Eher nein als ja: Was soll subjektive Ästhetik sein?
Dass Adorno etwas ablehnt, weil es nicht logisch analysierbar ist, ist falsch. Seine ganze Erkenntniskritik zielt darauf, nicht davon auszugehen, dass das "Logische", das Identifizierbare, das Ganze ist. Es bleibt ein nicht zu bestimmender nicht-identischer Rest an den Dingen, der nicht von Verstandeskategorien wegsortiert werden kann, und diesen ertragen zu können ist das "Ziel" einer ausgebildeten, aufgeklärten Persönlichkeit/psychischen Struktur.
Richtig ist eher, dass Adorno und Hegel Verfechter einer "Werkästhetik" sind, d.h. der Sinn, Wahrheitsgehalt liegt in den Werken selbst und kommt nicht von außen hinzu. Dass es keine Kunst ohne ihre Rezeption gibt gehört natürlich dazu.
Mit Psychologisierungen macht man es sich immer einfach und falsch. Selbst wenn seine psychische Verfassung Anlass seiner Schriften ist, sagt das etwas über ihren Wahrheitsgehalt aus? (Anders: Auch der Paranoiker kann verfolgt werden)
Adorno wehrt sich dagegen, seine persönlichen Vorlieben in der Öffentlichkeit zu diskutieren, weil er natürlich auch "Blödsinn" hört, aber vor allem, weil es nicht relevant für eine Debatte über Kunst ist.
Die persönlichen Erfahrungen sind aber gar nicht so persönlich, wir haben sehr viel gemeinsame Erfahrungen gemacht, weil wir in der selben Welt aufgewachsen sind und unsere Umgebung teilen. Und auch wenn selbst Gehör sich historisch entwickelt hat und zusätzlich die eigene Sozialisation eine Rolle spielt, so kann man doch von gemeinsamen Erfahrungen ausgehen, weshalb auch ähnliche Erfahrungen an Kunst gemacht werden können.
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Man mag immer gern seinen persönlichen Geschmack verteidigen und Gründe suchen, warum Kritik daran falsch ist. Aber wenn man wirklich den Anspruch der Kunst ernst nimmt und nach Wahrheit sucht, oder dem Aufscheinen des "Noch-nicht-seins" von wünschenswerten Zuständen, die man in der Kunst nach Adorno findet, dann ist persönlicher Geschmack vollkommen irrelevant. Zudem man wirklich bedenken sollte, inwiefern dieser persönliche Geschmack gar nicht so persönlich ist, sondern das Ergebnis davon, dass man von Geburt an kulturindustriellen Produkten ausgeliefert ist, die keine Kunst sondern nur noch Waren sind, die an den Mann gebracht werden sollen.
Zum dem anderen Text und Jazz später mehr :)