Das eigentlich Problem liegt darin, dass du zu denken scheinst, dass die Noten nur die zu spielende Tonhöhe angeben.
Es geht bei der Notation aber (auch) um die harmonische Funktion.
@Sven die unterstrichene Formulierung ist missverständlich (mir ist klar, was du sagen willst) denn tatsächlich geben normale traditionelle Noten nichts anderes als Tonhöhe und Tondauer an! Genau dafür sind sie da, und erfüllen ihre Aufgabe prima (jedenfalls fürs Klavier).
Aber die Noten bedeuten nicht stur eingleisig dass exakt eine und keine andere Note eine bestimmte Taste "meinen". Zwar haben wir nur 12 verschiedene Tasten, aber weitaus mehr "Tonnamen / harmonische Bedeutungen"
Taste c = #h, c, bbd
Taste cis = ##h, #c, bd
Taste d = ##c, d, bbe
Taste dis = #d, be, bbf
...usw...
Jetzt erst - wenn begriffen ist, dass jede Tonhöhe (Taste) auf mindestens zwei verschiedene Weisen notiert werden kann -kommen die INTERVALLE und HARMONIEN.
Für Ges-Dur muss begriffen sein, dass bg-ba-bh-bc-bd-be-f-bg die Schreibweise der Ges-Dur Tonleiter ist (deren Abfolge von Ganz-und Halbtonschritten identisch mit C-Dur ist - das zu erkennen, daran scheitern einige...)
Bezogen auf Ges-Dur ist der Ton bbe (Taste d) nichts anderes als die tief alterierte Sexte (vom Grundtton aus gerechnet)
Wenn man spaßeshalber alle meine Entchen mit tiefalterierter Sexte spielt:
in C:
c d e f g g ba ba ba ba g
1=c 2=d 3=e 4=f 5=g a=6/ ba=tief alterierte 6
in Ges:
bg ba bh bc bd bd bbe/be
1=bg 2=ba 3=bh 4=bc 5=bd 6=be und bbe ist die tief alterierte Sexte
Achtung: aufgelöstes des (Taste d) ist als Intervall vom Grundton eine übermäßige Quinte wie #g in C (!!)
Jetzt müsste klar sein, dass aufgelöstes des (Taste d) in Ges-Dur nur dann sinnvoll sein kann, wenn die Tonart verlassen wird (z.B. kann das d die Terz von B-Dur sein, was als Dominante nach es-Moll führt)
Danach - wenn das begriffen ist - wird klar, dass dein zweiter Satz absolut richtig ist!