Ich verspiele mich ständig.

D

Dana

Guest
Hallo,
Seit Sommer letztes Jahres übe ich tüchtig Klavier. Vom blutigen Anfänger, der nie musiziert hat, bin ich zu dem schon ein wenig geübten Anfänger geworden.
Ich übe c.a.2 Std., manchmal auch 3 Std. täglich, natürlich außer Tagen, wo ich Nachtwachen habe. Da vegetiere ich, und bin froh, dass ich überhaupt den Tag von einer Nachtwache zu der anderen hin kriege.
Ich habe ( wie alle Anfänger ) mit kleinen Kinderlidchen angefangen, und spiele jetzt noch leichtere Sachen wie z.B. “ Menuett “ ( aus dem Notenbüchlein für Anna Magdalena ) vom Bach, oder “ Für Elise” von Beethoven, oder kleine Stücke vom Mozart, usw...
Obwohl ich die Stücke flüssig spielen kann, und mich dabei sicher fühle, verpatze ich die immer.
Leider immer passiert es mir, dass ich mich verspiele.
In jedem Stück, das ich spiele gibt’s immer eine Stelle, auch nicht besonders schwere, in der ich mich einfach verspielen. Wenn ich bei nächstem Mal ganz gezielt auf die Stelle aufpasse, spiele ich sie richtig, aber ich schaffe dann mich in einer anderen Stelle wieder zu verspielen.
Es liegt nicht an der Schnelligkeit, weil auch bei langsamen spielen passiert mir das selbe.
Es ist ein wenig frustrierend.
Weißt vielleicht Jemand ein Rat dagegen ?
L.G.
Dana
 
In jedem Stück, das ich spiele gibt’s immer eine Stelle, auch nicht besonders schwere, in der ich mich einfach verspielen. Wenn ich bei nächstem Mal ganz gezielt auf die Stelle aufpasse, spiele ich sie richtig, aber ich schaffe dann mich in einer anderen Stelle wieder zu verspielen.
Es liegt nicht an der Schnelligkeit, weil auch bei langsamen spielen passiert mir das selbe.
Es ist ein wenig frustrierend.
Weißt vielleicht Jemand ein Rat dagegen ?

Nee, nicht wirklich. Tröstet es Dich, dass es mir ganz genauso geht? Übrigens wird die Fehlerquote bei langsamem Spiel höher, da das Fingergedächtnis nicht so zum Tragen kommt. Es ist zum Verzweifeln: Kaum hat man die Schwachstelle beseitigt, streikt eine andere Stelle - oft sogar die, die man am allerbesten konnte...
 
Hey dana!
Mach dir keinen zu großen Stress! Verspielene ist was ganz normales, das geht jedem so. Wenn man mal danebengreift ist auch nicht das gesamte Stückchen ruiniert. Versuche ruhig zu bleiben, und weiter zu spielen. Je mehr Stress man sich macht, desto mehr verspielt man sich auch.

Gönnst du dir auch genug Pausen? 2-3 Stunden am Stück konzentriert zu bleiben find ich gar nicht so einfach. Übst du in der Zeit nur an einem Stück? Spielst du auch "alte" Stücke, also Stücke die du schon länger spielst, dir gefallen und du sehr sicher spielen kannst? Dass "Für Elise" nach einem Jahr noch eine Herausforderung ist, ist glaube ich völlig normal.
 
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Hallo,

wenn es mir genauso geht, dass ich mich an den gleichen Stellen immer wieder verspiele, tue ich immer das Gleiche. Es ist nicht besonders originell:

  • Ein paar Takte vorher einsteigen und die Stelle immer wieder üben
  • Nur die Hand üben, wo der Verspieler auftaucht
  • Immer den gleichen Fingersatz benutzen
  • Ausprobieren, ob ein anderer Fingersatz besser funktioniert, aber dann zurück zum vorigen Punkt.

Meine Noten sind voll von Fingersatzgeschreibsel. :)

Viele Grüße,
Pigpen
 
Hallo Pigpen (Schweinestift????);

ich mach doch das Gleiche. Nur entwickelt sich flugs darauf eine andere, oft sogar eine Stelle, die man mit dreifacherGeschwindigkeit blind & besoffen spielen kann, zum neuen Problem.

...
 
