Hände und Körper zeigen starke Überlastungssymptome nach längerem Spielen

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xLacrimosax3

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Hallo Leute, das Problem begann 2021 zur Corona Zeiten im Lockdown. Ich habe nach intensivem Spielen der Chopin Polonaise in Fis-Moll Überlastungssymptome wie folgt gehabt: Rechte Hand konnte nicht mehr Spannen, zeigefinger konnte sich nicht beugen und bewegen, Handgelenk hat ungewöhnlich viel geknackt, Rechter Arm tat weh. Nach paar Tagen war es sofort wieder weg. Jedoch kam es seitdem immer wieder und das jedes mal nach viel mehr Spielen als gewohnt.
Da ich weniger Zeit für die Musik hatte wegen des Abiturs, Jobfindung und allgemeines Erwachsenwerden, hab ich das Klavier vernachlässigt und vielleicht 1-2 Stunden in der Woche geübt höchstens. Die Symptome von oben hatte ich dann nur wenn ich zu häufig am PC gezockt habe und selbst dann waren es nur höchstens 2 Tage bevor es wieder verschwand.
Letzten März habe ich begonnen Sport zu machen und mich durch zu viel Belastung an der rechten Schulter verletzt(ende April), seitdem tut es immer mal wieder weh bei zu viel Belastung, wie zum Beispiel eine Tasche tragen ohne die andere Schulter mit zu benutzen oder zu viel Gewicht.
Ich war im Mai dann beim Arzt, welcher mir sagte, dass das nichts besorgniserregendes sei, das einfach Überlastung ist und ich dementsprechend handeln muss. Aber die Schulter könnte laut ihm noch lange heilen und ich sogar Glück hätte, wenn sowas schnell ginge.

Vor paar Tagen habe ich dann angefangen statt ne Stunde in der Woche jeden Tag 3-4 Stunden zu üben. Am Ersten Tag war nichts, da ging alles gut. Aber am zweiten Tag kamen die ersten Symptome, diesmal auch in der linken Hand, was ich leider ignorierte.
Gestern tat alles weh mitten beim spielen, sodass ich aufgehört habe und eine Zwangspause mache. Die Schultern fühlen sich leicht verrenkt an, als ob ich mich falsch bewegt oder wahrscheinlich einfach eine falsche Haltung beim spielen hatte. Die Hände sind zwar nicht ganz überreizt im Moment, da ich noch alltägliches schaffe ohne Größere Schmerzen, aber ich schone trotzdem für paar Tage, um richtig zu heilen.

Ich habe mich vermutlich falsch aufgewärmt und nicht richtig Pausen gemacht, da ich seit Jahren das Problem habe, unlocker zu spielen. Meine alte klavierlehrerin musste mir erst beibringen Pausen zu machen und locker zu sein. Wahrscheinlich war es auch zu viel direkt 3-4 Stunden statt wie das ganze letzte Jahr höchstens 1-2 Stunden in der Woche zu spielen.

Meine größte Angst ist athrose, anderseits hat mir der Arzt, meine Lehrerin und meine Familie deutlich gesagt, dass es einfach überbelastung sei.

Habt ihr Ratschläge und Ideen, wie ich zukünftig damit umgehen kann und belastbarer Beim spielen werde?
 
Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit "hast" Du nichts, sondern bewegst Dich einfach komplett unzweckmäßig - und zwar vermutlich nicht nur beim Klavierspielen.

Mach Dir bitte klar, dass da absolut nicht ausreicht, "zu versuchen, lockerer zu spielen" oder irgendwelche Kleinigkeiten zu verändern. Sondern bei solchen Symptomen kann man recht sicher sagen, dass Du körperlich äußerst falsche Dinge beim Spielen machst (und auch zu lange am Stück übst, obwohl Dein Körper Dir bereits sagt, dass Pause angezeigt ist). Und das zu beheben bedarf 1) großer Geduld und Sorgfalt und 2) sehr kompetenter Personen, die Dir da weiterhelfen können. Dazu gehören NICHT Orthopäden oder irgendwelche 08/15-Klavierlehrer, sondern beispielsweise Feldenkrais- oder Alexandertechnik-Lehrer, die erfolgreich mit Musikern arbeiten.
Hier gibt es im Forum einige, die da noch weitere und konkretere Empfehlungen geben können.

