shell voicing

claclavier

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Ich habe seit zwei Unterrichtsstunden an meiner JazzSchule "shell voicings" zum Thema. Trotzdem ist mir noch relativ unklar was damit gemeint sein könnte. Ich verstehe den Unterschied zu einem Akkord, aber nicht genau weshalb die Quinte aus dem Gefüge rausfällt. Und bei welchen Gelegenheiten diese angewendet werden können oder sollten?
Im Netz finde ich nur englischsprachige Erklärungen dazu. Kann einer von euch Fortgeschrittenen mir das in einfachsten Ausdrücken und Sprache erklären?
Erhalte seit März Klavierunterricht an einer JazzSchule und taumle dort von einer intellektuellen Herausforderung zur nächsten. Von den praktischen gar nicht zu reden.:008:
 
Wenn der Lehrer nicht in der Lage ist, Dir diese einfachen Grundtatsachen und Grundregeln einleuchtend zu erklären und zu demonstrieren, dann solltest Du schlicht woanders Unterricht nehmen.

Schon selber mal im Internet recherchiert? Und dadurch immer noch nicht verstanden?
 
Schon selber mal im Internet recherchiert?
Im Netz finde ich nur englischsprachige Erklärungen dazu

Btw., hier eine Frage zu dieser Grundlage zu stellen IST Recherche im Internet.

Ich habe hier eine Seite gefunden, die das meiner Meinung nach sehr einfach erklärt:
https://www.freejazzlessons.com/shell-voicings-lesson-super-simple-yet-powerful-jazz-chords/

Zwar auch englisch (was ich auch nicht kann) aber ich meine es ist an Hand der Notenbilder doch leicht verständlich.
For the most part they are 2 note voicings. For each chord you play the root of the chord as your lowest note. The second note will be either the 3rd or 7th of the chord. And that’s it.
 
Zuletzt bearbeitet:
Krass, wie genau das übersetzt (gelesezeichnet):
Wie man Shell Voicings spielt
Die Theorie hinter den Shell-Voicings ist sehr einfach. In den meisten Fällen handelt es sich um 2 Noten-Voicings. Für jeden Akkord spielst du die Wurzel des Akkords als deine tiefste Note.

Die zweite Note ist entweder die 3. oder 7. des Akkords. Und das ist alles. Einfach richtig?

Sie sind absichtlich links spärlich, so dass du in der rechten Hand interessantere Dinge tun kannst, während du solo spielst.

Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator
 
Btw., hier eine Frage zu dieser Grundlage zu stellen IST Recherche im Internet.

NEIN.

Es kann eine eigene Recherche ergänzen, wenn man nichts gefunden hat und auch hier im Forum nichts gefunden hat.

Aber eine Recherche mit einer Frage hier zu beginnen bedeutet: "Ich bin zu faul und möchte von euch gerne alles auf dem Silbertablett präsentiert bekommen."
 
Es kann eine eigene Recherche ergänzen, wenn man nichts gefunden hat und auch hier im Forum nichts gefunden hat.
Genau das ist passiert.
Aber eine Recherche mit einer Frage hier zu beginnen bedeutet: "Ich bin zu faul und möchte von euch gerne alles auf dem Silbertablett präsentiert bekommen."
Wie man so etwas herauslesen kann ist mir unbegreiflich.
Zwei Drittel des ganzen Beitrages beschreiben die Vorrecherche und das bereits erworbene Verständnis, bis die eigentliche Frage überhaupt auftaucht.
 
Wie man so etwas herauslesen kann ist mir unbegreiflich.
Zwei Drittel des ganzen Beitrages beschreiben die Vorrecherche und das bereits erworbene Verständnis, bis die eigentliche Frage überhaupt auftaucht.

Ich bezog mich auf deine generelleAussage, nicht auf den hier vorliegenden Fall.

Wie man so etwas herauslesen kann ist mir unbegreiflich.
 
Allso, da stelln wa uns ma janz dumm (kleines Zitat aus einem Kultfilm):

Im Jazz bestehen Akkorde aus geschichteten Terzen.
Wenn man also auf einem Grundton - im engl: "root" - Terzen aufpackt, die aus den Tönen der Tonleiter bestehen (Also in C-dur ohne schwarze Tasten), dann bekommt man einen sehr blumigen Klang, der viele Töne beinhaltet (bei C also: c,e,g,h,d...).
Viele dieser Töne geben einfach Klangfarbe, einige wenige sind wichtig, damit man erkennt, um welche Harmonie es sich überhaupt handelt, bzw. welche Funktion diese hat.
Es gibt zwei wichtige Töne im Mehrklang, die Auskunft geben:

Die Terz - ist sie klein, so haben wir einen Mollakkord, ist sie groß, dann haben wir Dur.
Die Septime - ist sie groß, dann färbt sie nur den Klang, ist sie klein, bei gleichzeitig großer, also Durterz, dann handelt es sich um einen Dominantakkord.

