Chancen auf Karriere als Pianist

  • Ersteller des Themas Rachmaninov06
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Grundsätzlich lohnt es sich sowieso, einen „Brotberuf“ zu erlernen, bevor man ein akademisches oder künstlerisches Fach studiert. Dann hat man etwas Sicheres gelernt und muss nicht als Ungelernter bei Null anfangen, wenn aus der Traumkarriere nichts wird. Das bedeutet natürlich viel Fleiß, Disziplin und die Bereitschaft, nach der abgeschlossenen Berufsausbildung wirklich sein Studienziel zu verwirklichen, anstatt bequem im gelernten Beruf zu bleiben.
 
Aber Schulmusik unbedingt als Leidenschaft, nicht als Notlösung! Die Welt braucht als Musiklehrer keine gescheiterten Künstler, sondern leidenschaftliche Vollblutmusiker, die begeistern können.
Genau, mit anderen Worten: Leute, die begeistert den Kasper machen für verwöhnte, bocklose Gören, die das sowieso nicht interessiert.
 
@hasenbein
In manchen Klassen ist das tatsächlich so, zum Glück sind solche Schüler aber meistens in der Minderheit. Die meisten Klassen laufen ok bis gut. Du hast ja selbst mehrfach den Film „Rhythm is it“ als Beispiel für begeisternden Unterricht genannt.
Und wer Musikkurse wählt (ab Jahrgang 8 oder 9) tut dies meistens aus wirklichem Interesse. Das ist zumindest meine Erfahrung.
 
Grundsätzlich lohnt es sich sowieso, einen „Brotberuf“ zu erlernen, bevor man ein akademisches oder künstlerisches Fach studiert.
Finde ich ehrlich gesagt Quatsch. Wenn ich drei Jahre eine Ausbildung gemacht habe, hab ich den Sprung auf den Musik-Zug meistens verpasst, das ist verschenkte Zeit. Hinterher wäre besser im Fall des Falles. Ich kenne viele Klavierstudenten (oder auch Studenten anderer Instrumente), die in höheren Semestern parallel etwas anderes Studieren - von Mathe über Altgriechisch und Latein bis Medizin war alles dabei... Lediglich Musikwissenschaft wird manchmal vorher studiert, wonach sich dann evtl. der Wunsch entwickelt, auch selbst noch aktiver zu musizieren.
 
@Stilblüte
Es liegt der Entscheidung immer die Frage zugrunde, ob man für seinen eigenen Lebensentwurf auf Sicherheit oder auf Risiko setzt. Am Ende eines langen Musikstudiums noch umzusatteln halte ich auf jeden Fall für den riskanteren Weg, gerade wenn es um Familienplanung usw. geht. Und die drei Jahre einer Berufsausbildung können für manche eine sinnvoll investierte Zeit sein.

Ich spreche übrigens von durchschnittlich Begabten, die die weit überwiegende Mehrheit darstellen dürften. Für alle, denen eine überragende Begabung attestiert worden ist, sieht das anders aus.
 
Wenn ich drei Jahre eine Ausbildung gemacht habe, hab ich den Sprung auf den Musik-Zug meistens verpasst, das ist verschenkte Zeit. Hinterher wäre besser im Fall des Falles.
Das deckt sich mit meinen eigenen Beobachtungen. Eine Chorleiterin hier bei uns in der Region präsentiert einen entsprechenden Lebenslauf bei Konzerten ihrer Chöre: Nach dem Abitur Ausbildung und Berufspraxis als Bankkauffrau, anschließend Psychologie mit Diplomabschluss. Dabei Erwähnung der zunehmenden Unzufriedenheit mit ihrem Lebensweg, deshalb C-Ausbildung Evangelische Kirchenmusik. Heute als Chorleiterin und Versicherungsvertreterin tätig, musikalische Erfolgsbilanz eher mäßig und äußerst schwierig und unleidlich im persönlichen Umgang. In früheren Zeiten (etwa kurz nach dem Zweiten Weltkrieg) gab es diese Konstellation häufiger, etwa bei einem meiner Musiklehrer am Gymnasium: Dieser sollte wie sein Vater Uhrmacher werden und das elterliche Geschäft übernehmen und brachte es zum Lehrlingswart der Uhrmacherinnung. Erst als Dreißigjähriger absolvierte er ein Musikstudium, gründete seine Familie und war in der Heimat wieder als Chorleiter, Geiger, Musiklehrer und Komponist tätig. Später erhielt er einen Lehrauftrag für Musiktheorie an der nächstgelegenen Musikhochschule, dies auch zu meinem Vorteil: So kam ich zu meiner ersten pianistischen Ausbildung beim vormaligen Rektor des Hauses und er bereitete mich privat auf die Aufnahmeprüfung vor. Später habe ich als Pianist mit einer Sängerin gemeinsam zwei Liederzyklen von ihm uraufgeführt, er ist jetzt mit fast 95 Jahren immer noch kompositorisch aktiv und arbeitet schon länger als ich am Computer.

