Übrigens, mir ist klar, dass ich das nicht regulär und korrekt gemacht habe, aber auch jetzt schon, ist es ein Traum!
Ich frage mich, warum nicht einer der zwei Klavierbauer die an diesem Instrument schon dran waren das nicht angesprochen oder korrigiert hatten? Ich hätte mir 10 Jahre Schwerstarbeit gespart!
Weil es bei Klavierbauern wie in fast jedem Beruf ist: wenn du 10 Leute triffst, sind max. 2 davon Spitzenkönner.
Selbst die Spitzenleute brauchen immer mal noch den gezielten Ansprech auf bestimmte Probleme oder Aufgaben.
(NB So, wie mein Techniker, als wir mal vor längerem verabredet hatten, die Saitenanlage nachzumessen mit Mikrometerschraube, zu kontrollieren, ob meine Vermutung stimme, zu wenig verschiedene Saitenstärken im Flügel zu haben.. Klar, wir sprachen drüber, aber da der Klaviermacher in der Zwischenzeit an min. 123 anderen Klavieren war, hatte er das nicht mehr parat. Das war mein Job als Kunde, diesen Punkt anzusprechen. Ist übrigens alles best. Denn wer misst, misst Mist, und mit meinem Digitalmessschieber war das nix.. Der Klaviermacher hat es nun überprüft auf meinen Antick hin, und es ist alles in bester Ordnung.)
Andersherum aber leider auch: gute Leute sind teils darauf geeicht oder erpicht, ihren Job möglichst allein und ungestört zu tun. Das geht schneller, effizienter. Störungsfreier.
"Kampffeld Wohnzimmer".. Bei "fremden Leuten".. Die dementsprechende Haltung bringen sie beim Kunden herüber. Körpersprache usw., die da signalisiert: "ICH bin hier der Experte, SIE sind nur der (im Zweifelsfalle dumme) Kunde, dessen einziger Job ist, hinterher flott die Rechnung zu zahlen."
Leider unterbleibt dann der Input Kunde - der traut sich nicht mehr, beim Herrn Experten. Dem, der eh alles weiß (auch alles besser..)
Wer da als Kunde nicht SEHR selbstbewusst ist, kneift dann und lässt den Herrn Experten im Wohnzimmer machen. Beschränkt sich dann darauf, zaghaft zu fragen, ob es vielleicht noch ein Kaffee sein dürfe..
NB Es muss andererseits total nervige Kunden geben, Zeitdiebe zB, oder die NULL Plan haben, die nie darüber nachdachten, was der Klavierstimmer braucht, um nur schlicht seinen Job tun zu können: in bestimmten Phasen absolute Ruhe und Konzentration..
Die ganz Schlauen unter den Klavierbauern haben dann auch leider zudem oftmals die Dollars in den Augen rotieren.
Bücher könnte ich schreiben.. Titel: "Psychologie in Kunden-Beziehungen bei Individual-Dienstleistungen - Klavierstimmen in deutschen Wohnzimmern" - eingereicht zur Erlangung des akadaemlichen Titels Dr. soz. psych. frotz., Universidad Ciudad Metro de Absurdistana..
Besonders unangenehm: beim Stimmen eines alten Hochklaviers jedesmal auf die Möglichkeit einer Generalsanierung angesprochen worden zu sein. Das war dem angestellten Klavierbauermeister wohl verpflichtend seitens der Inhaber mitgegeben worden. Rotierende Dollars.. Der "Fürst des Kleingeldes".. "Erziehe deine Kunden!"..
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Ich empfehle Dreigeteiltes: Ein Eingangs-Gespräch, in dem all die Sachen angesprochen werden, die einen "ziepen". Hierzu aufschreiben! Einen Zettel vorbereitet haben, was man alles mit dem Klavierbauer ansprechen will - sonst vergisst man zu schnell was.
Dann, in der zweiten Phase, lässt man den Meister allein arbeiten, stört ihn nicht. Stimmen zB geht gar nicht, wenn einer danebensteht, herumzappelt, Aufmerksamkeit absaugt und uU noch ständig dazwischenquatscht.
In einer dritten Phase Abschlussgespräch. Was noch offen ist, fürs nächste Mal, was zu empfehlen sei, welche Möglichkeiten noch bestünden usw.
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UND: es zeigt, wie ungeschickt es ist, wenn die Bereiche Musikprofi Nummer eins (Klavierspieler, Pianist, Musiker) und Musikprofi Nummer zwei (Klaviertechniker) wechselweise kaum Kenntnisse undoder Interesse am Feld des anderen haben.
Diese Arroganz! .., die ganz oftmals bei Pianisten herauszuhören ist: "ICH hab keine Ahnung, wie es innen in dem Klavier zugeht. Hab ich nix mit zu tun, interessiert mich nicht die Bohne. Wenn mir was nicht passt, rufe ich den Techniker. Der hat das dann zu machen.."
Hab ich nix mit zu tun?
Tscha Scaramouche, WER hat da zehn Jahre lang tief und fest geschlafen? Nur die beiden Techniker?
Spielst Du denn Dein Klavier nur und ausschließlich allein? Keinerlei Input von anderen Spielern? .. die Dir u.U. längst hätten sagen könnten, dass Dein Teil aber irgendwie hänge..?..