Wann ist es an der Zeit den KL zu wechseln?

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Chrissi

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Ich bin jetzt seit ein paar Jahren bei der gleichen KL und eigentlich sehr zufrieden. Trotzdem denke ich, dass ein anderer KL sicher andere Schwerpunkte setzen würde als sie es macht.

Wie macht Ihr es? Wann wechselt ihr Lehrer?

Macht es Sinn vielleicht mal wieder auf einen Meisterkurs zu gehen um andere Blickwinkel kennenzulernen?

Sollte man darauf vertrauen, dass einen der KL zu einem Kollegen schickt wenn es an der Zeit ist?

Ist es überhaupt sinnvol zu einem anderen KL zu wechseln, oder sollte man bei einem Wechsel versuchen besseren (und nicht nur anderen) Unterricht zu bekommen?
 
Es kommt wohl drauf an, was für Ziele man hat. Wenn du sehr ehrgeizig bist und ohne Umwege, zielstrebig und zügig vorankommen willst, ist es sinnvoll, über die Eignung des Lehrers immer wieder nachzudenken. Das ist jetzt nicht abwertend gemeint, sondern mit Eignung meine ich tatsächlich die Eignung, mich selbst gut zu unterrichten
(versteht sich - ein Prof kann keinen Fünfjährigen unterrichten, ein elementarer Musikpädagoge keinen Meisterklassenstudenten, auch wenn beide in ihrem Fach top sind).
Wenn dir der Unterricht hauptsächlich als am-laufen-haltender Motor dient, du dich wohlfühlst und eine gute Beziehung zum Lehrer hast, ist ein Wechsel nicht notwendig.

Ich nehme ob deiner Frage an, dass eher erster Fall vorliegt. Ich habe am eigenen Leib erfahren, wie unglaublich viel Einfluss ein guter Unterricht auf das Klavierspiel hat - viel, viel mehr, als ich je für möglich gehalten hätte. Ich habe irgendwann die Entscheidung getroffen, zu wechseln, weil mein damaliger Lehrer in seiner Kompetenz überfordert war und ich nichts mehr gelernt habe - das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens, denn seitdem ist die Verbesserungskurve um viele Grad steiler geworden.
Wenn du dich mit dem Gedanken trägst, zu wechseln, würde ich zuerst eine Probestunde nehmen, um nicht an jemanden zu geraten, zu dem du nicht passt.

Meisterkurse sind eine gute Möglichkeit, sein Klavierspiel zwischendurch auf neue Weise reflektiert zu bekommen, ohne den Lehrer wechseln zu müssen (z.B. weil man sehr zufrieden ist). Einen qualifizierten Unterricht ersetzen können sie aber nicht, weil immer nur Kommentare zur Momentaufahme gegeben werden. Es kann kein begleitender, entwickelnder Unterricht über mehrere Wochen und Übestadien stattfinden.

Aber du hast recht, selbst, wenn man zufrieden ist und guten Unterricht bekommt, ist es sinnvoll (nicht zwingend notwendig, zumal bei Meisterkursteilnahmen), nach einigen Jahren den Lehrer zu wechseln, um andere Aspekte aufgezeigt zu bekommen. Studenten machen das z.B. nach dem Diplom, wenn sie ein Aufbaustudium machen.
Man spürt wohl ganz gut am besten, wann der Zeitpunkt gekommen ist.
Jeder gute Lehrer hat "Pläne" mit seinem Schüler, die er langfristig (vielleicht über Jahre) verfolgt und auf die er hinarbeitet. Wenn man mit dem Lehrer und seinen Ansätzen klarkommt (!), sollte man sich darauf einlassen und nicht wegrennen. Ständig zu wechseln (jedes Jahr) ist somit eher kontraproduktiv.

Es sei denn, man ist sehr fortgeschritten und hat eine sehr gut ausgebildete Basis, spielt solide, auf hohem Niveau Klavier und möchte lediglich verschiedene, neue Ansätze kennenlernen. Für sowas dienen aber eigentlich Meisterkurse.
 
zu Stilblütes Darstellung möchte ich noch hinzufügen:
wenn der Lehrer nichts zu kritisieren hat, nicht verbessern kann oder will; wenn man sich nicht wohlfühlt aus irgendeinem Grunde oder nicht angenommen; wenn man keine neuen Anstöße mitnimmt aus der Stunde; wenn es Probleme beim Spielen gibt, die du mit hilfe des KL nicht beheben kannst; wenn es dem Lehrer nicht gelingt, dich für verschiedene Stilrichtungen zu interessieren, dann könnte es auch an der Zeit sein, den Lehrer zu wechseln.
 
Und woran erkennt man die Eignung des KLs?

Wenn ich meine doch relativ geringe Übezeit bedenke, dann lerne ich bei meiner jetzigen KL recht viel und schnell.

Trotzdem gibt es ein "kleines Teufelchen" im Hinterkopf, das fragt, ob es bei einem anderen KL nicht noch besser ginge...

