Hallo Oktavian,
der Klang deiner Aufnahme ist erstmal etwas gewöhnungsbedürftig, es klingt fast etwas Cembaloartig. Aber das soll jetzt bei der Beurteilug keine Rolle spielen.
Ich finde, es fängt ein bißchen zäh an, im Verlauf der 1. Seite reguliert sich das aber mit der Zeit wieder. Die Gestaltung der Melodie gefällt mir gut, es klingt erstaunlich legato, trotz dem Cembalo-Sound. Die Verzierungsläufe (Takt 4 und Takt 23) sind mir ehrlich gesagt zu hektisch. Statt das Tempo etwas abzubremsen, wirst du da sogar noch schneller als das Grundtempo - das wird wohl die Aufregung sein.
Ein kleiner Tip: im Takt 9 beim letzten Akkord solltest du auch ein ces spielen (kein c)
Leider ist dann der Mittelteil wieder etwas zäh. Die repetierten gisse scheinen dir da sehr wichtig zu sein, du vergißt aber ein bißchen den Choral in der linken Hand. Lustigerweise wirst du bei der Maikäfer flieg Stelle plötzlich viel schneller, genau umgekehrt wie ich die Stelle verstehe. Für mich ist das eigentlich der Höhepunkt (wenn auch nicht die lauteste Stelle - was gerne verwechselt wird) des Stücks.
Im Schlußteil würde ich die "slentando"-Angabe vor dem hohen forte-b ernster nehmen. Der Sprung vom letzten as der linken Hand zum b'' hat ein extremes Ausdruckspotential wenn man sich genügend Zeit läßt und sich das dissonante Riesenintervall innerlich richtig vorstellt. Nach diesem großen Seufzer sollte in den letzten 6 Takten eigentlich nicht mehr viel passieren, ich würde das Tempo und die Lautstärke eher noch mehr zurücknehmen.
Ich denke, du hast das Stück besser gespielt als es sich anhört ;)
Du solltest mal bei Gelegenheit auf einem richtigen Klavier spielen, dann werden sich ganz neue Welten auftun. Man kann z.B. Bach ganz gut auch auf einem Digipiano spielen, mit Chopin auf einem Digipiano wird man nie so recht glücklich werden.
Gruß
Haydnspaß