Fragen von Neuling mit Bösendorfer 120

Das ist "sportlich"! Aber bei einem solchen Klavier ist davon auszugehen, dass der/die Vorbesitzer das Instrument umsorgt und für die richtigen klimatischen Verhältnisse gesorgt haben (möglichst nicht unter 45 % Luftfeuchtigkeit, möglichst wenig Temperaturschwankungen, keine Sonneneinstrahlung).
Also mit einigen Monaten Zeit, beobachten, spielen würde ich es so sagen: Ich würde dieses Klavier sofort wiederkaufen. Allerdings ist es natürlich nicht in dem Top-Zustand angekommen, wie es seinerzeit angepriesen war. Ich persönlich würde z.B. nie im Leben ein Klavier so schmutzig auf den Weg bringen, wenn ich Verkäufer wäre. Seinerzeit hat bei der Abwicklung auch gestört, dass ich es in einer Auktion erworben hatten, nach Gesprächen mit den Vorbesitzern und dass ich am Tag der Auktion mit dem Wunsch konftrontiert wurde, das Instrument bis zum Folgetag abzuholen. Geht für mich gar nicht, wenn ich mich als Kaufinteressent im Vorfeld schon um die Kontaktaufnahme bemühe. Fazit: das Instrument war alle Mühen wert, von der Verkäuferschaft hätte ich mir etwas mehr Freundlichkeit erhofft.
 
Danke für diesen offenen Bericht.

Soviel zum Thema, dass man "ein älteres Klavier nur abstauben" müsse, besonders wenn es von renommierter Herkunft sei. Es ist für mich als Techniker einfach unplausibel, dass das Alter keine Spuren hinterlassen sollte. Insbesondere bei einer Mechanik, die auf der Leichtgängigkeit und Gleichmäßigkeit über viele gleiche Elemente (vulgo Tasten) beruht.

Und schön zu lesen, dass diese Verantwortung da und dort auch angenommen wird! Ich wünsche dir viel Freude mit dem Österreicher!
Hallo Austro,
Ja genau, nur abstauben müssen :-) Ich habe doch etwas mehr beauftragt und mir war auch klar, dass ein Klavier diese Zuwendung braucht, wenn es eine Zeit lang nicht mehr gespielt wurde. Am Ende hat der Klavierbauer sich um die Technik und ich mich im Rahmen meines Möglichen ein bisschen um die Optik gekümmert. Es könnte daraus eine grosse Liebe entstehen. Ich oute mich hier ein wenig. Ich leide an einer Sache, die ähnlich ist wie Multiple Sklerose. Vieles, was mit Bewegung zu tun hat, fällt mir schwerer. Je nach Tag gehen Dinge nicht oder einfach weniger gut. Und ich bin bis jetzt auch noch kein guter Klavierspieler. Meine Fortschritte sind sehr langsam, aber darauf kommt es mir nicht an. Wenn ich meine bescheidenen Melodien spiele, dann kann ich alles Trübsal vergessen für eine halbe Stunde oder, wenn es ein guter Tag ist, sogar für eine Stunde. Aus dieser Sicht heraus bin ich dankbar, dass ich in der letzten Reha durch glückliche Umstände (oder Zufall?) zu einer Stunde Musiktherapie gekommen bin, welche das Thema Musik in mir wieder befeuert hat.
Ich wünsche allen einen schönen und hoffentlich etwas sonnigen Tag!
 
Also mit einigen Monaten Zeit, beobachten, spielen würde ich es so sagen: Ich würde dieses Klavier sofort wiederkaufen. Allerdings ist es natürlich nicht in dem Top-Zustand angekommen, wie es seinerzeit angepriesen war. Ich persönlich würde z.B. nie im Leben ein Klavier so schmutzig auf den Weg bringen, wenn ich Verkäufer wäre. Seinerzeit hat bei der Abwicklung auch gestört, dass ich es in einer Auktion erworben hatten, nach Gesprächen mit den Vorbesitzern und dass ich am Tag der Auktion mit dem Wunsch konftrontiert wurde, das Instrument bis zum Folgetag abzuholen. Geht für mich gar nicht, wenn ich mich als Kaufinteressent im Vorfeld schon um die Kontaktaufnahme bemühe. Fazit: das Instrument war alle Mühen wert, von der Verkäuferschaft hätte ich mir etwas mehr Freundlichkeit erhofft.

Naja, man weiß ja nicht, ob da nicht der Gerichtsvollzieher im Nacken saß und das Instrument nur äußerst ungern hergegeben wurde ?
 
Naja, man weiß ja nicht, ob da nicht der Gerichtsvollzieher im Nacken saß und das Instrument nur äußerst ungern hergegeben wurde ?
Die Umstände des Verkaufs habe ich schon so weit schon mitbekommen und auch als plausibel taxiert. Das war wohl schon nicht unbedingt Notverkauf sondern die Liebe zum Klavier ist einfach über die Zeit etwas verlorgen gegangen.
 
