Infos zur "Abkratztechnik" gesucht

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Nachtmusikerin

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Ich hatte vor ziemlich langer Zeit drei Klavierstunden bei einem sehr guten Pianisten, der mit mir eine neue Technik erarbeiten wollte. Dann habe ich aber leider abrupt mit dem Klavierspiel aufgehört. Aber nun fällt mir plötzlich einiges wieder ein, was er mir damals erklärt hatte. Aber eben nur bruchstückhaft.
Kennt jemand die Technik, beim Spielen die einzelnen Finger blitzschnell nach hinten zu ziehen? Hört sich zugegebenermaßen etwas nebulös an.
Ich versuche es mal besser zu erklären.
Zuerst haben wir das in Zeitlupe geübt: die Hand liegt in normaler Haltung auf der Tastatur. Dann wird jeder Ton nacheinander angeschlagen. Aber eben nicht normal, sondern mit einer schnellen Bewegung, bei der das unterste Fingerglied nach hinten sprang. So wie wenn man etwas abkratzen möchte.
Ich nenne es einfach mal Abkratztechnik. :D
Der Lehrer spielte mir dann eine Mozart Sonate, sowie Chopin Op.25 Nr.11 mit dieser Technik vor. Das war schon ziemlich toll.
Leider habe ich dann aber aufgehört und das ganze ist im Anfangsstadium stecken geblieben.
Meine Frage nun: ist diese Technik bei Pianisten allgemein gebräuchlich? Wer benutzt sie von euch? Lohnt es sich, Zeit zu investieren?
Gruß
 
vermutlich meinst Du eine Spielweise, die sich bei sehr schnellen Passagen eignet: die Finger kommen nicht im Tastenboden an, d.h. die Tasten werden nur halb bis dreiviertel bewegt; ob man dabei wie über die Tasten blitzschnell "kratzt" oder nicht, ist eigentlich egal.

Gruß, Rolf
 
Nein, ich glaube eher, der Lehrer meinte die Spielweise, die von J.S.Bach als "Schnellen" bekannt ist. Dabei wird der Finger halbkreisförmig nach innen "abgezogen", was man auch als "abkratzen" von der Taste bezeichnen könnte.
Diese Technik eignet sich für non-legato Spiel in "geschwindten Zeitmaaßen", um bei damaligen Bezeichnungen zu bleiben. Laut C.P.E.Bach erleichtert dieses Schnellen, dass die Töne schön perlend non-legato und gleichmäßig herauskommen.
 
Habe ich auch mal im Studium gelernt, ist für einige Passagen durchaus erfolgsbringend. Aber da jetzt ein Allheilmittel für alles draus zu machen halte ich für Quatsch.

Wenn eine Stelle gut funktioniert, dann isses egal, wie man das anstellt. Wenn sie NICHT funktioniert muss man rumprobieren, da kann sich die "Abkratztechnik" schon mal anbieten... im leggiero zB...

zB: Estamps Nr.1 Debussy rechts diese schwarzen Tasten rauf und runter im Schluss, da habe ich das dann eingesetzt.
 
Nein, ich glaube eher, der Lehrer meinte die Spielweise, die von J.S.Bach als "Schnellen" bekannt ist. Dabei wird der Finger halbkreisförmig nach innen "abgezogen", was man auch als "abkratzen" von der Taste bezeichnen könnte.

und auf einem heutigen Instrument kann man das halt so machen, dass man mit den Fingerkuppen eben nicht auf den Tastenboden kommt - wird wohl mehr oder weniger auf dasselbe hinauslaufen, d.h. ich sehe da keinen Widerspruch.

@Viola: hier war nirgends angedeutet, dass das "abkratzen" ein Allheilmittel seie (aber es kommt vor, meist gegen Ende der irdischen Tage) :) :) :)
 
und auf einem heutigen Instrument kann man das halt so machen, dass man mit den Fingerkuppen eben nicht auf den Tastenboden kommt - wird wohl mehr oder weniger auf dasselbe hinauslaufen, d.h. ich sehe da keinen Widerspruch.

Es geht auch gar nicht um einen Widerspruch. Es geht stattdessen darum, wofür die Technik des Schnellens genutzt werden kann - auch auf einem heutigen Klavier (m.E. hat sich da nix an der Konstruktion geändert, was die Technik des Schnellens in Frage stellen würde an einem modernen Flügel (Cembali, Orgel und Clavichords haben sich ja sowieso nicht geändert, und die Technik des Schnellens hat Meister Bach an all diesen ansonsten mechanisch völlig unterschiedlichen Instrumenten zelebriert)).

Bei der Technik des "Schnellens", oder wegen mir auch "Abkratzen" geht es nicht in erster Linie darum , ob man den Tastenboden erreicht oder nicht, sondern um eine Spieltechnik, die non-legato in schnellen Passagen erleichtert. Man darf also die Angelegenheit nicht isoliert auf eine Taste betrachten, stattdessen spielt das Timing des Loslassens einer Taste/ eines Fingers beim Zurückschnellen in Verbindung mit dem Drücken der nächsten Taste eine Rolle. Laut C.P.E.Bach verhilft das Schnellen dazu, nicht eine gebundene Spielweise zu verfallen (je schneller, umso mehr war non-legato bevorzugt, um die einzelnen Töne besser voneinander unterscheiden zu können).
 
