Flügel-Dämpfer fallen langsam / dämpfen nicht richtig

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pianoplayed

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Hallo,

wer gerne einfach nur auf die Frage antworten will, schaut einfach etwas weiter unten nach :D

ich bin (zumindest als Schreiber) neu hier, deshalb erst kurz zu mir - und insbesondere dem Instrument :)

Also: Ich bin 18, spiele schon seit ca. 11 Jahren Klavier und habe schon einige Instrumente durchgemacht:
Zunächst ein geerbtes, billiges Polen-Klavier (Calisia, falls das jemandem was sagt), dann nach ca. 8 Jahren leider viel zu spät ein besseres, nämlich ein brandneues Essex 116er. Man kann sagen, was man will (von wegen asiatisches Klavier u.ä., aber ich habe lange verglichen und fand es echt am besten). Da ich der einzige aktive Klavierspieler in unserem Hause bin, war das eine recht große Aufwendung.
Es geschah dann aber ca. 2 Jahre später, dass ich dringend einen Flügel haben musste, man kennt ja die Vorteile... Ich mich also ins Internet begeben und nach Flügeln gesucht, die möglichst kaum mehr kosten als der Wiederverkaufspreis des Klaviers (wir gingen fälschlicherweise von ~4000 € aus, es wurden nur gut 3000). Die Klavierhäuser in der Gegend hatten in dieser Preisklasse nix.
Kurze Zeit später standen wir dann vor einem wahrscheinlich ungefähr 100 Jahre alten Richard Lipp & Sohn (Seriennummer fehlt, deshalb nicht ganz sicher), 1,80 m lang und toller Klang, rein optisch eine Augenweide und vor 7 Jahren generalüberholt (alles bis auf den Stimmstock). Preis: ~5000€. Klar, da schlägt man zu. Und ich muss sagen, ich bereue es nicht. Ein Jahr stand das Ding bei uns, da verstimmte es sich plötzlich und sehr rasant (war Januar/Februar). Also einen Klavierstimmer bestellt, der erstmal so ziemlich alles bemängelt hat (vieles mMn unberechtigt), unter anderem, wie ich schon vermutete, einen Stimmstock mit Rissen. Der Haussegen hing schief, aber der Flügel hatte immerhin noch Garantie, und nach einigem Hin und Her wurde uns eine Ausbesserung mit Zuzahlung von knapp 1000€ zugesagt, wir ließen es dabei bewenden. Die Saiten wurden dabei auch noch gleich erneuert.
Wenige Monate ist er jetzt wieder bei uns, und wie zu erwarten war, als ich über Weihnachten nach Hause kam und die ersten lauten Takte gespielt hatte, verstimmten sich die noch blutjungen Saiten. Der Stimmer kommt bald nochmal. Doch damit nicht genug.

ZUR FRAGE:
Die Dämpfer des Flügels waren schon immer etwas langsamer als es bei den modernen Instrumenten der Fall ist, das gefiel mir auch immer ganz gut. Hierbei wichtig: Die Dämpferfilze sind jetzt ca. 8 Jahre alt, aber optisch nach meinem Ermessen noch lange nicht verbraucht.
Jetzt sind allerdings viele (über die Hälfte) merklich zu langsam, d.h. die Töne klingen noch weit über das Loslassen der Taste hinaus nach. Das soll definitiv nicht so sein.
Ein wenig Ahnung von der Mechanik eines Flügels habe ich, deshalb hab ich erstmal den Spieltisch rausgenommen und nach augenfälligen Auffälligkeiten geschaut, leider ohne Ergebnis.

Mein aktueller Verdacht liegt darauf, dass die Führung, in der die senkrechten Dämpferdrähte liegen, leicht aufgequollen ist und somit diese Drähte eine zu hohe Reibung haben, ergo zu langsam fallen.

Solange nicht sicher ist, dass ich damit nichts kaputt mache, werde ich nichts versuchen zu ändern, da lasse ich lieber den Fachmann ran. Aber ich denke, es ist klar, dass ich nach dem ganzen Stress, den ich der Familie (und insb. ihrer Finanzen :| ) zugemutet habe, noch nicht von einer weiteren notwendigen Reparatur sprechen will, wenn ich es auch selbst beheben könnte.

Falls also jemand einen Tipp hat, was man da zumindest versuchsweise unternehmen könnte, ohne die Regulierung oder das Wohlergehen der Dämpfung aufs Spiel zu setzen, würde ich mich sehr über eine Antwort freuen.

