Basssaiten mit Messing umsponnen?

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17. Aug. 2009
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Hallo!
(Lange war ich nicht hier...)

Am vorigen Wochenende habe ich ein altes Schiedmayer & Soehne gestimmt (Nr. 14463, also nach meinen Recherchen vor 1900 gebaut). Es war ein Kreuzsaiter und Unterdämpfer; auffallend fand ich an der Mechanik, dass die Tangenten (Holzrundstäbe) zwischen Tasten und Hebegliedern durch eine garnierte Stecherleiste laufen, und dass die Hammerkapseln mit (oder an) einer Metallplatte am Mechanikbalken verschraubt sind. Vorne an der Hammerruheleiste war aufgestempelt "Metall-Rechen-Patent". Auch ist das Klavier eine "tropenfeste" Ausführung, an den Schrauben erkennbar, die durch den Resonanzboden in die Rippen gehen. (Ich hatte mal ein solches Zimmermann; diese Verarbeitung war wohl damals gerade im Export üblich.) Vielleicht liegt daran der erstaunlich gute Erhaltungszustand.

Nun aber zu meiner eigentlichen Frage: die Basssaiten machten aufs Erste, aus einiger Entfernung, einen dunkelgrauen Eindruck, so dass ich anfangs dachte, ob sie vielleicht mit Eisen umsponnen seien. Aber beim näheren Hinsehen wurde mir klar, dass der Bassbezug deutlich goldgelb schimmert, dafür aber in den Ritzen zwischen den Windungen fast schwarz angelaufen ist. Der Gesamteffekt ist dunkelgrau. Die goldgelbe, schwärzlich angelaufene Schattierung sah mir eindeutig nach Messing aus. Von den uns geläufigen Kupferschattierungen (frisch = rotbraun, angelaufen = graubraun) war keine Spur zu sehen.

Leider kam ich nicht dazu, Fotos zu machen, aber habe den Eigentümer gebeten, mir welche nachzureichen.

Die Basssaiten sind vermutlich noch original, denn sie sahen alle gleich aus. Es gab keinen einzigen Ausreißer. Ein Ersatz, vor allem hier in Südafrika hergestellt, wäre höchstwahrscheinlich mit Kupfer umsponnen worden. Für ihr vermutliches Alter klangen die Saiten erstaunlich klar, waren auch nicht sonderlich schwer zu stimmen. Die alleruntersten Saiten in der Subkontra-Oktave waren erstaunlich grundtönig.

Hat hier jemand Informationen zur damaligen Praxis? War es Gang und Gäbe, in Messing zu umspinnen? Oder hat Schiedmayer & Soehne da etwas besonderes hergestellt?

Ich habe etwas im Netz gesucht, und herausbekommen, dass es auch heute (noch?) einige Hersteller gibt, die messingbezogene Basssaiten anbieten. Es soll wohl heller klingen, u.a. weil es härter als Kupfer ist. Aber so direkt am "lebenden" Objekt habe ich noch nie messingumsponnene Saiten im Klavier gesehen.

Falls mir jemand dazu etwas schreiben kann, wäre ich erfreut und dankbar!

Herzliche Grüße aus Pretoria, Südafrika
Mark
 
Es sind auch Messingumspinnungen in neueren Klavieren zu finden.

Häufig auch nur im Übergang - die klingen wohl in der Tat heller und man versuchte hiermit den Übergang unauffälliger zu gestalten.

Bei vielen alten Klavieren findet man allerdings auch komplette Messingumsponnene Saiten oder auch Eisenumsponnene Saiten vor.
 

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