Kreisen mit Hand und Ellenbogen

K

Kiwi

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Meine Klavierlehrererin legt Betonung darauf, dass ich bei Triolen (z.B. d-fis-e) mit der Hand kreise und auch beim Tonleiterspiel hoch und runter mit dem Ellenbogen kreise und ausserdem die Handfläche je nach Richtung etwas zur Seite neige. Die Begründung ist, wenn ich es richtig verstanden habe, dass sich durch diese Bewegungen die Finger schneller von den Tasten lösen und der Klang 'sauberer' wird.

Im Prinzip ist das für mich nachvollziehbar. Allerdings bedeutet das stark erhöhten Trainingsaufwand und ich bin mir nicht sicher ob weitere 'Unruhe' im Bewegungsapparat wirklich der Sache insgesamt zuträglich ist.

Was sagt ihr zu den 'kreisenden Bewegungen' und 'schiefen Händen'?
Ist das pianistischer Standard oder mehr eine Geschmacksfrage?

Danke und Grüße, kiwi
 
Hi Kiwi,

die Erklärungen deiner KL find' ich etwas seltsam, aber vielleicht hast du sie auch nicht richtig verstanden.

Das Kreisen des HG gehört absolut zum Bewegungs-Repertoire und ist wirklich wichtig. Das Kreisen des HG führt dazu, dass die Fingerbewegungen in einer grösseren Geste (Koordination) zusammengefasst werden und nicht isoliert erfolgen. Ganz wichtig: Erst diese Geste oder Bewegungschoreographie führt zu einem fliessenden musikalischen Ausdruck der gesamten Phrase und ist nicht anderst zu erreichen.

Schrägstellen der Hand durch Ab- und Anwinkeln des Ellenbogens oder durch horizontales Abwinkeln des HG gehört ebenfalls zum Bewegungs-Repertoire. Es dient dazu eine bessere Position/Anordnung der Finger bzgl. der Tastengeometrie einer Stelle (zb. mehrgriffiger Akkord, Arpeggio oder Tonleiterpassage) zu finden, bei der die Finger die Tasten dadurch leichter erreichen können. Bei sehr schnellen Passagen muss das Schrägstellen und wieder Zurücknehmen allerdings reduziert werden, da es sonst aufgrund des langsamen Bewegungshubs eine Bremse darstellen kann.

Gruß
 
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Das Kreisen des HG gehört absolut zum Bewegungs-Repertoire und ist wirklich wichtig. Das Kreisen des HG führt dazu, dass die Fingerbewegungen in einer grösseren Geste (Koordination) zusammengefasst werden und nicht isoliert erfolgen. Ganz wichtig: Erst diese Geste oder Bewegungschoreographie führt zu einem fliessenden musikalischen Ausdruck der gesamten Phrase und ist nicht anderst zu erreichen.

Vielen Dank für diese Erklärung. Meine Klavierlehrerin versucht auch gerade mit mir, das Spielen mit einem beweglicheren Handgelenk zu üben und die Fingerbewegungen beim Spielen in einer, wie Du es so schön formuliert hast, größeren Geste zu integrieren.

Leider hat dieses Üben eines veränderten Anschlags bei mir zu einer Sehnenscheidenentzündung geführt. Möglicherweise habe ich diese Spielweise auch nicht locker genug ausgeführt. Also, beim Üben von neuen Anschlagsarten immer schön vorsichtig sein.

Viele Grüße
Nora
 
Hi Nora,

da bin ich jetzt überrascht. Dieses Kreisen sollte ja auch zu einem dynamischeren entspannterem Spielen führen.

Ich bin kein KL (hab' nur einen Schüler, mich selber ;-) ), eine Sehnenscheidenentzündung ist ja schon eine ernste Sache. Ich hatte bisher noch nie Probleme.

Was hast du gemacht? Wie lange hast du zB eine immer gleiche Bewegung geübt?

Gruß
 
Hey Bachopin,

also ich habe 2 oder 3 Wochen täglich mindestens eine Stunde ein kleines Stück von Bach mit diesem Anschlag geübt. Da ich dazu neige eher verhalten und leise zu spielen, sollte ich außerdem einen klangvolleren Ton erzeugen, ohne groß auf dynamische Differenzierungen zu achten. Das heißt, ich habe in der Zeit auch deutlich "lauter" gespielt als vorher. Das war zumindest für mein Gelenk und meine Muskeln wohl zu viel des Guten.

Viele Grüße
 
Hi Bachopin,

danke für Deine sehr informative und hilfreiche Antwort. Die Begründung mit Geste und Bewegungschoreographie finde ich plausibel.
Damit werde ich auf diesem Weg weiterüben, auch wenn es schwer fällt . Die KL meinte auch, dass durch das Kreisen eine Entspannung stattfindet und wenn man längere Stücke spielen möchte, Wege finden muss um zwischendurch immer wieder zu relaxieren. Ausserdem wird durch das Kreisen die reine Fingermechanik entlastet bzw. unterstützt.

Gruß, kiwi
 

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