist als Pianist, Dirigent und Komponist international tätig.

LG von Rheinkultur
 
Hat damit jemand mittlerweile schon Erfahrungen gemacht? Von der Plattform hatte ich noch nie gehört. Klingt aber interessant.
 
doozoo ist für den Musikanbieter (Lehrer, Schule...) _eine_ Alternativplattform statt WebEx, Zoom, MS Skype / Teams.
Das Ganze ist halt latenzfrei und ermöglicht bspw. damit ein Zusammenspielen. Und sauteuer für den Anbieter.

Ich hatte bei meinem Musiklehrer teils Online Schulung , hier haben wir das Apple Format facetime auf den jeweiligen iPads genommen und nicht gleichzeitig gespielt. Hat funktioniert.

Subjektiv und meine Meinung. : Der Musiklehrer ist das Wichtige, dass die Chemie stimmt, dass man sich auf die nächste Stunde freut, dass das Klavierspielen Spaß macht - nicht die Technik.

Interessant ist doozoo vielleicht für Chöre und Instrumentalorchester, die von zuhause üben oder gar zusammenspielen sollen. (wie es die Fernsehanstalten teils an Weihnachten 2020 praktiziert haben ). Da ist dann der Preis sicherlich voll in Ordnung.
 

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