Bei mir hat sich neulich ein Verspieler eingeschlichen, der mir viel besser gefallen hat, als das Orginal. :-) Nu weiß ich nicht, ob ich es wirklich wieder korrekt spielen will oder die falsche (aber schönere) Variante beibehalten soll. :D
 
Immer den gleichen Fingersatz zu benutzen, halte ich auch für sehr wichtig. Denn sonst verinnerlicht man mehrere "Versionen" und das Gehirn kommt beim Abrufen der Bewegungen ständig durcheinander. Die Folge ist, dass man nicht wirklich sicher wird und sich immer wieder verspielt.
Grüße von
Fips
 
Hi,

  • Ein paar Takte vorher einsteigen und die Stelle immer wieder üben
  • Nur die Hand üben, wo der Verspieler auftaucht
  • Immer den gleichen Fingersatz benutzen
  • Ausprobieren, ob ein anderer Fingersatz besser funktioniert, aber dann zurück zum vorigen Punkt.

meine Ergänzung zu diesen wichtigen Punkten:

1.) Das Stück muss so gut im Gedächtnis sein, dass man vorausschauend spielen kann. D. h. an jeder Stelle muss man wissen, wie es ein paar Noten weiter vorne weitergeht.

Dieses Vorgehen, das vorausschauende Spielen sollte (muss) man auch üben.

2.) Eine gute (beste) Methode, um ein Stück ins Gedächtnis zu bekommen, ist es (wirklich!!!) ganz langsam zu spielen und jeden Ton ganz bewusst und mit Nachdruck zu spielen. Der Nachdruck ist wirklich physisch gemeint, man drückt die Taste ganz bewusst mit zusätzlichem Druck ins Tastenbett (aber natürlich nur in dieser Übung, sonst natürlich nicht). Durch diesen zusätzlichen starken sensorischen Reiz (Tast- und Muskelsinn) wird das Gehirn zusätzlich stimuliert und die Erinnerung wird stärker verankert.

(Quelle: George Kochevitsky, Art of Piano Playing, sehr empfehlenswertes Buch!)

Probiert's aus, beide Methoden werden helfen.

Gruß
 
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Ganz wichtig: auf keinen Fall über Fehler aufregen! Auch wenn es leichter gesagt als getan ist ;)

Fehler können immer passieren, auch wenn man ein Stück noch so gründlich geübt hat. Nachträgliches Ärgern über einen nicht richtig erwischten Ton hilft aber garnichts.

Manche Klavierschüler haben auch die Angewohnheit, nach dem falschen Ton gleich noch den richtigen Ton hinterherzuspielen. Auch das macht es nur schlimmer!

Es gibt zwei grundverschiedene Ansätze, wie man am besten mit Fehlern umgehen soll:

1. fehlertolerantes Spiel

Das kommt beim Vortrag eines Stückes zur Anwendung. Egal was passiert - es muß weitergehen, Fehler dürfen nicht zu einem Abbruch des Spielflusses führen.

2. fehlerkritisches Spiel

Beim Lernen (Üben) eines Stücks darf man sich keine Fehler durchgehen lassen in der Hoffnung, es war nur "Zufall" und beim nächstenmal klappt es dann schon. Fehler sind eigentlich nie Zufall, es gibt immer einen Grund dafür. Oft ist es ein ungeschickter Fingersatz, unkontrolliertes Spiel oder mangelnde Vertrautheit mit dem Notentext.


Eine Schwierigkeit ergibt sich nun, wenn man beim Üben immer nur nach Methode 2 vorgeht und dann beim Vorspiel Methode 1 überhaupt nicht beherrscht. Daher sollte man in jeder Übsession das Stück auch mindestens 1 x ganz durchspielen, ohne bei jedem Fehler gleich wieder in den Übmodus umzuschalten. Am besten zu Beginn des Übens, dann kann man sich anschließend gleich den Stellen zuwenden, die es am dringendsten nötig haben.
 
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Danke, Haydnspass & Bachopin für die Hinweise. Werde das mal verinnerlichen. Das vorausschauende Spiel ist allerdings bei mir i.d. R. der/ein Fehlerverursacher...
 

Das passiert mir auch sehr oft, genau wie bei euch, meistens an der gleichen Stelle. Wenn man sich das ganze Stück wirklich richtig konzentriert, dann klappt es. Es sind die kleinen Unachtsamkeiten, die dann dazu führen, dass es eben nicht klappt.

Wichtig ist dann aber weiter zu spielen! Ich habe schon oft erlebt, dass ein Fehler jemanden total aus dem Konzept gebracht hat und er entweder ganz aufgehört hat zu spielen oder das Stück von vorne wieder angefangen hat oder den Rest nicht mehr auf die Reihe bekommen hat.

