Von NULL auf Improvisation

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Kleiner Ludo

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Meine Freundin hat mir kürzlich verklickert, dass sie gern Klavierimprovisation lernen würde, ohne irgendwelche Vorkenntnisse. Sie hat keine Notenleskenntnisse und ist unsicher, ob sie dies lernen kann/will
Das Lernen und Spielen von klassischer Literatur habe ich ihr mit meinem Vorspiel (scheinbar) gründlich vergrätzt. ;-)

Ich würde sie gern dabei unterstützen und selbst dabei ein wenig Improvisation lernen. Habt ihr Anregungen wie wir (ohne zusätzlichen Klavierunterricht, ich habe schon klassischen) vorgehen sollten/könnten: Videos, Bücher etc. ???
 
Hören, probieren, erkunden, spielen (im Wortsinn). 2-3 passende Akkorde (die kann man durch Hören erkunden), Tasten drücken und gucken was passiert.
Mit null Vorkenntnissen sind Bücher wenig sinnvoll und die Anfänger-Improvisations-Tutorials auf YT ... das bekommt man besser selber heraus.
 
Ich kann dieses hier empfehlen: https://www.amazon.de/Impro-Mosaik-Klappbuch-zum-Improvisieren-724/dp/3765199222 Hab auf die Schnelle nur einen Amazon-Link gefunden. Allerdings klappt das nur, wenn man schon ein bisschen Klavierspielen kann und minimale Ahnung von Form hat. Ich hab das schon mit Schülern probiert, hat immer geklappt und macht Spaß.

Ansonsten: Sucht euch ein paar wenige Tasten und / oder Töne aus und /oder einen Rhythmus, Pattern etc. und spielt ausschließlich damit. Schöpft alles aus, was mit diesen "wenigen" Bausteinen möglich ist. Es ist nämlich ziemlich viel. Das "Problem" am Improvisieren ist die Unendlichkeit der Möglichkeiten. Deshalb muss man sich am Anfang aktiv beschränken.
 
Eine der simplesten Möglichkeiten: nur auf schwarzen Tasten spielen - das kann man alleine machen, mit einer Hand, mit zwei Händen, sogar zu zweit. "Falsche" Töne gibt es da nicht.

Oder: immer zwei nebeneinanderliegende weiße Tasten gleichzeitig spielen, das ergibt unterschiedliche Klänge (große oder kleine Sekunde) und unzählige Kombinationsmöglichkeiten. Oder nur Quinten spielen. Das klappt auf weißen Tasten gut, wenn man alle fünf Finger nebeneinander legt und jedem Finger eine Taste gibt und wenn man mal auf h-f landet, gibt's noch ein besonderes Hörerlebnis ;-)
Oder...

Wenn Ihr zu zweit spielen wollt, man kann, sofern einem das nicht langweilig wird, stundenlang eine Melodie auf den schwarzen Tasten spielen und als Begleitung abwechselnd
fis-ais-cis-eis
und
es-g-b-des
dazu. Irgendwann wird's einem fad, oder man schläft dabei ein, aber das muss man selbst ausprobieren.


Genau.
 
Du vermischt hier zwei Dinge:

1. Klavier spielen lernen
2. Improvisieren lernen

Natürlich kann man beides verbinden, sehr gut sogar, aber nicht ausschließlich. Ich hab das Buch grad nicht zur Hand und jetzt über zwei Jahre nicht reingeschaut, aber da stehen Dinge, die man kombinieren kann. Zum Beispiel Anweisungen zur Form (spiele in Sonatenform, spiele in Rondo-Form, spiele in zwei kontrastierenden Sätzen, arbeite mit einem Motiv,...), zur Artikulation, Dynamik, es gibt Bilder als Idee, ... Ich finde es gut verständlich. Wenn man allerdings nicht mal 1 2 3 4 5 spielen kann, ist es vermutlich etwas zu anspruchsvoll.
 
