Schadet Stimmen dem Flügel ?

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Rubato

Guest
... muß ich in den Zusammenhang stellen:

Mit wurde ein "Gestellungsflügel" angeboten, ein relativ neuer (ca. 4 Jahre) Kawai RX-3, der vom Klavierhändler als Ausstellungsstück benutzt und öfter mal für Konzerte z.B. bei Firmenjubiläen o.ä. verliehen wurde.

Bei jeder dieser Verleihaktionen wurde der Flügel ja aber transportiert (Wärme/Kälte, Vibration) und neu gestimmt (mechanische Bewegung der Stimmwirbel im Stimmstock) und ggfs. auch noch nachintoniert (?).

Ich muß sagen, ich habe selten ein klanglich und mechanisch so gutes Instrument angespielt, wahrscheinlich eben gerade weil der Händler den Flügel für solche Konzerte im Top-Zustand erhält. Trotzdem frage ich mich, ob die o.g. Stressbelastung das Instrument nicht deutlich vorzeitig altern läßt ?

Was meint ihr zum Thema Gestellungsflügel ?

Gruß
Rubato
 
Hallo Rubato,

ohne fachmännisches Wissen: häufiges Stimmen schadet nicht; dass wir i.d.R unsere Instrumente nur 1-2x im Jahr stimmen lassen ist vergleichsweise sehr, sehr wenig, bedenkt man, dass um Konzertinstrumente oder in Tonstudios alle paar Minuten ein Techniker/Stimmer um das Instrument rumschwänzelt.
"Man" sagt ja auch, dass ein Flügel erst nach einigen Jahren der liebevollen Bearbeitung zu ersten Höhenflügen ansetzt, ein fabrikneues Instrument also noch lange nicht alles Potential entfaltet hat. Deshalb vielleicht dein Eindruck, dass dein vielgereister Gestellungsflügel so schön klingt.
Worüber ich allerdings auch beunruhigt wäre, das sind die häufigen Transporte. Wenn das nicht immer so professionell gehandhabt wurde....:( :confused:

LG, Sesam
 
Schadet Stimmen dem Flügel ? Eine sehr interessante Frage.

Ich habe mich oft gefragt, ob ein Stimmer der viel an den Stimmwirbeln dreht (hab ich so gesehen!) und perkussiv die Saite anschlägt beim Stimmen - nicht vielleicht doch Schäden am Instrument macht.

Werden dadurch die Stimmwirbel gelockert bzw. die Saiten zu stark belastet - oder ist das vernachlässigbar?

Das ist sicherlich eine Frage für den Klavierbauer/techniker.

@Rubato
auch ich habe mir Kawai angesehen - was sagt man denn über die Carbon bzw. Kunststoffmechanik - wielange gibt's das schon, hat sich das schon bewährt?

Ich frage mich, ob es besser oder schlechter als klassische Mechanik aus Holz ist.
 
Hallo Rubato,
Stimmen ist eine paradoxe zugleich sehr grobe und sehr feine Tätigkeit mit den Händen.
Wenn dabei, hinsichtlich der Grobheit, über die Stränge geschlagen wird, kann es schädlich sein.
Wenn ein neuer Flügel oft und intensiv genutzt und auch des öfteren gestimmt wird, dann ist das - korrekte sensible Ausführung vorausgesetzt - dem Instrument, seiner Zuverlässigkeit, seiner Stimmhaltung und seinem Klang und Spielgefühl förderlich.
Vorzeitige Alterung? Ja genau - und gut so.

Gruß
Martin
PianoCandle

... und aus Krach wird Klang
 
@Rubato
auch ich habe mir Kawai angesehen - was sagt man denn über die Carbon bzw. Kunststoffmechanik - wielange gibt's das schon, hat sich das schon bewährt?

Ich frage mich, ob es besser oder schlechter als klassische Mechanik aus Holz ist.

Ich weiß das nicht, es wurde aber hier im Forum - glaube ich - schon mal diskutiert. Ich meine mich zu erinnern, daß die Meinung war, auch Yamaha verwende mittlerweile Kunststoffteile, gebe dies nur nicht so offen zu.

Überhaupt gibt es ja zu jedem solchen Einzelpunkt immer genügend unterschiedliche Meinungen, übrigens auch von den Leuten, die es wirklich wissen müssen (da gehöre ich nicht dazu).

