Hammer bleibt bei sehr festem Anschlag auf Saiten liegen

  • Ersteller des Themas Pianosa
  • Erstellungsdatum

Das ließe sich ja mithilfe eines Stückchen festen Kartons, den man testweise auf den Filz klebt überprüfen. Auslösepuppe natürlich entsprechend zurückdrehen.
Kann das funktionieren? Ich bin echt kein Experte für Klaviermechaniken, aber von Physik verstehe ich etwas. Wenn ich auf den Filz etwas Festes und Steifes wie Karton, Holz o.ä. aufbringe, wird der Druck doch weiterhin auf den Filz übertragen und der wird annähernd so zusammengedrückt wie vorher schon. Das wäre nur anders, wenn vorher nur ein Teil des Filzes zusammengedrückt würde und man mit dem Karton o.ä. den Druck auf mehr Filzfläche verteilen kann. Wenn ich mich nicht irre, käme man also nicht darum herum, testweise den Filz einer Puppe durch etwas Festeres ersetzen.

Generell habe ich aber ein ungutes Gefühl ohne Ahnung an der Mechanik was zu verändern. Ich bastel zwar gerne an Elektronik, aber ich weiß auch, dass man schnell nur schwer reversiblen Blödsinn machen kann, wenn man keine Ahnung hat.
 
Noch eine Verständnisfrage. Wenn man die Auslösepuppe weiter heraus einstellt, würde das mein Problem mindern, aber dafür die Auslösung insgesamt früher mit den damit verbundenen Nachteilen bei der Spielbarkeit erfolgen lassen?
 
Das wäre nur anders, wenn vorher nur ein Teil des Filzes zusammengedrückt würde und man mit dem Karton o.ä. den Druck auf mehr Filzfläche verteilen kann.
Richtig. Und deswegen funktioniert die Füsik sogar in einem ollen Klavier. :005:
Die Pilote (der Gnubbel, der von unten in den Filz drückt), hat eine runde Kuppe und drückt diesen natürlich nur punktuell ein. Außerdem drückt sie ihn nicht gerade, wie einen Kolben, sondern wird quasi "massierend" über den Filz geschoben.
 
aber ich weiß auch, dass man schnell nur schwer reversiblen Blödsinn machen kann, wenn man keine Ahnung hat.
Nö. Eine kleine Pappscheibe, mit Doppelklebeband ist reversibel.
An deine Idee, die Auslösung früher einzustellen, habe ich auch schon gedacht. Aber die Auslösung wird damit schwergängiger, also mit mehr "Knack" oder "Druckpunkt". Musst du probieren. 3 mm hast du ja schon... mir wäre das zu viel. Da hast du ja kaum noch Repetition. Ich habe meine Auslösung so knapp, wie nur irgend möglich reguliert.
 
Richtig. Und deswegen funktioniert die Füsik sogar in einem ollen Klavier. :005:
Die Pilote (der Gnubbel, der von unten in den Filz drückt), hat eine runde Kuppe und drückt diesen natürlich nur punktuell ein. Außerdem drückt sie ihn nicht gerade, wie einen Kolben, sondern wird quasi "massierend" über den Filz geschoben.
Ok, da habe ich nicht genau genug hingeschaut mit der runden Kuppe, mein Fehler.:heilig:Dann ergibt das echt Sinn, was du vorschlägst. Ist schon komplex so eine Klaviermechanik. Da haben sich ja auch über 100 Jahre lang Leute Gedanken in der Entwicklung gemacht.

Nö. Eine kleine Pappscheibe, mit Doppelklebeband ist reversibel.
Das stimmt. Da muss ich nur schauen, ob ich an den Filz rankomme und die Puppe weiter reindrehen kann, ohne was von der Mechanik auszubauen. An Ausbau traue ich mich wirklich nicht ran, zumindest nicht bei meinem 12A. Darauf will ich spielen und als Bastelklavier für einen Anfänger ist es mir echt zu schade. Die Puppe würde man normal mit den Fingern raus und reindrehen oder benutzt der Profi dafür ein Spezialwerkzeug?