Aufgrund des in diesem Bereich überlaufenen Arbeitsmarkts spielt das Einstiegsalter eine große Rolle bei Musikberufen. Wer erst lange nach Vollendung des zwanzigsten Lebensjahres mit dem Musikstudium anfängt, wird seine ersten beruflichen Aufgaben ebenfalls erst mit zeitlicher Verzögerung angehen können und kann im Gegensatz zu Gleichaltrigen unter Umständen noch gar keine einschlägigen Erfahrungen als Bedingung zum Einstieg vorweisen. Dann ist mancher mit unter Dreißig bereits im Teufelskreis angekommen: er wird mangels Erfahrung nicht engagiert und weil er nicht engagiert wird, kann er keine Erfahrungen sammeln.

Den umgekehrten Weg bis hin zur Aufgabe der Musikerlaufbahn habe ich häufiger beobachtet: ein Militärmusiker ist später Arzt geworden, eine Klarinettistin (die ich im Examen begleitet habe) ist heute in leitender Funktion bei einem großen Musikverlag tätig, einige Kirchenmusiker, Pianisten und Komponisten sind als Spätberufene ins Priesteramt gewechselt, ein Pianist machte eine Ausbildung als Orgelbauer, zwei andere wechselten in den Klavierbau... . Den Vogel abgeschossen hatte ein Kirchenmusiker, von dem ich eine Chorleiterposition übernahm: Er machte sich als Bestatter im Berliner Raum selbständig und bietet zusätzlich Dienstleistungen als Organist und Trauerredner an.

LG von Rheinkultur
 
In manchen Klassen ist das tatsächlich so, zum Glück sind solche Schüler aber meistens in der Minderheit. Die meisten Klassen laufen ok bis gut. Du hast ja selbst mehrfach den Film „Rhythm is it“ als Beispiel für begeisternden Unterricht genannt.
Und wer Musikkurse wählt (ab Jahrgang 8 oder 9) tut dies meistens aus wirklichem Interesse. Das ist zumindest meine Erfahrung.
Grüße gehen raus an meine Klasse (Jahrgang 9, Gymnasium), der meine Lehrerin den Bassschlüssel bald mal wieder neu erklären darf.
So etwas möchte ich nicht hauptberuflich machen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Grüße gehen raus an meine Klasse (Jahrgang 9, Gymnasium), der meine Lehrerin den Bassschlüssel mal wieder neu erklären darf.
So etwas möchte ich nicht hauptberuflich machen.

Naja, was meinst was Du als Klavierlehrer mitunter erlebst? Da findet ein depperter Schüler nach drei Monaten noch immer nicht das eingestrichene C. Als ich den dann eigenmächtig rausgeschmissen hab, hab ich vom Musikschulleiter gewaltig was auf die Mütze bekommen...so von wegen "ich hätte ihn nur nicht richtig motiviert"
 
Musik-LK, eine Woche vor dem Abitur:
"Gell, moll ist wenn vorne bs stehen!?"
Wer sich mit Qualitätspunkrock auskennt, weiß immer die richtige Antwort:



Die Kassierer, was ist das eigentlich?
Eine Vereinigung von Päderasten?
Ein wildwuchernder Zellhaufen?
Terroristen?
Mutanten aus der Welt von übermorgen?
Aus der Tiefe des Alls stammende zuckende Mollusken?
Oder sind es alte Seelen, die die Äonen überdauert haben?
Nein, es sind lustige Musikanten wie du und ich,
Die aufspielen in Fick-Dur und Arsch-Moll.


Also wenn Kreuze vorne stehen, immer Fick-Dur.
Und wenn Bs vorne stehen, grundsätzlich Arsch-Moll.
Eigentlich ganz einfach, nicht wahr?

LG von Rheinkultur
 

durchschnittlich Begabten, die die weit überwiegende Mehrheit darstellen dürften. Für alle, denen eine überragende Begabung attestiert worden ist, sieht das anders aus.
ich nehme an, Du meinst hier mit "durchschnittlich" und "überragend" Leute, die sich bereits in der Bezugsgruppe derer befinden, die ein Musikstudium ernsthaft in Erwägung ziehen?
Die also im Vergleich zur Bezugsgruppe "Gesamtenbevölkerung" bereits als überragend begabt gelten dürften.
 
Von vielen Professoren wird bereits ein Einstiegsalter ins Studium mit 21/22 als „alt“ betrachtet.
 
Ich werfe in die Überlegungen zum "zweiten Standbein" neben der Pianistenkarriere noch den Aspekt ein, dass niemand gefeit ist gegen Treppenstürze, Stürze vom Fahrrad, Motorrad, Pferd oder schlichte Dappichkeit.

Oder, scheinbar noch abwegiger, gerade gestern gelesen: Ein Hundehalter versucht, sich in eine Beißerei einzumischen, um seinen eigenen Hund vor dem Aggressor zu schützen. Die Hälfte des kleinen Fingers kostete ihn das.

