Joh
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Wie bereits letztes Jahr nach der Einspielung von Op. 38 angekündigt, freue ich mich nun, den nächsten Band "Vergessene Weisen", Op. 39, von Nikolai Medtner präsentieren zu dürfen - diesmal aufgenommen bei einem Live-Konzert in München.
Kurz noch einmal ein paar generelle Informationen zum Komponisten und Werk:
Nikolai Medtner, geboren 1880, war russischer Komponist und Pianist, wobei er oft eigene Werke aufführte.
Seine Kompositionen sind inspiriert von deutscher und russischer Tradition, halten sich aber an den romantischen Stil. Rachmaninoff und Medtner, die befreundet waren, hielten jeweils den anderen für den bedeutendsten Komponisten seiner Zeit.
Medtner schafft mit seinen Werken und seiner unglaublich bildhaften und erzählerischen Tonsprache eine ganz eigene, individuelle Atmosphäre. Um den richtigen Zugang zu seiner doch eher unkommerziellen Musik zu erhalten, ist es jedoch notwendig, seine Werke öfters und intensiv zu hören. Das erklärt auch, warum er nie so bekannt und populär wurde, wie z.B. Rachmaninoff, Skrjabin oder Tschaikowski.
00:00 No. 1: Meditazione
05:05 No. 2: Romanza
09:07 No. 3: Primavera
13:10 No. 4: Canzona Matinata
17:36 No. 5: Sonata Tragica
Der Zyklus „Vergessene Weisen“ Op. 39 (auch „lyrische Weisen“ genannt, 1918 - 1920) ist der zweite Zyklus mit diesem Namen und besteht aus 5 Stücken, welche teilweise aufeinander aufbauen und wiederkehrende Motive erkennbar sind.
Mit dem ersten Stück „Meditation“ wird sofort eine ganz eigene, neue Klangwelt und Stimmung eingeleitet, die den Zuhörer durchaus in einen meditativen Zustand versetzen kann. Dabei ist nach der kurzen schwebenden Einleitung, bestehend aus übermäßigen gebrochenen Akkorden, ein klagendes, gesangliches Hauptmotiv zu hören, welches im nächsten Stück „Romanze“ fast identisch wiederkehrt, sich dort jedoch relativ schnell verflüchtigt und in spielerischen und tänzerischen Formen fortgesetzt wird, welche schon etwas mehr Licht ins Dunkle bringen. Daher ist der Übergang der beiden ersten Stücke nicht unbedingt gleich als solcher erkennbar.
Nach den beiden eher beklemmenden Stücken folgt plötzlich mit dem „Frühlingsmärchen“ eine Stimmungsänderung ins Warme/Fröhliche. Gleich zu Beginn wird man an fließende Bäche/Schmetterlinge/rauschende Bäume im warmen Frühlingswind erinnert.
Nach einem imposanten, virtuosen und freudigen Schluss wird eine kleine Pause eingebaut, bevor das vierte Stück „Morgenlied“ erklingt. Dieses gilt als Ruhepol des Zyklus und erinnert an idyllische/weite Landschaften mit zahlreichen Farben in Tag- und Nachtstimmung (Mittelteil). Doch dieses Stück ist auch die Ruhe vor dem Sturm, denn direkt im Anschluss erklingt die große „tragische Sonate“, in der sich die ganze Dramatik und Energie entlädt. Die damalige Zeit und Erlebnisse um den ersten Weltkrieg spielen dabei sicherlich auch eine Rolle. Interessant ist auch, dass das Seitenthema der übrigens nur einsätzigen Sonate dem Hauptthema gleicht, jedoch lieblicher und in Dur erklingt.
Danach hört man völlig überraschend noch einmal das ruhige, melan-cholische Nacht-Thema aus dem Mittelteil des „Morgenlieds“, bevor dann die Exposition in einem furiosen Dur-Abschluss zur Durchführung übergeleitet wird.
In der Reprise erklingt das tragische Hauptmotiv erneut, kumuliert dann jedoch in lauten Akkorden, ohne dass die Seitenthemen erneut wieder-kehren, wonach eine sehr unbestimmte, mysteriöse Kadenz folgt, bevor das Stück mit einer gewaltigen und furiosen Coda abgeschlossen wird.
Medtner selbst wollte übrigens, dass beim Spiel dieser Sonate das „Canzona Matinata“ immer vorangestellt wird, quasi als eine Art Einleitungssatz. Diese beiden zusammenhängenden Werke werdet Ihr beim Clavio-Konzert am Sonntag den 24. April nochmal live hören - bis dahin, ich freue mich...
