Stegdruck/Stegstechen

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agraffentoni

agraffentoni

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13. Jan. 2011
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Hallo zusammen,
eine Frage an die Spezialisten:
Auf verschieden Herstellerseiten habe ich gesehen, daß der Steg außerhalb des Instruments abgestochen wird. Einmal mit dem Resonanzboden verleimt, Boden aber noch nicht eingebaut, einmal den Steg auf der Hobelbank liegend.
Ich dachte immer, daß der Stegdruck für jedes Instrument individuell nach der Gußplatte und der Resonanzbodenwölbung eingerichtet wird, also: Boden mit dem Steg verleimt auf der Raste, Platte drauf, Stegdruck messen, bzw. Probetöne einraspeln, Platte raus, Steg auf die richtige Höhe abhobeln, Stiftlöcher ankörnen, Steg graphitieren, Stiftlöcher bohren und Steg abstechen.
Kann man außerhalb und in noch nicht zusammen gebautem Zustand so genau arbeiten, oder kommt es bei diesen Firmen 'nicht so darauf an'?
Grüße
Toni
 
Hallo Toni,

Ich habe es auch so gelernt, dass im eingebautem Zustand der Druck gemacht wird.

LG
Michael
 
Hallo zusammen,
eine Frage an die Spezialisten:
Auf verschieden Herstellerseiten habe ich gesehen, daß der Steg außerhalb des Instruments abgestochen wird. Einmal mit dem Resonanzboden verleimt, Boden aber noch nicht eingebaut, einmal den Steg auf der Hobelbank liegend.
Ich dachte immer, daß der Stegdruck für jedes Instrument individuell nach der Gußplatte und der Resonanzbodenwölbung eingerichtet wird, also: Boden mit dem Steg verleimt auf der Raste, Platte drauf, Stegdruck messen, bzw. Probetöne einraspeln, Platte raus, Steg auf die richtige Höhe abhobeln, Stiftlöcher ankörnen, Steg graphitieren, Stiftlöcher bohren und Steg abstechen.
Kann man außerhalb und in noch nicht zusammen gebautem Zustand so genau arbeiten, oder kommt es bei diesen Firmen 'nicht so darauf an'?
Grüße
Toni

Es gibt grundsätzlich 2 Methoden , die auch in sich noch etwas variabel sind :
1) Steg ist VOR Einbau Rahmen fertig bestiftet auf Boden geleimt .
Druck wird bei Einbau Rahmen durch Positionierung Rahmen gemacht . Durch Höher -o. Tiefersetzen Rahmen , durch Unterlegen Furniere unter den Filz der Saiten etz.
Vorraussetzung f. diese Methode sind rel. gleichmässige Rahmen , eher leichte Rahmen , die man mittels Druckschrauben einwenig biegen kann , sowie Resonanzböden aus Holz gleicher Herkunft , sodass die Böden - Wölbung - einigermassen gleich reagieren .
2) genauere Methode : Boden auf Auflage prov. rein , Befestigung mit Zwingen , Rahmen prov. rein , Befestigung m. Zwingen . Steg prov. rein .
Druck machen und anreissen . Alles raus . Steg auf genaue Höhe hobeln ,
stechen , bestiften , auf Boden leimen , Boden einleimen , Rahmen rein .
Druck nachmessen . So machen wir es .
Von Bestiftung des bereits aufgeleimten Steges bei geleimtem Boden halte ich nicht viel -- durch hunderte Schläge auf die Stiften wird die Festigkeit des Bodens auf der Auflage sicher nicht "besser " .
Alles klar jetzt ?
 
2) genauere Methode : Boden auf Auflage prov. rein , Befestigung mit Zwingen , Rahmen prov. rein , Befestigung m. Zwingen . Steg prov. rein .
Druck machen und anreissen . Alles raus . Steg auf genaue Höhe hobeln ,
stechen , bestiften , auf Boden leimen , Boden einleimen , Rahmen rein .
Druck nachmessen . So machen wir es .
Von Bestiftung des bereits aufgeleimten Steges bei geleimtem Boden halte ich nicht viel -- durch hunderte Schläge auf die Stiften wird die Festigkeit des Bodens auf der Auflage sicher nicht "besser " .
Alles klar jetzt ?