Diese beiden Intervalle brauchen wir immer, damit die Harmonik ausreichend abgebildet wird.
 

um den z.B. Solopart der rechten Hand zu unterstützen.
Hatte ich zuerst auch gedacht, bin mir nicht mehr ganz so sicher. Da stehen dann aber noch weitere Aufteilungen plus Melodie.

sehr "simple" Voicings bestehen nur aus dem Notwendigsten, also Grundton, Terz und Sept eines Akkordes. Man nennt diese Shell Voicings.
In der Regel kommt dabei der Grundton in die Linke und die beiden Guidetones (Terz und Sept) in die Rechte.[...]

https://www.musiker-board.de/threads/piano-voicings-ii-v-i.460457/
 
Zuletzt bearbeitet:
Leider hat ja bisher noch kein Jazzer geantwortet.
Wenn ich bei YT nach - Jazz Piano Shell Voicings - suche, gibt es da reichlich Ergebnisse, die meisten hören sich nicht besonders an. Englisch ja, doch dieses Gesabbel braucht man ja nicht zu verstehen, einfach nur nach den Fingersätzen schauen und lauschen. Also, ja, die spielen wie von Dir vermutet.

Das erste hört sich für meinen Geschmack etwas besser an.


View: https://www.youtube.com/watch?v=QZaqw0UmSK0



View: https://www.youtube.com/watch?v=2XsoAANU1AI
 
@claclavier, sag einmal, wurde bereits so etwas wie die Guide Tone Lines behandelt?
Die würden da noch mit zugehören, würde ich mir denken. Bin heute Morgen über "Knowledge Center - Theory - Section 1 bis 10" von http://www.improvisation-academy.ch/ gestolpert und zu jeder Sektion scheinen ausreichen viele und verständliche PDFs angeboten zu werden.

Guide Tone Lines (PDF)

Dann hatte ich gestern noch nach den Noten von "Just Friends" aus dem ersten Video gesucht, auch gefunden. Er stellt zwar passend zum Video vier Notenblätter als PDFs zur Verfügung, doch halt nur für diese Shells, wie es aussieht und nicht mit der Melodie oder ich bin etwas blind.

http://www.earlmacdonald.com/jazz-piano-lessons/left-hand-shells/

Da, wie ich las, der Song erstmalig 1931 veröffentlicht wurde und heute zum Jazzstandard gehört, dürfte der in den unterschiedlichsten Variationen und Versionen zu finden sein und so sehr einfach sieht es dann doch nicht aus.


View: https://www.youtube.com/watch?v=tQ5iY-pdaPc
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich versuche mich auch mal an einer Erklärung... Wobei ich da nicht auf amtliche Jazz-Theorien zurückgreife sondern auf eine Mischung aus meinem Amateur-Kenntnisstand, meinen Spiel-Erfahrung und dem, was ich für gesunden Menschenverstand halte.

"Shell" bedeutet Hülle, Muschel, Ummantelung bzw. "Schale" (gemeinsamer germanischer Ursprung des englischen Wortes "Shell).

Hülle bzw. Schale wofür? Wohl am ehesten als Hülle und/oder Grundgerüst für einen harmonischen Kontext, also einen konkreten Akkord innerhalb einer harmonischen Abfolge ("Changes"). Ein Shell-Voicing hat also die Aufgabe, einen eindeutigen harmonischen Rahmen festzulegen, aber trotzdem nicht alles in Stein zu meiseln (GRUNDgerüst!!!).

Was macht einen Akkord zu dem, was er ist? 1. Grundton natürlich, 2. Terz (vereinfacht: sind wir in Dur oder moll?, vermindert und terzvorhalte lassen wir erstmal weg) und 3. Septime (groß oder klein?). Alles andere in Voicings sind Zusatztöne, die den Sound prägen, die aber mit den gleichzeitig erklingenden Melodietönen (im Thema oder der Impro) übereinstimmen müssen, andernfalls gibt es Reibungen.

Wenn die Freiheiten des Improvisators (egal ob es sich um einen anderen Instrumentalisten oder die rechte Hand des Pianisten handelt) also groß sein soll, und das Risiko für Dissonanzen minimiert werden soll, kommt man fast automatisch zu dem was als Shell-Voicings bezeichnet wird:

Grundton, Terz und Septime!

