Komponisten der Neuzeit? Warum nur Klassik(er)?

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reva

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24. Feb. 2011
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Hallo!

Ich bin auf der Suche nach einem neuen Stück und finde hier im Forum jede Menge Klassik(er). Allerdings würden mich auch Komponisten der 'Neuzeit' (keine Ahnung ob man das so nennt :confused:) interessieren. Einige Forumsmitglieder hier sind ein wandelndes Lexikon :D und ich hoffe auf ein paar gute Tipps.

Was mich jetzt zu einer weiteren Frage bringt, die mir schon einige Zeit unter den Nägeln brennt. (Wahrscheinlich bereu das jetzt gleich :rolleyes:) - aber, warum werden hier Komponisten aller Yundi oder Tiersen so verteufelt? Ich meine Einaudi kann ich ja wirklich nachvollziehen aber ich finde, dass die anderen auch durchaus ihre Berechtigung haben und nicht nur 'aneinandergereihte Eintönigkeit' komponieren.

Klassik hat ohne Frage ihre Berechtigung und es gibt einige schöne Stücke, die mir gut gefallen und noch auf meiner To Do Liste stehen. Ich habe auch schon mitbekommen, dass Klassische Stücke für die Technik sehr wichtig sind....

Trotzdem - (ich will's nur verstehen - vielleicht bekomme ich dann eine andere Sichtweise des ganzen) - wird über ein Stück eines klassischen Komponisten gepostet, kommen massenweise positive Kommentare, kaum fällt der Name Yiruma oder Tiersen (bei den beiden fällt's mir am öftesten auf), dann werden sie fast zerstückelt....

Gibt's hier im Form auch jemanden der sich zu Yann & Co bekennt?

Zu meiner Verteidigung - ich bin blutige Anfängerin... :D

Lg
Reva
 
Allerdings würden mich auch Komponisten der 'Neuzeit' (keine Ahnung ob man das so nennt :confused:) interessieren.
...ganz ultrastreng beim Wort genommen, beginnt die "Neuzeit" mit der Renaissance (also nach dem Mittelalter) :)

falls Du mit "Neuzeit" mehr oder weniger zeitgenössische Musik meinst, so ist dazu erswtmal zu bemerken, dass es viele verschiedene Musiksorten oder -richtungen mit unterschiedlichem Anliegen und Anspruch gibt.

an einem einfachen Beispiel gezeigt:
ein Himbeerbonbon ist kein Grillsteak, und da wäre es doch irgendwie nicht besonders optimal, wenn man das Himbeerbonbon partout auf den Grill legen und zum Steak erklären möchte. So ist es auch mit verschiedenen Musiksorten, deren Konstruktion/Komposition und Aussageabsicht verschieden ist: niemand kommt ernstlich auf den Gedanken, Ziersen & Co. schlecht zu machen, so lange diese innerhalb ihres Wirkungsbereichs betrachtet werden. Der eindeutige und beweisbare Widerspruch fängt erst dann an, wenn Tiersen & Co. als Kunstmusik bezeichnet werden: das ist dann so wie das Bonbon auf dem Grill.

"Klassik" ist zunächst eine Epochenbezeichnung, die es nicht nur in der Musik, sondern auch in der Literatur, Malerei, Bildhauerei, Architektur gibt - - dann hat sich dieses Wort bezogen auf Musik auch im Sinne von "alles von Bach bis Schönberg", also für alle "ernste Musik" (E-Musik) eingebürgert.
 
Hallo Rolf!

falls Du mit "Neuzeit" mehr oder weniger zeitgenössische Musik meinst, so ist dazu erswtmal zu bemerken, dass es viele verschiedene Musiksorten oder -richtungen mit unterschiedlichem Anliegen und Anspruch gibt.