Leider weiß ich vom Geigen, dass guter Unterricht für den Erfolg auf dem Instrument unabdingbar ist. Aber das Klavier ist nur mein Hobby und ein Prof. würde ganz sicher erwarten, dass ich mehr übe. Auf dem Meisterkurs ist das kein Problem, da ich ja gut vorbereitet bin und dann dort jeden Tag viel übe. So viel übe ich aber sonst nie.


Wie handhabt ihr das?
Hat jemand vielleicht noch andere Gedanken zu diesem Thema?

Ist es vielleicht sogar dann die richtige Zeit zu wechseln wenn Zweifel aufkommen?
 
Hallo Chrissi,
im Klavierunterricht oder generell Kunstunterricht wird ja viel mehr transportiert als schlaue Tipps und Ratschläge, insofern ist es ein wenig schwierig, harte Kriterien aufzustellen, woran man die Eignung eines Lehrers erkennt. Klavierspielen sollten sie alle können! :D Wie Violapiano und Stilblüte schon sagten: es kommt halt drauf an, was du vorhast.
Ich persönlich habe 1x (sehr erfolgreich :cool:) den Lehrer gewechselt; seither weiß ich: hat man erstmal allerleiseste Zweifel, ist das der Anfang vom Ende (das sich in meinem Fall ein dreiviertel Jahr später eingestellt hat).
Vielleicht das -aus meiner Sicht- Grundlegendste: es sollte sich ein gegenseitiges Vertrauen entwickeln können, sprich, man nimmt die Persönlichkeit des anderen ernst und anerkennt sie. Wenn das nicht klappt und der Unterricht insgeheim von einer oder beiden Seiten hinterfragt wird, dann dürfte da auf einer "tieferen" Ebene keine Verständigung möglich sein. Nebst den technischen und formalen Klärungen im Unterricht, erlebt man ja die Musik gemeinsam. Und das, was mir der Lehrer auf dieser Ebene mitteilt, das haftet bei mir ewig und hilft mir letztlich am nachhaltigsten, es (irgendwann) auf der Klaviatur umzusetzen. Allerdings setzt das wie gesagt Vertrauen und schon auch gleiche "Wellenlänge" voraus. Was nicht heißen soll, dass man von Lehrern anderer Wellenlänge nichts lernt, im Gegenteil (audiatur et altera pars!), aber auf Dauer wären mir permanent auseinanderstrebende Ansichten zu anstrengend. Gleiche Wellenlänge klingt sehr salopp, meint aber nichts Kumpelhaftes.

LG, Sesam
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Naja gut, Ausnahmen gibt es immer. Aber meine Klavierlehrerin äußerte z.B. mal, dass sie einfach nicht dazu ausgebilet sei, Kinder zu unterrichten. Damit meint sie wohl wirklich Kinder, keine Jugendlichen, denn sie hat immer wieder auch Jungstudenten.
Es wird aber schon seinen Sinn haben, dass man sich bei uns zum Jungstudium erst ab 10 Jahren bewerben kann...

Was ich eigentlich damit sagen wollte, ist, dass es für verschiedene Abschnitte des Klavierspielens / Musizierens doch jeweils professionalisierte Angebote gibt, die sich inhaltlich aber nur teilweise überschneiden. Sagen wir mal - Musikalische Früherziehung, Instrumente kennenlernen, Grundlagenunterricht im Instrument, Unterricht für Fortgeschrittene, Unterricht für (fast-)Profis. Ich denke, dass jemand in allen Bereichen top ist, dürfte die Ausnahme sein. Sind ja auch verschiedene Studiengänge an der Hochschule.
Dass es auch Profs gibt, die gut mit Kindern umgehen können oder elementare Musikpädagogen, die auf sehr hohem Niveau ihr Instrument spielen, wollte ich jetzt niemandem absprechen... So sollte das nicht rüberkommen.
 
Ich persönlich habe 1x (sehr erfolgreich :cool:) den Lehrer gewechselt; seither weiß ich: hat man erstmal allerleiseste Zweifel, ist das der Anfang vom Ende (das sich in meinem Fall ein dreiviertel Jahr später eingestellt hat)
Update
Meine Zweifel waren scheinbar auch der Anfang vom Ende. Nachdem ich nach dem Pathetique-Frust angefangen habe nicht mehr ordentlich zu üben, habe ich jetzt beschlossen, dass es so nicht weitergeht und mir einen neuen Klavierlehrer gesucht. Jetzt muss ich erst einmal meine Technik wieder zurück umlernen. Klingt komisch, heißt aber nur, dass ich jetzt alle Körperbewegungen, die ich mir mühsam abgewöhnt hatte, wieder anwenden soll... Ob es mit dem neuen Lehrer auf Dauer klappt wird sich dann zeigen. So demotiviert wie ich in den letzten Wochen war, kann es eigentlich nur noch besser werden.
 

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