Una chorda, mechanische oder klangliche Aspekte?

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agraffentoni

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'Normalerweise' bewegt das linke Pedal die Flügelmechanik nach rechts.
Vereinzelt trifft man Instrumente, bei denen die Verschiebung nach links geht.
Ich kenne das von älteren Ibach- und Pfeiffer-Flügeln.
Hat das einen klanglichen Grund, oder ist das einfach einer anderen Konstruktion geschuldet?
Grüße und danke für die Antworten,
Toni
 
...gerade DU kennst dich doch mit den mechanischen Verhältnissen aus: kannst du dir einen klanglichen Grund vorstellen? macht es einen klanglichen Unterschied, ob man die Mechanik z.B. drei Millimeter nach rechts oder nach links verschiebt? (das könnte ja nur sein, wenn die Ausrichtung der Hämmer schon vorab irgendwie eher nach rechts oder eher nach links eingestellt wäre und nicht mittig)
 
Aber rolf, selbstverständlich macht das einen großen Unterschied! Die linken Saiten eines Chores regen doch den Resonanzboden viel besser an, weil sie weiter vom Rand weg sind. Der Effekt von Una Chorda ist also beim Verschieben nach rechts stärker.

<just kiddin' ...>

Und ernsthaft: Ich hab beim Umstieg auf meinen Flügel eine Weile gebraucht, mich an die Tastaturbewegung zu gewöhnen (nach rechts natürlich, wie's der HERR gewollt hat) . Die Vorstellung, auf einer Bühne auf ein Instrument zu treffen, wo die Tasten nach links gehen, lässt mich schaudern ...
 
Mein Ibach von 1977 ist ein ganz Linker. Fehlte nur noch, daß die schwarzen Tasten beim Fusstritt rot werden.;-) Der Effekt ist sehr stark, nach meiner Erinnerung stärker als bei allen Flügeln, die ich mal probiert habe. Bei vielen neuen Flügeln, meistens Yamaha, Steinway, Bechstein merkte ich einen geringen Klangunterschied. Das waren dann wohl die Rechten. Vielleicht liegt das aber auch an den noch nicht so beanspruchten noch nie abgezogenen Hammerfilzen.
Ich habe mal in einem Video gesehen, wie die Filze speziell für den una corda Bereich intoniert wurden. Was könnte der Grund dafür gewesen sein, und in welche Richtung des Klanges will man dabei hin?
Ist der Klangeffekt zu beschreiben, und ist der prinzipiell bei allen Flügeln gleich nur nicht gleich stark? Wendet man das linke Pedal grundsätzlich an, wenn es in den Noten steht? Bei Brahms gibt es ziemlich lange Passagen. Wendet es man auch an, wenn es nicht in den Noten steht?
Ich erschrecke jedesmal über die starke Klangveränderung und nicht so sehr über die verschobene Tastatur. Ich empfinden den Klang als weniger definiert, undeutlicher, wattiger und deutlich leiser.
Immer wieder gelesen habe ich, daß man den Effekt nicht zum Leisespiel benutzen sollte. Aber ich habe in Videos gesehen, daß dies auch von Profis immer wieder benutzt wird. Auch bei manchen Aufnahmen habe ich den Höreindruck, daß das linke Pedal benutzt wird. Es hängt wohl auch vom jeweiligen Instrument ab, der Profi weiß schließlich worauf er spielt.

Gruß
Manfred
 
Ich kann mir auch klangliche Gründe vorstellen, kann das aber nicht so richtig begründen. Z.b. ist es ja so, dass im Diskant es meist die linke Saite ist, die stärkere Eigenschwebungen hat als die anderen beiden. Keine Ahnung, warum das so ist, aber es ist tatsächlich so. Und da ist es auch meist die linke Saite, die am ehesten die Tendenz hat, nach dem ersten Stimmen wieder nach oben zu wandern.
 
Ist der Klangeffekt zu beschreiben, und ist der prinzipiell bei allen Flügeln gleich nur nicht gleich stark?
Ich meine, es soll irgendwie zarter, weicher klingen. Du beschreibst den Effekt als "wattig" und "weniger definiert" - das geht ja in diese Richtung.

Technisch kommt der Effekt einerseits durch das Auslassen der linken oder rechten Saite, was den Ton leiser und vermutlich auch "dünner" macht - zwei Saiten schweben eben weniger als drei und das nimmt etwas Volumen weg. Andererseits trifft eine weniger eingespielte Stelle des Hammers auf die Saite - das macht den Ton weicher oder eben wattig. Dieser Effekt hängt davon ab, wie sehr die Hämmer eingespielt sind. Möglicherweise kann man ihn auch noch dadurch steuern, dass man die Stellen zwischen den Rillen eigens intoniert, wobei ich nicht sicher bin, ob derlei mikrochirurgische Eingriffe in einem so groben Material wie Filz wirklich funktionieren.

Bei meinem Flügel ist der Effekt eher gering, was vielleicht an den abgezogenen Hammerköpfen liegt. Dabei tritt er in leisen Passagen weitaus deutlicher hervor.

Wendet es man auch an, wenn es nicht in den Noten steht?
Ich denke, ja. Es liegt ja im Ermessen des Pianisten, verschiedene Passagen im Stück durch einen verschiedenen Anschlag voneinander abzusetzen. Mit der Nutzung des Una-Corda-Pedals bewegt man sich meiner Meinung nach immer noch in diesem Spielraum.

Ciao
- Karsten
 
Bei meinem Flügel ist der Effekt eher gering, was vielleicht an den abgezogenen Hammerköpfen liegt. Dabei tritt er in leisen Passagen weitaus deutlicher hervor.
Das glaube ich nicht. Mehr abziehen als bei meinen HK geht kaum mehr und bei mir ist der Effekt (trotz Rechtsruck ;-)) fantastisch. Ich würde ihn als einen Ton bezeichnen, der aus der Ferne durch den Nebel dringt.
 
WEAS, was für ein Pech, daß wir auf der Nordhalbkugel wohnen, wo die Ascorbinsäure ja rechtsdrehend sein müßte und damit als Vitamin C unbrauchbar ist. Man sollte darauf achten, daß alle Zitrusfrüchte auf der Südhalbkugel gewachsen sind.
Aber ich habe ja meinen linksdrehenden Ibach, der macht das wieder wett.:blöd:
 
Mechanisch könnte man vielleicht noch bedenken, dass bei Una Corda heute besser Due Corda heißen müsste, da der Hammer ja nur eine Seite nicht trifft.
Klanglich ist das bei mir ein deutlicher Unterschied ob mit oder ohne Pedal. Hierbei man muss auch mit in Betracht ziehen dass die nicht angeschlagene Saite nicht einfach still ist. Da sie (wie die angeschlagenen Saiten) nicht gedämpft ist, wird sie auch angeregt zu schwingen (aber ganz anders als die angeschlagenen Saiten) und kann so die Klangfarbe beeinflussen.
 
Man könnte die Verschiebung für links und für rechts jeweils anders intonieren.. dazu braucht es aber ein weiteres Pedal.
Für rechts verschobene Klaviaturen intoniert man links von der Spur weicher.., bleibt für den Linksverschub die Möglichkeit den äußersten rechten Rand sehr hart zu intonieren. (So wie die Polizei das macht.. ) :-D

LG
Michael
 

Hab heuer einen braunen Flügel mit 88 Tasten gehabt der nach rechts ging. Als ich ihn links trat, wurde er ungewöhnlich scharf. Offensichtlich eine Folge jahrelanger linker Fixierung. :-D

Viele Grüße

Styx
 

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