Mozart, KV333 (live)

alibiphysiker

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Habe nun länger mit mir gehadert, ob ich das hier hochstellen soll, da ich mit vielem echt nicht wirklich zufrieden bin und auch ein bisschen was passiert ist. Noch immer ist es leider so, dass in der Konzertsituation irgendwie sehr viel an Kontrolle verloren geht. Da fehlt mir wohl noch einfach etwas die Erfahrung im Umgang mit mir in dieser Situation. Aber finde ich auch vieles recht schön, und aus diesem Grund habe ich mich nun doch entschlossen diese Aufnahme mit euch zu teilen.

https://drive.google.com/file/d/1mNXpmKsEX4VYMg9CgpFTR36qIbe4x9zF/view?usp=sharing

Viel Freude mit dieser wundervollen Sonate! (Die für mich zu dem Besten gehört was je komponiert wurde.)
 
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Viel Freude mit dieser wundervollen Sonate! (Die für mich zu dem Besten gehört was je komponiert wurde.)
@Debösi :003: Du darfst mir glauben, das behaupten sogar andere :003:

@alibiphysiker Ich habe mir die Sonate eben angehört. Auch ich mag sie sehr, früher oder später muss ich die unbedingt mal spielen! :005:
Mein großes Kompliment! Ich finde, du hast einen wirklich guten Zugang zu Mozart und einen schönen Ton. Dir gelingt echt ein guter Weg zwischen Vorsicht und Stringenz, und das Stück geht mit einer schönen und frischen Energie vorwärts (an der ich mir noch etwas abschauen kann, ich bin manchmal zu vorsichtig). Es klingt trotzdem leicht und hübsch. Mozart solltest du weiter spielen!!

Wenn du erlaubst, ein paar Anmerkungen für Dinge, auf die du mal schauen kannst (Meckern auf hohem Niveau!!)
  • Manchmal klingt es etwas gehetzt. Das liegt daran, dass Töne, wenn sie gespielt wurden, auch hinterher manchmal noch etwas Zeit zum Atmen brauchen und du (vermutlich aus Nervosität) etwas zu "gerade" oder gar etwas zu früh weiterspielst.
  • Dazu gehört: Spiel alles aus, wenn dir danach ist. Ich glaube, dass du dich manchmal selbst unnötigerweise etwas vorwärts treibst. Das gilt zum Beispiel für alle Verzierungen - behandle sie melodisch! Und gleichermaßen vor allem für sämtliches Beenden von kleineren oder größeren Teilen - Phrasen oder nur Motiven, Kadenzen, größere Abschnitte, Sätze. Beende sie mit Ruhe und Schönheit - und beeile dich, wenn es denn vonnöten ist, erst danach :002: Du brauchst keine Angst zu haben, dass das Stück zerfleddert. Die Tendenz hast du im Moment gar nicht.
  • Wenn etwas wiederholt wird, klingt es manchmal noch zu gleich - wiederholte Töne oder Akkorde (also Repetitionen), Begleitfiguren oder Motive. Zweimal absolut gleich ist selten etwas, es gibt immer Tendenzen - was kann man zusammenfassen, was ist eher abphrasiert, auftaktig, Frage oder Antwort, Echo oder nachdrücklichere Wiederholung etc. - selbst wenn das auf kleinstem Niveau passiert, was man nicht einmal bewusst wahrnimmt, hält es die Musik lebendig.
  • Dein Forte klingt manchmal noch etwas hart, was an der Klangbalance im Akkord liegen kann. Evtl. ist aber auch die Aufnahmequalität schuld.
  • Die Qualität des cantabile im 2. Satz kann weiter wachsen. Aber das ist ein langer Prozess, der eigentlich nie aufhört. :001:
Wie auch immer: Sei stolz auf dich und du hast die Sonate ganz zu Recht hier eingestellt, es macht Spaß, zuzuhören! Und: So einen schönen Mozart habe ich noch nicht von vielen Studenten im entsprechenden Studiengang und Semester gehört :011:

liebe Grüße!
Anne
 
Wunderbar, lieber alibiphysiker! :blume: Wenn du die Sonate öfter vorspielst, wird sicher noch mehr Leichtigkeit, Witz und Humor hörbar - Mozart hat so oft den Schalk im Nacken! :003: Die Charaktere wechseln so häufig, wie in der Oper. Ich weiß, wie schwierig das im Stress und in der Ernsthaftigkeit einer Vorspielsituation zu realisieren ist, besonders beim ersten Mal! Ich find's toll, vielen Dank für die Einstellung!!!