Zeitgenössisch - das ist das Wort! - Danke!
Zwecks der Musikrichtungen - da bin ich für alles offen.... :D Einziges Kriterium derzeit - dass ich es spielen kann...

niemand kommt ernstlich auf den Gedanken, Ziersen & Co. schlecht zu machen, so lange diese innerhalb ihres Wirkungsbereichs betrachtet werden. Der eindeutige und beweisbare Widerspruch fängt erst dann an, wenn Tiersen & Co. als Kunstmusik bezeichnet werden: das ist dann so wie das Bonbon auf dem Grill.

OK - grundsätzlich alles klar. Und doch - wer sagt, dass in 200 Jahren ein Yiruma nicht der Kunstmusik zugeordent wird? Nur weil er heute Unterhaltungsmusik für das breite Publikum macht?

Ich habe hier was im Internet gefunden und kopiers einfach rein.... ;)
Die Verwendung des Begriffs „Kunstmusik“ birgt die Gefahr, eine generelle künstlerische und kulturelle Minderwertigkeit von nicht der Hochkultur zuzurechnender Musik (zum Beispiel Pop-, Rock-, Volksmusik oder Jazz) zu implizieren und ist deshalb, wie auch der Begriff der ernsten Musik, umstritten. Es ist schwierig zu begründen, warum Werke solcher Genres kein hohes Maß an geistiger Durchdringung (sei es auf musikalischer oder konzeptioneller Ebene) aufweisen können sollen.

Zudem schrieben auch klassische Komponisten wie Mozart oder Haydn schon funktionale Musik. Auch später komponierten beispielsweise Johannes Brahms (Ungarische Tänze) oder Franz Liszt (Ungarische Rhapsodien) Werke, die das breitere Publikum ansprechen sollten. Daher ist eine strikte Trennung von Unterhaltungs- und Kunstmusik beinahe unmöglich.


Genau das mein ich. Ich bin mir sicher, dass egal ob Mozart, Rachmaninov oder heute Yiruma mit ihren Stücken ein möglichst großes Publikum erreichen wollten.
Tiersen schreibt ua Filmmusik - so schlimm? Es gibt wunderschöne Filmmusik. Und hinter jedem Werk steckt eine Geschichte - wenn auch Fiktiv. Ich glaube, die Tatsache, dass jemand für zB Hollywood schreibt, zeigt, dass er gut ist.

Berühmte Pianisten geben eigentlich nur Altes wieder - vielleicht neu interpretiert - aber Altes. Und dennoch werden sie als Künstler gefeiert? ;)
Während andere belächelt werden, die sozusagen neues geistiges Eigentum erschaffen?

LG
Renate
 
Und ich geb dir völlig Recht, reva. Die qualitative Unterscheidung von Musik, was der Begriff Kunstmusik ja tut, ist schon lange problematisch und wird es immer mehr sein. Ganz genau, wie man Geschmack jemand nicht erklären kann, oder hat ein Mensch, der Austern nicht mag, partout einen schlechten Geschmack? Mitnichten.

Man kann sicherlich argumentieren, dass manche Musik in harmonischer, rhythmischer oder instrumentalischer Hinsicht komplexer, vielfältiger, größer oder durchdachter ist, das reicht aber bei weitem nicht aus, um Musik qualitativ allgemein zu beurteilen.

Denn bei allen Kriterien, die man einführt: Musik ist und bleibt ein viel zu subjektives Erleben, als dass man anderen Menschen einreden könnte, dass die eigene Musik hochwertiger als ihre ist.

Alles Liebe
 
Ok - das ist ja schon was...
Albinoni, Zemlinski, Schönberg....

Ja - Boulez (soweit auf die Schnelle jetzt festgestellt) wird nicht mein Freund. ;)

Noch ein paar Tipps?

Ich bin zwar bestens mit Google vertraut - aber irgendwie komme ich da nicht wirklich auf ein Ergebnis. Gibt's eine brauchbare Seite mit einem Verzeichnis oder so?

