Notenlinien

  • Ersteller des Themas DoctorGradus
  • Erstellungsdatum

D

DoctorGradus

Dabei seit
7. Sep. 2008
Beiträge
380
Reaktionen
0
Hey,

mit meinem Wiedereinstieg ins Klavierspiel begann auch eine Phase des Querfeldeinlesens, ein paar Artikel zur Harmonielehre, Musikgeschichte etc.

Was mich dabei eigentlich nie losgelassen hat ist, warum wir Musik so aufschreiben wie wir's mit unserer Notenschrift tun, denn schließlich setzten wir ja die niedergeschriebenen Noten auf der Klaviatur um und wer hat noch nicht mit Vorzeichen gehadert oder mit Noten jenseits der Notenzeilen gekämpft.

  • Das Notensystem geht von einer Diatonik aus, geht man auf und zwischen den Notenzeilen rauf und runter, so läuft man auf einer diatonischen Tonleiter, überspringt mit jedem Schritt unterschiedlich große Intervalle.

    Die am einfachsten notierbaren Töne, die "natürlichsten" sind die der C-Dur, A-Moll Tonleiter bzw. dorisch d ...

    Denkbar wäre natürlich auch eine chromatische Notation, oder eine, die eine Pentatonik als Basis für ein Notationssystem.

  • Darstellung verschiedener Tonarten

    Prägt das Klavierspiel schon früh: Wenn ein Stück nicht in C oder a notiert ist, dann gibts Vorzeichen. Die werden am Zeilenanfang notiert, und der Musiker muss seine Schalter im Hirn umlegen um die die ganze Zeit zu beachten. Was mir lange nicht aufgefallen ist: Transponiert man ein Stück, so reicht es eigentlich alle Töne genausoweit (und damit meine ich in Einheiten von Notenlinien) rauf oder runterzuschieben wie man den alten Grundton auf den Neuen schieben muss und Vorzeichen zu ersetzen. Jeder Ton der Diatonik hat seine Notennlinie weiterhin für sich etc.

    Da fragt man sich ja fast, warum man dann den Aufwand überhaupt betreibt, und nicht alles in C notiert und in gewünschter Tonart wiedergibt...

  • Form der Notenlinien

    Sicher wird jeder zustimmen, dass die Oktave ein besonderes Interval ist, zwei Töne die eine Oktave bilden sind wohl die "verwandtesten" Töne die man finden kann.

    Irgendwie würde ich erwarten (wüsste ichs nicht besser), dass die Oktave als gliederndes oder prägnantes Element in einer Notenschrift vorkommt, aber das tut Sie nur bedingt, zwar ist im 5-linien-System ein Ton auf der untersten Linie eine oktave höher auf der obersten "leeren"-Linie (zwischen den Linien) zu finden (also z.B. e und e' im Violinschlüssel). Aber es fängt schon damit an, dass einer der Oktavtöne auf einer linie sitzt, der andere zwischen Zwei... Es ist nicht sehr markant und man muss wenn man seinen Tonumfang erweitert mehr oder weniger Tonhöhen dazulernen.

  • Metrum/Rhythmus
    Ganz erstaunlich finde ich, wie wir das mit Tonlängen und Rhythmen gelöst haben. Man definiert (und da bin ich mir leider sogar sehr unsicher ob das so stimmt, solang man ein Stück spielt und es gut klingt denkt man da kaum drüber nach), also man definiert eine Art Betonungsschema (4/4-Takt X_x_X_x_ 2/2 X_X_X_...) das wage eingehalten wird. Dabei legt man fest das es eine Notendauer gibt (ganze Note), und alle Töne Bruchteile dieser Notenteile haben. Und ehe man sichs versieht nimmt man (zumindest ich) die viertelnoten als handlichen Baustein war während achtel dann schon als flott gelten...

    Ich erwähne das jetzt vor allem auch deswegen, weil mir lange nicht klar war, warum man nun eigentlich solche Taktangaben hat. Als ich Bruchrechnung in der Schule lernte, dachte ich mir "da kann man doch kürzen" :-) Aber mittlerweile glaube ich, dass ein 6/8-Takt und ein 3/4 Takt sich schon unterscheiden müssen.

