Schwierigkeitsgrad Bach Präludium C Dur BWV 846

40er

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Hallo,

welchen Schwierigkeitsgrad hat das Bach`sche C-Dur Präludium BWV 846 in etwa.

Stretta gibt Grad 4 Anspruchsvoll an, verkauft dies aber zusammen mit der Fuge, die deutlich schwieriger ausschaut und evt. die Bewertung verzerrt.

In der Heumannschen Piano Schule Band 1 ist es als letztes Stück im original mit drin.

Dank & Gruss
40er
 
Bach richtig zu spielen ist immer anspruchsvoll. GUT spielen können wirst du es, wenn du a) technisch in der Lage dazu bist und b) das Stück intellektuell verstehen kannst. - Bach halt
 
Das Präludium C Dur gehört sicher zu den Top 10 der am meisten überstrapazierten Klavierstücke. Es ist technisch recht einfach, d.h. manche Anfänger können es schon nach ein paar Monaten spielen. Ob es dann so klingt wie Bach es sich gedacht hat ist eine andere Frage.

Es gehört halt zu den Hits und weil man es kennt, ist es ein Erfolgserlebnis, macht Spaß und motiviert, wenn man es selbst wiedererkennbar spielen kann. Letzteres geht auch ohne intellektuelles Verständnis. Dieses Erfolgserlebnis steht jedem zu, der das Stück spielen will. Man darf sich dann eben nicht drüber ärgern, wenn die Bach-Puristen "steiniget Ihn!" brüllen.
 
Es war das Stück, weswegen ich Klavier lernen wollte. Ich weiß noch, wie ich meinem Lehrer in der ersten Stunde im Herbst erklärt habe, daß ich es zu Weihnachten können möchte. Sein Gesicht werde ich nie vergessen.

Ich meinte zu ihm, es sei doch einfach, zumindest sage das jeder. Dann bekam ich einen Vortrag gehalten - und anschliessend war völlig klar, daß ich mir was Größeres vorgenommen hatte. Wie auch immer - mittlerweile kann ich es. Es wurde aber Weihnachten ein Jahr später. Und nein, es ist nicht einfach. Dafür sind zu hohe Ansprüche in Spieltechnik hinsichtlich Timing und Scheren drin. Das ist kein Anfängerstück.

Übrigens wirst Du es am Klavier nie so spielen wie "Bach es sich gedacht" hat. Denn der gute Mann hatte unser Klavier ja noch gar nicht. Und ob er es nicht viel lieber in der Kirche auf der Orgel gespielt hat? Wer weiss das schon. Und gerade mit der Anschlagdynamik eines Klaviers, die Bach ja nicht kannte, lassen sich schöne Akzente setzen. Das Stück ist schlicht nicht für unser Klavier gemacht - und dann wird halt interpretiert.
 
Bach richtig zu spielen ist immer anspruchsvoll. GUT spielen können wirst du es, wenn du a) technisch in der Lage dazu bist und b) das Stück intellektuell verstehen kannst. - Bach halt

Hallo!

Wie kann man denn lernen das Präludium zu verstehen wenn man keinen Unterricht nimmt? Indem man Analysen über das Stück liest oder Hermann Kellers Abhandlung?

Ich möchte mich dem Stück mit Respekt vor diesem und Bach nähern und es nicht einfach runterklimpern.

LG
Lara
 
Stretta gibt Grad 4 Anspruchsvoll an, verkauft dies aber zusammen mit der Fuge

Wie kann man denn lernen das Präludium zu verstehen wenn man keinen Unterricht nimmt? Indem man Analysen über das Stück liest oder Hermann Kellers Abhandlung?

Ich möchte mich dem Stück mit Respekt vor diesem und Bach nähern und es nicht einfach runterklimpern.

vielleicht provokant klingende Antwort :

"Respekt vor Bach" etc..: dann spiel das Präludium, wenn du auch in der Lage bist, die Fuge zu bewältigen, damit erübrigt sich jede Versuchung, das Stück zu früh anzugehen:D

Mit Therorie Lektüre allein, wird es nicht möglich sein, Anschlag,Artikulation etc.am Klavier zu erlernen,von Körperhaltung etc ganz zu schweigen, was spricht gegen individuellen Unterricht?
 
Hi 40er, Lara & all,

sehe da evtl. eine Sache, die störend bzw. "hinderlich" für Leute, die noch nicht so lange Klavier spielen, sein kann, nämlich dass das Präludium irgendwie zu der Fuge gehört..

