Steingraeber

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fisherman

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Musicus hatte geschrieben:
fisherman, das wäre in der Tat einen Erfahrungsbericht in diesem Forum wert und ich wäre sicher nicht der einzige, der dir dafür wärmstens danken würde. Leider ist Bayreuth nicht bei mir um die Ecke...

Ok, in Kürze:

Klaviere: Ganz klar Oberliga. Klanglich und spieltechnisch auf S&S-Niveau. Allerdings hat man bei Steingraeber natürlich mehr Möglichkeiten, die individuelle Ausarbeitung zu beeinflussen. Sollte jemand in der Ausstellung die Klaviere anspielen, so darf ich dazu anmerken, dass diese (wie auch bei meinem S&S geschehen) sicherlich durch einen entsprechend guten Klaviertechniker nochmals deutlich verbessert werden können. Die Listenpreise liegen ca. 10% unter S&S-Niveau.

Flügel:
Hier habe ich den C-Flügel (212cm) anpielen können - der hat mich zunächst nicht vom Hocker gehauen. Ein S&S-O aus den 30ern (??), frisch renoviert, war deutlich besser.
ABER: Die Baureihe A (170cm) hat es mir wirklich angetan. Speziell das Modell mit der "Phoenix"-Sonderaustattung war ein Traum. Ich denke, dass Steingraeber bei diesen kleinen Flügeln das Beste herstellt, was man zur Zeit auf dem Weltmarkt bekommen kann. Wunderbares Volumen, satte, weiche Bässe. Wer genügend Kleingeld hat und wer gerne so einen kleinen Flügel haben möchte, der "MUSS" einen Steingraeber A kaufen.

Das Phoenix-Modell hatte nur zwei Nachteile:
1) die ungedämpften Saiten im obersten Diskant haben zuviel Sustain (kann man bestimmt korrigieren)
2) der Preis: rund 70 TEUR... Der lässt sich aber um gut 9.000 nach unten korrigieren, wenn man auf das "doppelt arbeitende" Una-Corda (nämlich Una-Corda PLUS Verringerung des Hammerabstandes) verzichtet. Ich brauchs nicht :D.
Das angespielte Modell hatte zusätzlich als "Phoenix"- Ausstattung die Führung aller Seiten über/durch Agraffen - das scheint einiges am Klang auszumachen und wäre für mich unverzichtbar.

Ich darf nochmals darauf hinweisen, dass dies alles natürlich höchst subjektiv ist, bevor ich nochmals zusammenfasse:

Klaviere - klare Empfehlung (wenn man den S&S-Klang mag)
Flügel: Modell A - unbedingt 100%ig zu empfehlen.
 
Als "stolzer" und begeisterter Steingraeber-Besitzer kann ich mich fishermans Aussagen nur voll anschließen!

Wer sich ein neues Steingraeber leisten will sollte unbedingt bei Bestellung vereinbaren, daß man zur Endauswahl nach Bayreuth kommt.
Abgesehen davon, daß Bayreuth u. Umgebung eine kleine Reise wert sind, weil einfach wunderschön, kann man dann im Werk auswählen. Natürlich nur, wenn man die Standardfarbe schwarz nimmt. Davon werden ständig Klaviere gebaut. Hat man das vereinbart und einen Termin, stehen 2 oder sogar 3 auslieferungsfertige Instrumente da. Und die kann man in aller Ruhe testen.
Ich hab's gemacht, und das war eine gute Entscheidung!
 
ABER: Die Baureihe A (170cm) hat es mir wirklich angetan. Speziell das Modell mit der "Phoenix"-Sonderaustattung war ein Traum. Ich denke, dass Steingraeber bei diesen kleinen Flügeln das Beste herstellt, was man zur Zeit auf dem Weltmarkt bekommen kann.

