Es kommt wohl drauf an, was für Ziele man hat. Wenn du sehr ehrgeizig bist und ohne Umwege, zielstrebig und zügig vorankommen willst, ist es sinnvoll, über die Eignung des Lehrers immer wieder nachzudenken. Das ist jetzt nicht abwertend gemeint, sondern mit Eignung meine ich tatsächlich die Eignung, mich selbst gut zu unterrichten
(versteht sich - ein Prof kann keinen Fünfjährigen unterrichten, ein elementarer Musikpädagoge keinen Meisterklassenstudenten, auch wenn beide in ihrem Fach top sind).
Wenn dir der Unterricht hauptsächlich als am-laufen-haltender Motor dient, du dich wohlfühlst und eine gute Beziehung zum Lehrer hast, ist ein Wechsel nicht notwendig.
Ich nehme ob deiner Frage an, dass eher erster Fall vorliegt. Ich habe am eigenen Leib erfahren, wie unglaublich viel Einfluss ein guter Unterricht auf das Klavierspiel hat - viel, viel mehr, als ich je für möglich gehalten hätte. Ich habe irgendwann die Entscheidung getroffen, zu wechseln, weil mein damaliger Lehrer in seiner Kompetenz überfordert war und ich nichts mehr gelernt habe - das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens, denn seitdem ist die Verbesserungskurve um viele Grad steiler geworden.
Wenn du dich mit dem Gedanken trägst, zu wechseln, würde ich zuerst eine Probestunde nehmen, um nicht an jemanden zu geraten, zu dem du nicht passt.
Meisterkurse sind eine gute Möglichkeit, sein Klavierspiel zwischendurch auf neue Weise reflektiert zu bekommen, ohne den Lehrer wechseln zu müssen (z.B. weil man sehr zufrieden ist). Einen qualifizierten Unterricht ersetzen können sie aber nicht, weil immer nur Kommentare zur Momentaufahme gegeben werden. Es kann kein begleitender, entwickelnder Unterricht über mehrere Wochen und Übestadien stattfinden.
Aber du hast recht, selbst, wenn man zufrieden ist und guten Unterricht bekommt, ist es sinnvoll (nicht zwingend notwendig, zumal bei Meisterkursteilnahmen), nach einigen Jahren den Lehrer zu wechseln, um andere Aspekte aufgezeigt zu bekommen. Studenten machen das z.B. nach dem Diplom, wenn sie ein Aufbaustudium machen.
Man spürt wohl ganz gut am besten, wann der Zeitpunkt gekommen ist.
Jeder gute Lehrer hat "Pläne" mit seinem Schüler, die er langfristig (vielleicht über Jahre) verfolgt und auf die er hinarbeitet. Wenn man mit dem Lehrer und seinen Ansätzen klarkommt (!), sollte man sich darauf einlassen und nicht wegrennen. Ständig zu wechseln (jedes Jahr) ist somit eher kontraproduktiv.
Es sei denn, man ist sehr fortgeschritten und hat eine sehr gut ausgebildete Basis, spielt solide, auf hohem Niveau Klavier und möchte lediglich verschiedene, neue Ansätze kennenlernen. Für sowas dienen aber eigentlich Meisterkurse.