Ich weiß, dass ist jetzt alles ziemlich nerviges Anfängerzeugs :D aber irgenwie muss ich ja da hineinkommen.... Und hier im Forum gibt's die Infos im komprimierter Form :rolleyes:

Ach ja - falls der Tipp mit KL kommt - die sehe ich die nächsten 2 Monate nicht...

Lg
Reva
 
Hallo Rolf!

Zeitgenössisch - das ist das Wort! - Danke!
Zwecks der Musikrichtungen - da bin ich für alles offen.... :D Einziges Kriterium derzeit - dass ich es spielen kann...

das ist doch prima - und ich bin sicher, Du findest in verschiedenen Musiksorten allerlei, was Du spielen kannst oder spielen lernen kannst.

Was das Zitat betrifft:
Nein. Der Begriff Kunstmusik impliziert nicht notwendig eine Abwertung - diese Annahme gerade führt ja dazu, dass immer wieder mal mit beleidigt-trotzigem Ton und ohne argumentativen Aussagewert sowas wie "buhuhu Tiersen ist auch Musik" angeführt wird. Ist das Himbeerbonbon beleidigt oder abgewertet, weil es vernünftigerweise nun mal nicht auf den Grillrost gelegt wird (wo es dann schwupps durchfällt und in der Glut landet)? ;) :) Vielmehr bedeutet dieser Begriff zunächst eine Unterscheidung! Der abstrakte Oberbegriff ist "Musik", ja und da vielerlei darunter. Kunstmusik, Unterhaltungsmusik, Filmmusik, Dorfhockmusik u.v.a. - - so wie im Begriff Nahrungsmittel auch Steaks und Himbeerbonbons enthalten sind, aber beide sind halt mal ziemlich verschieden.

eigentlich doch ganz einfach :)
 
Und ich geb dir völlig Recht, reva. Die qualitative Unterscheidung von Musik, was der Begriff Kunstmusik ja tut, ist schon lange problematisch und wird es immer mehr sein. Ganz genau, wie man Geschmack jemand nicht erklären kann, oder hat ein Mensch, der Austern nicht mag, partout einen schlechten Geschmack? Mitnichten.
es gibt aber gravierende Unterschiede zwischen einem Geschmacksurteil und einem Qualitätsurteil

z.B. kann man Himbeerbonbons mögen, völlig ok - Grillsteaks sind sie deswegen aber keine ;)
 

es gibt aber gravierende Unterschiede zwischen einem Geschmacksurteil und einem Qualitätsurteil

z.B. kann man Himbeerbonbons mögen, völlig ok - Grillsteaks sind sie deswegen aber keine ;)

Jetzt kommen wir dem ganzen näher...

OK - also beispielsweise Yiruma ist das Himbeerbonbon und keine Ahnung - Mozart das Grillsteak. Gut - jetzt sprichst du die Qualität an - worin genau siehst du (ihr) den Qualitätsunterschied? Was genau ist anders, dass aus dem gleichen Material ein Himmbeerbonbon und ein Grillsteak entstehen kann?

Vielleicht sollte ich sicherheitshalber sagen, dass ich weder Werbung für Yiruma und Co machten möchte noch ein Verfechter deren Musik bin. Ich möchte es nur gerne verstehen und sozusagen Fakten hören.... :p

Lg
 
Ich möchte es nur gerne verstehen und sozusagen Fakten hören.... :p
verstehen ist ja etwas, was man selber tun muss (denn sonst wäre es wie abschreiben in der Mathearbeit :D) - - man könnte darüber sinnieren, was ein Aquarell von Cezanne von einem Aquarell im VHS-Malkurs unterscheidet
und damit das gelingt, kann man sich einlesen und informieren, was Malerei ist, Kunstgeschichte usw. - - analog wird man, so man sich kundig macht, um zu verstehen, gravierende Unterschiede zwischen einem Schubertwalzer und einem Tiersenklavierstück feststellen
 