Das ist sehr fatal, wenn man z.B. mit einer Band spielt. Man muss dann wirklich so "abgebrüht" sein, dass es einen nicht so aufregen darf. In gewisser Weise ist es auch eine Übung, darüber hinweg zu spielen und so zu tun, als sei nichts gewesen. Nu ja nicht die Nerven verlieren.


Irgendein berühmter Jazzer hat mal sinngemäß gesagt: Wenn du einen falschen Ton spielst, dann halte ihn so lange aus, dass es klingt, als hättest du es mit Absicht gemacht :D
 
Hi Haydnspaß,

Eine Schwierigkeit ergibt sich nun, wenn man beim Üben immer nur nach Methode 2 vorgeht und dann beim Vorspiel Methode 1 überhaupt nicht beherrscht. Daher sollte man in jeder Übsession das Stück auch mindestens 1 x ganz durchspielen, ohne bei jedem Fehler gleich wieder in den Übmodus umzuschalten. Am besten zu Beginn des Übens, dann kann man sich anschließend gleich den Stellen zuwenden, die es am dringendsten nötig haben.

klasse Hinweise.

Den fehlertoleranten Modus kann man auch konsequent (= mehrmals) üben:

Also sich bewusst in den fehlertoleranten Modus (Vorsatz: ich spiele egal was für ein Fehler auftritt immer weiter) versetzen und das Stück spielen. Falls man sich dann bei einem Fehler trotzdem unterbricht, ein paar Takte zurück und nochmal spielen und dann ganz bewusst über den Fehler/mit dem Fehler drüber/weiterspielen. Das Problem ist natürlich, dass es jetzt sein kann, dass man den Fehler nicht macht, dann kann man natürlich trotzdem einfach weiterspielen. Den Fehler extra provozieren, das sollte man nicht machen. ;-)

Aber ich möchte noch mal darauf hinweisen, dass vor allem die 2. Methode, die ich oben genannt habe, einen wirklichen grossen possitiven Effekt auf das ursprüngliche Problem haben kann. (keine Theorie, ist von mir praktisch erprobt ;-) )

Die Methode ist nicht sehr intuitiv, aber ich kann jedem nur raten sie mal auszuprobieren.

Gruß
 
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Ihr wißt gar nicht, wie froh ich über diesen Beitrag bin! :kuss:

Ich habe wirklich an mir gezweifelt, da ich kaum ein komplettes Stück komplett fehlerlos hinkriege - egal wie oft ich es schon gespielt habe. Mal ist es nur ein kleiner Patzer, oft aber mehrere Stellen; Stellen, die eigentlich schon prima gingen und die ich schon ganz oft "im Akkord" (im Sinne von Akkordarbeit...) geübt und geübt habe. Oder plötzlich Stellen, die wirklich simpel sind und ich mir denke: WARUM zum Teufel ging jetzt der eine Ton daneben?!

Eure Tipps hier finde ich klasse und werde sie demnächst auch mal versuchen umzusetzen, danke dafür!
 
Auch ich verspiele mich natürlich noch sehr oft, und am allermeisten vor meiner KL, wenn die neben mir sitzt und mir auf die Finger schaut. Blöde Sache mit den Nerven, dabei ist das ja total albern, daher spiele ich regelmäßig vor meiner Familie. Meistens ist es sogar so, dass ich ein Stück endlich mal sauber hinkriege, mein Mann sitzt am Laptop - und hat es gar nicht mitgekriegt, weil er gar nicht zugehört hat! Meine Vermutung: Keiner ist so kritisch wie der Klavierspieler selbst, also locker bleiben!
LG
 
Hallo nochmal,

eins finde ich bei der ganzen Verspielerei beruhigend. Mit Geduld kommt man (oder ich zumindest) eigentlich dem Ziel immer etwas näher. Wenn ich also ein Stück nur oft genug gespielt habe und immer mehr verinnerlicht habe, tendieren die Fehler auch automatisch langsam gegen Null. Das nimmt mir etwas das verkrampfte Denken "Streng dich an, damit's klappt!" und damit beruhige ich mich manchmal selbst, wenn mich die Fehler nerven. "Sei geduldig, dann klappt's bald." Oft ist das dann auch so. Aber nicht immer! [Stampf!] :evil:
 
Ich möchte noch das Stichwort "Konzentration" nennen.

Ich muss mich wirklich auf das Stück einlassen und so konzentriert wie nur möglich spielen, um Fehler zu vermeiden.
Ich weiß, das ist leichter gesagt, als getan, aber es ist ein wichtiger Baustein!
 
