Hallo,
ich habe seit einem Monat Klavierunterricht und da ich keinen Vergleich zu anderen Lehrern habe, weiß ich nicht ob meine Klavierlehrerin alles gut macht :/ Sie meinte zu mir, dass sie Klavierunterricht für Kinder macht, also die basics, und Cellistin ist. Jetzt bin ich skeptisch und weiß nicht weiter.
Hallo, gut stellst du solche Fragen.
Also, ist das richtig, dass diese Dame
keine Ausbildung im Klavier hat? Hat sie überhaupt eine pädagogische Ausbildung? (Cellistin per se ist keine pädagogische Ausbildung, und die Bezeichnung ist auch nicht geschützt insofern, dass man sich auch so nennen kann, wenn man keine Ausbildung hat, sondern einfach im Dorforchester Cello spielt).
Falls sie keine Qualifikation hat, Klavierunterricht zu erteilen, würde ich mir sofort einen anderen (qualifizierten) Lehrer suchen. Und bis dahin ja keinen Vertrag unterschreiben!
Ist das eine öffentliche Musikschule?
Bemerkung am Rande: Gerade der Unterricht für Kinder (Anfänger) = Basics braucht die besten und kompetentesten Lehrer. Also nicht jene, welche im Heft grad mal 2 Seiten weiter sind und Leuten, die mehr als 2 Jahre spielen, nix mehr zeigen können.
Folgendes finde ich ebenso merkwürdig:
- Ich soll Fingermuskeln trainieren (Handtrainer)
Vergiss das. Das ist Quatsch. Kräftige Finger kommen mit dem Spielen. Hingegen ist die Beweglichkeit, Elastizität und Stabilität der Hände und Fingern generell ein Thema, aber das muss man (als Lehrer richtig vermitteln) können. Siehe zB meine Beiträge hier:
https://www.clavio.de/threads/haende-zu-klein-oder-mehr-ueben.22061/
Lernen muss der Anfänger auch, zu Differenzieren bzw. die Tasten angemessen spielen zu können. Also Gleichmässigkeit, Präzision, Klangbeherrschung. Aber das Problem haben alle, nicht nur Anfänger.
Wenn du mit Klavierspiel anfängst, wirst du nicht Prokofiev und Rachmaninow spielen. Also brauchst du nicht mehr Kraft, als jeder gesunde Mensch eh hat. Kannst du deinen Alltag mit deinen Händen bewältigen? Wenn ja, dann reicht das.
Hast du das Gefühl, zu wenig Kraft zu haben, die Tasten zu drücken? Was hast du dir denn jetzt für ein Digitalpiano zugelegt? Wenn das keine gewichteten Tasten hat, dann hast du natürlich am richtigen Klavier Mühe...
- Ich soll "einfache" Stücke (Melodie + Akkordbegleitung) sofort lesen und spielen können, normalerweise macht man doch die Hände zunächst separat oder? (so hab ich das immer gemacht)
Normalerweise gibts nicht. Ich finde es nicht schlecht, wenn du beidhändig spielen musst. Aber wenn es dich überfordert, dann bringts auch nichts. Dann musst du jede Hand (bzw. die schwierige Stelle) erst einzeln verstehen. Ich bin kein Fan von alles immer einzeln spielen, aber ich arbeite sehr oft so (Schüler spielt eine Hand, ich die andere; ich arbeite aber generell an 2 Klavieren). Das, um das Gehirn nicht zu überfordern, denn das Wichtigste ist, dass du
jederzeit verstehst, was du machst. Wenn du das in einem neuen Stück nicht gleich mit beiden Händen schaffst, muss man die Aufgabe erleichtern:
- Hände einzeln
- viiiel langsamer
- Stellen vorher analysieren (was für ein Akkord, was für eine Melodie)
- Bis jetzt, da sie wahrscheinlich neu ist, habe ich keinen Vertrag unterschrieben XD (4 Stunden kostenlos)
Gut so. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass Schnupperlektionen nicht kostenlos sein sollen. Sie hat ihren Aufwand, sie macht ihren Job (ob gut oder schlecht ist ein anderes Thema). Ich biete zB keine Gratislektionen an (gut, ich bin auch sehr gefragt und habe jahrelange Erfahrung und Erfolge; evtl. ist sie wirklich neu und möchte sich was aufbauen, aber dann bitte nicht auf dem Klavier, sie ist ja Cellistin). Fair wäre schon, wenn sie auch für diese wenigen Lektionen bezahlt würde.
Sie meinte, dass sie mir evt. zu einem anderen Klavierlehrer schickt, mir fällt es aber schwer, es ihr zu formulieren.
Du bist der Kunde. Und wenn du die Schnupperlektionen bezahlst, musst du kein schlechtes Gewissen haben. Such dir einen richtigen Klavierlehrer. Frag Leute, die selber Klavierunterricht haben. Laien können die Qualität und Kompetenzen eines Lehrers nicht wirklich einschätzen. Aber wenn jemand etliche gute (auch langjährige) Schüler hat, die sehr zufrieden sind und auch wirklich was lernen, dann kann dieser Lehrer nicht schlecht sein.
Viel Erfolg!