Vielleicht sollte ich sicherheitshalber sagen, dass ich weder Werbung für Yiruma und Co machten möchte noch ein Verfechter deren Musik bin. Ich möchte es nur gerne verstehen und sozusagen Fakten hören.... :p

Lg

Das geniale an Tierssen et.al ist, dass viele Menschen glauben, dass dies anspruchsvolle, "klassische" Musik sei.
Er verwendet wenige Akkorde aus Standard-Harmonieverbindungen, die erst wirken, wenn sie als Arpeggio mit viel Pedal zu einer flächigen Klangkulisse verschmelzen.
Technisch ist das nicht einmal ganz einfach zu spielen, damit es wirklich sauber klingt.

Die musikalische Aussage ist aber extrem beschränkt.
Künstlerisch ist das Kitsch wie, der röhrende Hirsch auf der Wiese.:D
Als Flächenklang in einem auf Werbefilmästhetik reduzierten Film wie "Die Welt der Amelie" ist das vielleicht sogar solides Handwerk.
Man darf das ja auch gut finden, solange man das hören oder sehen mag.
Wichtig ist, dass man lernt, den Unterschied zu erkennen.

Als ich 17 war, kam Led Zeppelin mit "Stairway to Heaven".
Ich dachte, es sei das komplexeste Gitarren-Intro der Welt ... solange, bis ich es nach ein paar Tagen spielen konnte.
Gefallen tut es mir irgendwie noch heute.

Lieber Gruß, NewOldie
 
Das geniale an Tierssen et.al ist, dass viele Menschen glauben, dass dies anspruchsvolle, "klassische" Musik sei.
Er verwendet wenige Akkorde aus Standard-Harmonieverbindungen, die erst wirken, wenn sie als Arpeggio mit viel Pedal zu einer flächigen Klangkulisse verschmelzen.
Technisch ist das nicht einmal ganz einfach zu spielen, damit es wirklich sauber klingt.

Also Tiersen würd ich auch nicht zur Klassik zählen :D - aber der Rest ist für mich ein verständliches und nachvollziehbares Argument. Sowas wollt ich hören...

Das die meisten klassischen Stücke ziemlich anspruchsvoll zu spielen sind im Gegensatz zu den Tiersens & Co war mir schon aufgefallen, aber ich konnte mir eigentlich nicht vorstellen, dass dies so ausschlaggebend ist...

Na denn - ich werde mich zukünftig vermehrt der(n) Klassik(er) zuwenden. Dann bin ich vielleicht irgendwann soweit, dass ich hier nicht mit so komischen Fragen nerve.... :D


Lg
Reva
 
Ja, aber - ist das denn auch wissenschaftlich bewiesen?!?!

Ganz der Grounded Theory entsprechend, aus den qualitativen Forschungszweigen, habe ich mich einmal in die Lebenswelt dieser meiner Objekte eingefühlt und mit ihnen viele Interviews geführt und ausgewertet. Die Bonbons hatten dabei unter ihresgleichen ein ausgeprägtes Zusammenhörigkeitsgefühl: Es verband sie dabei ein tiefes Gefühl der Ausgelutschtheit.
Die Steaks hingegen waren zäh und ließen sich nicht knacken. Hätten sies getan, sie wären wohl eher unter dem Oberbegriff Bonbons eingeordnet worden.

Hallo, Reva

komische Fragen sind gut und willkommen, solange man offen bleibt und auch bereit ist Eigeninitiative zu zeigen. Insofern: Nur zu.

Was man tun könnte, um ganz konkrete Unterschiede zu nennen, wäre, dass du dir z.B ein Werk aus der Klassik aussuchst. z.B die erwähnten Schubertwalzer von Rolf oder ein sonstiges Klavierwerk, welches dir eventuell bekannt ist und du einfach nur beschreibst was dir dazu einfällt, oder was du durch lesen in Erfahrung bringst. Dinge wie Formanalyse, Entstehungshintergrund (war die Komposition für einen bestimmten Anlass komponiert etc. pp) und das gleiche für das Tiersen Stück. Dann wird man Schritt für Schritt (oder noch richtiger sogar "Stück für Stück") die Unterschiede herausfiltern.

