Beethovens Opus 109, Harmoniefolge zu Beginn

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Ijon Tichy

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Hallo,

als ich vorhin am Klavier saß und am ersten Satz von Opus 109, also der E-Dur-Sonate, übte, fiel mir (weshalb eigentlich nicht schon früher?) auf, dass die Harmoniefolge zu Beginn in einem außerordentlichen Maße dem Harmonieschema des berühmten D-Dur-Kanons von Pachelbel ähnelt.



Während die Folge, bekannterweise, bei Pachelbel lautet (Parallelitäten markiert):

D - A - h - fis - G - D - G - A,​

sieht sie bei Beethoven folgendermaßen aus:

E - H - cis - gis - A - E - H - E​



Bis auf die letzten beiden Harmonien ist es also dieselbe Folge, bloß um einen Ganzton verschoben und transponiert.

Nun frage ich mich: Was hat es damit auf sich? Hat Beethoven sich bewusst dieses Schemas bedient? War es überhaupt ein oftmals verwendetes Schema? Oder ist diese Auffälligkeit keine Besonderheit? Spinne ich bloß herum? :D


Liebe Grüße!
 

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Nun frage ich mich: Was hat es damit auf sich? Hat Beethoven sich bewusst dieses Schemas bedient? War es überhaupt ein oftmals verwendetes Schema? Oder ist diese Auffälligkeit keine Besonderheit? Spinne ich bloß herum? :D
nein, Du spinnst nicht.
weitere Beispiele dieser Akkordfolge:
Beethoven Sonate op.79 Finale
Fanny Mendelssohn "neue Liebe" (Goethelied)
Chopin Etüde op.25 Nr.9
Wagner Parsifal (erster Akt)
 
Vielen Dank, lieber Rolf,

nun, worin liegt die Popularität dieser Akkordfolge? Wohl in ihrer Eingängigkeit, vermute ich...
Lässt sich feststellen, ob Pachelbels Kanon die Initialzündung für die Etablierung dieser Harmoniefolge war? Oder ob die anderen Komponisten ihrerseits selbst dazu gekommen sind?


Liebe Grüße.
 
Vielen Dank, lieber Rolf,

nun, worin liegt die Popularität dieser Akkordfolge? Wohl in ihrer Eingängigkeit, vermute ich...
es liegt sicher nicht allein an der Folge T-D-Tp-Dp-S-T, sondern auch an der Möglichkeit, diese Akkordfolge mit einer Folge von Quarten im Bass zu unterlegen (c-g; a-e; f-c) und die Melodie einfach diatonisch abwärts zu führen (e-d-c-h-a-g)

es gibt ein paar Akkordfolgen, die oft verwendet wurden z.B. Dresdner Ave Maria - Mendelssohn Reformationssinfonie - Wagner Parsifal

ob und welche Vorlage es zu Pachelbl gibt, weiss ich nicht - die Akkordfolge selber ist schematisch; solche Schematismen gab es einige in der Barockmusik (z.B. die Septakkordfolgen usw.)
 
Also wäre ich nicht im Unrecht, diese Akkordfolge gar trivial zu nennen?
 
Also wäre ich nicht im Unrecht, diese Akkordfolge gar trivial zu nennen?

so würde ich es nicht formulieren - - ist z.B. eine Kadenz T-S-D-T immer trivial? Dann müssten ja Bachs beide Praeludien (WTK I, Cellosuite I) oder Chopins Preludes C-Dur und c-Moll und erste Etüde oder Schumanns Lied "seit ich ihn gesehen" (Chamissolieder) trivial sein.
 
Hallo,

na, so anmaßend wäre nicht einmal ich. :D
Es ging mir eher um die Akkordfolge an sich, allein um das Material in einem harmonisch-funktionalen Schema, nicht um das Werk, das daraus entsteht!
Die Kadenz T-S-D-T empfinde ich per se schon als trivial; die Möglichkeiten, die sie bietet, und die Vielfalt, die daraus entstehen kann, allerdings nicht.


Liebe Grüße.
 
Hallo,

als ich vorhin am Klavier saß und am ersten Satz von Opus 109, also der E-Dur-Sonate, übte, fiel mir (weshalb eigentlich nicht schon früher?) auf, dass die Harmoniefolge zu Beginn in einem außerordentlichen Maße dem Harmonieschema des berühmten D-Dur-Kanons von Pachelbel ähnelt.

Hallo Ijon,

das hast du vollkommen richtig bemerkt. Was du dort gesehen hast nennt man auch das "Pachelbel-Muster", auch wenn es sich um keinen offiziellen Begriff der Musiktheorie handelt. Im Grunde ist es eine Erweiterung oder eher Fortführung der erweiterten Grundkadenz.

Die Grundakkordfolge ist: T,D,Tp,Dp,S,T, [S6,D] oder [DD7,D] oder wie bei Beethoven [D7,T] oder andere leichte Variationen davon.

Das Schema findest du zum Beispiel im Irischen Segenslied oder in der Nationalhymne Russlands. Selbst in Udo Jürgens "Mit 66 Jahren" oder Michael Jacksons "We are the world" findet man dieses Schema.

In der Literatur wird das Muster unter anderem von Volker Bendig in "Elementare Liedbegleitung und Improvisation am Klavier" [Verlag DIE BLAUE EULE] beschrieben.

Viele Grüße!
 

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