An wen denkt ihr, wenn ihr Klavier spielt?

  • Ersteller des Themas Rachmaninov22
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Früher:
An ein Mädchen, das ich mal kennen gelernt hab und ihr nie gesagt hab, dass ich mich in sie verliebt hab, bevor wir uns für Jahre aus den Augen verloren haben.

Die letzten Monate:
Die selbe Frau (mittlerweile 25), die ich zufällig wieder getroffen habe und endlich meine Freundin geworden ist ;-)

Die letzten Tage:
Besagte Frau, die mir allerdings Montag mitgeteilt hat, dass sie so nicht mehr weitermachen kann (400km Distanz) und die Beziehung beenden muss.

Oh Mann, ich muss sie wieder haben, sonst wird Klavierspielen in Zukunft zur Qual...
 
Also bei mir kommt mehr Ausdruck und Dynamik ins Spiel, wenn ich an Ausdruck und Dynamik denke. Aussagen wie diese halte ich für bedenklichen Unsinn.

Es ging mir auch um den Zustand, in dem man quasi schon alles "perfekt" beherrscht und versucht, sich "über die Musik zu stellen".... Ich habe es mal so gelernt und die Person, die mir dies beibrachte, spielt keinen Unsinn, obwohl sie an ihn denkt ;)
 
Also bei mir kommt mehr Ausdruck und Dynamik ins Spiel, wenn ich an Ausdruck und Dynamik denke. Aussagen wie diese halte ich für bedenklichen Unsinn.


Naja, wenn sich jemand Gedanken darüber macht, unter welchen Umständen / in welcher Situation ein Stück entstanden ist, und wie die Gefühlslage des Komponisten beim Komponieren war, dann ist das aber alles Andere als bedenklicher Unsinn. Musik versetzt einen in eine bestimmte Gemütslage - und um zu wissen, in welche Gemütslage einen das Stück versetzen soll, muß man schon ein bißchen was über das Drumrum wissen. Jemand der ein Menuett spielt, aber noch nie ein Schloß von innen gesehen hat, geschweige denn wie ein Menuett getanzt wird, wird kaum in der Lage sein, den richtigen Ausdruck zu treffen, egal wie sehr er sich um "Ausdruck und Dynamik" bemüht.
 
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Hallo Rachmanivo22

Hallo Rachmaninov22,

wenn ich eine Nocturne von Chopin spiele, denke ich oft an ein Mädchen, in das ich heimlich verliebt bin, oder an eine verflossene Liebe, oder ich stelle mir ein Mädchen vor, das weint, weil sie für immer ihre große Liebe verloren hat.

Ich denke daß auch Chopin bei einigen Kompositionen an jemand gedacht hat, vielleicht an George Sand. Er selbst sagte mal, daß seine Musik aus Tränen geboren wurde. Sergei Rachmaninov hat beim Komponieren z. B. oft an sein Land oder seinen Liebschaften gedacht.

Liebe Grüße, Mario
 
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Bei Rachmaninofs Apassionato von den Etude-Tableaux denke ich an jemanden, dessen Namen oder andere Sachen ich hier nicht erwähnen werde, da mir und ihr persönlich bekannte Leute in diesem Forum sind^^
 
@Frédéric Chopin:

Was für ein schöner Nickname...
Sicherlich ist es gut, sich durch geeignete Assoziationen wie das Verliebtsein in ein Mädchen, in die richtige Stimmung des Stückes zu bringen.

Letztlich glaube ich aber, dass es das beste ist, wenn man es schafft, alle Konzentration auf die Noten zu lenken, die man gerade spielt. 100%, einfach alles - auf alles, was im Moment abgeht, Noten, Gestaltung usw. Weder an Vergangenheit, noch Zukunft, noch Mädchen oder sonstwas zu denken. Stattdessen nur am Ablauf des Stückes sein. Dies wird im Buch "The Inner Game of Music" (was ich sehr empfehlen kann), eindrucksvoll belegt. Man kann es wahrscheinlich Meditation nennen, diesen Idealzustand des Musizierens...
 
@ Mindenblues,

Ich denke das Ganze ist eine Meinungssache.
Du hast Recht, natürlich ist es wichtig sich in erster Linie auf die Noten, Rythmus, Dynamik, Klang und Musik zu konzentrieren. Beim Üben ist die Diszipin sehr wichtig. Es ist auch keine Grundvoraussetzung beim Klavierspielen an außermusikalische Dinge zu denken.

Daß ich z. B. "an ein Mädchen oder eine Liebe beim Klavierspielen" denke ist keine professionelle Aussage! Das weiß ich.

Aber meine Frage, ist es verboten?

Und wenn doch, es merkt ja keiner was ich denke, wenn ich Klavier spiele.:D

Ist es verboten, wenn ich z. B. den Trauermarsch aus der h-moll Sonate von Chopin, den ich aufgrund eines verstorbenen lieben Menschen spiele, an den verstorbenen Menschen zu denken, während ich den Traumermarsch spiele oder gar meine Gefühle der Trauer in Musik ausdrücke?

