Die Frage ist leider nicht so einfach zu beantworten.
Ich würde der Übersichtlichkeit halber in drei Kategorien einteilen:
1) alte Originalinstrumente
(barocke oder noch ältere Cembali oder Spinette) sind - vor allem wenn sie von einem der berühmteren Cembalobauer wie Ruckers oder Taskin etc. kommen eigentlich unbezahlbar und im Gegensatz zu alten Geigen auch eher ein Fall fürs Museum. Hier werden einige solche Stücke angeboten:
http://www.cembalo-worldwide.de/instruments-for-sale/original-instruments-offers/
2) Nachbauten historischer Instrumente
Derzeit werden vor allem historische Instrumente kopiert. Hier wird meist kompromisslos mit authentischen Materialien, viel Handarbeit möglichst exakte Kopien der musealen Exemplare herzustellen. Einige Cembalobauer gehen so weit, dass zum Beispiel auch die Stimmnägel handgeschmiedet sein müssen und bei der gesamten Arbeit keine elektrischen Werkzeuge verwendet werden. Ich habe mich einmal mit einem Cembalobauer unterhalten, der das in seiner "Sturm und Drang Zeit" auch so gehalten hat und meinte er hätte damals Instrumente genau, die auf grandiose Art und Weise alle Nachteile von alten und modernen Instrumenten in sich vereint hätte.
Der Preis dieser Instrumente richtet sich nach dem Aufwand (Wieviele Manuale, register, wie aufwändig ist die Verzierung ... und kann für ein einmanualiges Instrument leicht 30 000.- € erreichen.
Viele Instrumente beschränken sich aber darauf, in den am meisten klangrelevanten Teilen historischen Instrumenten nachzueifern. Einfache Instrumente dieser Art sind relativ günstig zu haben. So ist ein einmanualiges Cembalo von Bizzi beispielsweise bereits für 3 400.-€ zu haben.
http://www.bizzi.com/en/instruments-Harpsichords_Studio.html
Diese Instrumente sind durchaus brauchbar, zumindest diejenigen, die ich unter die Finger bekommen habe.
3) "moderne" Cembali
In den 60er und 70er Jahren wurden kaum Nachbauten historischer Instrumente gebaut sondern "Weiterentwicklungen" z.B. durch Neupert, Sperrhake, Wittmayer, Ammer ......
Hier muss man zwei Bauformen unterschieden:
a) Rastenbauweise:
Wie beim Klavier gibt es einen Resonanzboden, der nach oben und unten offen ist. Diese Bauweise war sehr populär, ist aber für ein Cembalo eher ungeeignet. Die Instrumente sind tonlich meist sehr schwach und nicht sehr klangschön. (Ausnahmen bestätigen die Regel) Man erkennt sie am fehlenden Tonloch (Rosette) im Resonanzboden.
b) Kastenbauweise:
Diese Bauweise wurde auch bei historischen Instrumenten verwendet. Ich habe ähnlich wie bei einer Gitarre eine Box mit einem Tonloch, über die die Saiten gespannt sind.
Generell gilt bei modernen Cembali, dass sie einige Konstruktionsmerkmale aufweisen, die sie deutlich von historischen Instrumenten unterscheiden:
I) Die Verwendung von Sperrholz für das Gehäuse:
Vorteil: höhere mechanische Stabilität und bessere Stimmhaltung, geringere Wahrscheinlichkeit eines Verziehens durch Saitenzugbelastung. (stabil wie ein Panzer)
Nachteil: vor allem klanglicher Natur
II) Mechanik
Die Springer moderner Cembali sind häufig mit diversen Einstellschrauben versehen. Das erleichtert die Intonation und die Anpassung an geänderte Witterungsverhältnisse deutlich
Nachteile aus meiner Sicht keine, für Puristen allerdings ein Gräuel
Häufig Lederkiele. Aus meiner Sicht eher ein dauerndes Ärgernis, Umrüstung ist aus meiner Sicht sinnvoll und notwendig.
III) Saiten
Häufig werden Stahlsaiten verwendet und nich wie historisch Messing oder Weicheisen.
Vorteil: die Saiten reissen so gut wie nie und können auch Stimmversuche von wenig erfahrenen Cembalisten überleben.
Nachteil: möglicherweise Klang
eine Änderung ist meistens aufgrund der Mensur nicht möglich
IV) Manchmal Verwendung von Kunststoffteilen
Bei einigen Herstellern wurden Kunststoffteile bei den Springern verwendet, die irgendwann das Ende ihrer Lebensdauer erreichen. Eine Umrüstung auf Holzspringer ist meist möglich, aber nicht ganz kostengünstig.
V) Dämpfer
Während historische Cembali eher "schlechte" Dämpfer haben oder die Saiten von Registern, die nicht spielen gar nicht gedämpft sind und so eine Art Nachhall verursachen ist die Dämpfung bei modernen Cembali meist sehr gut. Ob das ein Vor oder Nachteil ist muss jeder für sich selbst entscheiden.
Aufgrund der zahlreichen Unterschiede zu historischen Instrumenten sind also die Instrumente aus den 60er und 70er Jahren bei Liebhabern die historischen Aufführungspraxis in Verruf geraten und daher günstig zu haben.
Ich habe beispielsweise mein Sperrhake Cembalo bei Ebay für deutlich unter 1000.-€ erstanden, es selbst auf Delrin Bekielung umgerüstet und bin sehr glücklich damit. Cembali sind sehr viel Einfacher als Flügel, man kann sehr viel selbst machen.
Ich würde nur aufpassen bei einem Cembalo unter 170cm Länge, hier ist sehr häufig der Bass wenig zufriedenstellend. Ausserdem würde ich - vorausgesetzt man findet ein entsprechendes Instrument - zwei 8´Register einem 8´ und einem 4´ vorziehen.
Zur Frage nach den Anomalien beim Neupert Telemann und Christofori: Ich denke diese Modelle sind (aus vorher genannten Gründen) eher nur aus Sentimentalität noch bei Neupert im Katalog, ich denke nicht, dass davon viele Exemplare verkauft werden.