Wer sich für diese Baureihe interessiert, hat jetzt die rechte Zeit getroffen, um nach Bayreuth zu fahren, denn beide Varianten stehen derzeit nebeneinander. Ich persönlich fand den Unterschied nicht so deutlich, daß er den heftigen Preisunterschied rechtfertigen würde, und die Vorstellung, daß der Resonanzboden aus Carbon ist (sehen tut mans nicht, weil er durch ein hübsches Furnier verkleidet ist), würde mein ästhetisches Vergnügen auch trüben. Aber beide klingen für meine Ohren wirklich unglaublich gut. Auch die Klaviere sind wahre Glanzstücke (allerdings auch preislich).

Ein S&S-O aus den 30ern (??), frisch renoviert, war deutlich besser.
Der den ich gesehen habe, war von 1918 (!) und kostete meiner Erinnerung nach noch stolze 36000.--

Daß Bayreuth in jedem Falle eine Reise wert ist - dem kann ich mich nur anschließen!
 
und die Vorstellung, daß der Resonanzboden aus Carbon ist (sehen tut mans nicht, weil er durch ein hübsches Furnier verkleidet ist), würde mein ästhetisches Vergnügen auch trüben.

Meines nun gerade nicht - im Gegenteil. Denn ich habe ein ausgesprochen funktionales Ästhetikverständnis. Carbon reißt nicht, ist gefeit gegen Luftfeuchteschwankung, verliert nicht die Wölbung / den Druck, klingt also in aller Wahrscheinlichkeit auch nach 50 Jahren noch genauso gut wie heute... DAS macht mich an.:cool:
 
Meines nun gerade nicht - im Gegenteil. Denn ich habe ein ausgesprochen funktionales Ästhetikverständnis. Carbon reißt nicht, ist gefeit gegen Luftfeuchteschwankung, verliert nicht die Wölbung / den Druck, klingt also in aller Wahrscheinlichkeit auch nach 50 Jahren noch genauso gut wie heute... DAS macht mich an.:cool:

Hm, verstehe. Wie hältst Du es dann mit Udo Jürgens Glasflügel? Wenn man ihn nicht umschmeißt, hält er ewig ;)

Grüße,

Friedrich
 
Hallo Fisherman,

Allerdings hat man bei Steingraeber natürlich mehr Möglichkeiten, die individuelle Ausarbeitung zu beeinflussen.

Bedeutet dies, dass man bei S&S (die Abkürzung ist nicht eindeutig, :D) weniger Optionen hat, und wenn, welche ?

Zum hohen Preis des 170er Phoenix Flügels. Hier kommen sicherlich einige finanzielle Aspekte zum Tragen. Beispielsweise werden laut Info auf der Homepage die Phoenix Instrumente standardmäßig mit Elfenbein belegt. Dabei handelt es sich um Mammut-Elfenbein, dass ja frei handelbar ist. Mir ist das beim Spielen nicht aufgefallen.

Viele Grüße,
Kristian
 
Kurze info zu den A-Flügeln. Sorry, Sla019, der Phoenix war NICHT mit Carbonboden (kostet nochmal extra). Überhaupt brauch ich nix von dem Phoenix-Zeugs - aber die Agraffen müssen sein! @Klimperer: Bei extremen klimatischen Verhältnissen hingegen bin ich ein Freund von High-Tech!!!

Überhaupt ist die Liste der Optionen bei Steingräber wirklich gigantisch. Wenn ich mich nicht täusche, kann man z.B. bei den Belägen zwischen Mineral, Knochen und Mammut wählen. Und das setzt sich durch alle Bereiche fort. Ganz gewiss gibt es diese individuelle Wahlmöglichkeit auch bei S&S (HH/NY);-), aber eben nicht per Preisliste, sondern via "Handelsgeschick".

