Klavierstimmen mit Smartphone

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Einer der Kritikpunkte bei Stimmsoftware auf Smartphones ist die scheinbare Tatsache, dass die Mikrofonqualität einfach zu schlecht ist, um präzise das Obertonspektrum zu erfassen.

Das war vielleicht gestern so, heute aber nicht mehr:

Pianometer+USB-C+AudioInterface+Microphones-klein.JPG

Kurze Beschreibung: Smartphone ist ein nicht mehr ganz brandaktuelles OnePlus 9 Pro, an das ich über ein USB-C Adapterkabel das Steinberg Audio-Interface angeschlossen habe. Das Telefon hat genügend Saft, das Interface ohne externe Stromversorgung zu betreiben, so dass nun die Stimmsoftware nicht mehr die internen Mikros nutzt, sondern die Røde NT5 mit Phantomspeisung. Man kann offenbar jedes beliebige Audio-Interface anschließen, das über USB Audio herausgibt. Das kleine Tascam DR-05X läßt sich auch als Audio-Interface nutzen und funktioniert ebenfalls prinzipiell wie das gezeigte Setup.

Rein subjektiv scheint es etwas gebracht zu haben; einzelne Saiten, die nicht ganz sauber sind, "zappeln" weniger, aber das kann auch eine Illusion sein.

Offenbar hat noch keiner diese abwegige Idee gehabt und habe das zusammengefasst jetzt auch einmal dem Entwickler von Pianometer zukommen lassen. Mal schauen, ob das etwas ist, das bei der Weiterentwicklung hilft.
 
Die Frage ist letztlich: messen Smartphone Mikrofone eine andere Frequenz als teure Mikrofone? Damit meine ich nicht den abgedeckten Frequenzbereich. Ich meine, ob ein Ton von 500 Hz von einem Smartphone Mikro fälschlicherweise z.b. mit 505 Hz gemessen wird, von dem teuren aber korrekterweise als 500 Hz Ton. Falls nicht, dann ist dein Setup eigentlich überflüssig.

Die meiste Stimmsoftware misst ja nicht bei allen Tasten alle Teiltöne. Vor allem im Bass nicht den ersten Teilton (also den Grundton). Von daher muss der abgedeckte Frequenzbereich ja auch nicht bei 27,5 Hz (dem ersten Teilton des Subkontra A) anfangen. Denn das messen Smartphone Mikros bestimmt nicht. Deren abgedeckter Bereich dürfte erst bei wesentlich höheren Frequenzen beginnen.
 
Ich meine, ob ein Ton von 500 Hz von einem Smartphone Mikro fälschlicherweise z.b. mit 505 Hz gemessen wird
Das kann bei Pianometer eigentlich vernachlässigt werden, da hier die Möglichkeit einer Kalibrierung besteht. Laut Entwickler sollte das aber auf modernen Devices (da zähle ich mal aktuelle Smartphones dazu) nicht nötig sein. Gemessen wird eine Frequenz ja nicht über das Mikro, sondern über die "internal clock".
Meines Wissens braucht es keine besonders guten Mikros für Stimmsoftware. Was externe Mikros aber einfacher machen, ist die Positionierung. Was ich bei meinen ersten Versuchen gemerkt habe, ist, dass einfach Smartphone irgendwo in die Mitte packen nicht ausreicht.
@OE1FEU , hast Du denn auch mal mit dem internen Mikro verglichen? Also das rein subjektive Ergebnis mit dem internen Mikro gemessen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Du liegst natürlich vollkommen richtig, ohne Einschränkung.

Auslöser für mein Posting war das hier:

"From what I understand, the microphones on most cellular devices just don't handle the lower frequencies well. So, they are listening to the higher partials to tune. The microphones are designed around the hearing range of the human voice. The lower notes of the piano are in the 20-30 hertz range. Many small mics don't pick up this range. I think it would be best to show as much information as possible, provided that the information doesn't interfere with the process of tuning."
(https://forum.pianoworld.com/ubbthr...opment-seeking-tech-feedback.html#Post3421153) im Gesamtkontext eines Gedankenganges, der mal eben das Rad neu erfinden will, ohne wahrzunehmen, dass es bereits Vierradantrieb mit Alufelgen und Profilrädern gibt.

Die Annahme, dass alle Smartphones nur Scheiße sind, wenn es um Audio geht, grassiert seit der Vorstellung des ersten Smartphones. Dass es nicht die in Smartphones verbaute Technik ist, die beschissenen Sound aufnimmt, haben nur die wenigsten verstanden und wettern auch heute noch (s.o.) über die scheinbar lächerlichen Smartphones.