Hi,

das mit der Konzentration sehe ich ähnlich. Allerdings ist dies, und das ist die Kunst für mich, nicht zu verwechseln mit "sich anstrengen". Enspannte Konzentration sozusagen...

Gruß,
Pigpen
 
Ich übe zur Zeit recht erfolgreich auf folgende Weise:

Ein Tempo bestimmen, in dem man bequem durch das ganze Stück - oder bei längeren Stücken erstmal durch einen Abschnitt kommt. Das Tempo sollte so sein, daß wirklich nur noch Flüchtigkeitsfehler auftauchen.

Jetzt kommt der schwere Teil: Man muß am besten den Raum verlassen und sich jetzt vornehmen, das Stück oder den Abschnitt wirklich fehlerfrei zu spielen. Mit diesem ernsthaften Entschluß setzt man sich jetzt ans Klavier und gibt sein bestes, ihn umzusetzen.

Nun spielt man das Stück oder den Abschnitt zweimal durch und bleibt wirklich bei dem geplanten Tempo. Wenn es sich doch nicht gemütlich anfühlt, muß man auch beim Spielen noch langsamer werden um das richtige Tempo zu finden. Das sollte aber die Ausnahme bleiben.

Das Wichtigste bei dieser Übungsweise ist die Konzentration. Wie schon gesagt wurde, muß man das Stück genau kennen und in der Lage sein, vorausschauend zu spielen. Das ergibt sich im Laufe der Zeit und wird mit jedem Stück etwas einfacher, die Konzentration muß halt auch geschult werden.

Eine weitere Variante ist fast genauso, nur daß man die ganze Zeit piano spielt, die ursprünglichen Techniken aber beibehält und sogar übertreibt. Das ist interessanterweise sehr hilfreich bei komplexen Stellen, die mit viel Körpereinsatz gespielt werden müssen. Also vermutlich noch nicht so wichtig für dich aber ich kann mich da auch täuschen.

Auf jeden Fall helfen beide Varianten, kontrollierter und sicherer und damit auch fehlerfreier zu spielen. Man darf aber nichts forcieren. Es soll zweimal (meinetwegen auch dreimal) versucht werden, den Entschluß, fehlerfrei zu spielen, umzusetzen. Dann hört man auf und versucht es am nächsten Tag wieder. Nach zwei oder drei Versuchen ist man sowieso ziemlich geschlaucht, wenn das Stück die eigenen Fähigkeiten gut fordert.

Man kann alternativ eine gemäßigte Version versuchen, indem man sich nicht vornimmt, fehlerfrei zu spielen sondern mit so wenig Fehlern wie möglich. Die harte Tour bringt auf Dauer mehr, kann aber sehr frustrierend sein.

Konzentration bedeutet übrigens, sich gezielt mit einem bestimmten Thema zu beschäftigen, ohne sich von anderen Gedanken oder äußeren Einflüssen stören zu lassen. Mit Entspannung und Verspannung hat das überhaupt nichts zu tun, eher mit Zungebeißen (soll helfen). Und Musik machen gehört nun mal zu den Aktivitäten, die volle Aufmerksamkeit brauchen. Deswegen ist der Entschluß vor dem Spielen so wichtig. Aber bitte keine Mantras flüstern, der Entschluß ist nicht so folgenschwer, wie ein Termin beim Zahnarzt und die Konsequenzen dauern vielleicht gerade mal 10 Minuten an, wenn überhaupt.

Es hilft auch, noch einmal die Sitzposition zu überprüfen und sich die ersten Takte vorzustellen, bevor man losspielt.

So, und jetzt Computer aus und ausprobieren ;)
 
das mit der Konzentration sehe ich ähnlich. Allerdings ist dies, und das ist die Kunst für mich, nicht zu verwechseln mit "sich anstrengen". Enspannte Konzentration sozusagen..

Stimme zu 100% zu! Entspannte Konzentration ist genau das, was gebraucht wird. Es hat also sehr wohl was mit Entspannung zu tun, und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß "Zungenbeißen", wie von Guendola empfohlen, da helfen soll.

Ich finde, es hilft, wenn man sich vorstellt, dass man das Stück jetzt aufnehmen will oder das man es jemandem vorspielen möchte. Das versetzt einen etwas in diese Situation, und das hat wenigstens 2 positive Effekte:
a) man konzentriert sich entsprechend, weil man sein bestes geben möchte und vor allem:
b) man probt damit die Realsituation, wenn man wirklich aufnimmt, oder jemand zuhört.
 

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