PS: Tut mir Leid, dass das so ein Roman geworden ist, aber wo teilt man so eine belebte Geschichte besser als in einem Klavierforum? :D
 
Hallo und willkommen bei den Infizierten...
Vermutlich wurden bei der Renovierung die Austuchungen für die Dämpferdrähte erneuert.
Wenn die zu eng sind, fallen die Dämpfer nicht schnell genug.
Du kannst versuchen mit flüssigem CLP die Führungen gängig zu machen.
(kann Dir @Mawima besorgen)
Wenn das nicht hilflt, muß man die Dämpfer ausbauen und die Führungen ausreiben.
Toni
 
Hallo und willkommen bei den Infizierten...
Vermutlich wurden bei der Renovierung die Austuchungen für die Dämpferdrähte erneuert.
Wenn die zu eng sind, fallen die Dämpfer nicht schnell genug.
Du kannst versuchen mit flüssigem CLP die Führungen gängig zu machen.
(kann Dir @Mawima besorgen)
Wenn das nicht hilflt, muß man die Dämpfer ausbauen und die Führungen ausreiben.
Toni

Danke für die schnelle Antwort!
Zwei Fragen hab ich dazu noch:
1) Wie teuer ist dieses CLP? Pro Flasche, und wie viel brauche ich, falls ich es bei so vielen Hämmern benutzen muss?
2) Kann dabei etwas schief gehen? Beispielsweise wenn etwas davon auf den Resonanzboden oder anderes Holz kommt, bzw. man zu viel benutzt und ein bisschen davon den Dämpferdraht herunterläuft?
 
Die Flasche reicht auf jeden Fall, ist auch für Achsen und Tastenführungen geeignet.
Das Zeug ist eigentlich unbedenklich. Mit der Spritze kann man ziemlich genau dosieren.
 
Manchmal sitzt auch die Achse die den Dämpferklotz mit dem Dämpferarm verbindet etwas zu straff. Auch da hilft ein Tropfen CLP. Das würde ich unbedingt prüfen, bevor die Austuchung für den Dämpferdraht aufgerieben wird.
 
Als Klavierbauer kann ich euch nur raten Vorsicht walten zu lassen was Öle angeht. Die wesentlich bessere Lösung ist es den Dämpfer auszubauen und den Draht mit feiner Stahlwolle zu polieren. Das reicht meistens schon.
Sollte aber vom Fachmann gemacht werden, da die Dämpfer wieder auf der richtigen Höhe eingebaut werden müssen.
 
Mal langsam. Das sich neue Seiten am anfang noch schnell verstimmen weist Du ja selber schon. Also zeige deine Problem lieber gleich mal dem Stimmer und noch besser sag im das schon mal im vorraus bevor er das ist.
Dann hat er die passenden Gegenmittel vielleiht gleich mit in der Tasche. Es ergibt wenig Sinn hier was zu vermuten, wenn der Provi eh bald bei Dir ist. Der sollte schnell erkennen was die Uhrsache ist und wissen was man dagegen unternimmt.
 
Bloß kein Öl oder ähnliches. Dämpfer lösen, Garnierung checken und ggf. leicht weiten und schauen das der Draht in der Tangente senkrecht auf der Verschraubung steht... meinst ist das damit behoben.




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Hm doch. Davon bin ich tatsächlich schon länger ausgegangen.
Erstmal vielen Dank für die ganzen Antworten, ich werde also erstmal mit einem Fachmann reden.
Noch ne weitere Frage, die hier glaub ich nur halb off-topic ist:
Bis jetzt habe ich mit 5 verschiedenen Klavierbauern und -Händlern (die meisten davon sind beides) zu verschiedenen Themen geredet. Dabei ist mir aufgefallen, dass oft Gegenteiliges behauptet wird, und jeder natürlich seine Version als Wahrheit gegenüber dem Kunden verkauft (am skurrilsten war da, dass einer meinte, in ein zum Verkauf stehendes Yamaha-Klavier Steinway-Hämmer eingebaut zu haben, ein anderer sagte, das wäre rein technisch schon gar nicht möglich... und der gleichen mehr).
Habt ihr diese Erfahrungen auch gemacht?
Seitdem habe ich angefangen, mir selbst ein laienhaftes Klaviertechnik-Verständnis aufzubauen, damit ich nicht mehr jeder Lüge auf den Leim gehe.

Gerade in dieser Branche hätte ich da schon auf etwas mehr Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit gehofft, aber anscheinend zählt da für viele nur noch - nur noch - das Geschäft....
 

Wenige Monate ist er jetzt wieder bei uns, und wie zu erwarten war, als ich über Weihnachten nach Hause kam und die ersten lauten Takte gespielt hatte, verstimmten sich die noch blutjungen Saiten. Der Stimmer kommt bald nochmal.

Soweit ich informiert bin, müssen sich alle neu aufgezogenen Saiten erst noch setzen, und das geht nur, wenn sie auch eine Zeit lang in Schwingung versetzt werden, und sich somit ausdehnen.