Euer Joh
Kurz noch einmal ein paar generelle Informationen zum Komponisten und Werk:
Nikolai Medtner, geboren 1880, war russischer Komponist und Pianist, wobei er oft eigene Werke aufführte.
Seine Kompositionen sind inspiriert von deutscher und russischer Tradition, halten sich aber an den romantischen Stil. Rachmaninoff und Medtner, die befreundet waren, hielten jeweils den anderen für den bedeutendsten Komponisten seiner Zeit.
Medtner schafft mit seinen Werken und seiner unglaublich bildhaften und erzählerischen Tonsprache eine ganz eigene, individuelle Atmosphäre. Um den richtigen Zugang zu seiner doch eher unkommerziellen Musik zu erhalten, ist es jedoch notwendig, seine Werke öfters und intensiv zu hören. Das erklärt auch, warum er nie so bekannt und populär wurde, wie z.B. Rachmaninoff, Skrjabin oder Tschaikowski.
00:00 No. 1: Meditazione
05:05 No. 2: Romanza
09:07 No. 3: Primavera
13:10 No. 4: Canzona Matinata
17:36 No. 5: Sonata Tragica
Der Zyklus „Vergessene Weisen“ Op. 39 (auch „lyrische Weisen“ genannt, 1918 - 1920) ist der zweite Zyklus mit diesem Namen und besteht aus 5 Stücken, welche teilweise aufeinander aufbauen und wiederkehrende Motive erkennbar sind.
Mit dem ersten Stück „Meditation“ wird sofort eine ganz eigene, neue Klangwelt und Stimmung eingeleitet, die den Zuhörer durchaus in einen meditativen Zustand versetzen kann. Dabei ist nach der kurzen schwebenden Einleitung, bestehend aus übermäßigen gebrochenen Akkorden, ein klagendes, gesangliches Hauptmotiv zu hören, welches im nächsten Stück „Romanze“ fast identisch wiederkehrt, sich dort jedoch relativ schnell verflüchtigt und in spielerischen und tänzerischen Formen fortgesetzt wird, welche schon etwas mehr Licht ins Dunkle bringen. Daher ist der Übergang der beiden ersten Stücke nicht unbedingt gleich als solcher erkennbar.
Nach den beiden eher beklemmenden Stücken folgt plötzlich mit dem „Frühlingsmärchen“ eine Stimmungsänderung ins Warme/Fröhliche. Gleich zu Beginn wird man an fließende Bäche/Schmetterlinge/rauschende Bäume im warmen Frühlingswind erinnert.
Nach einem imposanten, virtuosen und freudigen Schluss wird eine kleine Pause eingebaut, bevor das vierte Stück „Morgenlied“ erklingt. Dieses gilt als Ruhepol des Zyklus und erinnert an idyllische/weite Landschaften mit zahlreichen Farben in Tag- und Nachtstimmung (Mittelteil). Doch dieses Stück ist auch die Ruhe vor dem Sturm, denn direkt im Anschluss erklingt die große „tragische Sonate“, in der sich die ganze Dramatik und Energie entlädt. Die damalige Zeit und Erlebnisse um den ersten Weltkrieg spielen dabei sicherlich auch eine Rolle. Interessant ist auch, dass das Seitenthema der übrigens nur einsätzigen Sonate dem Hauptthema gleicht, jedoch lieblicher und in Dur erklingt.
Danach hört man völlig überraschend noch einmal das ruhige, melan-cholische Nacht-Thema aus dem Mittelteil des „Morgenlieds“, bevor dann die Exposition in einem furiosen Dur-Abschluss zur Durchführung übergeleitet wird.
In der Reprise erklingt das tragische Hauptmotiv erneut, kumuliert dann jedoch in lauten Akkorden, ohne dass die Seitenthemen erneut wieder-kehren, wonach eine sehr unbestimmte, mysteriöse Kadenz folgt, bevor das Stück mit einer gewaltigen und furiosen Coda abgeschlossen wird.
Medtner selbst wollte übrigens, dass beim Spiel dieser Sonate das „Canzona Matinata“ immer vorangestellt wird, quasi als eine Art Einleitungssatz. Diese beiden zusammenhängenden Werke werdet Ihr beim Clavio-Konzert am Sonntag den 24. April nochmal live hören - bis dahin, ich freue mich...
Euer Joh