..Schwer zu sagen, aber die Fuge ist n BRETT..komplex und schwierig (finde ich zumindest), und wenn man ganz zu Beginn das Präludium schon kann, dauert es glaub ich
VOLL LANGE, bis man auch die Fuge kann.

Liebe Grüße, Olli !

PS.: Nachtrag @Kreisleriana @ Fuge: SRYY ;) Du warst schneller, stimme voll zu. LG, O. !
 
Du koenntest dir auch jede professionelle Bachaufnahme die du finden kannst reinziehen, um eine eigene Klangvorstellung zu entwickeln.
 
Wie kann man denn lernen das Präludium zu verstehen wenn man keinen Unterricht nimmt?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich Stücke, die ich irgend wann verstanden habe, auf einmal nicht mehr so spannend fand. Umgekehrt war´s auch schon: Erst mit dem Verständnis erlangt man Zugang zu der wirklichen Schönheit.
Ich würde das nicht zu wichtig nehmen. Man kann es spielen, punkt aus. Das Stück klingt in sich, ist stimmig, geht in´s Ohr; man versteht es auch ohne Analyse.
Versteht man es tiefergehender, hört man es evtl. anders und spielt es evtl. auch anders. Aber ist das so wichtig? Wichtig ist der Zugang, und der ist in dem Moment vorhanden, wenn einem ein Stück gefällt, auch ohne den genauen Grund dafür zu kennen.

Ich habe dieses Stück gespielt, ohne mir jemals Gedanken drum gemacht zu haben. Möglich, dass ich es in Zukunft anders verstehe, höre und spiele, aber das ist für mich kein Grund, vor lauter Respekt die Finger davon zu lassen.
 
Hallo 40er,

die Schwierigkeit von diesem Stück ist auf dem ersten Blick nicht wirklich ersichtlich.
Beim C-Dur Präludium von Bach kommt es vor allem darauf an, das Stück gleichmäßig, vom ersten bis zum letzen Takt, durchzuspielen.
Was auf Grund der Notation und einem frühen Stadium des Klavierspielens einen durchaus vor Probleme stellen kann.
Das Stück sollte am Ende einen richtig schönen "flow" besitzen und aus einem Guss wirken, es mus den Zuhörer zum Zuhören verführen.

Ach ja, vergess die oben erwähnte Klavierschule "Strohfrau"...die Position in diesem Heft sagt nicht wirklich viel über das Stück aus.

Viel Spaß beim Lernen, ist auf jeden Fall ein schönes Stück.
Übrigens, richtig gut/genial kann man Lieder erst nach Monaten danach spielen, sobald man sein aktuelles Spielniveau verbessert hat und ggf.
wieder auf "alte Sachen" zurückgreift.
 

Beim C-Dur Präludium von Bach kommt es vor allem darauf an, das Stück gleichmäßig, vom ersten bis zum letzen Takt, durchzuspielen.

Mit gleichmäßig, denke ich meint er das Metrum, es ist halt wie so ein unaufhörlicher Pulsschlag, gibt aber unendlich viele Interpretationen, und für mich die Schönste ist, wo der 5. schlag betont wird, arbeitet sozusagen immer dahin, bin aber totaler Laie, also ändert sich glaub noch der Geschmack. Das Stück lebt halt von seiner Dynamik, da es ja immer bis auf die letzten 2 Takte, der gleiche Aufbau ist.

ps: mit Metrum meine ich nicht DAS METRUM, sondern den Rythmus, bevor hier eine Tirade von philosophischen Standpunkten vom Zaun gebrochen wird, Danke.

lg Lustknabe
 
Ok.... Ich habe das C-Dur Präludium eben im Konzert gehört....... ich warte noch 10 Jahre damit ^^
 
Hi Cathain ;)

bedenke Zeit, die man für die Fuge anberaumen möchte, dann. Schlage daher vor, das Präludium GLEICH auszuknipsen, dann ist für die Fuge Zeit gespart,
und man kann beginnen, die ersten Takte von Objekt "Fuge" ALSBALD an Präludium anzuhängen, ;)

LG, Olli !
 
Ich möchte mich dem Stück mit Respekt vor diesem und Bach nähern und es nicht einfach runterklimpern.
das ist ein sehr schönes Vorhaben!

Ich gehe davon aus, dass du das Praeludium schon vom anhören kennst und es dir so sehr gefällt, dass du dich (wenn ich es richtig erinnere bist du Anfängerin und lernst ohne Unterricht?) auch längere Zeit damit befassen willst.

Wieso längere Zeit? Du teilst mit, dass du es nicht nur zu spielen sondern auch verstehen lernen willst - das ist eine prima Einstellung, denn eigentlich geht das Hand in Hand, ist untrennbar.