Jetzt sag bitte nicht, dass das nur bei Saiten schlechter Qualität so ist, dann hätte ich gleich wieder ein Problem an der Backe... :O
 
So tragisch ist das jetzt nicht. Eher normal. Ist bei allen Saiteninstrumenten so. Blos die meisten stimmt man selber. Bei meiner Ukulele freue ich mich immer über neue Saiten und fluche gleichzeitig wieder, weil ich nur am nachstimmen bin. Ist halt so.
Wie ist das den bei Deinen Dämpfern? Wenn Du das Pedal los lässt, fallen dann alle gleichzeitig und sofort nach unten? Das sollten Sie eigentlich.
Das mit den verschiedenen Meinungen ist leider realität in der Branche. Unser Flügel ist ja auch schrott und ich spare noch bis ich das Geld zum verschrotten beisammen habe. Zuminderst für den netten Herren, der letzthin seinen neuern Klavierladen eröffnet hat.
Ansonsten bin ich froh das es auch andere Experten gibt.
Wenn allerdings das nächste mal neue Saiten in den Flügel kommen, werde ich dem Stimmer besser gleich meinen Wohnungsschlüßel übergeben.
 
Wie ist das den bei Deinen Dämpfern? Wenn Du das Pedal los lässt, fallen dann alle gleichzeitig und sofort nach unten? Das sollten Sie eigentlich.

Also Tasten drücken geht um diese Uhrzeit ja leider nicht, aber der Hinweis war ganz gut:
Tatsächlich fallen alle Dämpfer soweit ich das erkennen kann gleichzeitig runter, wenn ich das Pedal loslasse. Aber sie heben sich beim Drücken nicht gleichzeitig an; Also manche sind schon merkbar von der Saite entfernt, da beginnen andere erst, sich zu bewegen.. Hilft das weiter? Das sieht eher nach einer ungenauen Regulierung / Einstellung der Höhe aus (für mich)
 
Falls also jemand einen Tipp hat, was man da zumindest versuchsweise unternehmen könnte, ohne die Regulierung oder das Wohlergehen der Dämpfung aufs Spiel zu setzen, würde ich mich sehr über eine Antwort freuen.

Ich hatte vor wenigen Tagen ähnliche Probleme mit den Dämpfern: Einige Dämpfer in den hohen Lagen sind nach harten Anschlägen nicht mehr oder nur langsam in die Ausgangslage zurückgekehrt. Dies hatte evtl. auch damit zu tun, dass wir zeitweise knapp 60% rel. Luftfeuchtigkeit hatten.

Da über die Festtage Klavierstimmer/-Techniker schwer verfügbar sind, habe ich selbst einen der Problemdämpfer ausgebaut. Dabei habe ich festgestellt, dass sich der Dämpferdraht etwas rau angefühlt hat. Durch die Politur des Dämpferdrahtes mittels Metallpoliturpaste wurde die Reibung sehr stark reduziert und Dämpfer fällt nun wieder schnell zurück. Ich habe dies dann für alle Dämpfer im oberen Bereich wiederholt. Dabei habe ich jeweils jeden zweiten Dämpfer einzeln gelöst, gereinigt, an den Nachbardämpfern ausgerichtet und wieder angeschraubt. Dies ist zwar ein wenig mühsam - ich konnte aber so sicherstellen, dass die Höhe der Dämpfer wieder gleich war wie vor der Politur.

Ich weiss nicht, ob das Polieren der Dämpferdrähte üblich ist - bei mir hat dies aber zu einer grossen Verbesserung geführt und die Dämpfung funktioniert nun wieder einwandfrei.
Bei sorgfältiger Arbeitsweise halte ich auch das Risiko etwas zu beschädigen für sehr gering.
 
Dämpferdraht polieren ist der richtige Weg. Genau so wie die Filzgarnierung der Stecherleiste etwas zu weiten. Allerdings sollte man keine Mittelchen verwenden. Weder Politur noch CLP!

Zum Weiten der Filzgarnierung gibt es anscheinend auch einen Trick, wie man das mit eingebauten Dämpfern machen kann. Nämlich mittels eines Metallteils, welches man einem Regenschirm entnimmt. Aber das habe ich selber nie ausprobiert und wüsste jetzt auch nicht genau, wie das geht. (Ich glaube, es geht um diese kleinen metallenen Klappwinkel eines Schirms, mit denen man dann um den Dämpferdraht herum arbeitet.) Aber auf einer Fortbildung erzählte jemand davon, und einige der anderen Teilnehmer kannten den Trick bereits von einer anderen Fortbildung. Scheint also zu funtkionieren.
 
Dämpferdraht polieren ja, mit Stahlwolle nein. CLP würde ich an der Stelle eher nicht verwenden, hilft wahrscheinlich auch nicht lange.
 

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