Welches Tremolo in welchem Stück meinst du denn? Und wie ist es notiert, daß dir unklar bleibt, wie man es korrekt spielt?
Ein klassisches Gitarren-Tremolo (p-a-m-i) gibt es auch bei Liszt (1-4-3-2), bei dem es öfter noch die sog. "Brillenbässe" gibt. Wie man die spielt, geht aus der Notation aber hervor.
Apropos Hanon: Gibt es jemanden, der außer dem "Klavier-Virtuosen" irgendetwas von ihm kennt? Hat Hanon irgendein bemerkenswertes Werk hinterlassen? Ist er der Nachwelt als namhafter Pianist in Erinnerung geblieben? Oder ist seine einzige Hinterlassenschaft tatsächlich diese Sammlung geisttötender Sequenzen, die sich "Klavier-Virtuose" nennen?
Hanon wurde 1819 geboren. Chopin's Etüden op. 10 wurden komponiert zwischen 1829 und 1832, da war Hanon 10-13 Jahre alt.
Angesichts dieser Daten kann irgendetwas daran nicht stimmen, daß es des Hanons bedarf, um Spieltechnik zu erwerben. Mag sein, daß das Zeugs nützlich ist als Fingergymnastik -- aber leider ist es so ziemlich die übelste Selbst-Kasteiung, die sich ein musikalisch denkender Geist antun kann. Natürlich muß man üben, natürlich muß man sich Technik durchaus auch auf gymnastischem Weg erarbeiten. Aber muß man es tatsächlich unter Verzicht auf jeden musikalischen und kompositorischen Anspruch tun? Nur weil der "Klavier-Virtuose" dem Hanon eine Silber-Medaille auf der Exposition Universelle (1878 ) einbrachte und dieser geisttötende Unsinn schon zu Hanons Lebzeiten vom Pariser Conservatoire als offizielles Übungsmaterial anerkannt wurde?
Da muß in der Klavierausbildung irgendetwas verrutscht sein. Hanons Übungen sind hohles Zeugs, ihre Verbreitung ist der Sieg des Gymnastik-Tanzes auf dem Seile der Erbsenzählerei über den Geist.