Es wird dabei erstmal sehr viel scheinbar trockenes "Theoriezeugs" nötig werden, aber daran wirst du dich gewöhnen und die erworbenen Kenntnisse irgendwann für ganz selbstverständlich halten: das betrifft die sehr gelungenen, ausgewogenen und immer wieder faszinierenden Harmonien dieses Praeludiums; seine Akkorde stehen nicht einfach nur so da, sondern sie haben miteinander zu tun, gruppieren sich in zusammengehörende Abschnitte.
-- z.B. die ersten vier Takte gehören zusammen

trockene Papiertheorie kann auch ganz anders angegangen werden:
hör dir mehrmals die ersten vier Takte des Praeludiums der ersten Cello Suite von Bach an - fällt dir was allein hörend auf?
dann hör dir den Anfang der ersten Etüde op.10 von Chopin an
dann den Anfang von Debussys Doctor Gradus ad Parnassum
...ja, so einflussreich, so weitreichend war dieses Praeludium!

die ersten vier Takte sind eine Kadenz - was das ist, erklären papiertrocken Lehrbücher der Harmonielehre: es lohnt sich, so eines (z.B. de la Motte) zu kaufen und aus denen einfach die Beispiele für Kadenzen mal zu spielen.

dann ein genauerer Blick in die ersten vier Takte des Praeludiums: aha, da werden (bevor Wiederholungen kommen) vom Bass zum Diskant fünf Töne gespielt, die dann einen Akkordklang herstellen
wie viele verschiedene Töne hat der erste Takt?
der zweite?
der dritte?
der vierte? (hoppla, ist das nicht derselbe wie der erste?)

was fällt da auf: es gibt Dreiklänge, es gibt Vierklänge (später wird es auch Fünfklänge geben) - das meint die Anzahl der verschiedenen Töne (z.B. im ersten Takt gibt es zwei c und zwei e in den ersten fünf Tönen, also nur c-e-g - ein Dreiklang)

so könntest du überall im Praeludium auf Klangentdeckungsreise gehen und erstaunliches entdecken: da gibt es rätselhafte Akkorde, da gibt es welche, die dir zunächst schief oder dissonant vorkommen werden

und allmählich wird sich das und das parallele stöbern in Harmonielehre ergänzen

_____________

und das spielen?
hm... wie wäre es, vor dem spielen jeden Takt als Akkord abzuschreiben, also nur fünf übereinander stehende Noten je Takt, die zwei unteren für die linke, die drei oberen für die rechte Hand (!!!) ---- so siehst du besser, was sich von Takt zu Takt verändert und was gleich bleibt.
und immer weitere Entdeckungsfahrten, Fragen stellen, experimentieren: wo überall tauchen c-e-g im gesamten Praeludium auf? wo g-h-d-f?

______________

das wären ein paar Tipps, die dich für Wochen, ja für Monate beschäftigen werden - ich sagte ja, viel Zeit ist nötig, also Geduld haben - - - und nebenher ein paar andere kleinere Stücke spielen:
Schumann: kleiner Choral (aus Album für die Jugend)
Tschaikowski: das Begräbnis der Puppe (Jugendalbum)

viel Spaß, nein: viel Freude, viel Neugier, viele neuentdeckte Klänge!!!
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
@Rolf

Das was Dur hier beschreibst ist exakt das was mit meine Lehrerin gestern bei diesem Stück erklärt und gezeigt hat!

Es gibt einfach wunderbar viel zu lernen und zu entdecken.

Gruss
40er
 
Man kann da übrignes noch ganz andere lustige Spielereien treiben, ... .

Bzgl. folgender Notenversion, die so ähnlich ist wie meine:

http://erato.uvt.nl/files/imglnks/usimg/6/68/IMSLP01005-Pre_fug1.pdf

Fällt mir auch was zu ein, nämlich: Das C in der linken (Anfang und ähnliche Stellen) STACCATO, das niedrige e der Rechten VOLL betonen und halten, das jeweils 2. und 4. HOHE ( !! ) e (r.H.) betonen, forte, und halten, ab Takt 8 in der linken ebenso,
also immer die 2. Note im Basschlüssel VOLL betonen und halten, UND DANN bei jeder dieser Stellen das jeweils 2. und 4. e in der rechten ebenfalls betonen und halten,

Ergebnis: Swingig, fast Jazzig- Boogie-ig. ;)

Macht Bock ;)

LG, Olli !!
 
Ich habe das glaube auch immer mit der RH gespielt. Ist das so wichtig?
 

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