Ich weiß nicht, ob du Alexandertechnik machst - das wäre vielleicht etwas für dich, was den Kopf angeht. Beim 3. Satz war dein Kopf deutlich aufgerichteter, du neigst dazu, den Kopf einzuziehen. :002:

Liebe Grüße - ich freu mich auch schon auf die Dutilleux-Einspielung! :004:

chiarina
 
Lieber @alibiphysiker,

auch wenn ich mich an @Stilblüte s kleine Kritikpunkte anschließe bleibt am Ende nur Vorfreude auf unser Projekt! Ich hoffe, es klappt dieses Jahr!

Es grüßt herzlich
Die Drahtkommode
 
Gratuliere, @alibiphysiker! Da ist wirklich vieles schon sehr gut gelungen und das Zuhören macht echt Spaß. Es gibt natürlich immer Dinge, die man noch verbessern kann, die wichtigsten Sachen hat @Stilblüte ja schon zusammengefasst.

Das mit dem ruhigeren Ausspielen der Phrasen ist wirklich sehr wichtig - manche kleine Tempobeschleunigung ist sicher der Nervosität geschuldet (vor allem in den Passagen und Verzierungen) - das lasse ich mal außen vor. Aber auch an technisch unproblematischen Stellen fällt die Musik manchmal unmerklich "auf die Nase" - gerne bei Punktierungen, Repetitionen oder Generalpausen vor neuen Abschnitten. Wenn du das Ganze nochmal in Ruhe daraufhin anhörst, wirst du sofort merken, was ich meine.

Eine kleine Anmerkung noch zu den Verzierungen: Ich bin immer mehr der Auffassung, dass eine Achtel mit Vorschlag plus Sechzehntel bei Mozart nicht dasselbe bedeutet wie eine Gruppe von vier Sechzehnteln. Ich weiß natürlich, dass diese Spielweise eine gewisse Aufführungstradition hat (die allerdings aus dem 19. Jahrhundert stammt) und man bei Prüfungen oder Wettbewerben ungern riskiert, mit dieser Tradition zu brechen. Aber probier einfach mal aus, die Vorschlagsnoten in diesen Figuren jeweils kürzer zu spielen als die Hauptnote - mich interessiert, wie sich das für dich anfühlt. Bei langen Vorschlägen (Vorhalten) könntest du darüber nachdenken, die Auflösung freier im Rhythmus zu spielen. Die Vorhalte klingen dann interessanter.

Und noch zwei Sachen speziell zum Rondo: in Takt 10 verstehe ich nicht, warum du den Abwärtssprung legato spielst. Die Figur mit dem Doppelschlag soll meiner Meinung nach den Witz der "falschen" Melodieführung steigern - durch das angebundene a' milderst du den Effekt aber ab, außerdem ist die 1 des Taktes durch die Verzierung eh schon etwas schwächer und das lange g'' wirkt ungewollt betont. Mir gefällt das nicht, aber vermutlich hast du dir dabei irgendwas gedacht.
Den allerletzten Schluss finde ich arg lapidar - nach diesem langen und gewichtigen Konzertrondo (das musikalisch viel mehr ist als ein vergnüglicher Kehraus) würde ich mir ein effektvolles, kräftiges "Orchestertutti" wünschen.
 
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So ihr Lieben, nun wollte ich euch mal antworten.

Erstmal danke für diese große Resonanz, die vielen Anmerkungen (vor allem hier Danke an @Stilblüte, @mick und @chiarina ) und die positiven Worte! Tatsächlich waren mir viele eurer angebrachten Kritikpunkte schon bewusst, aber eure Formulierungen und Priorisierungen haben bei mir tatsächlich nochmal einiges geklärt und auch mir bei der Priorisierung meiner "Baustellen" geholfen.

Nun ein paar Anmerkungen von mir zu den Anmerkungen, die vielleicht für den einen oder anderen auch hilfreich oder interessant sein können.

1.) Hetze, nicht ausgespielte Phrasen und das Ende des vierten Satzes: Ich denke hier sind die Ursachen zweifach. Die erste Ursache ist, dass mir noch ein wenig das pianistische Selbstbewusstsein und Mut fehlt, um mich wirklich völlig auf den Moment und seine Gestaltung zu konzentrieren und mich hier auch ein Stück weit fallen zu lassen. Das hört man ganz deutlich auf der letzten Seite, vor welcher ich verhältnismäßig viel Angst hatte (die natürlich unnötig ist und nur alles schlimmer macht) und über welche ich deswegen sehr hinweggespielt habe. Die zweite Ursache ist wohl die, dass ich mein inneres Hören und meine Vorstellung der Musik zu sehr in Abschnitte gliedere. Die Abschnitte klingen, meines Erachtens, zwar sehr natürlich, aber die Übergänge zwischen "Abschnitten" sind dadurch sehr unorganisch. Das ist natürlich nicht gut so, und hieran muss ich (abseits vom Klavier) arbeiten, dass meine Hörvorstellung den gesamten Fluss des Stückes umfasst und nicht zusammengestückelt ist.

