Rückwärts additiv üben

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Alter Tastendrücker

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Ich mache oft die Erfahrung, dass Schüler dadurch, dass sie immer - oder meist! -vorne anfangen zu üben in eine bedenkliche Schieflage geraten: der Beginn des Stücks läuft blendend und dann sinkt das 'level of accomplishment' rapide ab, bis dann am Ende eher Blattspiel angesagt ist.
Wie es dazu kommt, ist ja auch offensichtlich.
Daher gebe ich folgende Aufgabe (Ergänzung zu Stilblütes Einstiegsstellen):
Von der letzten Einstiegsstelle bis zum Ende üben und spielen, dann von der vorletzten bis zum Ende, dann von der drittletzten bis zum Schluss, ...
Damit wird der Kompetenzabnahme im Verlauf eines Stücks entgegen gearbeitet.
Zumal bei vielen Stücken die Schwierigkeit eher zunimmt!
 
Das habe ich ja jetzt hier schon häufiger gelesen, aber irgendwie tue ich mich damit schwer. Ein Stück hat ja üblicherweise einen musikalisch sinnvollen Aufbau, z.B. in dem Teile vom Anfang wiederholt, aufgegriffen, variiert, kontrastiert etc. werden. Mir hilft im "hinteren" Bereich eines Stückes oft, dass ich es vom Anfang schon so oder in einer (oft einfacheren) Variante kenne.

Dazu muss ich aber sagen, dass das abschnittsweise Üben zu den wenigen Dingen gehört, die ich tatsächlich ziemlich konsequent verfolge. Von daher habe ich das Problem, den Anfang häufiger geübt zu haben als die anderen Teile, eigentlich nicht.

Daher meine Frage: Was bringt mir das "Rückwärts üben" wenn ich sowieso schon konsequent alle Abschnitte mit der nötigen Intensität übe?
 
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Was bringt mir das "Rückwärts üben" wenn ich sowieso schon konsequent alle Abschnitte mit der nötigen Intensität übe?
"Rückwärts" den Begriff finde ich denkbar ungünstig gewählt. Von hinten nach vorne, ober vom Schluss zum Anfang sind deutlich bessere Beschreibungen. Denn ich kenne tatsächliche eine Übevariante "rückwärts" die tatsächlich rückwärts geht also die Noten von rechts nach links (gegen den normalen Lauf) nimmt.
Der Schluss bleibt den Leuten am längsten in Erinnerung, d.h. wenn unter dem Stück etwas passiert du den Schluss perfekt hinkriegst verzeihen dir das eher die Zuhörer. Wenn man den Schluss verkackt und vorher gut war bleibt das leider negativ in Erinnerung.
Daher ist der Schluss sehr wichtig.
 
"Rückwärts" den Begriff finde ich denkbar ungünstig gewählt.
sehe ich ebenso - aber @Alter Tastendrücker hat ja beschrieben, was er damit meint: (angenommen, ein Musikstück hätte nur 20 Takte, wobei die letzten schwieriger als die ersten sein sollen) "rückwärts additiv üben" meint da T20 - T19/20 - T18/19/20 etc
dasselbe ist auch bei schwierigen Passagen nützlich (z.B. die auseinander laufenden Oktaven der Chopin Fantasie, nur dass jetzt keine Takte gezählt werden, sondern die Oktaven: erst die letzten beiden, dann die letzten drei usw usw)

Denn ich kenne tatsächliche eine Übevariante "rückwärts" die tatsächlich rückwärts geht also die Noten von rechts nach links (gegen den normalen Lauf) nimmt.
...manchmal bauen die fiesen Komponisten sowas in Anfängerstücke ein!!! Bach, der Saukerl, etwa macht das in seiner ersten Invention: da taucht die Tonfolge des Themas tatsächlich rückwärts auf! Also statt c-d-e-f-d-e-c kommt da c-e-d-f-e-d-c ---- glaubt keiner? Voila:
vorwärts rückwärts.jpg
...das tückische daran: die allermeisten merken gar nicht, dass sie zwischendurch das Thema rückwärts gespielt haben...
 
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Wie kommst du drauf, dass Literatur was mit Büchern sei?
 
spitzfindig und aufmerksam lesend, wie du ja bist @playitagain
Ganz normale Frage ohne Hintergedanke.
Zu einem Autor gehört auch ein Titel dazu weil, viele Autoren auch mehrere Bücher als eins geschrieben haben. Deshalb ist die Angabe des Autors nett gemeint, aber unvollständig und daher praktisch bedeutungslos da der Leser raten darf. Bei dir muss man schon alles ganz genau ausführen ...
 

Selbst wenn man nicht "rückwärts üben" möchte wie von @Alter Tastendrücker empfohlen, lohnt es sich, als schwierig empfundene Stellen von Anfang an zu üben, auch wenn sie eben erst gegen Schluss auftauchen.

