Was sind musikalische Erlebnisse wert?

Klafina

Klafina

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Angeregt durch einige Posts in verschiedenen Fäden, habe ich in den letzten Tagen darüber nachgedacht, auch weil ich vorgestern bei einem "kleinen, regionalen" Konzert war und auch heute zu einem solchen gehen werde.

In beiden Fällen haben die Mitwirkenden (bzw. die Solisten) fast immer eine musikalische Hochschul-Ausbildung, sind aber keine (inter)nationalen Stars.

Am Freitag haben wir 8 Euro gezahlt für ein Duo (Gitarre und Gesang - französische Chansons) und ich fand es völlig in Ordnung, dafür diesen Betrag zu verlangen. Heute gehen wir zu einem Projekt-Kammerorchester, dessen Initiatoren lediglich um Spenden bitten. Dieser Bitte kommen wir gerne nach - wir hätten aber auch einen Eintritt in ähnlicher Höhe gezahlt.

130 Euro Spenden bei 35 Besuchern (ich weiß nicht mehr, in welchem Faden das Beispiel gegeben wurde) finde ich schlicht erbärmlich.

Für Menschen, die wenig verdienen, ist natürlich die Spendenoption ganz gut.
 
Manche sind unbezahlbar, andere nicht die Zeit wert, die man investiert.

Spende vs Eintritt: Ich habe ehrlich gesagt null Mitleid* mit Künstlern oder Veranstaltern, die bei einem Spendenauftritt über den Ertrag enttäuscht sind. Das gehört zum Risiko. Entweder ich sage klipperklar was ich haben will oder spekuliere auf hohe Spenden. Beides hat eben Vor- und Nachteile und unterschiedliche Risiken.

*bedeutet allerdings nicht, dass ich nicht spende. Ich spende IMMER mehr als ein vergleichsweiser Eintritt kosten würde, mind. 20 €.
 
Spende vs Eintritt: Ich habe ehrlich gesagt null Mitleid* mit Künstlern oder Veranstaltern, die bei einem Spendenauftritt über den Ertrag enttäuscht sind. Das gehört zum Risiko. Entweder ich sage klipperklar was ich haben will oder spekuliere auf hohe Spenden. Beides hat eben Vor- und Nachteile und unterschiedliche Risiken.
Das geht mir genauso. Ich verstehe diesen Eiertanz nicht. Es ist einerseits so, als wollte niemand sagen, wie viel es aus seiner/ihrer Sicht denn wert ist, andererseits sollen aber alle so spenden, dass mindestens dieser ominöse Betrag bei rauskommt. (?) Wie viel angemessen ist, darüber gibt es ganz unterschiedliche Meinungen, schon allein deswegen, weil die wenigsten das Musikerleben aus erster Hand kennen.

lg marcus
 
Man kann sich ganz leicht ausrechnen, was bei 8€ pro Karte und zwei Künstlern für jeden der beiden am Abend übrig bleibt. Als nächstes kann man sich fragen, was von dieser Gage noch abgeht (Fahrtkosten, Hotel, Steuer) und sich anschließend fragen, ob man das, was übrig bleibt angemessen findet. Wenn z.B. 50 Leute zugehört haben, haben die beiden Musiker vermutlich eine ungefähre Nullrechnung + Taschengeld gemacht.
 
Man kann sich ganz leicht ausrechnen, was bei 8€ pro Karte und zwei Künstlern für jeden der beiden am Abend übrig bleibt. Als nächstes kann man sich fragen, was von dieser Gage noch abgeht (Fahrtkosten, Hotel, Steuer) und sich anschließend fragen, ob man das, was übrig bleibt angemessen findet. Wenn z.B. 50 Leute zugehört haben, haben die beiden Musiker vermutlich eine ungefähre Nullrechnung + Taschengeld gemacht.
Und das nur, wenn keine Saalmiete zu entrichten war...
 
Man kann sich ganz leicht ausrechnen, was bei 8€ pro Karte und zwei Künstlern für jeden der beiden am Abend übrig bleibt. Als nächstes kann man sich fragen, was von dieser Gage noch abgeht (Fahrtkosten, Hotel, Steuer) und sich anschließend fragen, ob man das, was übrig bleibt angemessen findet.
Aber wieso soll jetzt jeder Besucher seine eigene betriebswirtschaftliche Rechnung mit x Unbekannten aufmachen, wenn die Künstler viel besser abschätzen können, wie viel Gage sie bekommen müssen, damit es sich für sie auch lohnt? Ich finde, Künstler sollten offensiver kommunizieren, was ihre Leistung kostet. Es besteht so eine Art Weiterführung der Illusion von "Kunst ist ja für alle da und unbezahlbar"-Blabla und am Ende wundert man sich, dass nicht genug Gage zusammenkommt. Mach mal eine Umfrage bei Menschen, die keine Berührungspunkte mit professionellen Musikern haben. Ich glaube, die Bandbreite der Antworten hinsichtlich der angemessenen Gage wäre riesig.