Beispiel: Renner-Mechanik - häufig als Werbeargument benutzt. Letztens sagt mir jemand, der es wissen muß (aber natürlich nicht die Wahrheit sagen muß): Renner ist nur deshalb so bekannt, weil es nach dem Krieg eben als einzige Fabrik übrig geblieben ist, ansonsten fertigen die nach Herstellerspezifikation, und wenn der Hersteller eine Schrott-Billig-Mechanik spezifiziert, baut Renner eben eine Schrott-Billig-Mechanik für ihn. Stimmt das nun ?

Ich denke, außer den Klavierbauern hier im Forum kann wohl niemand solche Details wirklich bewerten (und die sind eben auch nicht immer unisono einer Meinung...).

Gruß
Rubato
 
Funktionsstörungen bei Renner-Mechaniken kommen schon vor, was ja auch nicht nur vom Mechanik-Hersteller abhängt und im übrigen was völlig Normalmenschliches ist.
"Billig-Schrott" konnte ich bislang in über 30 Jahren bei egalwelchen Renner-Mechaniken nicht ausmachen.

-m-
 
Funktionsstörungen bei Renner-Mechaniken kommen schon vor, was ja auch nicht nur vom Mechanik-Hersteller abhängt und im übrigen was völlig Normalmenschliches ist.
"Billig-Schrott" konnte ich bislang in über 30 Jahren bei egalwelchen Renner-Mechaniken nicht ausmachen.

Danke, PianoCandle, für die Aufklärung aus erster Hand (von einem, der es wissen muß, weil er täglich damit zu tun hat) ! Wie ist die Meinung zu den Carbon-Mechaniken ? Das Problem dürfte wohl eher sein, in 20 Jahren noch geeignete Ersatzteile zu bekommen, während das bei Holz über Einzelanfertigung wohl immer geht ?

Gruß
Rubato
 
Wie ist die Meinung zu den Carbon-Mechaniken ? Das Problem dürfte wohl eher sein, in 20 Jahren noch geeignete Ersatzteile zu bekommen, während das bei Holz über Einzelanfertigung wohl immer geht ?

Gruß
Rubato

Wer, wie ich, einen Flügel hat, der mit "Vollholzmechanik" beworben wird und bei Problemen mit ebendieser vom Klavierhaus gleich nach der Luftfeuchte gefragt wird, beginnt über die Vorteile eines luftfeuchteunabhängigen Werkstoffs - wie Carbon - nachzudenken.

Es sind ja auch bei der Kawai-Mechanik bei Weitem nicht alle Teile aus Carbon, vieles ist nach wie vor aus Holz.

Ich jedenfalls würde Instrumente mit Carbon nicht grundsätzlich ausschließen - und bei Ersatzteilmangel läßt sich auch hier Holz einsetzen, die Mechanik ist ja nicht anders konstruiert...

MfG

Wolfgang
 
und bei Problemen mit ebendieser vom Klavierhaus gleich nach der Luftfeuchte gefragt wird, beginnt über die Vorteile eines luftfeuchteunabhängigen Werkstoffs - wie Carbon - nachzudenken.
Das spricht nicht für das Klavierhaus, aber auch nicht automatisch auch für Carbon.
Ich jedenfalls würde Instrumente mit Carbon nicht grundsätzlich ausschließen - und bei Ersatzteilmangel läßt sich auch hier Holz einsetzen, die Mechanik ist ja nicht anders konstruiert...
Ich würde sie sogar bejubeln, würde ich in den Tropen leben. Die Kombinationsmöglichkeiten mit Holz bezweifle ich sehr, dafür dürften Trägheiten, Gewichte, etc zu unterschiedlich sein. Immerhin ist ja dann die Taste mit dem Holz dahinter um mindestens 17% langsamer - da kommt man ins Stolpern.:D
 
Carbon

...ich Frage mich halt immer wieder, wie lange so was hält und was passiert, wenn was kaputt geht...

Es gab viele Patente in der Vergangenheit und bei der Reparatur eines Flügels bzw. eines Klavieres bekommt man nach einigen Jahrzehnten immer die Teile gut vom Zulieferer, die eben Standard sind. Ob man in 20 oder 30 Jahren noch Teile für so eine Carbonmechanik bekommt... und dann kaputte Teile mit Holz zu ersetzten stelle ich mir zumindest als äußerst schierig vor. Ich würde es auf jedenfall nicht tun...
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Mit wurde ein "Gestellungsflügel" angeboten, ein relativ neuer (ca. 4 Jahre) Kawai RX-3, der vom Klavierhändler als Ausstellungsstück benutzt und öfter mal für Konzerte z.B. bei Firmenjubiläen o.ä. verliehen wurde.

Nur Interessehalber....wie hoch ist denn der Preis ?

