Ein Ruf an Gomez

  • Ersteller des Themas Aleko
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Ich möchte eine grundsätzliche Warnung aussprechen: "Nehme kein eigenes Geld in die Hand, um eine eigene Idee zu publizieren."

Bei der Lektüre nicht weniger Beiträge in diesem Faden bekomme ich den Eindruck, daß deren Autoren noch nicht viel Gelegenheit hatten, Erfahrungen mit den Usancen auf dem Markt geisteswissenschaftlicher Publikationen zu sammeln; gerade in Deutschland sind sie ziemlich rüde.

Für geisteswissenschaftliche Publikationen im eigentlichen Sinne gibt es kein Geld, vielmehr erwartet der Verlag in der Regel einen sog. »Druckkostenzuschuß«, der gar nicht selten die Höhe der tatsächlichen Herstellungskosten erreicht, weswegen man das langwierige Antragsverfahren der DFG bzw. des österr. Wissenschaftsfonds durchlaufen muß. Bei populärwissenschaftlichen Publikationen ist das zwar anders, aber auch da gilt: die erste Publikation ist der Eintrittspreis in den Markt und bringt nichts (nebenbei: wer ernsthaft mit geisteswissenschaftlichen Themen Geld verdienen will, muß Schulbücher machen, aber da arbeiten die sog. Macher, freundlich ausgedrückt, nach dem Kooptationsprinzip).

Etablierte Verlage bieten dem Autor wenigstens eine Gegenleistung, denn sie unterziehen den Titel einem Begutachtungsprozeß, der eine gewisse Qualität sicherstellt, und sie engangieren sich für den Verkauf des Buchs, und zwar dort, wo es sich lohnt, bei den wiss. Bibliotheken und (durch Versand von Rezensionsexemplaren) bei den führenden wiss. Rezensionsorganen.

Sog »book on demand« - Unternehmen und anderes derartige, das unter dem hochtrabenden Namen »Verlag« daherkommt, bieten zwar oft Verträge mit Umsatzbeteiligung; dabei bleibt aber offen (und in keinem Falle nachprüfbar), ob Umsätze überhaupt getätigt werden oder ob die Absatzschwelle (z.B. »ab dem 200. Exemplar«) erreicht wird. Diese Unternehmen sind alleine am Inkasso der Gebühr interessiert und engangieren sich für das Buch in der Regel nicht. Sie versenden zwar auch ihre (oft liederlich ungegliederten) Prospekte an die Bibliotheken, aber natürlich ist es so, daß der mit schmalem Zeitbudget ausgestattete Bibliothekar lieber seinen ebenso schmalen Etat bei den etablierten Wissenschaftsverlagen ausgibt als bei denen, die einfach alles drucken.

Gutgemeinte Tipps à la »ich habe gute Erfahrungen gemacht mit [irgendeinem Selbstverlags-Unternehmen]« helfen im vorliegenden Zusammenhang also nicht weiter. Über Publikationswege dürfte Gomez im übrigen selber hinlänglich Bescheid wissen. Wir müßten schon dankbar sein, wenn Gomez sich breit schlagen ließe, die Vielzahl seiner unschätzbaren Beiträge hier einmal zu gliedern und ggf. ein wenig zu redigieren -- und auch das wäre schon eine enorme Zumutung.

Schöne Grüße,

Friedrich

Postscriptum: Das Argument »Dazu ist doch schon etwas geschrieben worden« ist atemberaubend. Laßt uns also den Wissenschaftsbetrieb unverzüglich einstellen.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ehrlich gesagt, hatte ich Alekos Eingangspost gar nicht so verbindlich verstanden. Ich gehe absolut davon aus, dass Gomez vor allem gar keine Zeit und vielleicht auch wenig Interesse hätte, solch ein Buch zu schreiben. Schließlich kommt er wegen seines Brotberufs schon kaum dazu, zu komponieren, zu studieren und somit sich mit dem zu beschäftigen, was ihm wirklich am Herzen liegt. Er wollte deshalb schon mit dem Forum aufhören, wenn ihr euch erinnert.

Ich finde Alekos Eingangspost schön, weil er zeigt, wie sehr ihm das, was Gomez schreibt, am Herzen liegt, wie besonders er es findet und wie sehr er sich wünscht, mehr davon zu lesen. So geht's mir auch! :)

Da Gomez Aleko sehr mag, wie ich aus einigen Beiträgen entnehmen konnte, wird er diesen Faden so nehmen wie er ist - als ein riesengroßes Kompliment! :)

Liebe Grüße

chiarina
 
Hat sich jemand von Euch mal überlegt, was hier verlangt wird?
Ein Autor soll 10 Jahre seines Lebens opfern, weil hier im Forum jemand einen sonderbaren spontanen Einfall hatte.
Selbst wenn sich das Buch am Ende einigermaßen gut verkauft, ist das Sklavenarbeit, umgerechnet auf den Stundenlohn.