Ich rate Dir, erstmal mit allen anspruchsvollen Klavierstücken aufzuhören und nur ganz einfachen, entspannten Kram zu spielen, so lange, bis Du jemanden gefunden hast, der Dir weiterhilft. Ansonsten riskierst Du, dass sich etwas Chronisches und schwer Wegzukriegendes entwickelt.

Außerdem vermute ich mal, dass Du eher unsportlich und unmuskulös bist; daher solltest Du mal anfangen (vorsichtig!) mit Krafttraining (Calisthenics - kein Fitnessstudio, das ist Geldverschwendung). Schwimmen ist auch eine sehr förderliche Sportart.
 
Wenn du schon beim Arzt warst: Geh doch mal zum Osteopathen. Und lass es langsamer angehen. Spielen soll nie schmerzhaft sein. Würd es ggf auch reduzieren auf maximal 1h oder schon bevor es schmerzhaft wird aufhören.
 
Osteopath ist sehr gut! Um akute Beschwerden wegzukriegen!

Aber er muss seine grundsätzlichen Bewegungs- und Übegewohnheiten ändern, sonst bringt Osteopath mittel- und langfristig gar nichts! Und ein Osteopath kann einem nicht zeigen, wie man sich zweckmäßig am Klavier bewegt bzw. übt.

Grundsatz: Nicht erst auftretender Schmerz, sondern bereits An- oder Verspannung (!) zeigt, dass man beim Spielen/Üben gerade etwas falsch macht. Richtiges Spielen ist immer locker und angenehm, unabhängig vom Fortgeschrittenheitsgrad. Und richtiges Üben ist niemals "Training" in dem Sinne, dass man in eine Erschöpfung oder einen Schmerz hineinübt wie bei Krafttraining, um die Erschöpfungs- oder Schmerzgrenze allmählich hinauszuschieben!!
 
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Vielen Dank für Euren Rat.

Es stimmt wohl, dass ich grundlegend an der Haltung und der Spielweise was falsch mache, da ich nicht umsonst von verschiedenen Mensch auf mein krampfhaftes Spiel verwiesen werde und auch im musikunabhängingen Kontext.

Von solchen Technik Lehrern habe ich bisher noch nichts gehört und werde mich erkundigen und hoffe auf mehr Informationen dazu. Mein Körper hat während des längeren Spielens mir Zeichen gegeben, aufzuhören oder Pause zu machen, das habe ich einfach ignoriert und tatsächlich den Ansatz gehabt wie beim Krafttraining, da ich dachte, so Grenzen zu verschieben.
Ich hatte den Ansatz bei schwierigen Stellen langsam zu üben bis zu 7-12 mal, um sicherer zu werden an den Stellen. Das Tempo habe ich nach erfolgreichen Malen gesteigert bis zum gewünschtem Tempo. Aber das hat an meiner Ausdauer genagt und nach dem Spielen Schmerzen verursacht, so hätte ich Pausen machen müssen dazwischen. Und vor allem nicht so viele Stunden am Tag zu spielen, sondern mich da langsam steigern.

Ich werde unabhängig davon Anfangen sportlicher zu werden und so meine körperliche Belastung zu erhöhen, ich bin in der Tat sehr unsportlich. Da ist es kein Wunder, dass ich mich bei zu viel Belastung verletzte, wenn ich eh vorher nie sportlich war. Ich werde es mit Eigengewichtsübungen erstmal versuchen wie Kniebeuge oder Liegestütze und Planks.
 
Ich habe merkwürdigerweise leichte Schmerzen im linken Handgelenk. Was sehr merkwürdig ist weil ich sicher 90% mit der rechten Hand spiele. Jetzt habe ich, aus verschiedenen Gründen, zwei Tage Pause am Klavier gemacht und die Schmerzen sind weg. Ich hoffe also, dass es nur eine momentane Überlastung war. Muss das weiter beobachten.

Das mit dem Finger nicht spannen können klingt ganz klar nach Überlastung. Ich hatte das früher, als ich noch jung und fit war, öfter mal wenn wir im Garten einen Brunnen geschlagen hatten oder Löcher für Zaunpfähle usw. Das war ganz klar Überlastung. Habe ich damals auch mal abklären lassen. Geht dann nach ein paar Tagen wieder weg.
 