Das hilft!
Setzt Euch doch einfach ran ans Klavier.
noch angenehmer wäre, sich gemeinsam aufs Klavier zu legen und dabei keine Tasten zu betätigen (Flügel wäre besser, weil mehr Platz) ;-);-);-)

...nicht klavierspielen lernen wollen, aber am Klavier improvisieren lernen wollen ---- das ist schon sehr ... eigenwillig bis absurd :-D
 
Warum nicht ehrlich sagen, ich will rumklimpern, denn das macht Spaß. :party:
 

Danke für die Buchempfehlung, @Stilblüte. Das war etwas, wonach ich gesucht habe. :-)
 
Ich denke wenn man noch nie am Klavier gesessen hat ist schon die improvisation von einstimmigen Melodien herausfordernd. Klingt aber natürlich auch recht dünn und hat keinen harmonischen Kontext.
Sie könnte sich aber einfache backing tracks suchen und versuchen, dazu passende Töne zu improvisieren, so wie es Saxophonisten z.B. gerne machen.
Du könntest ihr auch selber einen backing track basteln, indem du ihr akkordisch etwas aufnimmst, dann bist du auch mit eingebunden.
 
...nicht klavierspielen lernen wollen, aber am Klavier improvisieren lernen wollen ---- das ist schon sehr ... eigenwillig bis absurd :-D
Aus "klassischer" Sichtweise ist das sicherlich so. Vermutlich können sich die wenigsten, die schon immer Noten lesen konnten, vorstellen, dass man virtuoses Spiel auch anders erlernen könnte. In der Jazzgeschichte soll das gar nicht so selten vorgekommen sein, dass die Akteure ohne Notenkenntnisse zurechtkamen. Da funktioniert dann nur genaues Hinhören, Muster erkennen, diese beherrschen lernen und dann selbst variieren können. Der Ansatz, erst vollumfänglich nach Noten zu spielen und dann irgendwann improvisatorische Elemente ins Spiel einzubauen, bis man genügend Muster abrufen kann, um weitgehend oder ganz auf Notation verzichten zu können - so klingt das für den "Klassiker" ganz plausibel. Aber plausibel klingend und richtig ist nicht unbedingt dasselbe... .

LG von Rheinkultur
 
Improvisation kann alles Mögliche sein, sehr unterschiedliche Dinge.

- spontanes Ergänzen eines Vordersatzes um eines Nachsatzes bzw. einer halben Periode etc., Melodie erfinden
- Jazz-Impro innerhalb eines festgelegten Stückes oder Harmoniefolge
- Improvisation innerhalb eines bestimmten Rahmens, den eine (freie) Komposition bildet (v.a. in Neuer Musik)
- Freies Improvisieren in einem bestimmten Stil oder nach einem Bild, z.B. Wiener Walzer, Chopin-Nocturne, hüpfende Frösche, Gewitter, nur mit fünf Tasten, nur punktierte Rhythmen...
- Generalbass aussetzen
- Ohne Vorgabe irgendetwas spielen, das nicht zwangsläufig einen Anfang / Ende haben muss oder als "anhörbare" Improvisation gelten muss
- Gruppenimprovisation im Stile von Neuer Musik (macht sehr viel Spaß!)
...
Das ist alles Improvisation, und noch viel mehr ;-)
 
Aus "klassischer" Sichtweise ist das sicherlich so. Vermutlich können sich die wenigsten, die schon immer Noten lesen konnten, vorstellen, dass man virtuoses Spiel auch anders erlernen könnte. In der Jazzgeschichte soll das gar nicht so selten vorgekommen sein, dass die Akteure ohne Notenkenntnisse zurechtkamen. Da funktioniert dann nur genaues Hinhören, Muster erkennen, diese beherrschen lernen und dann selbst variieren können. Der Ansatz, erst vollumfänglich nach Noten zu spielen und dann irgendwann improvisatorische Elemente ins Spiel einzubauen, bis man genügend Muster abrufen kann, um weitgehend oder ganz auf Notation verzichten zu können - so klingt das für den "Klassiker" ganz plausibel. Aber plausibel klingend und richtig ist nicht unbedingt dasselbe... .

LG von Rheinkultur

Mein Onkel ist mittlerweile 78 Jahre alt, kann immer noch nicht richtig Noten lesen, setzt sich aber ans Klavier und spielt und improvisiert traumhaft schön über jeden Jazz-Standard oder jedes Lied auf Zuruf. Ein Talent, das mir leider überhaupt nicht gegeben ist:cry2:.
 

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