2.) Melodische Verzierungen: Aus irgendeinem mir absolut unklaren Grund, habe ich die Verzierungen über die gesamte Übezeit des Stückes sehr stiefmütterlich behandelt und mich erst am Ende um ihre melodische Bedeutung gekümmert. Das sollte man nicht tun, das ist mir nun klar. Man sollte die Verzierungen von Anfang an ausformuliert in die gedachte Melodielinie integrieren und sie auch so spielen. In der Woche vorm Konzert hab ich mich zwar dann darum bemüht, doch in der Konzertsituation selbst habe ich dann doch sehr oft einfach die Türglocke betätigt. Eine Gewisse Rolle kann hier auch gespielt haben, dass ich parallel die 9. Sonate von Skrjabin übe, in welcher Triller natürlich ganz anders verwendet werden. Große und eigentlich völlig offensichtliche Erkenntnis: Jede Verzierung hat je nach Stück, Epoche und selbst innerhalb eines Stückes eine andere charakteristische Bedeutung.

3.) Kantabilität im zweiten Satz: Ja, als ich den zweiten Satz auf der Aufnahme gehört habe, war ich tatsächlich (ohne zu übertreiben) ziemlich pissig und schockiert. Der zweite Satz war auch ein Hauptgrund, warum ich mit mir gehadert habe, das hier einzustellen. Der große Fehler hier war: Ich habe mir nicht genau genug zugehört und mich in der Konzertvorbereitung auch nicht aufgenommen und mir das angehört. Ich weiß, dass ich das viel kantabler spielen kann (und auch eine bessere Rechts-Links-Balance aufbringen kann), wenn es mir denn bewusst gewesen wäre, wie es klingt. Zusammengefasst: Es ist extrem hilfreich (das merke ich immer wieder) sich in der Konzertvorbereitung oft aufzunehmen, zu reflektieren was stört und das dann direkt ins Spiel einfließen zu lassen. Das hab ich diesmal (zugegebenermaßen aus niederen Beweggründen) nicht getan.

4.) Vorschläge und Vorhalte: Ich finde, dass das stellenweise interessant klingt. Aber nicht überall (z.B. am Anfang der Sonate gefällt es mir nicht wirklich). Aber ich werde deine Anmerkung im Hinterkopf behalten und wohl bei der nächsten Aufführung des Stückes ein bisschen was dahingehend anpassen. Falls es dich wirklich interessieren sollte, kann ich dir dann auch nochmal per PN schreiben, wo genau es mir warum gefällt. Auch deine Kommentare würden mich hier dann interessieren.

5.) Zu Takt 10: Das Legato ist keine gute Idee, das stimmt. Es hat sich in meinem inneren Ohr so eingeschlichen und mir hat es gefallen, aber nachdem ich nun genauer weiß, wie schön der Staccatopunkt eigentlich klingt, werde ich das dahingehend anpassen. Danke dir!

6.) Schalk im Nacken: Ja, auch hier brauche ich noch etwas mehr Mut zur Gestaltung. Außerdem, so sehr ich Mozart liebe, finde ich seine Musik manchmal etwas zu musiktheaterhaft (ich glaube ich bin auch am ehesten der Haydn-Mensch, außerdem verkleide ich mich auch z.B. nur sehr ungern :-D), weswegen ich hier auch noch etwas vor dem Spiel zurückschrecke, was hier eigentlich angebracht ist.

Edit: 7) Haltung und Nacken: Ja, das ist nun meine Hauptbaustelle. Die Alexandertechnikkurse sind hier leider alle ausgebucht und haben eine gewaltige Warteliste. Aber ich weiß um die Ursachen dieser Haltung und werde mich nun bemühen dauerhaft (auch beim essen, laufen, reden, sitzen, etc.) eine gesündere Haltung anzustreben. Immer wieder faszinierend, wie ganzheitlich das Klavierspiel ist.

So, das wäre es an Anmerkungen von mir.

Ganz liebe Grüße,

Daniel
 
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