Ich habe merkwürdigerweise leichte Schmerzen im linken Handgelenk. Was sehr merkwürdig ist weil ich sicher 90% mit der rechten Hand spiele. Jetzt habe ich, aus verschiedenen Gründen, zwei Tage Pause am Klavier gemacht und die Schmerzen sind weg. Ich hoffe also, dass es nur eine momentane Überlastung war. Muss das weiter beobachten.

Das mit dem Finger nicht spannen können klingt ganz klar nach Überlastung. Ich hatte das früher, als ich noch jung und fit war, öfter mal wenn wir im Garten einen Brunnen geschlagen hatten oder Löcher für Zaunpfähle usw. Das war ganz klar Überlastung. Habe ich damals auch mal abklären lassen. Geht dann nach ein paar Tagen wieder weg.

Bei mir ist das auch meistens nach zwei Tagen spätestens weg und es kam jedesmal nur nach intensiven Nutzen der rechten Hand (ich bin Linkshänder). War auch seit 2021 4x passiert, das erste Mal war das was am längsten gehalten hat, da ich einfach weiter gemacht habe als ob nichts wäre, ging aber dann nach paar Wochen und kam erst ein Jahr später wieder, da ich zu angespannt gespielt habe und viel am PC gespielt habe, war aber nach nem Tag wieder weg.
 
Gerade bei chronischen Verspannungen habe ich mit Osteopathen sehr gute Erfahrungen gemacht. Die können Muskeln entspannend, die gar nicht wissen dass sie verspannt sind.
 

Als ich gelesen habe, dass Du von Null auf Hundert 3-4 Stunden jeden Tag geübt hast, dachte ich direkt: Das kann nicht gutgehen!
Muskeln müssen sich entwickeln dürfen. Das ist ganz einfach.
Und wie hier von Anderen schon geschrieben, gute Betreuung ist alles!
Ich habe ein Pony, mit dem ich recht sportlich trainiere.
Nach der Winterferienzeit, in der wir nur flockig lockere Spassritte unternehmen, starte ich die Trainingssaison sehr behutsam.
Die Einheiten werden allmählich gesteigert.
Ob Liegestütze in Deinem Fall ratsam sind, wage ich zu bezweifeln. Du würdest wahrscheinlich zuviele machen und damit Deine Handgelenke unnötig belasten. Unterarmstütz ist super und immer zu empfehlen! Dabei muss man alle Körpermuskeln anspannen, sonst schadest Du Dir auch.
Viel Erfolg bei der Suche nach kompetenter Hilfe in allen Bereichen und: Lass es langsam angehen!!
 
Von hier aus können wir nicht wissen, ob es "nur" eine schlechte Gewohnheit ist oder eine grundsätzliche Anspannung im Hintergrund ist.

Die speziell ausgebildeten Lehrer dürften in jedem Fall helfen und wenn es chronische Verspannungen gibt, kann der Osteopath boostern.

Ich zitiere mal einen früheren Chef: "Man kann das eine tut, ohne das andere zu lassen".
 
Vielen Dank für eure Ratschläge und Sichtweisen. Es war keine gute Idee wirklich von 0 auf 100 zu gehen, wie so bei fast allem muss ich geduldiger werden und langsam steigern. Zudem ist es neben der schlechten Angewohnheit wohl auch eine grundsätzliche Anspannung, da ich ein sehr verkrampfter und ängstlicher Mensch bin.
Es sind wohl mehrere Baustellen und da brauche ich wohl verschiedene Hilfen und Ansätze, vielen Dank!
 
Ich hatte wegen einer KL, die nicht auf Haltung etc. achtete ähnliche Probleme bei viel geringeren Übezeiten.
Ich hatte mich dann auf Anregung hier aus dem Forum mit Feldenkrais und Alexandertechnik beschäftigt und während Corona auch Onlinestunden genommen. Das war extrem erhellend.

Inzwischen habe ich z.B. auch Yoga, Pilates, Tai Chi und Qui Gong probiert und finde alle diese Ansätze fördern eine bestimmte Art von Körperbewusstsein, die dir auch bei deinen anderen Verspannungen helfen kann. Eine ideale Ergänzung zum Krafttraining.

ich bin übrigens tendenziell Fitnesstudio und Kurshasserin und habe für mich über die Apps z.B von fitnessraum.de oder gymondo meinen Weg gefunden, den inneren Fitness-Schweinehund zu überwinden, weil ich mir damit immer kleine oder größere tägliche Fitnesseinheiten einbauen kann, wann es mir passt. Z.B. direkt nach einer langen Klavierübesession.