Zu deiner Eingangsfrage: Zeitgenössisch ist natürlich auch nicht ganz leicht zu beantworten. Will man hier nur Komponisten auflisten die noch leben?
Wenn es nämlich nach dem Kriterium der Spielbarkeit geht (was kannst du denn spielen?) wären aufjedenfall die Gymnopedies / Gnossiennes von Eric Satie eine gute Anlaufstelle. Auch kleinere Werke von Béla Bartók. Arvo Pärt lebt sogar noch, aber ich bin mit seiner Solo-Klavierliteratur nicht vertraut, sofern er eine hat. Aber z.B gibt es von Fratres auch einige Bearbeitungen, darunter für Klavier und Geige/Cello.

Schönen Gruß, Raskolnikow
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Moin, Renate!

Und doch - wer sagt, dass in 200 Jahren ein Yiruma nicht der Kunstmusik zugeordent wird?

Das müssen dann aber Teletubbies sein, die Yiruma der ernstzunehmenden Musik zuordnen.

Zitat von Unbekannt:
Die Verwendung des Begriffs „Kunstmusik“ birgt die Gefahr, eine generelle künstlerische
und kulturelle Minderwertigkeit von nicht der Hochkultur zuzurechnender Musik
(zum Beispiel Pop-, Rock-, Volksmusik oder Jazz) zu implizieren und ist deshalb,
wie auch der Begriff der ernsten Musik, umstritten. Es ist schwierig zu begründen,
warum Werke solcher Genres kein hohes Maß an geistiger Durchdringung
(sei es auf musikalischer oder konzeptioneller Ebene) aufweisen können sollen.

Zudem schrieben auch klassische Komponisten wie Mozart oder Haydn schon funktionale Musik.
Auch später komponierten beispielsweise Johannes Brahms (Ungarische Tänze) oder Franz Liszt
(Ungarische Rhapsodien) Werke, die das breitere Publikum ansprechen sollten.
Daher ist eine strikte Trennung von Unterhaltungs- und Kunstmusik beinahe unmöglich.

Leider nennst Du die Quelle nicht. Könntest Du sie nachtragen?
An dem von Dir zitierten Text mißfällt mir die Vermischung von richtigen Beobachtungen
und falschen Schlußfolgerungen. In der Summe stimmt der ganze Text nicht mehr.

Die Trennung in Kunst- und Popularmusik ist undurchdacht - genauso wie die zwischen
ernster und unterhaltender Musik. Bis dahin hat der unbekannte Verfasser recht.
Aber es ist eine glatte Falschaussage, daß das höhere oder geringere Maß an geistiger Durchdringung
egalwelchen musikalischen Materials nicht demonstriert werden könne. Es läßt sich anhand
des Notentextes wunderbar demonstrieren, sofern nicht schon der Höreindruck darüber Auskunft gibt.

Der historische Exkurs ist dann gleich völlig daneben. Alle Musik bis in die Zeit Haydns und Mozarts
hinein ist funktional, d.h. auftragsgebunden und für einen bestimmten Anlaß hin komponiert
(Messe, Oper, Symphonie, Tafelmusik). Es war und ist für Komponisten kein Widerspruch,
zweckgebundene Auftragswerke zugleich mit höchstem künstlerischen Anspruch zu schreiben.

Mit seinen gedanklichen Ungenauigkeiten will der von Dir zitierte Text darauf hinaus,
den Begriff des Qualitätsunterschieds einzukassieren, und das ist unzulässig.
Qualitätsunterschiede, Unterschiede zwischen mißlungener und gelungener Musik,
lassen sich in allen "Genres" dingfest machen.

