Was ich beim Klavierspielen empfinde
Ich habe vor gut einem Jahr wieder angefangen, Klavier zu spielen, weil ich mal eine Beziehung zu jemandem hatte, der wunderschön spielte. Als die Beziehung dann zerbrach, wollte ich einen Teil dessen, was mir so gut tat, irgendwie erhalten und habe mich erinnert, dass ich die Grundlagen für eigenes Klavierspiel in der Kindheit gelegt hatte. Außerdem war gegenüber dem mich Verschmähenden auch noch eine gehörige Portion Trotz, frei nach dem Motto: Na wirste doch mal sehen, ob ich das nicht besser kann als Du!
Nach 23 Jahren war also plötzlich die Lust am Musikmachen wieder da.
Wenn ich mir jetzt ein kleines Stück erarbeite und merke, wie die Melodie aus einzelnen Noten heraus plötzlich erklingt, dann schwingt für mich so ein ganz kleines Glück durch den Raum. So fühlt es sich jedenfalls an. Wenn ich dann sicherer bin und die Dynamik beherrsche, mein ganzes Gefühl in das Stück hinein lege, dann fühle ich mich irgendwie als "Beherrscher" der Noten. So wie Tom Hanks in "Cast away" es über das Feuer sagte: "ICH HABE ES GEMACHT!" Bin dann irgendwie stolz auf mich.
Welches Stück ich zum Lernen wähle, hängt auch von meiner Stimmung ab. Vor einem Jahr waren es weitaus traurigere Stücke als heute - wo die hoffnungsvollen Melodien überwiegen.
Und wenn ich dann anderen vorspiele (was ich im Freundes- und Verwandtenkreis zwar sehr aufgeregt, aber auch sehr gern mache), wandelt sich der vorherige Stolz auf das eigene Können in ein Bedürfnis, anderen die Melodien zu vermitteln, die mir so gut tun. Ich empfinde es dann auch als Erleichterung bzw. Drang, den anderen über Klang und Dynamik zu vermitteln, was ich fühle. Hinterher fühle ich mich allerdings immer, als ob ich es nicht gut genug für die anderen gespielt habe, als ob ich es hätte immer noch besser machen können...
War das verständlich? Naja, für mich schon :)
LG klavierameise