Mir ist noch eine Frage gekommen, ich bin ein wenig wissbegierig. Warum wird auf der Auslösepuppe Filz mit mehreren Millimetern Stärke verwendet statt etwas Festeres wie z.B. Leder? Muss da der Aufschlag der Pilote Stoßzunge auf der Puppe und das dadurch erzeugte Geräusch abgedämpft werden?
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich muss gestehen, dass das Copyright für die Idee mit dem zu weichen Filz nicht bei mir liegt, sondern bei einem sehr erfahrenem Kollegen. Aber ich kannte das Problem, leider nicht dessen Lösung (oder Ursache). Deswegen war natürlich auch meine erste Reaktion, die Auslösung weiter zu stellen. Aber das hilft nur bedingt. Damit das gar nicht mehr passiert, muss man nämlich die Auslösung sehr weit einstellen. Ist also nicht wirklich eine Lösung. Aber möglicherweise kann das bei manchen Klavieren eine behelfsmäßige Lösung sein. Einfach ausprobieren.

Als Gedankenexperiment: man ersetze den Filz durch super weichen Schaumstoff. Und mache den dann immer weicher, bis er nur noch aus Luft besteht. Also gar nicht mehr vorhanden ist. Dann findet natürlich keine Auslösung mehr statt. Wenn man jetzt die Auslösepuppe weiter nach unten dreht (die Auslösung also weiter einstellt), dann hilft das natürlich nicht. Theoretisch. Aber praktisch kann es sein, dass es funktioniert. Weil auch ein weicher Filz irgendwann so weit komprimiert wird, dass es zur Auslösung kommt.

Ich vermute, dass das Problem irgendwann mal auch bei Renner bekannt geworden ist und die dann anderen Filz genommen haben. Denn allzu häufig ist mir der Effekt nicht begegnet. Aber Renner Mechaniken sind ja irgendwie allgegenwärtig.
 
Als Gedankenexperiment: man ersetze den Filz durch super weichen Schaumstoff. Und mache den dann immer weicher, bis er nur noch aus Luft besteht. Also gar nicht mehr vorhanden ist. Dann findet natürlich keine Auslösung mehr statt. Wenn man jetzt die Auslösepuppe weiter nach unten dreht (die Auslösung also weiter einstellt), dann hilft das natürlich nicht. Theoretisch. Aber praktisch kann es sein, dass es funktioniert. Weil auch ein weicher Filz irgendwann so weit komprimiert wird, dass es zur Auslösung kommt.
So komprimiert scheint mein Filz wohl leider noch nicht zu sein, da meine Auslösung bei sehr langsamen Anschlag ja 3 mm ist oder zum Teil sogar eher in Richtung 4 mm geht. Der Gedanke ist mir aber auch schon gekommen, ob ich den Filz nicht durch weiteres Prügeln komprimieren und damit fester machen kann. Dann kann ich danach die Hämmer aber wahrscheinlich abziehen lassen. Dass der Filz nach vierzig Jahren immer noch so schön elastisch und nicht komprimiert ist, spricht ja ironischer Weise sogar für dessen Qualität.
 
Warum wird auf der Auslösepuppe Filz mit mehreren Millimetern Stärke verwendet statt etwas Festeres wie z.B. Leder?
Filz macht generell kaum Geräusche und hat sehr gute Gleiteigenschaften (ich glaube, wegen der Schuppenstruktur der Wolle). Wegen der Dicke: gute Frage...
Edit: hab' übrigens Blödsinn erzählt. Der Gnubbel, der unter die Auslösepuppe drückt, ist natürlich nicht die Pilote, sondern Teil der Stoßzunge. Sonst bleibt alles beim Alten. :005:
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier kann man schön sehen, wie der Gnubbel den Filz massiert.

MechKlavgifkompl.gif
 

Ich habe eine Theorie, die das Problem an sich erklären könnte und auch, dass es bei einzelnen Tasten unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Mir ist aufgefallen, dass der Stoßzungenknubbel nur die hintere Hälfte des Filzes massiert. Diese Hälfte des Filzes wird dann mit der Zeit (bei mir evtl. fast vier Jahrzehnte) komprimiert. Wenn man jetzt die Auslösung reguliert und dabei die Auslösepuppe zufällig um eine Viertelumdrehung versetzt zur ursprünglichen Stellung einstellt, trifft der Knubbel danach mit der einen Hälfte auf unkomprimierten Filz, der effektiv viel leichter zusammengedrückt wird, und die andere Hälfte des Knubbels hängt erstmal weiter in der Luft, bis sie bei festem Anschlag auf den komprimierten Filzteil trifft. Wenn der Höhenunterschied zwischen komprimiertem und unkomprimiertem Filz zu groß ist, kommt es zu meinem Problem.