Mir ist nicht bekannt, dass ich hier irgendwo irgendetwas von irgendjemandem VERLANGT habe. Zum besseren Verständnis der Situation empfehle ich den Beitrag von chiarina zu lesen.

Bravo! sehr richtig!!
...und solche Aufforderungen nehmen am Grad der Peinlichkeit nicht ab, wenn sie feine Sprache und feinen Inhalt fordern... da kann man der Aufforderung nur wünschen, mit gutem Beispiel voran zu gehen...

Ach Rolf, weißt du man könnte fast meinen, dir fehlt nur noch ein Horn, in das du tuten könntest, weil jemand irgendetwas in deinen Augen Peinliches geschrieben hat. "Bravo", "Grad der Peinlichkeit" - hast du deinen Beitrag eigentlich selbst gelesen??
Völlig abgesehen von der Absurdität des Arguments "mit gutem Beispiel voran zu gehen", über dessen Sinnlosigkeit in diesem Forum schon zig mal diskutiert wurde.
Darüber ob und zu welchem Grad meine Frage an Gomez peinlich ist, sollte nur eine Person entscheiden und das ist Gomez selbst. Ich habe absolut kein Problem damit einzugestehen, dass ich irgendetwas Peinliches gemacht habe aber mal ganz ehrlich, Rolf, wie sieht es damit bei dir aus? Auch dir also empfehle ich chiarinas Beitrag zu lesen, denn sie hat eigentlich selbstverständliche Dinge geschrieben aber anscheinend war es
notwendig. Peinlich ist hier also etwas anderes aber darüber möchte ich nicht sprechen.

Ehrlich gesagt, hatte ich Alekos Eingangspost gar nicht so verbindlich verstanden. Ich gehe absolut davon aus, dass Gomez vor allem gar keine Zeit und vielleicht auch wenig Interesse hätte, solch ein Buch zu schreiben. Schließlich kommt er wegen seines Brotberufs schon kaum dazu, zu komponieren, zu studieren und somit sich mit dem zu beschäftigen, was ihm wirklich am Herzen liegt. Er wollte deshalb schon mit dem Forum aufhören, wenn ihr euch erinnert.

Ich finde Alekos Eingangspost schön, weil er zeigt, wie sehr ihm das, was Gomez schreibt, am Herzen liegt, wie besonders er es findet und wie sehr er sich wünscht, mehr davon zu lesen. So geht's mir auch!

Viele Grüße
 
Mir ist nicht bekannt, dass ich hier irgendwo irgendetwas von irgendjemandem VERLANGT habe. Zum besseren Verständnis der Situation empfehle ich den Beitrag von chiarina zu lesen.

Nun, Dein "RUF an Gomez" ist ein Appell, und zwar ein wiederholter und sehr eindringlicher. :)
Unter anderem regst Du an, er könne ja seinen "Brotberuf" aufgeben und stattdessen die von Dir imaginierte Musikbibel schreiben.

Und: JA, das kann man als Leser dieses Fadens peinlich finden.
 
Lehrreich ist der Faden jetzt schon:
[…]Die Komponisten sind alle schon tot, die Werke sind komponiert worden, […]
[…]Das Argument »Dazu ist doch schon etwas geschrieben worden« ist atemberaubend. Laßt uns also den Wissenschaftsbetrieb unverzüglich einstellen.

Es fehlt jetzt nur noch eine Berechnung mit welcher Geschwindigkeit man sich bewegen muss um täglich mindestens 30 Stunden zur Verfügung zu haben. Und dann noch ein Tipp, wie man diese Geschwindigkeit erreicht. :D

Grüße
Thomas
 
Hallo Friedrich,

@ Postscriptum: Das Argument »Dazu ist doch schon etwas geschrieben worden« ist atemberaubend. Laßt uns also den Wissenschaftsbetrieb unverzüglich einstellen.

Im Wissenschaftsbetrieb sollte man das, was (zum Thema) schon geschrieben ist, kennen, und (wenn man glaubt, etwas schreiben zu müssen) etwas Neues dazu schreiben - (sonst reicht es allenfalls zum Dr. copy and paste).

Ansonsten stimme ich Dir völlig zu!

LG

Pennacken
 
Guten Abend, Aleko!

Mit Deiner Frage hast Du ins Schwarze getroffen.

Es gab Zeiten, in denen ich Lust hatte, mich einer solchen Arbeit zu unterziehen.
Aus demselben Grund, der mich zur Beschäftigung mit Musik geführt hat,
wollte ich auch etwas über Musik schreiben - einfach, weil es bestimmte Musik gar nicht
und über bestimmte Musik nicht Gescheites zu lesen gibt.

Aber leider trifft zu, was Thomas und Sla019 geschrieben haben. Mir fehlen Zeit und Geld,
um dieses Bedürfnis in Ruhe auszuleben. Die Publikationsaussichten in einem seriösen Verlag
sind minimal, und leben kann man davon nicht. Weniger abschreckend ist für mich
der Aspekt der Selbstausbeutung, und mit meinem baldigen Ableben ist auch nicht zu rechnen
(eine gewisse höhere Instanz mag darüber gerne anders denken). Mit anderen Worten:
Ich werde dieses Forum weiterhin als Plattform für meine Beiträge mißbrauchen, und ich hoffe,
daß man meinen vielgescholtenen und vielfach mißverstandenen Mitstreiter pppetc
hier auch wieder zu Wort kommen läßt.

