"Technik des Klavierspiels" v. Rudolf Kratzert

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Dreiklang

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Hallo liebe Clavios,

der Kratzert ("Technik des Klavierspiels - ein Handbuch für Pianisten") wurde von rolf und anderen schon öfters empfohlen, und aus diesem Grund habe ich ihn mir vor einiger Zeit auch bestellt. Der Kostenpunkt liegt bei ca. 45 Euro.

Es werden viele wichtige Dinge zum und über das Klavierspiel gesagt. Kratzert schreibt über das, was einen "Pianisten" bzw. Klavierspieler charakterisiert, hat Kapitel über pianistische Technik, gegliedert in Grundlagen, Fortgeschrittenes und Professionelles. Und er schreibt über das "Klavierüben" bzw. das "Vorspielen" und Konzertieren.

In diesem Faden soll Gelegenheit gegeben werden, über den Kratzert zu diskutieren, und Fragen zu stellen (die dann sicher solche beantworten können, die das Werk genauer kennen).

Von rolf wurde öfters erwähnt, daß dieses Buch auch für Anfänger sinnvoll bzw. hilfreich ist (wegen der "Basics").

Angenehm empfinde ich das große Format des Handbuches, das gut in der Hand liegt. Der Kratzert enthält auch sehr viele konkrete Notenbeispiele zum Üben. Das Handbuch umfaßt 284 Seiten.

Viele Grüße
Dreiklang
 
Ich habe dieses Buch auch vor geraumer Weile erworben und nach kurzer Zeit relativ enttäuscht in die Ecke gestellt. Ich hole es zwar für spezifische Probleme gelegentlich wiede hervor, empfinde es aber in der Gesamtkonzeption als für mich ungeeignet. Ich will das etwas erläutern und das Werk dabei mit "Sandor: On piano playing" vergleichen. Dieses Werk habe ich von der ersten bis zur letzten Seite begeistert verschlungen und daraus viel für mein eigenes Spiel gelernt.

Kratzert beschreibt eine Viel- wenn nicht Unzahl klaviertechnischer Phänomene. Es ist nicht immer leicht, dies nachzuvollziehen, weil vieles natürlich sich schriftlich nicht so gut und eindeutig beschreiben läßt wie bei mündlicher Unterweisung und Demonstration. Bei Sandor gibt es genau 5 grundlegende Techniken, die so ausführlich (nämlich je ein ganzes Kapitel lang) erläutert werden, daß alles ganz klar und eindeutig wird. Jede reale Bewegung ist nach Sandor dann eine Zusammensetzung dieser grundlegenden 5.

Kratzert empfiehlt ein separates Technikstudium. Das Buch ist in vielen Teilen nur in Begleitung der Cortotübungen zu benutzen. Der vorgeschlagene Zeitraum von 1 h tägllich würde für mich bedeuten, jahrelang nichts anderes machen zu können. Sandor empfiehlt im wesentlichen das technische Studium anhand richtiger Stücke.

Auch wenn ich einige der esoterischen Übungen zur Alexandertechnik gemacht habe, ist mir nicht klar geworden, welche grundlegende Verbesserung gegenüber entspanntem, konzentrierten Spielen unter ständiger Benutzung der Ohren dadurch noch erreicht werden könnte.

Kratzert führt unter den Zielgruppen seines Buches keine (nicht mal ambitionierte) Amateure auf. Das entspricht meinem persönlichen Eindruck der Verwendbarkeit.
 

Dieses Buch kenne ich jetzt nicht, scheint aber kein unbekanntes zu sein. Allerdings, stimmt das, daß Sandor gern den Daumenuntersatz abschaffen möchte? ;) - na dann mal, viel Spaß... Kratzert hat ein ganzes Kapitel über den Daumenuntersatz, und schreibt, daß dieser längst unverzichtbar geworden ist, - was auch meine Meinung ist.

Das Buch ist in vielen Teilen nur in Begleitung der Cortotübungen zu benutzen.

Ich glaube, das ist wirklich zu krass ausgedrückt. Es gibt ein paar Verweise auf Cortot, das ist richtig, aber das war's mehr oder weniger schon.

Der vorgeschlagene Zeitraum von 1 h tägllich würde für mich bedeuten, jahrelang nichts anderes machen zu können. Sandor empfiehlt im wesentlichen das technische Studium anhand richtiger Stücke.

Das mache ich auch so, aber nicht jeder hat wohl unsere Ansprüche. Manche wollen und müssen richtig gut klavierspielen lernen - und da geht's vermutlich etwas anders zur Sache (z.B. die oft im Forum erwähnten Technikübungen diverser Komponisten).

Auch wenn ich einige der esoterischen Übungen zur Alexandertechnik gemacht habe, ist mir nicht klar geworden, welche grundlegende Verbesserung gegenüber entspanntem, konzentrierten Spielen unter ständiger Benutzung der Ohren dadurch noch erreicht werden könnte.