(Ich spreche hier als Unbeteiligter, war nämlich noch nie auf einem solchen Clavio-Hauskonzert)

lg marcus
 
Ich war diesen Sommer auf einem Benefizkonzert mit der Ansage: "Eintritt frei, Spenden erwünscht". Nach Beendigung des Konzertes standen die Veranstalter am Ausgang, verabschiedeten jeden Besucher persönlich und hielten ihm den Spendenkorb unter die Nase.

Offensichtlich muss man es so machen, wenn sich das Konzert lohnen soll. Zusätzlich würde ich eine Mindestspendensumme von vielleicht 10 Euro festlegen.
 
Meine Rechnung basiert auf der Annahme, dass die Künstler engagiert wurden. Wenn sie das Konzert selber ausrichten, entstehen oft noch mehr Kosten als nur Saalmiete (z.B. Werbung, Gema, Reinigung / Hausmeister, ggf. Klavierstimmung etc.).

@.marcus. Zu wissen, wie viel man wert ist bzw. bekommen sollte, ist das eine. Mir hat vor ein paar Tagen ein Professor unter vier Augen eine Zahl genannt, die ich seiner Ansicht nach als Gage verlangen sollte. Ich sage die Zahl nicht, aber so viel: Ich hatte und habe Konzerte, die diese Gage eingebracht oder übertroffen haben. Aber die sind in der Minderheit. Die meisten Veranstalter wollen so viel nicht zahlen, und viele können es nicht. Von Hauskonzerten rede ich gar nicht.
Aber es ist wie auch sonst in der Wirtschaft, z.B. bei der Herstellung von billiger Kleidung: Irgendjemand macht es immer für weniger, unter schlechtern Konditionen. Dasselbe gilt für Klavierunterricht. Allerdings spricht sich guter Unterricht schneller herum, da der Wirkungskreis lokal begrenzter ist. Alle guten Lehrer die ich kenne sind voll mit Schülern und haben evtl. sogar eine Warteliste.
 
Klafina zahlt 8 Euro, Klimperline sagt: mindestens 10 Euro. Foristen schreiben über den Hungerlohn von Musikern. Und trotzdem halten hier Hobbymusiker 8-10 Euro für in Ordnung? :dizzy: "Musikalische Hochschul-Ausbildung"? Ihr zahlt dem Dr. doch auch nicht mehr als dem "normalen" Arzt. Die Leistung zählt. Die kennen Leute die Klavier spielen.
 
und sich anschließend fragen, ob man das, was übrig bleibt angemessen findet.
Ist nicht die Aufgabe des Hörers. Genau genommen sehe ich "Spendengagen" als null und nichtig an. Künstler, die das machen, machen es in meinen Augen vor Allem der Musik zu liebe und/oder um ihr Netzwerk auszubauen, ihre Hörerschaft zu erweitern, für sich zu werben. Die Gage besteht also aus ganz anderen Dingen als Geld. Das wären dann z.B. die großen Vorteile von solchen "Gagen". Wenn das dann am Ende sogar kostendeckend funktioniert, um so besser.
Manchmal sind Spenden natürlich auch sachbezogen (Würzburg) oder dienen der Kostendeckung des Veranstalters (Saalmiete, Stimmer, engagierter Künstler...). Dann ist es wichtig, das vorher UND nachher (siehe Beitrag von @Klimperline ) transparent zu kommunizieren, am besten mit Benennung des gewünschten Zieles.
 

Ist es eigentlich hinsichtlich der GEMA-Gebühren relevant, ob auf Spendenbasis, wo jeder Gast mal angenommen im Durchschnitt 10 Euro gibt oder mit 10 Euro Eintritt veranstaltet wird? Natürlich unterstellt, es werden geschützte Werke aufgeführt.
 