Genau das mein ich. Ich bin mir sicher, dass egal ob Mozart, Rachmaninov
oder heute Yiruma mit ihren Stücken ein möglichst großes Publikum erreichen wollten.
Tiersen schreibt u.a. Filmmusik - so schlimm? Es gibt wunderschöne Filmmusik.
Und hinter jedem Werk steckt eine Geschichte - wenn auch fiktiv.
Ich glaube, die Tatsache, dass jemand für z.B. Hollywood schreibt, zeigt, dass er gut ist.

Auch in Deinem Beitrag ist einiges korrekturbedürftig. Beethoven, Rachmaninow & Co.
hatten - modern gesprochen - nur eine bestimmte Zielgruppe vor Augen,
nämlich das gebildete, die Gepflogenheiten des Adels imitierende Bürgertum.
Ein möglichst großes Publikum zu erreichen, wäre ihnen als ein Unding erschienen.
Und Filmmusik zu schreiben, besagt überhaupt nichts, adelt einen Komponisten nicht,
ob er nun für Hollywood oder Cinecittà schreibt, spricht aber auch nicht gegen ihn.

Während andere belächelt werden, die sozusagen neues geistiges Eigentum erschaffen?

Niemand wird belächelt, weil er "neues geistiges Eigentum erschafft" -
höchstens wegen der Art und Weise, wie er das zu erreichen versucht.
Und damit komme ich zu dem Mißverständnis, das einem in den endlos wiederkehrenden
Yiruma-/Einaudi-/Tiersen-Diskussionen begegnet: Für eine selbsterannte Elite sei
die Einfachheit ihrer Werke skandalös und provoziere Abwehrreflexe.

Und ich kann dazu nur zum x-ten Male sagen: Nicht die Einfachheit ist das Skandalon,
sondern die Tatsache, daß Tiersen et al. mit ihr nicht umzugehen wissen.
Einfachheit bietet keine Garantie für ästhetisches Gelingen, sowenig wie ihr Gegensatz -
die Komplexität. Mit dem einen wie dem anderen kann man das Ziel erreichen oder verfehlen.
Der Aufwand, den man als Komponist betreibt, muß sich vor der Musik rechtfertigen,
die durch ihn entsteht. Das ist die Faustregel, und zu Ende gedacht, hebt sie die Gegensätze
"Simplizität - Komplexität" auf.

Das läßt sich zeigen. Saties "Gymnopédies" oder "Gnossiennes" sind nicht bruchlos einfach.
Es gibt immer ein widerborstiges Element darin: das Schwanken zwischen Modalität
und Funktionstonalität, Ketten von Dissonanzen neben harmonischen Grundfunktionen -
ohne daß all das gekünstelt wäre. Diese Erfahrung fehlt den genannten Herrschaften,
die glauben, in der unbeholfenen Nachahmumg Satiescher Errungenschaften ihr Heil zu finden.

Wenn es Dir um leicht zugängliche neuere Musik geht, dann versuch es doch mal
- neben Satie - mit dem Zyklus "Für Kinder" von Bela Bartók, mit "Dream" und "In a landscape"
von John Cage, mit Klavierstücken von Arvo Pärt, im Non-Klassik-Bereich mit
(guten) Arrangements Deiner Lieblings-Songs. Ein anderer Schritt: Spiel Deine Songs
nach Gehör, erarbeite Dir verschiedene Begleitmuster dazu, harmonisch und spieltechnisch.
Der letzte Schritt: Denk Dir ein paar melodische Bögen aus, erfinde dazu
mehrere(!) unterschiedliche Begleitmuster à la Tiersen und überprüfe nach Gehör,
was reizvoller klingt. Der Vorteil von alledem: Die spielst die Musik mit wachen Sinnen
(statt die Sinne von irgendwelchem Unfug abstumpfen zu lassen), und es kommt womöglich
etwas Schönes bei Deinen eigenen Versuchen heraus.

Herzliche Grüße,

Gomez

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