Was bedeutet "Intonieren" ?

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Rubato

Guest
Eigentlich hatte ich gedacht, mir wäre das klar: Wenn ein Klavier neu ist, oder wenn die Hämmer abgeschliffen wurden, werden die Hämmer der einzelnen Töne mit einer Intoniernadel so bearbeitet, daß sie genau die notwendige Härte aufweisen, um die gewünschte "Klangfarbe" (eher härter bzw. grell oder eher weicher bis dumpf) zu erhalten.

Bei genauerem Nachdenken fallen mir da aber ein paar Fragen ein:

- Muß man ein neues Instrument intonieren, oder wird das im Werk gemacht ?

- Wie kann man ein Instrument "nachintonieren"? Die Hämmer härter machen, geht ja nur begrenzt mit Chemie, oder werden die Hämmer von alleine durch die immerwährenden Anschläge wieder härter (Filz wieder komprimiert) ?

- Welcher Aufwand ist eine Nachintonation (konkret: auch nur bei einzelnen Tönen - habe gerade selbst den Fall, daß bei mir einige wenige Töne aus meiner Sicht "zu hart (metallisch)" klingen, die große Mehrzahl ist aber ok) ?

Gruß + Dank für viele interessante Antworten
Rubato
 
Ein neues Klavier wird im Werk, beim Hersteller intoniert. Das macht ein darauf speziealisierter Klavierbauer, der Intoneur. Es ist gut möglich, dass der Bedarf besteht, dass ein neues , ausgeliefertes Klavier in einzelnen Tönen nachintoniert werden sollte.
Besonders qualifizierte Fachgeschäfte, arbeiten schon mal einzelne Hämmer eines Flügels oder Klaviers in ihrer Intonation nach, welche für die Verkaufsräume neu angelieferte wurden. Das kann auch bei höchstwertigen Instrumenten der Fall sein.
 
Besonders qualifizierte Fachgeschäfte, arbeiten schon mal einzelne Hämmer eines Flügels oder Klaviers in ihrer Intonation nach,

Kann man darus schließen, daß (Nach-)Intonation eine Tätigkeit ist, die ganz spezielle Kenntnisse und Erfahrung voraussetzt, und die der "durchschnittliche" Klavierbauer/Klavierstimmer nicht oft genug ausführt, um sie zu beherrschen ?

Oder gehört das Nachintonieren einzelner Töne zum normalen Klavierstimmen dazu, d.h. wenn der Stimmer den einen oder anderen unreinen Ton findet, behebt er dies während der Stimmung (würde bedeuten, es müßte eine Sache von wenigen Minuten oder so sein)?

Gruß
Rubato
 
Rubato, Du hast gerade den Unterschied zwischen Stimmer und Stimmer definiert:D
Oder gehört das Nachintonieren einzelner Töne zum normalen Klavierstimmen dazu, d.h. wenn der Stimmer den einen oder anderen unreinen Ton findet, behebt er dies während der Stimmung
So sollte es sein - ist es aber oftmals nicht.
(würde bedeuten, es müßte eine Sache von wenigen Minuten oder so sein)?
WENN es wirklich nur die Intonation ist. Nach allem, was ich bislang so erlebt habe, ist es meist ein dreiteiliges Problem: Regulierung/Stimmung/Intonation. Und das ist etwas aufwändiger. Aber immer noch nix "Großes"...
 
Hallo Rubato,

eine Sache von wenigen Mintuten vielleicht nicht, schließlich müssen einzelne Töne, die aus dem Rahmen fallen, so bearbeitet werden, daß - und das ist ja das Wesentliche - der Klang über die gesamte Klaviatur gleichmäßig ist. Nachintonieren würde hier also bedeuten, einzelne Töne nachzuarbeiten, die aus irgendwelchen Gründen von ihren Nachbarn abweichen. Wenn es nur darum geht, solche Töne etwas weicher zu machen, ist das vielleicht in einer halben Stunde erledigt. Wenn dagegen der Gesamtklang, idealerweise am endgültigen Standort (Raumakustik!) verändert werden soll, wird's aufwändiger, das kann schon einige Stunden dauern, und "einfach" ist das auch nur, wenn der Klang weicher werden soll (zu weiche Filze können wohl nur mit Chemie härter gemacht werden).