Besonders chic: Die Flügelvariante, die geschlossen schwarz hochglanz ist und deren Innenflächen alle mit wunderbaren Furnieren nach freier Auswahl belegt sind. Das ist ein optisches Feuerwerk beim Öffnen!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hm, verstehe. Wie hältst Du es dann mit Udo Jürgens Glasflügel? Wenn man ihn nicht umschmeißt, hält er ewig ;)

Naja, hat alles seine Grenzen.:rolleyes: Und da ich nun mal auch ein ausgesprochener Liebhaber von Holzabfertigung bin, würde ich soweit dann doch nicht gehen. Aber bei einem Teil, das im Normalfall eh nicht einzusehen ist, aber klanglich eine zentrale Rolle spielt, kann Haltbarkeit nur von Vorteil sein.

Ciao,
Mark
 
fisherman, ich beneide dich um diese Erfahrung!

Danke für deinen kurzen Bericht (auch wenn ich natürlich liebend gerne noch mehr Informationen aufgesogen hätte :D)!

Offensichtlich präferierst du aktuell eher die Flügel Fraktion. Ehre dem, der den Wohnraum und finanzielle Mittel hierzu aufbringen kann :(

Ich habe letztens mit einer Klavierlehrerin und ganz wunderbaren Pianistin gesprochen. Als ich sie fragte, was Sie den für ein Flügel zuhause hätte, antwortet sie: "Ich brauche keinen Flügel, ich habe ein Steingräber Konzertklavier (130)..."
Was ist dein Eindruck von den Klavieren im Vergleich zu den Flügeln gewesen, fisherman?

Und Musicus grübelt weiter...vielleicht doch diese Wahnsinnsumme für ein Steingräber Klavier, oder eher weiter sparen und mal was Geflügeltes draus machen...:confused:

In diesem Sinne:klavier:
 
Was ist dein Eindruck von den Klavieren im Vergleich zu den Flügeln gewesen, fisherman?

Und Musicus grübelt weiter...vielleicht doch diese Wahnsinnsumme für ein Steingräber Klavier, oder eher weiter sparen und mal was Geflügeltes draus machen...

Bei den Klavieren ist es m.E. Jacke wie Hose, ob Du S&S oder S&S kaufst. Mir kamen die Bayreuther noch etwas spitzer vor als die Hamburger, was aber an nicht perfekter Stimmung/Intonation gelegen haben mag. Außerdem begünstigen wohl die Klavierräume von Steingraeber dieses "Überscharfe"... Im Gegensatz dazu stand der 170 er Phoenix, der hatte einen satten, bestimmten und dennoch weichen (ich hasse diesen überstrapazierten Ausdruck) Klang (wobei das aber auch wieder andere Räume waren!). Dennoch hat der mögliche Vergleich mit den anderen Flügeln diese "akzentuierte Weichheit" bestätigt.

Zu Deinem Grübeln: Wenn Du (richtig) gut spielst, wirst Du aus einem 1a Konzertklavier herrlichste Sachen zaubern - gehörst Du zu den Novizen und Gerade-mal-etwas-Fortgeschrittenen dann auf jeden Fall: Flügeltier.

Gerade bei den genannten Marken sind die Klaviere eben so klar und präzise, dass man jede kleinste Unsauberkeit deutlich hört.

Aber wieso soll man so etwas immer für die Ewigkeit planen? Wenn das Budget für ein tolles K langt und der Flügel nicht kurzfristig hinzusparbar ist, dann kauf doch erst mal das Klavier und freu Dich dran. Danach sparst Du weiter und irgendwann reicht es (incl. Verkauf des Klaviers). Und dann kannste gleich weitermachen für den nächsten, noch besseren...

(Aber der 70 TEUR-170er war schon ein Traum. Ich denke noch oft daran!)
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Danke, Kristian. Auf den 192er bin ich gespannt. DAS wäre meine Kragenweite! Ist aber ein völlig neues Modell, oder?

Helene: Ich bin am 15. 7. bei ihr :D
Aber - wer weiß - vielleicht am 24 auch noch. Doppelt genäht ...:cool:
 
Stimmt. Hauptsache, er gerät nach dem 170er und nicht nach dem 212er.
 
Zu Deinem Grübeln: Wenn Du (richtig) gut spielst, wirst Du aus einem 1a Konzertklavier herrlichste Sachen zaubern - gehörst Du zu den Novizen und Gerade-mal-etwas-Fortgeschrittenen dann auf jeden Fall: Flügeltier.