Das sind aber 3 Töne, Shell-Voicings bestehen meist nur aus 2. Hmmm...

Das liegt in meinen Augen daran, dass Terzen deutlich unterhalb der 1-gestrichenen Oktave nicht mehr gut sondern matschig klingen (Ausnahmen gibt es immer), so dass dann schnell nur noch Grundton und Septime übrig bleiben. Außerdem klingen gedoppelte Terzen (in Voicing UND Melodie) nur ok, wenn sie identisch und sehr exakt intoniert sind. Man riskiert also weniger, wenn man die Terz im Voicing weglässt.

Ein 2-Ton-Voicing aus Terz und Septime geht bei Dominant-Sept-Akkorden gut (Wenn man einen Bassisten hat), bei Moll und Maj7 klingt es (zumindest bei mir) oft nicht so dolle.

Grundton und Terz ist ein relativ enges Intervall, das passt nicht immer, aber es klingt dadurch manchmal schön warm. Bietet sich an, wenn die Septime in der Melodie oder Impro vorkommt.

Große Nonen, Sexten etc. als 2-Ton-Voicings lasse ich mal weg, sonst geht das zu weit, außerdem komme ich das auch schnell an meine Grenzen.

Das ganze ist natürlich immer kontextabhängig und man muss einfach viel ausprobieren, wann was gut klingt.

Soweit... just my 5 cents...

LG

TJ


PS: Gerne konstruktive Einwände und Ergänzungen!

PPS für Hasenbein: Wie Du sicher unschwer erkennen kannst, waren alle meine Lehrer vollkommen unterirdisch!
 
kleine Ergänzung: Durterzen verdoppeln nur unter genauer Abwägung des Klanges. Die Durterz ist ein extrem labiles Intervall. Es gibt manchmal Gründe (Stimmführung), sie zu verdoppeln, meistens höre ich aber gedankenloses Verdoppeln, das mir den Schweiß auf die Stirn treibt.
Mollterzen sind viel unproblematischer.
 
kleine Ergänzung: Durterzen verdoppeln nur unter genauer Abwägung des Klanges. Die Durterz ist ein extrem labiles Intervall. Es gibt manchmal Gründe (Stimmführung), sie zu verdoppeln, meistens höre ich aber gedankenloses Verdoppeln, das mir den Schweiß auf die Stirn treibt.
Mollterzen sind viel unproblematischer.

Natürlich ist der Klang immer abzuwägen.
Zur Bachzeit werden Terz und Quinte ebenso oft verdoppelt wie der Grundton. Erst in der klassischen Instrumentalmusik wird in der Regel der Grundton verdoppelt.

Das Phänomen der Shell Voicings hat Tastenjunkie schon gut dargestellt.Gerne verwenden Bebop- Pianisten solche, die ja für Läufe in der Rechten sowohl rhythmisch wie auch harmonisch viel Platz lassen; drei- oder vierstimmige Akkorde klängen da häufig zu dicht. Also: so wenig wie möglich, so viel wie nötig.
 
Ein "Shell Voicing" (=harmonic fragmentation) wird in der linken Hand als harmonische Begleitung der Rechten gespielt und ist immer 2-stimmig.
Die beiden Stimmen bestehen immer aus dem Grundton (manchmal ersetzt durch die Quinte) und einem Guidetone (= Leitton = Terz oder Sept(Sexte).
Beim Setzen der Shell Voicings muss L.I.L. (= Low Intervall Limit) beachtet werden (siehe Grafik).

upload_2018-12-22_14-34-12.png

Desweiteren ist unbedingt auf die Stimmführung der Oberstimme (= Terzen, Septen/Sexten) zu achten.
Dabei gilt bei Quint- bzw. Quartfortschreitung:
3 <-> 7/6
Bei stufenweiser Fortschreitung (auch chromatisch) gilt jeweils der kürzeste Weg.

Hörbeispiele:

View: https://www.youtube.com/watch?v=6vnTl4PcPRY


View: https://www.youtube.com/watch?v=mvGaVqmSK1I


View: https://www.youtube.com/watch?v=0clKPFyADeI


Beispiel Autumn Leaves Shell Voicings:

upload_2018-12-22_14-49-15.png
 
Außerdem: wenn Quinten, Nonen, Tredezimen bei Dominanten nicht mitgespielt werden, kann die Melodielinie jedwede Alteration enthalten.
 

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