Der Ablauf des Stückes, sicher die Noten spielen zu können und technische Stellen einwandfrei spielen zu können ist natürlich Grundvoraussetzung.

Aber meine Meinung ist, daß es viele gibt, die Klavier spielen um ihre Gefühle auszudrücken, die sie mit Worten nicht beschreiben können und das ist ja gerade das schöne an der Musik. Ein Sänger z. B. muß genauso sich die Situation vorstellen, die der Text aussagt, um die Musik überhaupt richtig interpretieren zu können. Und trotzdem dabei auf den Notenablauf, Rythmus, Dynamik, Klang und Technik achten.

Ich möchte nochmal betonen, daß Du Recht hast, daß es keine Grundvoraussetzung ist an außermusikalsche Dinge beim Klavierspielen zu denken, aber ein bisschen Romanik in der Musik wird doch nicht schaden und ich glaube nicht, daß jemand schlechter spielt, weil er beim Klavierspielen an seine große Liebe denkt.:kuss:

So, jetzt muß ich aber wieder weiter üben! :p

Liebe Grüße, Mario
 
Antwort meines Lehrers (der als Zyniker bekannt ist) bei einem Gesprächskonzert, was er beim Spielen eines Chopin-Nocturnes empfinde:
"Ich habe alle Hände voll zu tun, die richtigen Noten zur richtigen Zeit in der richtigen Lautstärke zu spielen. Wenn Sie jetzt noch verlangen, ich solle dabei etwas empfinden, muß ich die Gage erhöhen."
 

Wer WÄHREND des Vorspielens an seine erste, größte, einzige Liebe denkt, wird höchstwahrscheinlich miserabel spielen. Wer VOR dem Einstudieren eines Stücks noch nie große Gefühle gehabt hat, wird aber wahrscheinlich auch miserabel spielen.
Es gibt ein schönes Zitat, das ich aus zweiter Hand habe und dessen Quelle ich leider vergessen habe. Sinngemäß zitiert:
"Warum spielt Pianist XYZ diese Stelle nicht so wie Pianist ZYX? Weil ihm die Technik dazu fehlte? Nein! Weil ihm die Feinheit der Seele fehlt, so überhaupt spielen zu wollen."
Kennt jemand das Zitat? Ich bin auf der Suche nach der wörtlichen Formulierung und der Quelle bisher nicht fündig geworden.
 
Mitempfinden beim Klavierspiel

Also ich habe schon oft an "eine meiner Liebschaften" während des Spielens eines Nocturnes von Chopin gedacht. Und ich habe keineswegs miserabel gespielt. Im Gegenteil.

Meine Meinung ist, daß man sehrwohl bei einer Chopin- Nocturne während des Spielens mitempfinden muß, das ist ja der Sinn einer "Nocturne", aber dennoch auch mit Verstand spielen muß und das Stück beherschen soll (in der Harmonik, Melodie, Fingersatz, Rythmen, Artikulation, Dynamik, Klang, technische Abfolgen, usw.)


Liebe Grüße, Mario
 
Also ich denke oft beim Klavierspielen oft an irgendwelche absurden Dinge, die ich aus irgendeinem Grund mit dem Stück verbinde. Das kommt ganz von alleine. Auch wenn ich vor meinem Lehrer spiele. Ich krieg dann fast nichts mehr um mich herum mit und irgendwie auch kaum vom Klavierspiel, glaub ich.:confused:
Jedenfalls ertappe ich mich manchmal selbst dabei und denke dann: "Nanu? Was soll das? Solltest du dich nicht lieber auf das Stück konzentrieren?"

Oft ist es auch, dass ich bestimmte Stellen eines Stücks mit Farben oder Bildern verbinde. Das Bild hat dann aber eigentlich kaum was mit dem Stück zutun. Manchmal kommt es mir dann so vor, als würde ich denken: "Ja... das ist genau wie damals als ich..." und dann kommt ein Bild von einer Frau, die ein Kopftuch aufhat und mit geschlossenen Augen an einem Blumenstrauß riecht. Oder einem bärtigen Polarforscher, der einen vereisten Abhang hinunter läuft und einen Schlitten hinter sich herzieht...

Seltsame Sachen gibts...
:klavier:
 
also ich denke auch eig selten an iwen bestimmten...

aber denken tu ich wirklich viel dabei^^...
irgendwie ist sowieso bestimmt 80% der Zeit am Klavier nur so ein vor mich her und ein runterspielen meines gesamten Notenbestandes xD...
und dabei konzentriere ich mich eig auch selten richtig auf das Stück sondern schweife auch immer wieder ab zu allen möglichen Dingen, die mir grad so durch den Kopf gehen... was auch immer das dann ist^^ mittlerweile hälts sich aber auch in grenzen weil ich ja studieren will und üben MUSS >.< ...

aber musik hilft mir bei denken immer unheimlich viel!!! =)
und beim musizieren setzt es daher auch immer automatisch ein xD
 

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