Üben mit Metronom

A

Alter Tastendrücker

Dabei seit
31. Aug. 2018
Beiträge
3.641
Reaktionen
5.045
Ich habe gerade auf Clavio eine ziemlich unfreundliche Diskussion über die Verwendung des Metronoms zur Steigerung der Spielgeschwindigkeit gelesen.
Das Metronom ist ein mechanisches Gerät, welches eine feinere Agogik völlig unterdrückt.
Das Hochziehen von Stücken oder Teilen von Stücken durch vielfaches Durchspielen jeweils einige Strichlein schneller kann helfen, aber ich habe schon zu viele 'Interpretationen' gehört, bei denen Beginn und Ende derartig 'geübter' Abschnitte deutlich zu hören waren (bis Takt X Musik, dann bis Takt X+N metronomisches Geratter, danach wieder Musik oder so ähnlich). Nicht schön!!
Und dann wurde eines der Hauptprobleme beim Spiel mit dem Metronom gar nicht angesprochen: bei fast allen Anfängern (und vielen Fortgeschrittenen) passiert nämlich Folgendes. Da man ja nicht wie eine Maschine spielen kann, kommt man früher oder später mal ein bisschen zu früh oder zu spät, unbewusst gleicht man aus und wird schneller oder langsamer, was dann wieder ausgeglichen werden muss. Ich beobachte daher oft, dass durch das Spiel mit dem Metronom eine Art Slalom aus Eilen und Warten um das richtige Tempo herum entsteht!
Diese Agogik hat aber mit einem atmenden Metrum nichts zu schaffen!
 
...bei fast allen Anfängern (und vielen Fortgeschrittenen) passiert nämlich Folgendes. Da man ja nicht wie eine Maschine spielen kann, kommt man früher oder später mal ein bisschen zu früh oder zu spät, unbewusst gleicht man aus und wird schneller oder langsamer, was dann wieder ausgeglichen werden muss. Ich beobachte daher oft, dass durch das Spiel mit dem Metronom eine Art Slalom aus Eilen und Warten um das richtige Tempo herum entsteht!
Eine gute Beschreibung dafür, wie es mir (Wiedereinsteigerin) gestern beim Üben einer dreistimmigen Bach-Invention ging, bei der ich das Tempo gem. KL nach der vorgenannten Methode erhöhen soll. Das Ausgleichen erfolgt nur leider nicht immer unbewusst und irritiert dann.
Hilfreich finde ich ein Metronom, um eine Startgeschwindigkeit zu finden, dann ausmachen und spielen. Oder um in einem Durchgang zu prüfen, ob man sehr „aus dem Rhythmus“ spielt.
 
Mein KL sagt immer: „Wenn man das Metronom selten benutzt, ist es dein Freund“
 
Was ist aber, wenn man von Natur aus nun nicht mit einem begnadeten Taktgefühl gesegnet ist?
Da bleibt einem doch gar nichts anderes übrig, als regelmäßig mit einem Metronom zu üben?
 
Was ist aber, wenn man von Natur aus nun nicht mit einem begnadeten Taktgefühl gesegnet ist?
Da bleibt einem doch gar nichts anderes übrig, als regelmäßig mit einem Metronom zu üben?
Nein.

Das habe ich hier im Forum auch schon mehrfach erklärt, wie man da richtig rangeht ohne Metronom.

Aber wenn man natürlich eine Buhuhu-Tante ist, die nichts vom ach so bösen Hasenbein liest bzw. automatisch alles von ihm Scheiße findet, kriegt man das natürlich nicht mit.

Wenn irgendeine (erwachsene) Schülerin von mir mal wieder irgendwas rumjammert von wegen "ich habe gar kein Rhythmusgefühl, bla", höre ich da mittlerweile gar nicht mehr hin. Ich sage einfach: "So und so jetzt gleich mal machen!", spätestens nach ein paar Versuchen klappt es, und fertig.