Herzliche Grüße!

Gomez

.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Mir fehlen Zeit und Geld, um dieses Bedürfnis in Ruhe auszuleben.
Mir begegnete diese These in letzter Zeit in unterschiedlichsten Zusammenhängen. Ich nenne sie die "Rententhese": SPÄTER, wenn ich Zeit und Geld habe, werde ich...

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Zeit und Geld eher HINDERLICH sind, um ein "Ziel" zu erreichen. Ich möchte Gomez nicht angreifen, aber bei den meisten Menschen verbirgt sich hinter ihrer Rententhese eine Selbstlüge. Die Ursache für ein Hindernis ist niemals Zeit- oder Geldmangel sondern Angst. Entweder vor dem Versagen oder - schlimmer, hinterhältiger - vor dem Erfolg. Auch Bedürfnisse, die man nicht auslebt, werden nur von der Angst ausgebremst.

Dennoch, natürlich kann es sehr ratsam sein, eigene Zeit zu nutzen, um fremde Ideen zu lesen und das eigene Geld ist auch gut angelegt, wenn man diese Ideen durch eine Flasche guten Weins begleitet. Statt "Selbstverlag" empfehle ich den eigenen Weinkeller. Man muss nicht in vorderster Front um Erfolg buhlen, die Gegenwart kann sehr viele schöne Elemente bergen (auch mit mit wenig Geld, auch mit wenig Zeit).

Wie groß die Aussichten für ein Buch sind, kann man aber erst feststellen, wenn das Manuskript fertig ist. Wenn man ein "fertiges" Manuskript (was ist jemals fertig?), GEBUNDEN in den Händen hält: Das ist ein, sorry für die flockige Wortwahl, geiles Gefühl. In meinem Buch steht drin: "Wirf deine Rententhese in den Müll!"
 
z.B. Als Koch, Kellner, Reiningskraft, Matrose, Animateur etc. pp. Notfalls auch als blinder Passagier. Ich denke, was NN sagen wollte: "Just do it". Und sieh das Ergebnis FÜR DICH als Erfolg, egal wie andere darüber denken.
 

... Ich werde dieses Forum weiterhin als Plattform für meine Beiträge mißbrauchen, und ich hoffe, daß man meinen vielgescholtenen und vielfach mißverstandenen Mitstreiter pppetc hier auch wieder zu Wort kommen läßt.

Von Mißbrauch kann ja nicht die Rede sein. Um pppetc ist es ruhig geworden. Ich habe nicht mitbekommen, warum er gesperrt wurde, er hat sich aber zumind. mir gegenüber absolut vorbildlich verhalten. Seine Posts waren manchmal kleine Kunstwerke - nicht nur die Worte allein zählen, wenn man etwas sagen will

Mir begegnete diese These in letzter Zeit in unterschiedlichsten Zusammenhängen. Ich nenne sie die "Rententhese": SPÄTER, wenn ich Zeit und Geld habe, werde ich...

Ich finde auch, es schadet nicht, wenn man sich bewußt macht, daß die eigene Lebenszeit begrenzt ist. Und ob viele Dinge auch dann noch soviel Spaß machen, wenn man alt ist und mit seinen gesundheitlichen Zipperlein kämpft ...?
Von daher plädiere ich auch dafür, lieber solange man noch kross ist, ein wenig Spaß im Leben zu haben.

... bei den meisten Menschen verbirgt sich hinter ihrer Rententhese eine Selbstlüge. Die Ursache für ein Hindernis ist niemals Zeit- oder Geldmangel sondern Angst. Entweder vor dem Versagen oder - schlimmer, hinterhältiger - vor dem Erfolg.

Als drittes im Bunde wäre noch die eigene Faulheit zu nennen (="Innerer Schweinehund", neurologisch gesehen ein abzusinken drohender Pegel an Glückshormonen im Belohnungszentrum unseres Gehirns).
All das zusammengenommen kein Wunder, daß so viele Ziele und Träume unerfüllt bleiben

Wie groß die Aussichten für ein Buch sind, kann man aber erst feststellen, wenn das Manuskript fertig ist. Wenn man ein "fertiges" Manuskript (was ist jemals fertig?), GEBUNDEN in den Händen hält

Allerdings hat man dann logischerweise schon alle Arbeit investiert... ich würde es gerne vorher wissen, ob diese Arbeit zu einem lohnenden Ziel führt. Ich für meinen Teil hab die Idee auf ein Buch verworfen

Schönen Gruß, Dreiklang

P.S. dieses nette kleine Hirnareal (Belohnungszentrum) ist der Herrscher der Welt - nachdem wir Menschlein immer so schön danach handeln, was es uns vorschlägt...
 

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