Die waren von Anfang an auf den bestmöglichen Kompromiss zwischen Datenvolumen und Verständlichkeit der menschlichen Sprechstimme ausgelegt. Musik spielte da keine Rolle und wer heute mit einem Smartphone sein eigenes Klavierspiel aufnimmt, bekommt halt genau das Ergebnis dieser Grundlagenentwicklung. 99% aller Klavieraufnahmen mit Smartphones klingen scheiße, genauso scheiße, wie vor 50 Jahren Klavieraufnahmen klangen, wenn man sie über ein herkömmliches Analogtelefon abspielte und abhörte.

Umgeht man jedoch diesen üblichen Signalweg, dann sind Smartphones plötzlich gar nicht mehr so scheiße wie immer behauptet und genau das wollte ich in meinem Proof Of Concept zeigen. Eine entsprechende Aufnahme, die den direkten Signalweg nimmt, ohne die Algorithmen zur Sprachoptimierung zu nutzen, habe ich mal gemacht und damit auch gezeigt, dass die internen Mikrofone gar nicht so bescheiden sind wie immer dargestellt. Hier mal eine Aufnahme in der sowohl die internen Mikrofone eines Oneplus 9 Pro und externe Mikrofone via Audio-Interface zu hören sind. Das Umstöpseln der Mikrofone ist bei 04:14 zu sehen und zu hören.





Und um auf Software zur Stimmung zurückzukommen: Ich glaube schon, dass es einen erheblichen Unterschied macht, ob die Software mit einem Signal arbeitet, das sprachoptimiert, datenreduziert und mit diversen Algorithmen z.B. zur Geräuschunterdrückung daherkommt, oder ob einfach das genutzt wird, was das Mikrofon ohne Umwege aufnimmt.

Ich habe das ganze mal ausführlich dem Entwickler von PianoMeter geschrieben und bin gespannt, ob der Ansatz tatsächlich einen Unterscheid in der Entwicklung von Stimmsoftware macht. Rein subjektiv waren es vor allem die unreinen Saiten meines uralten Steinways, die mit diesem Setup ein spürbar besseres Ergebnis lieferten, aber das ist eben subjektiv. Messergebnisse von Entwicklern sind das, was mich eigentlich interessiert - und bisher hat meinem Wissen nach noch keiner diesen Signalweg genutzt.
 
V.a. das fis" klingt bei beiden Aufnahmen irgendwie verstimmt...
 
Ich habe das ganze mal ausführlich dem Entwickler von PianoMeter geschrieben und bin gespannt, ob der Ansatz tatsächlich einen Unterscheid in der Entwicklung von Stimmsoftware macht.
Wenn ich das richtig gelesen habe, deckt sich seine Antwort mit dem, was @Tastenscherge geschrieben hat.
I can confirm that while PianoMeter looks at the full frequency range for things like note identification and inharmonicity measurement and calculation, when it comes to actually tuning the piano, it doesn't look at anything below about 100 Hz. When you're tuning A0, the strobe rings are tuning the 4th, 5th, 6th, and 8th harmonics. The 4th harmonic of A0 is roughly 110 Hz.

Therefore, I think the benefit of a high quality mic with a flat response would be more in the areas of quick note identification and higher quality tuning calculation, but not necessarily in giving better feedback during the actual tuning itself. Because any mic can accurately detect frequencies in the 100-4000 Hz range.
 
Die Smartphone Hersteller verwenden im Allgemeinen dieselben Bauteile als Mikrofon wie z.B. in in-ear Kopfhörern als Lautsprecher verwendet werden.
 
V.a. das fis" klingt bei beiden Aufnahmen irgendwie verstimmt...

Du bist herzlich eingeladen, diesen Ton besser zu stimmen. Haltbar. Unter Berücksichtigung der Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsschwankungen einer Dachgeschoßwohnung mit großen Fenstern gen Süden. Und des Alters des Instruments, also 137 Jahren. Und dessen originalen Stimmstocks.

Besonders viel Freude wirst Du mit der linken äußeren Saite haben, da bin ich ganz sicher.
 

oder meine persönliche Vermutung "es ist einfach nicht gescheit gestimmt"

Das ist die zweithäufigste Vermutung, direkt nach den ganzen ominösen Plattenrissen.

Ich weiß, woran es liegt, aber mein Leidensdruck ist nicht groß genug, um diese Baustelle zu besaitigen, weil ich dadurch auch gleich noch ein paar andere Baustellen öffnen würde - und darauf habe ich einfach keine Lust, zumindest aktuell nicht.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Die Frequenzen im "Normalbereich" (extreme Tiefen habe ich nicht ausprobiert) werden von meinem "chromatischen" Gitarrenstimmgerät und der Äpp "Chromatic Tuner Tu-3" auf meinem Handy gleich hoch gemessen.
1% in der Frequenz, entsprechend 20 Cents, daneben: nö, so ungenau sind heute Chips nicht getaktet.
 

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