Wenn man in Rhythmus nicht gut ist, hat man sich nicht ausreichend damit beschäftigt oder in unzweckmäßiger Weise. Das ist alles. Entweder findet man das Thema wichtig genug, um den Arsch hochzukriegen und sich mehr, zweck- und regelmäßiger damit auseinanderzusetzen - oder man findet es nicht wichtig genug und bleibt dann natürlich schlecht darin, soll aber bitte nicht nervig rumjammern.
 
Was ist aber, wenn man von Natur aus nun nicht mit einem begnadeten Taktgefühl gesegnet ist?
Ich glaube nicht an so eine Segnung. Jeder Mensch hat ein angeborenes natürliches Taktgefühl, inneren Puls, Metrum (nenne es wie Du willst). Ich kenne keinen Menschen, der unbewusst mal schneller und mal langsamer läuft.

Aber jeder Mensch hat einen eigenen Zugang zu Rhythmus und überhaupt zur Musik und für mich ist die besondere Aufgabe eines guten KLs, den passenden Zugang zu finden und zu vermitteln. Ein Metronom ist hierfür denkbar schlecht geeignet weil es in keiner Weise auf den jeweiligen Benutzer eingeht.

Wo ich mir ein Metronom nützlich vorstellen kann ist für eine kurze Kontrolle oder bei eher fortgeschrittenen Spielern in Vorbereitung auf ein gutes Timing z.B. für Jazz-Ensembles (dann aber nicht ein Klick auf jede Viertel). Allerdings gibts dafür auch bessere Alternativen wie z.B. Playbacks.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich übe gelegentlich mit Metronom. Aber NICHT um mein Rythmusgefühl zu verbessern, das ist bereits da. Und gelegentlich heißt: selten. Nur ab und zu zur Kontrolle.

Wenn ich ein neues Werk mit Metronom spiele, dann auf ca. der halben Soll-Geschwindigkeit. Sinn und Zweck ist, dass ich dann merke "hey, diese Stelle da, die kriege ich selbst so langsam nicht hin"!. Dann muss ich klären: Muss ich diese Stelle einfach besser üben? Muss ich den Fingersatz ändern? Ist meine Haltung hier falsch? Verkrampfe ich vielleicht?

Auf jedenfall zeigt mir das Metronom dann um so genauer meine Schwachstellen, die ich beim schnelleren Spielen eventuell einfach hätte wischi waschi überspielt.
 
@Curby und ohne Metronom kannst Du nicht halb so schnell spielen?
 
Natürlich, aber es zwingt mich dann gerade zu penibler zu spielen und ironischerweise werden mir die Stellen so besser bewusst.
 
Manchmal etablieren sich unwillentlich verschiedene "Tempozonen" innerhalb eines Stückes. :heilig: Als Anfänger fällt einem das nicht immer sicher auf. Man hat das Eigenempfinden, an "dichten" Stellen heldisch zu ackern, aber in Wahrheit wird man trotzdem um 10 Schläge langsamer. :teufel: Das eigene Ohr merkt das gar nicht, aber der objektivierende Horcher von außen (Klavierlehrer/Aufnahme).



Zur entlarvenden Kontrolle mal das jeweilige Tempo mit dem Metronom zu definieren bzw. "abzunehmen" (also sich vorklickern zu lassen, wie schnell/langsam der Puls tatsächlich sein sollte), finde ich hilfreich um zu wissen, wo ich noch genauer üben muss.
 

Finde ein Metronom zum Überwachen der Zielgeschwindigkeit durchaus ab und an (also selten) angemessen.
Und mit dem Metronom kann man auch das Tempo hochziehen und schauen obs immer noch geht.
 
Ich habe mich immer schon geweigert, ein Metronom zu verwenden, besaß und besitze auch keins. Tatsächlich funktioniert es auch so gescheit. Bei rhythmisch schwierigen Stellen stelle ich mir einfach die Taktschläge vor, höre sie quasi mit dem inneren Ohr. Ansonsten genügt es zum Glück, sich zuzuhören, um das Tempo zu halten.