Zusammenfassend hab ich schon den Eindruck, dass für die Klassische Musik unser Notensystem eine bestechende Einfachheit hat. Kommen leiterfremde Töne etwa in Akkorden in ein Musikstück rein, so reicht es meist wenige Vorzeichen zu setzen, Konflikte die so ein Vorzeichensystem auslösen könnte, etwa dass eine Notenlinie doppelt belegt werden sollte treten bei diatonischen Stücken nicht auf, allenfalls bei experimenteller neuer Musik. Nur so hab ich verstanden, warum man ein his hat, und nicht c schreibt, folgt alles aus dem Quintenzirkel-Glücksrad :-)

So, jetzt hab ich viel Text geschrieben und mir fehlt so ein bisschen die eigentliche Frage, abgesehen von denen die ich im Text etwas angedeutet habe. Mich würde einfach mal euer Blick auf das thema interessieren, und womit ihr so hadert :-)

Ich persönlich habe ein Problem mit Kreuztonarten, was ich wohl prinzipiell nicht dem Notationssystem vorwerfen kann, die bes gegehen ja wesentlich besser.

Zu den Notenschlüsseln hab ich noch nichts geschrieben, da finde ich sehr interessant was es früher für verschiedene Schlüssel gab, teils auch einfach Schlüssel um eine Notenlinie versetzt, etc...
 
Finde es auch immer wieder interessant, über diese Sachen, die einem sonst völlig selbstverständlich vorkommen, mal nachzudenken. Das bringt einem hin und wieder Erkenntnisse, die einem auch nach Jahren noch nicht aufgefallen sind. Leider fällt mir gerade kein Beispiel ein.

Bin auch ganz angetan von unserer Notenschrift, denn für mich ist sie gleichermaßen schön wie funktional. Na ja, die jahrhundertelange Arbeit daran muss ja schließlich auch irgendwo geblieben sein. Allerdings gibt es eine Sache daran, die gerade für Pianisten sehr ungünstig ist, und zwar die Haltebögen. Für Streicher oder Sänger mag das vielleicht keine Rolle spielen, aber bei einem perkussiven Instrument wie dem Klavier ist es doch ungünstig, dass Noten, die man anschlagen, und welche, die man nicht anschlagen muss, sich optisch nicht unterscheiden. Und dazu kommt ja auch noch die Schwierigkeit, dass Haltebögen (fast) genauso aussehen wie Bindebögen. Das stört dann besonders bei Stücken mit ungewöhnlicheren Taktarten (Beispiele: Schubert: Moment Musical Nr.2, G-Dur-Sonate, Beethoven: Appassionata, Arietta).

Zu den Notenschlüsseln hab ich noch nichts geschrieben, da finde ich sehr interessant was es früher für verschiedene Schlüssel gab, teils auch einfach Schlüssel um eine Notenlinie versetzt, etc...
Das gibt es immer noch und nennt sich Tenor- und Altschlüssel. ;)
 
Den C-Schlüssel gibt's, gab's auf der ersten Notenlinie als Sopran-Schlüssel, auf der zweiten als Mezzosopran-Schlüssel, auf der dritten als Alt- oder Bratschen-Schlüssel, auf der vierten als Tenorschlüssel, auf der fünften als Bariton-Schlüssel. Den G-Schlüssel gibt's, gab's als Violinschlüssel auf der zweiten Notenlinie, als französischen Violinschlüssel auf der ersten. Den F-Schlüssel gibt's, gab's als Baßschlüssel auf der vierten Notenlinie und als Baritonschlüssel auf der dritten.
Nur mit wenigen davon müssen wir uns heute noch plagen, übrig geblieben sind von den C-Schlüsseln nur Altschlüssel (Bratschen) und Tenorschlüssel (hohe Lage von z.B. Cello oder Posaune). Gelegentlich müssen sich Barock-Geiger mit dem französischen Violinschlüssel plagen, weil einige Stücke nur im Faksimile in alter Notation zu bekommen sind. Wer soll das schließlich auch alles in moderne Notation umschreiben?