Ich nenne es auch "rückwärts üben", wenn man den Kern einer Problemstelle geübt und gelöst hat und anschließend diese Stelle, die sehr klein sein kann, in das klangliche Umfeld stellt. Man fängt also immer weiter vorn an und spielt auch nach dieser Stelle weiter.

Besonders das "von immer weiter vorn anfangen" ist wichtig und ich bezeichne das gern als "rückwärts üben". Der Ausdruck ist kurz und plakativ im Gegensatz zu "schrittweise immer weiter von vorn anfangen" o.ä.. Der Zusatz "additiv" ist für Erwachsene sicher prägnanter, allerdings wissen Kinder damit wenig anzufangen. Insofern mag ich ganz einfach "rückwärts üben". :006:

Liebe Grüße

chiarina
 
Besonders das "von immer weiter vorn anfangen" ist wichtig und ich bezeichne das gern als "rückwärts üben". Der Ausdruck ist kurz und plakativ im Gegensatz zu "schrittweise immer weiter von vorn anfangen" o.ä.. Der Zusatz "additiv" ist für Erwachsene sicher prägnanter, allerdings wissen Kinder damit wenig anzufangen. Insofern mag ich ganz einfach "rückwärts üben".
Ich sag dann: „und jetzt nimmst Du einen Anlauf für diese Stelle“.
„ und jetzt einen längeren Anlauf.“
 
Ein Stück hat ja üblicherweise einen musikalisch sinnvollen Aufbau, z.B. in dem Teile vom Anfang wiederholt, aufgegriffen, variiert, kontrastiert etc. werden. Mir hilft im "hinteren" Bereich eines Stückes oft, dass ich es vom Anfang schon so oder in einer (oft einfacheren) Variante kenne.

Das rückwärts additiv Üben ist ja nicht die einzige Art zu üben.
 
Was mir zur Zeit deutlich am besten hilft.
Damit hab ich innerhalb von 2 Wochen das C Dur Präludium und bin Schumann den fröhlichen Landsmann relativ passabel hin bekommen.

Allerdings hab ich gerade eine C Dur Sonatine von Mozart angefangen, von der ich leider nicht weiß wie die KV Nr lautet was sehr schade ist weil ich sie gerne mal hören würde, bei der das Prinzip gar nicht hilft da schon die ersten 2 Takte das Problem sind:konfus:

Ansonsten nutze ich das "Rückwärts üben" gerne weil es den Stück einfach mehr Sicherheit gibt. Allerdings übe ich nur in musikalisch sinnvollen Einheiten.
Also nicht "Takt für Takt" ein Stück von hinten nach vorne. Was bedingt das ich es von vorne nach hinten schon etwas können muss.

Diffuses Welt, so ein Klavier:-D
 
Allerdings hab ich gerade eine C Dur Sonatine von Mozart angefangen, von der ich leider nicht weiß wie die KV Nr lautet was sehr schade ist weil ich sie gerne mal hören würde, bei der das Prinzip gar nicht hilft da schon die ersten 2 Takte das Problem sind:konfus:

Stell doch ein Bild der Noten ein, hier im Forum findet sich schon jemand, der die KV kennt. Vermutlich genügt schon ein Bilder der ersten paar Takte.
 
Der Schluss ist sicher wichtig keine Frage.
Es stellt sich mir aber die Frage ob es nicht besser ist mit der schwierigsten Stelle eines Stücks zu beginnen egal wo diese ist. Diese dann auch am häufigsten zu üben.
Was dann weiter führt zu der Idee die zweit schwierigste Stelle am zweit häufigsten zu üben.
Man könnte quasi seine Einstiegsstellen (siehe Übeexperiment @Stilblüte ) nach Schwierigkeitsgrad gewichten und die schwierigsten Stellen öfter üben da höher gewichtet.
 
Es stellt sich mir aber die Frage ob es nicht besser ist mit der schwierigsten Stelle eines Stücks zu beginnen egal wo diese ist. Diese dann auch am häufigsten zu üben.
Was dann weiter führt zu der Idee die zweit schwierigste Stelle am zweit häufigsten zu üben.
Um manuelle Probleme zu meistern, ist das die vernünftigste Vorgehensweise (sie setzt freilich voraus, dass man die maximale Schwierigkeit innerhalb des zu übenden Stücks erkennt)
Dabei wiederum ist innerhalb der schwierigsten Stelle kleinteiliges rückwärts additives üben zielführend.
---- das dient allerdings primär weniger dem memorieren, als dem Training der Bewegungsfolgen im Zieltempo (und mit dem erforderlichen Klang etc etc)

Einstiegsstellen dienen eher als Hilfen zum allmählichen auswendig spielen - später sind sie dann beim vorspielen hilfreich, wenn irgendwas schiefgeht (Gedächtnislücke, krasser Patzer etc), um ab da problemlos weiterspielen zu können. Georgii nennt sie "Rettungsinseln"

Extra für @playitagain Georgii "Das Klavierbüchlein" Serie Piper-Schott Musik, S.62 ff ;-)
 

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