wie versprochen:Bericht nach zwei Wochen Erfahrung mit Clavinova:
Flügel ist in größeren Zweitwohnsitz gesiedelt,in der Wohnung steht statt dessen das kleine Clavinova.
Vielleicht werde ich jetzt gesteinigt,aber ich bin begeistert.
Bekam ein neues Stück für 950,- Händler war sehr kulant.Siedeln macht da Spaß,während sich 3 Speditions Angestellte mit dem Flügel plagten,trug ich das Clavinova unterm Arm in die Wohnung
Abgesehen von diesen Oberflächlichkeiten jetzt zu den ersten Erfahrungen nach zwei Wochen quer durch die Klavierliteratur:
Wie bereits im Laden bemerkt,ist die Mechanik deutlich schwerer gängig als die Flügelmechanik meines Steinways,völlig fehlt die Geschmeidigkeit,das federnde Gefühl,der Druckpunkt.Die Tasten haben vom ersten Millimeter bis zum "Anschlag" den gleichen, recht zähen Widerstand.
Naja,dass eine Digi Mechanik gleich gut ist wie ein Steinway ,wird ja wohl niemand ernstens erwarten oder behaupten.
Was anfangs sehr gewöhnungbedürftig war,ist der knallharte Widerstand,wenn die Taste anschlägt,da sollte etwas verbessert werden,denn das könnte im Lauf der Zeit die Fingergelenke schädigen.Das ist eigentlich meine größte Sorge,schließlich wird man nicht jünger.Dazu gibt es aber wohl kaum noch Studien.....
Klang:mit Kopfhöhrer identisch zu silent Systemen,mit Lautsprechern in der Mittellage etwas zu elektronisch,in den Bässen eigentlich erstaunlich gut-wesentlich kräftigere Bässe als jedes Klavier und sogar Flügel unter 2m(Ausnahme vielleicht Fazioli)- ,im Diskant recht brilliant.Alles in allem für diesen Preis unschlagbar(ein großer Flügel ist freilich was anderes,der kostet aber immerhin fast das 100 fache!....).
Ausgehend von diesen Tatsachen stellte sich nun die Frage,ob so etwas zum Üben taugt.
Um es kurz zu fassen:für mich ja.
Es mag natürlich andere Meinungen geben,aber die Klaviatur ist optisch der eines akustischen Klaviers sogar bei diesem Einsteiger Digi sehr sehr ähnlich,teurere haben ohnehin identische Tastaturen.Die Tasten sind aber auch bei jeder Klavier-Marke anders,ein Schimmel hat sehr kantige Tasten und eine weniger elastische Mechanik als ein Bösendorfer,ein alter Blüthner oder Bechstein wird ebenfalls gewöhnungsbdürftige Tastaturen aufweisen,manche Flügel sind leichter,andere schwerer gängig.Wenn man ein Stück auf einem Yamaha Pianino einstudiert hat,wird man beim ersten Mal auf einem unbekannten Schimmel etwas Umstellungszeit brauchen(ein Hauptgrund warum Pianisten immer Steinways verlangen,da sie diese Mechanik von zu Hause kennen.)
Ganz angenehm ist,dass man bei fff Stellen keine Angst vor gerissenen Saiten haben muss
,ebenso zu vernachlässigen sind Sorgen um Luchtfeuchtigkeit,Sonnenlicht,der Klavierstimmer ist arbeitslos und wenn's nach 10 Jahren kaputt gehen sollte,ist ein neues wesentlich billiger als eine Revision der Flügelmechanik.....(soll nicht ganz ernst gemeint sein,hat aber was für sich)
Artikulations-Feinheiten sollte man natürlich auf dem Flügel nochmals durchgehen,aber primär ging es mir um eine billige und trotzdem brauchbare Lösung zum groben Einstudieren neuer Werke und technisch schwieriger Passagen -auch nachts- und dazu ist das digi für mich absolut ok.Wenn's dann einigermaßen sitzt ,gönnt man sich den Luxus,das Werk am Flügel auszufeilen.
Durchaus nicht unvorteilhaft ist die hohe Präzision,Schlampereien werden weit weniger toleriert als beim akustischen Instrument,also muss man z.B.bei Sprüngen schon sehr diszipliniert üben.
Probleme mit den Gelenken traten auch nach vier-fünf Stunden Üben pro Tag bisher nicht auf,die Härte im Anschlag wird man zwar etwas gewöhnt,ist aber trotzdem die größte Schwäche.
alles in allem bin ich bis jetzt vollends zufrieden.