Da konnte wohl jemand meine Gedanken lesen und war mit der Antwort einen Tick schneller als ich mit der Frage. :konfus:
 
Am 1. Advent spiele ich an der Orgel gemeinsam mit einer Piccolotrompete.
Die üblichen Trumpet Voluntary von Clarke und Stanlay, Telemann und mehr.
Eintritt erheben wir nicht und Spenden sind auch nicht erwünscht.
Unser Gestümper wäre es auch nicht wert. :-D:lol::angst:

Gruß
altermann
 
Zuletzt bearbeitet:

Diese Art "Werbung" zieht auch entsprechende Leute an, nämlich die "Schnäppchenjäger", nicht nur, aber auch. Dann bitte klar sagen, was als mind. Spende erwartet wird, einfacher noch, einen Preis festlegen. Ich kaufe andere Sachen auch nicht auf Spendenbasis, für Musik sollte dasselbe gelten.

entstehen oft noch mehr Kosten als nur Saalmiete (z.B. Werbung, Gema, Reinigung / Hausmeister, ggf. Klavierstimmung etc.
Das wissen die meisten Leute nicht und können sie auch nicht wissen. Der Hörer kann nicht die Kalkulation für den Künstler übernehmen.
 
Eine kuriose Sache ist uns kürzlich passiert. Meine Freundin wurde zu einem Hauskonzert eingeladen, sie hatte dort im Frühjahr schon mal gespielt - ein reines Soloprogramm. Damals wurde sie ziemlich großzügig bezahlt, deshalb wurde in gutem Glauben keine Gage vereinbart. Irgendwie würde es schon passen, dachten wir. Nach dem Konzert bekam jeder von uns einen Umschlag. In dem einen waren $1.000 ("With heartfelt thanks to the great soloist") und in dem anderen $100 ("Thank you very much for your sensitive piano accompaniment"). So viel zum Thema gender pay gap! :lol:
 
Als nächstes kann man sich fragen, was von dieser Gage noch abgeht (Fahrtkosten, Hotel, Steuer) und sich anschließend fragen, ob man das, was übrig bleibt angemessen findet. Wenn z.B. 50 Leute zugehört haben, haben die beiden Musiker vermutlich eine ungefähre Nullrechnung + Taschengeld gemacht.

In diesem konkreten Fall fielen wohl keine Hotelkosten an, da die Familie des Gitarristen vor Ort wohnt. Auch Saalmiete dürften sie sehr wenig oder gar nichts gezahlt haben.
Aber das ist in der Tat ja nicht automatisch so.
 
Um die Frage zu beantworten: so etwa 13,87 €.

Alles andre regeln im Kapitalismus Angebot und Nachfrage. Und die führen dazu, dass der eine Künstler hungert und der andre Millionen scheffelt. So war das schon immer und sagt doch nicht alles über die Qualität.
 
Eine kuriose Sache ist uns kürzlich passiert. Meine Freundin wurde zu einem Hauskonzert eingeladen, sie hatte dort im Frühjahr schon mal gespielt - ein reines Soloprogramm. Damals wurde sie ziemlich großzügig bezahlt, deshalb wurde in gutem Glauben keine Gage vereinbart. Irgendwie würde es schon passen, dachten wir. Nach dem Konzert bekam jeder von uns einen Umschlag. In dem einen waren $1.000 ("With heartfelt thanks to the great soloist") und in dem anderen $100 ("Thank you very much for your sensitive piano accompaniment"). So viel zum Thema gender pay gap! :lol:
Hallo Mick, ja, da Du ein wirklich helles Kerlchen bist, hast Du natürlich längst erkannt, dass der "Gender Pay Gap" Unsinn ist...

Ihr habt die 1100 Mäuse ja vermutlich fair unter Euch aufgeteilt, insofern war im Ergebnis alles OK; aber ich hoffe, Ihr habt die Veranstalter darauf hingewiesen, dass solch eine Gagenaufteilung eine absolute Frechheit ist?

Für die meisten "Normalos" sind im übrigen kleine Konzerte (Clubs, Hauskonzerte etc.) eigentlich keine "richtigen" Konzerte, sondern "richtige" Konzerte sind nur solche in großen Hallen (also alles, wo eventim & Co. mit drinstecken). Daher kommt ihnen auch oft gar nicht in den Sinn, für kleine Konzerte einen Preis über einer Handvoll Euro zu bezahlen. Nur wenige Leute - diejenigen, die wirklich hinhören und wirklich Sinn für Musik und Kunst haben - kommen hinter die Realität, dass diese kleinen Konzerte oft viel besser sind als die großen. Nicht nur dass oft besser gespielt wird und ein besserer Sound herrscht, sondern auch das Musikerlebnis ist erheblich unmittelbarer und somit berührender.
 

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