Danke für Deine Ausführungen klaviermacherwien,
doch jetzt mal eine vielleicht blöde Frage::confused:
Was macht man, wenn man feststellt, das der Stegdruck bei c und c""-c""' ok ist, aber im Bereich von c' bis c" 2mm oder mehr fehlen?
- Weil vielleicht die Bodenwölbung nach dem Aufleimen auf die Raste doch etwas anders ausgefallen ist -
Oder ist ein genau festgelegter und eingerichteter Stegdruck nur bei Instrumenten mit kurzem Anhang wichtig?
Grüße
Toni
 
Hallo Toni,

Ich würde den Rahmen tiefer setzen und den Druck korrigieren. Der Boden drückt sich in der Mitte eher ein als am Rand und da würden die 2mm weniger zwischen c1 und c2 schon bald zu "keinem Druck" führen.

LG
Michael
 
Hallo Toni,

Ich würde den Rahmen tiefer setzen und den Druck korrigieren. Der Boden drückt sich in der Mitte eher ein als am Rand und da würden die 2mm weniger zwischen c1 und c2 schon bald zu "keinem Druck" führen.

LG
Michael

Das heißt aber doch im Klartext: Stifte raus und die Bereiche c-c' und c' bis c"", c""' den Steg nachhobeln? Und das bei einem neuen Instrument? Oder kommt hier die Furnierunterlegetechnik zum Einsatz?
Verzeiht meine Hartnäckigkeit.
Grüße
Toni
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Danke für Deine Ausführungen Michael,

also doch die Methode mit fertig verleimtem Boden und Steg bei aufgelegter Platte anwenden...

Grüße
Toni

Ja Toni, auf jeden Fall! Man kann wesentlich genauer arbeiten, denn beim Verleimen entsteht sicher eine andere Endform als mit Zwingen alles mögliche provisorisch festhalten. Die leichten Klopfer der Stegstifte können der Aufleimung des Bodens an der Auflage nichts an haben und haben tatsächlich bei Millionen von Klavieren und Flügeln nie die Verleimung gelockert. Wenn das so wäre, dürfte man einen fertig verleimten Hammer am Stiel niemals intonieren. :D

LG
Michael
 
Hallo zusammen,

das ist ja mal wieder ein hochinteressanter Beitrag, vielen Dank für die wertvollen Hinweise. :p

Darf ich mich mit einer Frage anschließen? In einem Gespräch mit einem Spezialisten für die Aufbereitung von Steinway-Flügeln hat er mir gesagt, dass es hier nicht nur auf den richtigen Stegdruck, sondern auch auf die exakte Verteilung des Vorder- zum Hinterstegdruck ankommt. Ich habe damals nicht weiter nachgefragt, beschäftigt hat mich diese Frage aber doch.

Wie kann man denn diese Werte überhaupt bei einem gebrauchten Instrument einstellen? I.d.R. ist der alte Steg ok, der Resonanzboden wurde gespänt, die Stimmwirbellöcher aufgebohrt und dann kommt die Platte wieder rein. Sie muss doch vorne eben auf dem Stimmstock aufliegen, oder? Und dann hat man doch nur die Möglichkeit, die Platte an den Seiten in der Höhe zu korrigieren, aber damit verändert man doch den Stegdruck gleichmäßig. Wie kann man denn jetzt noch den Vorderstegdruck unabhängig vom Hinterstegdruck einstellen? :?

VG
Wolbert
 
Hallo Wolbert,

Einstellen kann man da nichts. Wenn der Stegdruck vorne/hinten sehr unterschiedlich ist und man den Steg nicht doppeln will, kann man die Stegstifte ziehen und den Winkel nach bearbeiten.

LG
Michael
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

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