Und genau dort, im Umschreiben, liegt der Hund begraben: Zwar scheint mir, daß unser Notations-System eine Logik hat, die zu reformieren ziemlicher Kokolores wäre; aber selbst wenn es überzeugende Gründe gäbe, es zu reformieren – wer soll denn den ganzen Kram in neuer Notation (die man, von selber Schlüssigkeit wie die alte, erst einmal entwickeln und zu allgemeiner Akzeptanz führen müßte) neu herausgeben?
Es ist also ziemlich müßig, darüber nachzudenken, ob es nicht auch anders und vielleicht einfacher ginge. Für diejenigen, die sich mit dem Erlernen der traditionellen Notenschrift schwertun, wird es kaum eine Erleichterung sein, denn wenn sie die eine, diatonische, Logik nicht durchschauen, werden sie auch kaum eine andere durchschauen. Und diejenigen, die das mühelos lernen, weil es nicht schwer zu durchschauen ist, werden ob vergeblicher Reformationsbemühungen, die es in zahlreichen Varianten wenig erfolgreich gegeben hat, nur müde lächeln. Von Guido von Arezzo bis heute stecken in der Notation ein paar Jahrhunderte Entwicklungsarbeit. Wer keine Furcht hat, als Sonderling in die Musikgeschichte einzugehen, möge das alles über den Haufen werfen und reformieren.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Ich rate mal drauflos - wenn auch nicht ganz blind:

Es würde mich nicht wundern, wenn zuerst Notenlinien und -schlüssel erfunden wurden und die Vorzeichen (die am Anfang jeder Zeile stehen) erst später. Das ist sogar recht warhscheinlich, denn wofür braucht man mehr als F- und Violinschlüssel, wenn man Vorzeichen hat und manche Instrumente müssen heute in der falschen Tonart notiert werden, damit sie in der richtigen Tonhöhe spielen.

Unter dieser Voraussetzung, und angesichts der Tatsache, daß die Struktur der Dur-Tonleiter die Grundlage der abendländischen Musik bildet, war es natürlich das einfachste, die unterschiedlichen Tonabstände zu ignorieren. Ich vermute, daß auf diese Weise auch die Klaviatur, wie wir sie heute kennen, entstanden ist.

Für Tasteninstrumente finde ich das bestehende Notensystem optimal, stellt es doch ein symbolisches Abbild der Klaviatur dar. Die Kreuze und Bs sind natürlich gewöhnungsbedürftig aber wenn man stattdessen die Noten analog zu den Tasten schwarz und grau (weiß sieht man so schlecht auf Papier) darstellen würde, müßte man gleichzeitig festlegen, daß z.B. für jede schwarze Note die schwarze Taste über der betreffenden weißen Taste zu spielen wäre. Damit hätte man effektiv die Möglichkeit zerstört, Tonarten korrekt darzustellen und andere Instrumente benötigten wieder eine andere Notationsweise - für Streicher z.B. ist Ges nicht der selbe Ton wie Fis.

Für Saiteninstrumente relativiert sich das Problem: Man muß zunächst mal lernen, wie eine Dur-Tonleiter aufgebaut ist, hat dann aber eine universelle Skala, die man auf dem Griffbrett einfach nur ein bischen nach links oder rechts verschieben muß, um die richtige Tonart zu erwischen. Ob die nun ein, zwei oder sechs Vorzeichen hat, macht keinen Unterschied.

Weiß zufällig jemand, wie z.B. arabische Musik mit ihren Vierteltönen notiert wird?
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:
Hey,

entwickelt hat sich meine ich die Notenschrift aus Gesangsnotation, ganz früh gab es die Neumen, Schlangenlinien und Aktzente die wohl nicht viel mehr als hier gehts steil runter, hier wieder hoch, da ein bisschen hin und her, erinnert so ein bisschen an die Barocken Triller, Mordent, etc :-)

Ein System mit vier Notenlinien Guido von Arezzo eingeführt, gleichzeitig mit C und F schlüssel.

Die Notwendigkeit von Vorzeichen ist wohl erst mit der Verschriftlichung von Instrumentaler Musik aufgekommen, die Stimme transponiert ja ganz passabel, lediglich auf Instrumenten muss man mehr oder minder große Anstrengungen unternehmen um in einer Instrumentenfremden Tonart zu spielen.

Es ist möglich die Vierteltöne in unserer Notenschrift zu notieren, dafür werden Viertel-B und Viertel-Kreuze eingeführt.

Aus der Lilypond Doku hier ein beispiel:

http://lilypond.org/doc/v2.12/Documentation/user/39/lily-050a94ec.png

Und hier für Makam, das ist türkische Musik:
http://lilypond.org/doc/v2.12/input/lsr/lilypond-snippets/Pitches.html#Makam-example

Die Verschriftlichung von Noten scheint wohl aber mehr oder minder eine Erfindung der Europäer zu sein.
 
Zuletzt von einem Moderator bearbeitet:

Zurück
Top Bottom