Leider kann ich mir die Oberfläche der Puppenfilze im eingebauten Zustand nicht anschauen, um das zu überprüfen. Wahrscheinlich wäre es eh nicht eindeutig zu sehen. Aber wenn meine Theorie stimmt, müsste sich das Problem bei den am stärksten betroffenen Tasten verringern lassen können, indem ich die Auslösepuppe eine Viertelumdrehung sowohl in die eine als auch in die andere Richtung drehe. Dann trifft der Stoßzungenknubbel entweder auf viel unkomprimierten Filz, was das Problem verringert bei wenig veränderter Auslösung, oder auf sehr wenig unkomprimierten Filz. Dann ist nicht wirklich klar, wie es sich verhält. Ich müsste eben beide Richtungen ausprobieren.
 
Die Auslösepuppenleiste lässt sich eigentlich leicht ausbauen. 2 oder 3 Schrauben lösen und fertig. Dann kannst du alle Puppen auf der Leiste leicht verdrehen.
 
Stimmt. Aber ohne Auslöseeisen etwas mühsam. Außerdem wollte der TE ja "mal kucken"...
 
Die Auslösepuppenleiste lässt sich eigentlich leicht ausbauen. 2 oder 3 Schrauben lösen und fertig. Dann kannst du alle Puppen auf der Leiste leicht verdrehen.
Das tue ich lieber nicht. Gucken auf die Filze wäre zwar ganz nett, aber ich habe ja schon geschrieben, dass ich nicht glaube, dass man den Filzen eindeutig etwas ansieht. Außerdem habe ich gesehen, dass man die Auslösepuppenleiste in der Tiefe variabel festschrauben kann. Da wäre es für mich nicht so einfach, beim Einbau den Ursprungszustand wieder herzustellen.

Gibt es ein Werkzeug für, aber kann man etwas umständlich auch mit einer langen Flachzange machen.
Ich habe gar nix dagegen, mir für 20-25€ ein passendes Werkzeug zu kaufen. Ich bin sowieso ein Fan von ordentlichem Werkzeug, v.a. wenn es einem Zeit und Nerven spart. Das Auslöseeisen könnte ich ja später weiterverwenden, um die Auslösung nachzujustieren. An den Auslösepuppen zu drehen, ohne was auszubauen, das traue ich mir zu. Jetzt ist nur die Frage: Wie finde ich von den knapp 20 Auslöseeisen in deinem Link das, was ich brauche? Und kennt ihr eine gute Anleitung, wie man mit dem Eisen überhaupt an die flachen Stiftenden der Auslösepuppen drankommt? Da ist ja ziemlich viel im Weg oberhalb.
 
Zuletzt bearbeitet:
Im Grunde gibt es zwei Kriterien für Auslöseeisen:

1. Maulöffung

für abgeplattete Stifte
1220nah(1).jpg

(scheint bei dir der Fall zu sein)

oder für Ösenschrauben
11992-2.jpg



2. Starr oder flexibel. Flexibel ist bei platten Stiften ganz praktisch, weil man nicht unbedingt genau von oben rankommt und das Ganze dann leicht verhakt.

Die restlichen Unterschiede sind Länge und Art des Griffs. Mehr oder weniger Geschmackssache.

wie man mit dem Eisen überhaupt an die flachen Stiftenden der Auslösepuppen drankommt?
Hämmer mit der einen Hand etwas in Richtung Saiten abheben und mit der Anderen das Eisen dran vorbei fummeln. Keine Angst, Teile die im Weg sind, etwas wegzubiegen. Die kommen wieder zurück.
 
Flexibles Auslöseeisen für abgeplattete Stifte ist bestellt. Ich melde mich dann wieder nach der Lieferung.
 
In der Zwischenzeit ist mir eine Frage gekommen: Werden die Auslösepuppenfilze normalerweise verschleißbedingt irgendwann erneuert oder sind die normalerweise so robust, dass sie bei moderater Benutzung des Klaviers (kein Übeinstrument an der Musikhochschule o.ä.) 50 Jahre und mehr ohne Einschränkungen halten können?
 

Zurück
Top Bottom