Der Transport ist absolut rekordverdächtig!

Danke für Deine offene Worte auch bezüglich der Musiktherapie. In meinem Bekanntenkreis gibt es ein paar Leute, die das machen oder darauf umgesattelt haben. Ich muß gestehen, daß ich das aus Unwissenheit bislang immer ein wenig belächelt oder zumindest nicht für ganz glaubwürdig gehalten habe, bis mich eine Geschichte schon ins Grübeln brachte. Sehr schön, jetzt nochmal zu hören, daß es doch solche Wirkung entfachen kann.

Zu Deinem Bösendorfer kann man Dich nur beglückwünschen! Ich gebe auch zu bedenken, daß es Menschen gibt, die durch Putzen oder ähnliches mehr kaputt als schön machen, insofern ist mir ein unberührtes aber halt dreckiges Instrument zehnmal lieber, als eines an dem schon herumgedoktert wurde.

Und durch die Arbeit, die Du ja auch teils selbst ausgeführt hast, ist Deine Beziehung zum Instrument nochmal inniger und das Instrument mehr "Deins" geworden.

Ein Instrument ist schon was besonderes. Als ich meines (kein Klavier) neu hatte, bin ich manchmal nachts aufgestanden, nur um es anzuschauen und zu bewundern. :geheim:
 
Der Transport ist absolut rekordverdächtig!
Danke für Deine offene Worte auch bezüglich der Musiktherapie. :geheim:
Mann muss vielleicht bedenken, dass in der Schweiz die Wege kürzer sind als in Deutschland und Österreich. Ich hatte jedenfalls keinen Stress gemacht, dass es schnell ankommen muss bei mir.

Und zur Musiktherapie, die Geschichte war so: eine Mitpatientin hatte mir an einem Samstag gesteckt, dass sie ihre Musiktherapiestunde nicht besuchen könne, weil sie zu der Zeit Besuch hätte. Ob ich nicht Lust hätte für sie einzuspringen. So fand ich mich zur rechten Zeit am rechten Ort ein und war total erstaunt, dass das keine Gruppen- sondern eine Einzelstunde war. Ich kannte bis dato an Samstagen nur und ausschliesslich Gruppentherapien. Und die Therapeutin war sehr erstaunt, dass nicht eine Frau sondern ein Mann im Türrahmen stand. Wir haben dann eine Stunde lang eine Art indonesisches Xylophon gespielt.

Und so kam ich vom Xylophon zu dem alten Yamaha - Keyboard von von dort zu einem Bechstein D282 in einer Hotellobby und von dort zu meinem Bösendorfer. Die ganze Geschichte von da nach dort hatte sich etwa in bis jetzt 6 Monaten abgespielt.
 
Heute war ich bei meinem Klavierbauer. Das halbwegs schlechte Gewissen hatte mich dort hingetrieben, nachdem ich seit zwei Monaten zwei Klavierbänke zum probesitzen / spielen von ihm bei mir hatte. So fand ich mich heute 09h30 in der kleinen Werkstatt ein und war erstaunt, dass in den doch engen Räumlichkeiten etwa 4 Flügel, viele Klaviere, einige Cembali und sogar eine anständig grosse Orgel standen. Einen etwa 100-jährigen gerade überholten Bösendorfer 170 konnte ich anspielen. Und bei meiner Frage, wie denn diese Orgel den Weg in die Werkstatt fand, erzählte der Klavierbauer, dass er seit 30 Jahren am Konservatorium Luzern (heute heisst das Hochschule für Musik) für die Stimmung und Wartung der Klaviere und Flügel zuständig sei. Und von dort stamme die Orgel, die nicht an den neuen Standort der Hochschule umziehen wird. Gerade kürzlich machte genau diese Hochschule Schlagzeilen damit, auf einen Schlag 49 neue Flügel anzuschaffen. Dies in Zusammenhang mit einem Umzug in neue Räumlichkeiten und Instrumenten, die man an diesem Gründen länger im Betrieb hielt als man es sonst tun würde.

Nun habe ich eine Einladung bekommen, einen halben Tag lang beim Intonieren und Stimmen dabeisein zu dürfen und dann mit allen Leuten der Werkstatt zum Mittagessen zu gehen. Hach - das ist wie Weihnachten und Geburtstag an einem Tag.
 
Schöne Geschichte, viel Spaß mit den Klavierbauern.
Was für Dich vielleicht auch interessant sein könnte, es gibt sicherlich auch bei der Luzerner Hochschule Vorspielabende bei denen man kostenfrei und zwanglos zuhören kann.
 

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