Bei der Technik des "Schnellens", oder wegen mir auch "Abkratzen" geht es nicht in erster Linie darum , ob man den Tastenboden erreicht oder nicht, sondern um eine Spieltechnik, die non-legato in schnellen Passagen erleichtert.

zunächst ganz allgemein: wenn man sehr sehr oft mit den Fingerkuppen auf dem Tastenboden aufprallt (denn er gibt ja nicht nach), dann kann das auf die Dauer unangenehm werden - es hat durchaus seine Berechtigung, da etwas vorsichtiger und schonender zu Werke zu gehen.

Aber denkbar ist, dass man denselben Effekt - schnelles perlendes non legato - erreicht, wenn man beides macht: entweder sofort loslässt (das erscheint mir mit "schnellen" gemeint) oder den Finger quasi wie "kratzend" über die Taste zieht (nach innen zieht) - - beides führt zu einem staccato oder wenigstens non legato, allerdings ist diese Bewegung so schnell, dass man sie kaum sieht. Aber fühlen kann man das, und da wiederhole ich: es geht schneller und müheloser, wenn man nicht bis zum Tastenboden kommt. Je nach Grifflage / Tastengelände wird man zwischen beidem variieren können (z.B. sehr schnelle Repetitionen funktionieren bestens, wenn man quasi über die Tasten nach innen "kratzt")
 
Nun, bzgl. non-legato führen viele Wege nach Rom, und sicherlich ist es hilfreich, die Taste bei schnellen perlenden Läufen nur soweit runterzudrücken, wie nötig.

Jedoch was die Terminologie des "Schnellens" angeht:

... entweder sofort loslässt (das erscheint mir mit "schnellen" gemeint) oder den Finger quasi wie "kratzend" über die Taste zieht (nach innen zieht)...

Nein, meiner Meinung nach ist mit Schnellen nicht gemeint, die Taste sofort loszulassen, sondern stattdessen genau die Bwegung, den Finger eben halbkreisförmig nach innen zu ziehen, und damit in der Tat über die Taste zu "kratzen".
Ausgangslage dafür ist eine Handhaltung mit ziemlich gebogenen Fingern, als würde man einen Apfel in der Hand halten (also keine flache Handhaltung).
 
Nein, meiner Meinung nach ist mit Schnellen nicht gemeint, die Taste sofort loszulassen, sondern stattdessen genau die Bwegung, den Finger eben halbkreisförmig nach innen zu ziehen, und damit in der Tat über die Taste zu "kratzen".

kann auch sein, dann sind halt "schnellen" und "(ab)kratzen" synonym - wie schon gesgt, lässt sich dieser Bewegungsimpuls auch minimieren, dann ist nahezu kein "kratzen" mehr vorhanden.

interessant ist natürlich beim so gedeuteten "schnellen", dass es dann kein loslassen der Taste mehr gibt (jedenfalls nicht mit einer eigenen loslass-Bewegung des Fingers)
 
Toll, dass ich gleich so viele interessante Antworten bekommen habe. :p
Natürlich soll das kein Allheilmittel sein (so habe ich das auch definitiv nicht in Erinnerung), aber für das Non-Legato-Spiel bei Läufen wäre die Beschäftigung damit sicher ein Gewinn.
Ich werde jedenfalls dank eurer Anregungen in den nächsten Tagen ein wenig herumexperimentieren.
Liebe Grüße,
Nachtmusikerin
 
Ich wüßte da noch so diverse Abkratztechniken!

Tabletten nehmen, Strick, von Hochhaus springen, erschießen... :D :D

(24 Std. nonstop Tiersen hören soll auch funktionieren... :D :cool:)

LG,
Hasenbein
 

Welche Todesart bevorzugt der dem Suizid zugeneigte russische Intellektuelle?
falls es sich um einen adeligen russischen Intellektuellen handelt, so begibt er sich auf mit einer eingeseiften Seidenschnur auf den Dachboden von Muttis Haus (Dostojewski, die Dämonen), dieselbe Quelle vermerkt auch einen gewissen Kirillow, vermutlich auch eine Art Intellektueller, aber der verwendet in einer dunklen Zimmerecke das Pistol.
 
Dazu eine Anekdote aus dem Geigenbau:

Kommt ein Bratscher;) in die Werkstatt:
"Ich möchte gerne eine Obligato D-Saite"

Geigenbauer:
"Kugel oder Schlinge?"

(Es gibt Saiten die am unteren Ende eine Schlinge oder eine Kugel haben. Zweitere kann man für Feinstimmer benutzen.:cool:)
 
hier die argentinische Selbstmordvariante (Mann):

Er klettert auf sein Ego und springt runter!
 
Dazu eine Anekdote aus dem Geigenbau:

Kommt ein Bratscher;) in die Werkstatt:
"Ich möchte gerne eine Obligato D-Saite"

Geigenbauer:
"Kugel oder Schlinge?"

(Es gibt Saiten die am unteren Ende eine Schlinge oder eine Kugel haben. Zweitere kann man für Feinstimmer benutzen.:cool:)

Ich würde ihn eher verstehen, wenn eine Bass-Saite erstanden werden würde, die Minidrähte halten doch nichts...
 
Viola, der mit dem Ego war klasse! :lol: 8)

Lässt sich aber nicht nur auf (argentinische) Männer anwenden... :floet: ;)
 
Habe ich aber IN Argentinien erzählt bekommen .... und passte da so völlig...!
 

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