op 111 Boogie

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In verschiedenen Fäden taucht immer mal wieder die Bezeichnung Boogie-Variation auf.
Das würde doch voraussetzen, und man kann das bei fast allen auch guten Pianisten hören, dass der Rhythmus punktiert ist. Ist er aber definitiv nicht. Es gibt dort - und anderenorts in diesem Satz keine Punktierungen, sondern einen recht sanften 2 zu 1 inégal Rhythmus.
 
In verschiedenen Fäden taucht immer mal wieder die Bezeichnung Boogie-Variation auf.
Das würde doch voraussetzen, und man kann das bei fast allen auch guten Pianisten hören, dass der Rhythmus punktiert ist. Ist er aber definitiv nicht. Es gibt dort - und anderenorts in diesem Satz keine Punktierungen, sondern einen recht sanften 2 zu 1 inégal Rhythmus.

Mh, also ich finde ja, dass 2-zu-1-Rhythmen wesentlich "boogiemäßiger" klingen als reguläre punktierte-Achtel+Sechzehntel-Rhythmen und habe es immer so verstanden, dass diese Variation eben wegen diesem triolischen Rhythmus "Boogie-Variation" genannt wird. Aber eventuell habe ich hier auch einfach keine Ahnung, ich habe mich weder intensiver mit op. 111 auseinandergesetzt (und habe es in den nächsten Jahren auch nicht vor) noch intensiver mit Boogies auseinandergesetzt. Also auf gut Deutsch: Ich hab keine Ahnung :-D.
 
Ternäre bzw. triolische Musik, zu der auch Blues- und Boogie-Musik gehört, hat in den Achteln das Verhältnis 2 zu 1. Prinzipiell.

Hinzu kommt als "Faustregel": Je schneller ein Stück gespielt wird, desto mehr gleicht sich das Verhältnis in Richtung 1 zu 1 an.
 
In verschiedenen Fäden taucht immer mal wieder die Bezeichnung Boogie-Variation auf.
...man sollte sich nicht über diesen scherzhaften Spitznamen aufregen, welcher von Strawinski stammt...

Interessanter wäre, wenn jemandem mehr als "Kontrast" und "konsequente rhythmische Progression" zu diesem enormen Vitalitätsausbruch im ätherischen Variationenumfeld einfallen würde ;-)

...nicht ganz uninteressant ist auch, wie man das Biest im Tempo hinkriegt und was für ein Tempo man nehmen sollte (ich bin für Taktdrittel = 60MM)
 
In der Tat ist im Jazz eine Art von inegal üblich, die eher triolisch als punktiert ist. Dennoch bleibt die Frage, warum fast alle Varianten dieser Variation eher scharf punktiert als weicher klingen. Ich bin auch nicht ganz sicher, dass diese Variation tatsächlich so sehr mit dem Rest des Satzes kontrastiert. Da ich 111 gerade zum wiederholten Male für Konzerte vorbereite ist das nicht nur eine theoretische Frage. Aktuell übe ich einfach gleichmäßige Noten um jede Erinnerung an die Punktierungen auszulöschen.
Ich ertappe mich - Ehrlichkeit siegt - eben doch immer wieder beim Punktieren statt bei einer weicheren Gangart. Alte Gewohnheiten sterben einen langsamen Tod.
 
Ich nehme an, er meint die Tatsache, dass Bach keine doppelte Punktierung kannte?
 
Stichwort „Überpunktierung“:

In der Barockmusik wurde in den als „Französische Ouverture“ bezeichneten Musikstücken alle punktierten Noten überpunktiert. So heißt es in Johann Georg Sulzers Allgemeiner Theorie der schönen Künste von 1771: „Die Hauptnoten sind meistentheils punktirt, und im Vortrag werden die Punkte über ihre Geltung ausgehalten. Nach diesen Hauptnoten folgen mehr oder weniger kleinere, die in der äußersten Geschwindigkeit [...] müssen gespielt werden.“

(Quelle: Wikipedia)
 

Ja aber: Beethoven notiert im ersten Satz ja auch genau, dass er scharfe Punktierungen möchte!
Am Anfang ist die Idee der französischen Ouvertüre ja auch ziemlich naheliegend!
 
Ich bin auch nicht ganz sicher, dass diese Variation tatsächlich so sehr mit dem Rest des Satzes kontrastiert.

Also ich sehe in dieser Variation diese unheimlich glückvolle ätherische Ekstase, die bei spätem Beethoven auch an anderer Stelle zu vernehmen ist und was sich auch ganz wunderbar in diesen Satz einfügt. Aber eigentlich wollte ich euch noch etwas anderes zeigen. Letztens suchte ich nämlich nach verschiedenen Ragtimes auf youtube und hierbei tauchte in einer Suchanfrage verhältnismäßig weit oben auf:

photo5352652694457789254.jpg

Das fand ich dann schon ziemlich lustig...
 
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