Vielleicht ist auch das subjektiv. Ich habe mit diesen Dingen (entspannt, in "Bereitschaft" und gleichzeitig unverkrampft zu sein) wenig Probleme. Vielleicht helfen solche Techniken dann anderen?

Kratzert führt unter den Zielgruppen seines Buches keine (nicht mal ambitionierte) Amateure auf. Das entspricht meinem persönlichen Eindruck der Verwendbarkeit.

Er schreibt: "Dieses Buch wendet sich vor allem an ... Klavierlehrer, Studenten, konzertierende Pianisten ...", aber nicht ausschließlich.

Ich sehe solche Dinge gerne so: das, was für wirklich ambitionierte Leute gut, wichtig und richtig ist, das kann für unsereins (Amateure) nicht grundverkehrt sein. Und: ich empfinde solche Sachen teils als ganz interessant, und vielleicht kann man ja doch das eine oder andere "mitnehmen".

Es muß auf jeden Fall nachdenklich stimmen, wenn Leute wie rolf (siehe seinen Vorstellungsfaden) oder chiarina oft vom Kratzert sprechen - und nicht etwa vom Sandor. Man kann ja auch einmal die Beitragssuche ("Kratzert") anwenden.

Viele Grüße
Dreiklang
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich habe mir dieses Buch von Kratzert vor einigen Monaten angeschafft und einiges Brauchbares darin gefunden.

Auch wenn ich einige der esoterischen Übungen zur Alexandertechnik gemacht habe, ist mir nicht klar geworden, welche grundlegende Verbesserung gegenüber entspanntem, konzentrierten Spielen unter ständiger Benutzung der Ohren dadurch noch erreicht werden könnte.
Ich denke es geht bei diesen Übungen - die keineswegs esoterisch sind, darüber hab ich mich informiert - darum, die natürlichen Körperhaltungen einzunehmen. Solche Körperhaltungen, die den Körper ganz natürlich funktionieren lassen und bei denen Beinträchtigungen durch falsches Anspannen oder einfach nur falsches Sitzen vermieden werden sollen. Durch die Übungen kann einem bewusst werden (so ging es mir), dass unser Körper noch ressourcenschonender arbeiten kann, wenn man ihn so arbeiten lässt, wie es seiner Anatomie entspricht.
 

Das sehe ich auch so, es klingt aber auch nicht wie enthusiastische Begeisterung über das alle Geheimnisse aufdeckende Meisterwerk.

Die Sache mit dem Daumenuntersatz bei Sandor sehe ich so: Ich denke nicht, dass er ihn komplett verbieten will, er beschreibt nur, daß das nicht nur eine Aktion des Daumens ist, sondern durch geeignete Handbewegungen unterstützt werden muß. Jedenfalls interpretiere ich seinen Text so und setze es so um. (Wenn nicht liegt's an meinem Englisch .. )
 
Hi all,

passt bei Sandor n bisschen auf, hab mal gehört ( von nem Freund ), dass der viel erzählen kann ( z.B. in der Doku "Berühmte Pianisten ), aber, trotz seines Engagements und Postens in Juilliard, eher mäßig Klavier spielen konnte...

Allerdings sind das nur "fernschriftliche" Aussagen, die ich las, also auch meine Anmerkung bitte mit Vorsicht genießen.

Wenn also Sandors Werk hilft : Warum nicht ?

LG, Olli !
 
das alle Geheimnisse aufdeckende Meisterwerk.

Falls es so etwas überhaupt gibt, bzw. geben kann. Klavierspielen lernt man ja hauptsächlich durch das Üben (wobei mir dieses Wort irgendwie nicht gefällt. Das englische "practising" trifft es irgendwie besser, finde ich, die "Praxis" am Instrument).

Wer mit seinem Üben an keine Grenzen oder Hindernisse stößt, braucht wohl auch notwendigerweise kein Buch. Oder es hilft einem eben der KL. Nicht unbedingt jeder hat 45 Euro übrig. Auf der anderen Seite, gibt es Leute, die haben ein Regal voller klavierdidaktischer Bücher, und verschlingen entsprechende Literatur.

Ich bin froh, ihn zu haben. Gibt mir so ein gewisses Gefühl der "Sicherheit", auch wenn ich lieber übe als darin gezielt lese, und zu denjenigen gehöre, die ohne Hilfen auch ganz gut zurechtkommen.
 
Hatte Kratzert davon auch gesprochen? (...)

Es gibt wohl einige wenige neuronale Mechanismen, die man beim Klavierspiel-Lernen beachten sollte. Genauer gesagt, ist es wichtig, nicht gegen diese zugrundeliegenden Mechanismen zu arbeiten, denn sonst kommt man nicht gut vorwärts. Kratzerts Anweisungen berücksichtigen diese Mechanismen. Das genügt.
 

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