Gruß

Oliveto
 

Noch mal zur Ausgangsfrage zurück: Schadet Stimmen dem Flügel ?

Ich würde meinen das hängt vom Stimmer ab. Beim Stimmen kommt es ja auch darauf an, mit dem Stimmhammer die Wirbel zu bedienen. Wird ein Flügel häufig durch unterschiedliche Stimmer bearbeitet, kann dies dazu führen, dass durch unterschiedliche Techniken der einzelnen Stimmer der Wirbel nicht zur Ruhe kommt, d.h. die Torrsion des Wirbels wird nicht "herausgearbeitet". Solch ein Instrument hat eine weniger gute Stimmhaltung. Es empfiehlt sich daher, stets beim gleichen Stimmer zu bleiben (wenn man mit diesem zufrieden ist), da ein guter Stimmer Stück für Stück die Torrsion aus den Wirbeln herausbringt und eine gute Stimmhaltung die Folge ist....

Bei Gestellungsflügeln ist es ja oft der Fall, das ganz unterschiedliche Leute an den Flügel arbeiten, wenn deren Technik nicht zusammenpasst, dauert es eben etwas länger, bis die Stimmhaltung ideal ist, wenn zu guter Letzt das Instrument seinen "Bearbeiter" dauerhaft gefunden hat....

LG
 
Nur Interessehalber....wie hoch ist denn der Preis ?

Gruß

Oliveto

Das ist auch noch so eine Sache. Ich habe noch nicht konkret darüber gesprochen, aber ausgezeichnet ist der Flügel etwa 20% unter Neu-Listenpreis. Das ist m.E zu viel, denn 10...20% bekommt man bei Neukauf sowieso. Möglicherweise sind nochmal 10% drin, das würde dann bedeuten, ca. 30% unter Listenpreis oder ca. 15% unter dem Preis, den man bei Neukauf bekommen würde. Lohnt das jetzt oder nicht ?

Gruß
Rubato
 
@Rubato
bei 30% lohnt sich das meiner Meinung nach überhaupt nicht.
4 Jahre alt, das ständige herumtransportiere, keine konstanten Klimabedingungen, jeder haut darauf herum.....es ist eben eine Bordsteinschwalbe. Da lege ich lieber 10% drauf und hole mir eine glänzende unschuldige Jungfrau....
Die Frage die ich mir stelle ist, ob es eine Möglichkeit gibt in einem Kawai-Lager sich einen neuen Flügel auszusuchen ???

Gruß

Oliveto
 
Auch wenn ich immer die gebrauchten favorisiere: Hier nicht - nicht mit diesem zu kleinen Abschlag!
 
Hallo,

ja ist möglich: Dein Händler macht sicher gerne einen Termin für dich in Krefeld aus.

Shigeru

@Rubato
bei 30% lohnt sich das meiner Meinung nach überhaupt nicht.
4 Jahre alt, das ständige herumtransportiere, keine konstanten Klimabedingungen, jeder haut darauf herum.....es ist eben eine Bordsteinschwalbe. Da lege ich lieber 10% drauf und hole mir eine glänzende unschuldige Jungfrau....
Die Frage die ich mir stelle ist, ob es eine Möglichkeit gibt in einem Kawai-Lager sich einen neuen Flügel auszusuchen ???

Gruß

Oliveto
 
@Rubato:
Ob sich das lohnt oder nicht?
Das hängt auch ein bisschen von deiner Einstellung zu dem Instrument ab. Wenn dich gerade dieses infrage stehende Instrument wirklich begeistert, dann hängt dies bestimmt auch und gerade mit dem "Eingespielt-Sein" zusammen, und das kann man neu nicht kaufen.
Insofern ist der Preisabschlag, auf den du dich ohne Bauchschmerzen einlassen kannst, ein bisschen relativ.
Beispielargumentation:
Für 20% Abschlag kriege ich ein Neuinstrument - für 35% Abschlag dagegen eines, das mich begeistert.

Zur Förderung der anzuratenden Gelassenheit beim Piano-Kauf sage ich auch immer wieder gern dies:

Wenn dieses Instrument nicht "Deines" ist, wirst du es auch nicht bekommen.
Ist es aber "Deines", dann wird es dir nachlaufen, und es gibt kein Entrinnen...

Gruß
Martin
PianoCandle

... und aus Krach wird Klang
 
PianoCandle hats getroffen!
 
Ja, also, das war wohl nicht mein Instrument, denn anstatt mir nachzulaufen, ist es davongelaufen - als ich heute nochmal beim Händler vorbeigefahren bin, war es weg ...

Gruß
Rubato
 

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