Eure Überoutinen

da passt jetzt was gar nicht zusammen.
 
@jannis ...vielleicht sollte man nicht routinemaeszig davon ausgehen, dass Routine primär ein Synonym für "schlechte Angewohnheiten" ist - wie wäre es da um med. Routineuntersuchungen bestellt...
;-)
Da hast Du wohl recht, aber in Verbindung mit "Chang" und "Es gibt im Netz..." dachte ich jetzt irgendwie an Anleitungen a la "jeden Tag zehn Minuten Tonleitern", so aehnlich wie Hundertjaehrige immer nach dem Geheimnis ihres Altwerdens gefragt werden und dann unvermeidlich "das taegliche Glaeschen Rotwein" kommt. Nehmt es mir bitte nicht uebel, es liegt mir fern, den thread ins Laecherliche ziehen zu wollen, aber gegen manche Assoziationen ist man machtlos.
Ganz konkret: Uebe das, was Du nicht kannst, nicht das, was Du schon kannst. Das klingt vielleicht banal, ist aber jetzt besonders an uns Laien gerichtet. Wir sind vom Arbeitstag erledigt, wollen uns entspannen und "ein biszchen" ueben. Wer bringt da, Hand aufs Herz, schon immer die Disziplin auf, konzentriert an den eigenen Schwachstellen zu arbeiten. Schon diese zu identifizieren fordert einem ja in gewisser Weise. Dies hindert das Fortkommen fuer Laien wahrscheinlich am meisten. Sozusagen der "fehlende Bisz" beim Ueben.
Wie soll man das beschreiben: Sich staendig wach zuhoeren, gleichgueltig ob man Tonleitern oder ein Stueck spielt. Fehler nicht zulassen, genau identifizieren, warum sie passieren und beseitigen (sich aber nicht ueber Fehler aergern, sondern sie beobachten, hinnehmen und verbessern), "divide et impera": In kleine Einheiten aufteilen, nicht alles auf einmal, an zu groszen Bissen kann man ersticken. Trotz aller "Aufteilerei": Man braucht eine praezise musikalische Vorstellung, sonst kann man keine zweckmaeszige Bewegung finden. Fingersaetze kann man auch aendern, wenn man merkt, dasz ein bestimmter fuer das musikalisch zu Erreichende ungeschickt ist, aber bitte einen Fingersatz dann auch eine Zeitlang konsequent durchfuehren. Aber was jetzt "zweckmaeszig" ist etc., das kann man nicht allgemein beschreiben.
Ich versuche jedenfalls konzentriert zu ueben, sonst haue ich mich ins Bett oder mache was anderes, das keine volle Konzentration erfordert: putzen oder abspuelen oder so etwas.
Jannis
 
Zur "Tagesroutine": Die gibt es bei mir eigentlich gar nicht wirklich (liegt wohl am Studentendasein). Momentan beispielsweise so:
- aufstehen um 7-9 Uhr
- Orgakram (wichtige Mails, Überweisungen etc...ich hasse das und will es weg haben)
- Klavier üben ca. 1h um die Mittagszeit
- lernen, medizinische Recherchen etc.
- arbeiten an anderen Projekten (Apotheosis, Präventionsarbeit usw.)
- Pferd an manchen Tagen
- abends nochmal 1-2h Klavier
- nochmals lernen/spazieren gehen
- Schlafen gehen zwischen 1-3 Uhr
Sobald wieder Pflichttermine von der Uni dazukommen, die auch mal den ganzen Tag gehen können, muss ich das wieder umschmeißen.

Und Überoutine..."technische Übungen" oder Tonleitern spiele ich eigentlich gar nicht. Wobei meine Lehrerin angedeutet hat, mir einige Czerny Etüden aufzuhalsen, also ändert sich das vielleicht bald.
Ansonsten spiele ich stets erstmal ein Repertoirestück durch, um dann mit der ernsthaften Arbeit an aktuellen Stücken zu beginnen und übe dort eben auch gezielt einzelne Stellen mit Fokus auf unterschiedlichen Thematiken (Text, Rhythmus, Klang, Geschwindigkeit, Pedal, Dinge aus dem letzten Unterricht usw)
 
Wenn ich den thread hier so lese kristallisieren sich bei mir zwei Arten von Pianisten heraus: die Vollprofis, die x-mal am Tag stundenlang üben und die "Amateure", die immer noch ein respektables Pensum von 1-2 Std. fahren. Zu letzteren zähle ich mich selbst. Was die Übemethode angeht, so ist hier schon alles mehrfach gesagt worden (langsam und betont fehlerfrei spielen, schwierige Passagen wiederholen, wie gesagt immer schön langsam und fehlerfrei usw.). Persönlich bin ich kein Freund allzu langer Übesessions, denn man wird dann schnell müde und übt sich Fehler ein. Außerdem steigt dann der Frustfaktor ins Unermessliche. Eine bis anderthalb Stunden am Stück reichen für Nicht- Profis völlig aus. Alles, was darüber hinausgeht ist wenig effektiv und es bleibt dann wenig hängen, zumindest bei mir persönlich. Also Grundregel: verlasse nach spätestens anderthalb Stunden das Klavier, wenn du unbedingt mehr üben willst oder mußt, mach eine lange Pause. Oft baue ich auch mal den einen oder anderen pianofreien Tag ein und bin dann baß erstaunt wenn Problemstellen, die mir vorher unmöglich erschienen auf einmal laufen.
 
Also meine Überoutine ist keine Routine.

Zumindest spiele ich nicht zu bestimmten Zeiten, mit bestimmten Ritualen oder Vorsätzen die ich mir aktuell setze.

Sobald mir eine Idee kommt sitze ich am Klavier und spiele. Selbst wenn das mitten in der Nacht der Fall sein sollte.

Aber Struktur wieder reinzubringen wäre das Sinnvollste was ich machen könnte.

Trotz momentaner Strukturlosigkeit habe ich kein Problem mit meiner Auffassungsgabe oder ähnlichen bekommen. Sobald meine Behandlung durch ist wird sich da was ändern. Dann kommt auch endlich wieder Klassische Musik dran. Und diesmal werde ich sie ganz anders Behandeln als früher.
 

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