Da diese Arbeiten feines Gehör und viel Erfahrung erfordern, sollte man sie nur von jemandem ausführen lassen, der regelmäßig intoniert.

LG

Pennacken

P.S. Ich hatte fisherman noch nicht gelesen: @ dreiteiliges Problem: Regulierung/Stimmung/Intonation,
das ist es, und deshalb nicht eben in einigen Minuten zu machen!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Was mir noch einfällt, Rubato: Hüte Dich vor den Zack-Zack-Intonierern. Ich begrüsse es sehr, wenn Stimmer (wie ein hier allseits bekannter Ösi:D), sich langsam und vorsichtig an die "richtige" Intonation herantasten - dafür muss man sich dann eben ein wenig in Geduld üben. Aber lieber peu a peu zum Idealklang, als mit Karracho über das Ziel hinauszuschiessen. Das sind dann die "totgestochenen" Instrumente.

Und bevor man Lack einsetzt, sollte mal lieber etwas öfter spielen - auch das macht den Filz härter :D
 
Danke für die bisherigen Infos.

Und bevor man Lack einsetzt, sollte mal lieber etwas öfter spielen - auch das macht den Filz härter

Dies würde mein Bild (siehe meine Frage oben) abrunden: Das Instrument wird intoniert, ist dann ok. Durch das Bespielen wird mit der Zeit der Filz komprimiert, d.h. der Hammer wird mit der Zeit härter, nicht etwa weicher (was man ja auch erwarten könnte - der Hammer wird "ausgelaugt"), damit wird der Klang greller, und durch erneutes (Nach-)Intonieren läßt sich der Klang wieder weicher machen.

Trifft es das ?

Gruß
Rubato
 
@ Trifft es das ?

Genau!

LG

Pennacken
 
Es ist auch ein Qualitätsmerkmal, wie gut ein Neuinstrument oder neue Hämmer intoniert worden sind. Je besser das gemacht wurde, um so gleichmäßiger und haltbarer ist es.

Das gute Intonieren ist sehr zeitaufwendig und erfordert eine gute Fachkraft, was eben auch mit Kosten verbunden ist. (Und eventuell bei Billigangeboten ein gewisses Sparpotential bietet.)

Grüße
Thomas
 
Kann man darus schließen, daß (Nach-)Intonation eine Tätigkeit ist, die ganz spezielle Kenntnisse und Erfahrung voraussetzt, und die der "durchschnittliche" Klavierbauer/Klavierstimmer nicht oft genug ausführt, um sie zu beherrschen ?

Oder gehört das Nachintonieren einzelner Töne zum normalen Klavierstimmen dazu, d.h. wenn der Stimmer den einen oder anderen unreinen Ton findet, behebt er dies während der Stimmung (würde bedeuten, es müßte eine Sache von wenigen Minuten oder so sein)
Also ich hatte vor ein paar Wochen einen Stimmer hier, dem würde ich das sicher nicht zutrauen. Bei unserem Klavier dämpfen ein paar Dämpfer nicht mehr genügend stark. Als ich den Stimmer darauf aufmerksam gemacht habe, ist er dem Dämpfer mit Flachzange zu Leibe gerückt. Mir wurde ganz anders. Ich konnte ihn überzeugen, dass es noch nicht so wichtig ist :-), dann hat er aufgehört. Als er gegangen war, hob der Dämpfer gar nicht mehr ab und ich musste dann selbst wieder zurückbiegen.

Diesen Stimmer möchte ich nicht an die Hammer lassen.
 

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