Um mein Tempo zu steigern brauche ich erst recht kein Metronom. Bevor ich die erste Note spiele, stelle ich mich einfach auf das Stück ein, höre bzw fühle es, wie ich es spielen möchte, und hab automatisch mein Metrum.

Bestimmt gibt es auch gute Gründe, ab und zu ein Metronom zu benutzen, das muss wohl jeder für sich selbst entscheiden. Andauernd mit dem Teil zu üben würde mich wahnsinnig machen und viel zu viele musikalische Aspekte vernachlässigen lassen.
 
Was ist aber, wenn man von Natur aus nun nicht mit einem begnadeten Taktgefühl gesegnet ist?
Da bleibt einem doch gar nichts anderes übrig, als regelmäßig mit einem Metronom zu üben?

Bin auch Totalanfänger, spiele jetzt seit einem Jahr. Ich denke nach anfänglichen Mühen, die Probleme mit dem Rhythmus ergeben sich rein aus einer mentalen Überforderung und legen sich mit der Zeit von alleine.

Als Anfänger hat man ja schon Mühe, mit einfachen rhythmischen Bausteinen wie ZweiAchtel und Halbe Note oder all die punktierten Noten. Mit der Zeit hat man immer mehr dieser Bausteine einfach intus, wie die takten müssen und kann sich so ein Stück zusammensetzen. Dazu braucht es kein Metronom.

Dann geht es "nur" noch darum, das Tempo durchzuhalten über ein längeres Stück und auch bei schwierigen Stellen oder Crescendi nicht zu verändern... Meine Beobachtung an mir selbst ist: Wenn ich das Stück gut kann und ich mentale Kapazität frei habe, fällt es mir immer leichter, den inneren Puls zu fühlen oder innerlich mitzuzählen. Ausserdem hilft es mir natürlich, wenn ich das Stück schon im Ohr habe von einem Youtube-Video oder so.

Eine gute Übung meiner KL dazu finde ich: Beim Gehen auf der Strasse oder einem Spaziergang die Schritte als Metrum zu benutzen und dann innerlich das aktuelle Klavierstück zu zählen oder singen. Wenn man nicht auch noch die richtigen Tasten mit dem passenden Anschlag treffen muss, fällt das vergleichsweise leicht.
 
Ich nutze mein Metronom nur selten. Wenn, dann eigentlich nur für zwei Anwendungen:

a) Nur ein paar Schläge lang bevor ich ein Stück übe, um kurz anzutesten wie schnell ein eventuell vorgegebenes Metrum wirklich ist (mein eigenes Körpergefühl ist da zwar recht gut, aber um ein paar Schläge pro Minute kann man sich trotzdem gern mal verschätzen).

b) Wenn ich das Gefühl habe, dass ich bei einem Stück oder einem Abschnitt ungewollt beschleunige, dann überprüfe ich das auch mit dem Metronom, indem ich kurz mit dem Metronom feststelle, wie schnell mein gespieltes Wunschtempo am Beginn der Stelle ist, das Metronom dann wieder ausschalte, dann die Stelle bzw. das Stück spiele und dann das Metronom wieder einschalte um gegenzuchecken, ob ich wirklich schneller geworden bin, und wenn ja, wie extrem.
 
Ich habe noch NIE mit Metronom gespielt, denke aber inzwischen manchmal darüber nach.

Dann geht es "nur" noch darum, das Tempo durchzuhalten über ein längeres Stück und auch bei schwierigen Stellen oder Crescendi nicht zu verändern...

So einfach ist es leider nicht. Einen Boogie oder bestimmte Rags machst du über den Rhythmus. Ich will hier nicht in die Einzelheiten gehen, aber die Noten genau auf der Zeit zu treffen und sie die richtige Zeit zu halten, ist nicht gerade einfach. Du kannst im richtigen Tempo spielen und trotzdem den Takt verfehlen. Ob ein Metronom hilft, ist dann eine andere Frage.
 

Zurück
Top Bottom