Das kann ich nicht ganz nachvollziehen, Fisherman. Aus einem Konzertklavier viel herauszuholen ist unkomplizierter, als einen Flügel an das Maximum an Ausdruckskraft zu bringen. Anders gesagt: Wer gut spielt, spielt auf Flügel und Klavier gut, jedoch auf einem Klavier noch deutlich besser. Wer relativ schlecht spielt, wird auf einem Klavier (Klanglich, Feinheit der Töne) besser spielen als auf einem Flügel. Und wer richtig gut spielt, der wird auf Klavier und Flügel sehr schön spielen können.

Zum C 212: Ich konnte ihn ebenfalls spielen und er ist klanglich nicht annähernd so schön wie sein Vorgänger, der Liszt Flügel 205. Ich frage mich, warum Steingraeber dieses Erfolgsmodell aufgegeben hat und durch ein unausgereiftes Modell ersetzt hat...
 
Christian, zum 2. Punkt stimme ich gerne zu - beim ersten jedoch bleib ich bei meiner Meinung. Ganz deutlich!
 
Lieber Fisherman,

im Herbst wird die Modellpalette um einen 192er erweitert, dann kannst Du zum Traumauffrischen ja mal wieder vorbeikommen.

Viele Grüße,
Kristian

P.S.: Helene ist für den 24.7. angekündigt.

Steingraeber darf mit guten Gewissen gesagt werden, der Rollc Royce unter den Fluegel bauer, die machen es einfach gut !!!!

Cordialement
Destenay
 
Ich nix Techniker - ich nur Klimperer. Hier ein Auszug aus einer Steingraeber-Broschur:

Der klassische Klavierklang speist sich aus vertikalen und horizontalen Schwingungen – erstere entstehen durch den Anschlag, letztere durch die Befestigung der Saiten, diese werden - jeweils, von einem Stegstiftpaar - abgewinkelt niedergedrückt; dadurch wird die bekannte Obertonstruktur definiert. Der Gedanke, sich allein auf die dynamisch durchschlagenden vertikalen Schwingungen zu konzentrieren entstand aus einer Lust am Purismus im frühen 20. Jahrhundert. Zu verlässlichen, dauerhaften Lösungen führten entsprechende Versuche jedoch bei keinem der anerkannten Flügelfabrikate. Der englische Ingenieur Richard Dain stellte sein Prinzip der Stegagraffen im Jahre 2006 der Klaviermanufaktur Steingraeber & Söhne, Bayreuth vor. Dort entwickelte man den Aufbau der akustischen Anlage eines Flügel weiter und schuf die Voraussetzung für einen zuverlässigen und dauerhaften Einbau der "fremden Metallteile" in einen klassischen Steingraeber & Söhne Flügel. Nach Messungen von Richard Dain erhöht sich die Energie-ausbeute in Mittellage und Diskant um 50 % auf nunmehr 6 %. Dies macht sich hauptsächlich durch eine deutlich längere Ausschwingzeit bemerkbar. (Das kann ich bestätigen) Innerhalb der Stegagraffen kombinieren sich Zug- und Druckkräfte zwischen zwei Auflagesilien und einer mittleren Druck-rolle. Dieses System erfordert eine Möglichkeit zur Justierung der inneren Balance jeder einzelnen Agraffe. Dafür wurden neuartige einstellbare Anhangstifte entwickelt, mit deren Hilfe der Auflagedruck auf den Steg im 1/100mm-Bereich eingestellt werden kann. Im Endergebnis kann der Resonanz-boden vom Saitendruck weitgehend entlastet werden, was die dynamische Ausbeute weiter erhöht.

Hier ein Foto von den Dingern:
 

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Längere Ausschwingzeiten ja, nur vertikale Schwingungen nein. Dies wurde durch eigene Versuche festgestellt.
Gruß
agraffentoni
 

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