Eine blöde Fraktur irgendwo in den oberen Extremitäten (HWS bis Fingerkuppe), Komplikationen im Heilungsverlauf => Funktionseinschränkung, und sei sie so minimal, dass ein Normalsterblicher sie gar nicht wahrnehmen würde => dann war´s das mit der Pianistenkarriere.

Junge Männer halten sich für unverletzlich, ich weiß. :001: Ein Blick in die Unfallstatistik lohnt sich mitunter gleichwohl. Man sollte auch irgendetwas können, was auch nach einem dappichen Zwischenfall noch machbar ist.

Fazit: Die persönliche berufliche Zukunft ausschließlich auf eine Tätigkeit zu setzen, die physische UND psychische Vollfunktionalität voraussetzt, ist eine Wette auf die eigene Unverletzlichkeit.
 
Ich werfe in die Überlegungen zum "zweiten Standbein" neben der Pianistenkarriere noch den Aspekt ein, dass niemand gefeit ist gegen Treppenstürze, Stürze vom Fahrrad, Motorrad, Pferd oder schlichte Dappichkeit.

Wenn so etwas passiert, ist der richtige Zeitpunkt gekommen, sich eine Alternative zu überlegen. Aber doch nicht vorher! Wer sein Leben in alle Richtungen und gegen alle Eventualitäten absichern will, der sollte eine Beamtenlaufbahn anstreben. Aber nie im Leben wird so jemand ein erfolgreicher Künstler. Dazu gehört neben entsprechender Begabung und überdurchschnittlichem Fleiß nämlich auch eine ausgeprägte Risikobereitschaft.

Ich habe jedenfalls keinen Plan B in der Tasche. Und meine Frau auch nicht. Und das ist auch gut so, denn der Fokus auf ein künstlerisches Ziel muss absolut klar und kompromisslos sein, wenn man eine Chance haben will, dieses zu erreichen. In einem "bürgerlichen" Beruf mag das vielleicht anders sein.
 
Es ist immer ein individueller Abwägungsprozess nötig. Für jemanden wie z.B. @mick wäre es Zeitverschwendung, dem Studium eine Lehre vorzuschieben. Wenn man überaus überragende Fähigkeiten hat, bestenfalls noch auf mehreren musikalischen Gebieten, steht der Karriere als Profimusiker fast nicht mehr im Wege. Aber rein statistisch ist dem großen Heer z.B. der Pianisten keine Künstlerkarriere beschieden. Da muss sich jeder von Anfang an fragen: Will ich später unterrichten? Ist das wirklich meine Leidenschaft? Falls nicht, wäre eine Berufsausbildung als zweites Standbein immer noch besser als später irgendwo als Ungelernter zu landen, z.B. als Krawattenverkäufer oder Bäckereiangestellter.
 
Man kann eine Berufsausbildung oder ein zweites Studium auch noch nach dem Musikstudium machen. Das ist doch sinnvoller als andersrum, denn beim Musikstudium spielt das Alter eine erhebliche Rolle - mehr jedenfalls als in den meisten anderen Berufen.

Baggerfahrer kann ich auch noch mit 23 werden, Pianist oder Dirigent eher nicht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vor zwanzig Jahren habe ich genau vor der Entscheidung gestanden. Ich musste mir eingestehen, dass ich einfach nicht gut genug für eine Pianistenkarriere (damit meine ich nicht die großen Bühnen, sondern einfach von meinem Spiel leben zu können) war. Die "sichere" Variante wäre Schulmusik gewesen und daneben eben Klavier. Dabei war mir das Risiko aber eindeutig zu groß, am Ende an einer Schule unterrichten zu müssen, so dass ich dann ganz was anderes (Jura hat mich auch schon immer interessiert, mein Vater ist Polizist) gemacht habe.
Auf der einen Seite bin ich sicher, dass ich mich richtig entschieden habe, auf der anderen Seite fehlt mir die künstlerische Entfaltung (das probiere ich aber neben dem Beruf hinzukriegen). Letztlich muss die Entscheidung jeder für sich treffen.

PS: nicht ganz unerheblich ist auch die finanzielle Situation, also zB ob man Eltern hat, die einen durch zwei Ausbildungen tragen oder ob man auf Bafög angewiesen ist, das nur für den ersten Studiengang und auch nur bei zügige Abschluss gezahlt wird und natürlich auch zurückgezahlt werden muss.
 
Auch wenn es nüchtern betrachtet, unvernünftig erscheint, würde ich hier @mick vollends zustimmen wollen.
Ist es nicht so, dass in künstlerischen Berufen vor allem diejenigen Erfolg haben und Herausstechendes leisten, die sich mit Haut und Haar Ihrer Leidenschaft verschreiben?
Die sich keine Hintertür frei halten?
Was natürlich trotzdem keine (wirtschaftliche) Erfolgsgarantie ist.
 

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