Die sind teilweise besser angeleitet als das, was ich in Livekursen in fitnessstudios erlebt habe.
 
Ob Liegestütze in Deinem Fall ratsam sind, wage ich zu bezweifeln.
Liegestütze sind für Pianisten Gift! Die bei flacher Handauflage extrem überdehnten Sehnen sind sehr anfällig für alle Arten von Überlastsyndromen.
Man kann aber natürlich die Hände auch auf die Fingerspitzen oder die Knöchel stellen, da ist die Über-/Belastung eben verlagert. Kaum besser.
Schwimmen und Laufen!
 
Inzwischen habe ich z.B. auch Yoga, Pilates, Tai Chi und Qui Gong probiert und finde alle diese Ansätze fördern eine bestimmte Art von Körperbewusstsein, die dir auch bei deinen anderen Verspannungen helfen kann. Eine ideale Ergänzung zum Krafttraining.
Ich habe mehrfach vorgeschlagen bekommen, Yoga und Meditation auszuprobieren, jedoch widerstrebt es meiner Natur und ich habe mich davor immer gescheut. Andererseits muss man wirklich seinen inneren Schweinehund bekämpfen. Vielleicht probiere ich es wirklich aus.


Liegestütze sind für Pianisten Gift! Die bei flacher Handauflage extrem überdehnten Sehnen sind sehr anfällig für alle Arten von Überlastsyndromen.
Man kann aber natürlich die Hände auch auf die Fingerspitzen oder die Knöchel stellen, da ist die Über-/Belastung eben verlagert. Kaum besser.
Schwimmen und Laufen!
Ich habe mich immer gewundert, warum Liegestütze mir immer so weh getan haben in den Händen.
Ich werde wahrscheinlich erstmal anfangen mehr Spazieren und dann Laufen zu gehen. Vielleicht wäre ja auch ein Heimtrainer was.
 
Ich habe mehrfach vorgeschlagen bekommen, Yoga und Meditation auszuprobieren, jedoch widerstrebt es meiner Natur und ich habe mich davor immer gescheut.
Es muss ja nicht gleich Meditation sein, um Verspannungen zu lösen. Yoga im Sinn von Dehnungsübungen soll aber gut helfen können - wobei diverse Asiaten über diese Art von Yoga den Kopf schütteln würden, weil der Ursprung ein ganz anderer ist.

Ich habe mich immer gewundert, warum Liegestütze mir immer so weh getan haben in den Händen.
Liegestütze mache ich nur auf den Fäusten auf weicher Unterlage. Oder mit Liegestützgriffen. Man kann auch auf den Knien beginnen und testen, wie stark man belasten kann.

Ich weiß nicht, wie sehr Laufen hilft. Ich vermute, dass etwas, das den Fokus mehr auf den Oberkörper legt, effizienter ist.
 
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Liegestütze sind für Pianisten Gift! Die bei flacher Handauflage extrem überdehnten Sehnen sind sehr anfällig für alle Arten von Überlastsyndromen.
Man kann aber natürlich die Hände auch auf die Fingerspitzen oder die Knöchel stellen, da ist die Über-/Belastung eben verlagert. Kaum besser.
Schwimmen und Laufen!
Leider Unsinn.

Ich hatte jahrzehntelang "empfindliche" Hände inkl. Überbeinen, immer mal wieder Phasen mit Schmerzen beim Spielen, war sogar mal kurz vor einer Überbein-OP. War überzeugt, niemals Liegestütze machen zu können, weil schon das Aufstützen beim In-Position-Gehen sofort Handgelenkstechen verursachte. Konnte auch nie auch nur 1 Liegestütze hinkriegen.

Dann 2020 als Mittfünfziger mit Liegestützen begonnen. Erst schräg am Tisch, dann langsam steigernd. Heute habe ich unproblematische Hände und kann 25 Liegestütze oder 10 Dips (und zwar richtige mit full range of motion, nicht dieses sparsame Hin- und Hergezucke, was manche machen, die behaupten, "50 Liegestütze zu können"). Danach kann ich ohne Probleme gleich Klavier spielen. Es war die richtigste Entscheidung überhaupt, mit diesen Kraftübungen anzufangen.

Man muss allerdings verständig und mit guter Körperwahrnehmung (die ggf. zu Vorsicht führt) vorgehen - das ist es, woran es allzu oft bei Leuten hapert.
 

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