Micky Meuser

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Micky Meuser
https://de.wikipedia.org/wiki/Micki_Meuser

Vor ca 9 Monaten hatte ich vor einer bevorstehenden massiven Desinformationskampagne durch die digitalen Plattformen gewarnt. Diese Kampagne ist nun im vollem Gange, und wer schon immer mal beobachten wollte, mit welcher Macht Milliarden schwere Wirtschaftsmonopole einer Gesellschaft eine verlogene Debatte aufzwingen und das Gehirn waschen können, kann das zur Zeit live tun. Es geht um, Ihr ahnt es schon, die EU Richtlinie zum Urheberrecht.

Als seit 2016 Beteiligter an der Entstehung der Richtlinie möchte ich hier ein paar Fakten zusammen stellen:

1. Upload Filter gibt es JETZT! Alle relevanten digitalen Plattformen setzen sie ein. Damit wird millionenfach jeden Tag gefiltert, blockiert und abgemahnt. Es gab sie auch schon zu Zeiten der Unterzeichnung des Koalitionsvertrages, und es gibt sie weiter, ob nun die Richtlinie kommt, oder nicht. Es ändert sich daran gar nichts. Ergo, selbst wenn die Richtlinie durch die im Moment stattfindende Histerie abgelehnt wird, sind Upload Filter da und werden weiter massenhaft angewendet. Alle Behauptungen, sie kämen jetzt erst mit der Richtlinie, sind daher Heuchelei.

2. Upload Filter können weder JETZT noch in naher Zukunft den Unterschied zwischen einem originalen kulturellen Werk und einer Parodie erkennen. Auch das ändert sich nicht durch die Richtlinie. Allerdings, wenn die Richtlinie kommt, wird es einfacher für die Uploader der Parodie darauf hinzuweisen, dass es sich wirklich um eine Parodie handelt.

3. Memes und Blogs sind von den Regelungen in der Richtlinie explizit ausgenommen. Also, Keine Panik Ihr Blogger.

4. Die Verbraucher, die User und die Uploader sind JETZT in einer rechtlich unsicheren Position. Nur als Beispiel: Es gibt bei YouTube 5.000 bis 10.000 Clips mit 4 bis 6-stelligen Klickzahlen, an denen ich die Rechte aus Komposition oder Produktion habe (Ärzte, Ina Deter, Silly, Ideal, Lassie Singers, alle meine Filmmusiken…). Ich könnte JETZT jeden einzelnen Uploader auf entgangene Lizenzen verklagen. YouTube muss mir JETZT die Mailadressen und IP Nummern heraus geben. Das ist durch geklagt. Wenn die Richtlinie kommt, sind Verbraucher auf der rechtssicheren Seite. Dafür übernimmt YouTube die rechtliche Verantwortung und zahlt an mich/uns Kreative eine geringe Lizenz. Nur fair, finde ich. Plattformen haben allein in Europa, allein im Jahr 2017 laut Roland Berger Consulting 25 Mrd € gemacht. Ich auf Plattformen gar nichts!

5. LIZENZIERUNG und nicht Blockade (oder Filterung) ist das wichtige Wort. Nichts Anderes postuliert Artikel 13: Verträge zwischen digitalen Plattformen und Urhebern, die in angemessene Lizenzzahlungen münden! Wo das nicht möglich ist, sind Pauschalzahlungen die zweite Lösung. Erst wenn all dies nicht möglich ist, können Rechteinhaber und Urheber in Zukunft blockieren. Erst dann muss gefiltert werden. Plattformen können also, wenn sie wollen, durch Beteiligung der Kreativen Filter verhindern. So steht es in der Richtlinie. JETZT könnten wir jederzeit blockieren.

6. Wir Kreativen schreiben unsere Musik und Bücher, machen unsere Filme und Fotos nicht um sie dann zu blockieren. Wir wollen damit die Menschen erreichen, gerne auch über digitale Plattformen. Wir sehen nur nicht ein, dass der gesamte Profit, der damit durch Werbung und Datenhandel gemacht wird, bei den Plattformen allein hängen bleibt. Wir wollen einen fairen Anteil. Das ermöglicht in Zukunft die Richtlinie.

7. Für die, die an Ökonomie interessiert sind: Die meisten von uns Kreativen schaffen ihre Werke nicht aus kommerziellen Gründen oder um Geld zu verdienen. Es geht uns um Selbstverwirklichung. Es tut aber weh, wenn man ein oder mehrere erfolgreiche (also begehrte) Werke geschaffen hat, und der Profit aus der großen Nachfrage geht an jemand Anderen. Die Wertschöpfung aus kulturellen Werken findet heute in großen Teilen auf den digitalen Plattformen statt. Die früheren Tonträgerfirmen haben uns wenigsten noch einigermassen angemessen beteiligt. Die Plattformen, und übrigens große Teile der Digitalwirtschaft, machen Kohle mit unseren Werken und geben uns nichts. Dies wird die Richtlinie ändern. Dies will die digitale Wirtschaft aber nicht, und deshalb fährt sie diese Desinformationskampagne mit Schlagworten, die der Komplexität der Debatte nicht gerecht werden, den Menschen aber Unheil suggerieren sollen.

Bitte glaubt nicht das Geschwätz von Zensur und Upload Filtern. Das ist Unsinn. Unsinn, der von den Plattformen massiv gestreut wird und Euch verunsichern soll. Die Freiheit im Internet ist auf keinen Fall gefährdet, wenn wir Kreativen einen geringen Anteil der immensen Profite der digitalen Plattformen bekommen. Das bedeutet auch nicht, dass Ihr in Zukunft zahlen müsst. Im Gegenteil, ihr könnt dann in Ruhe hoch laden und konsumieren, in Zukunft rechtssicher! Die Verantwortung wird von Euch, den Verbrauchern / Usern / Uploadern auf die Plattformen geschoben.

Eine Bemerkung zum Schluss aus ganzem Herzen: Sascha Lobo (Spiegel Online) ist ein verdammter Lügner. Er verletzt mit seinem Blog zum Thema Richtlinie jede journalistische Wahrheitspflicht. Es gibt nur zwei Möglichkeiten: Entweder er ist dumm, oder er ist von Google/YouTube gekauft. Sucht Euch aus, was schlimmer ist!
 
hmm, sehr interessant! :-):-)

vor allem, wenn aus einer kleinen EU-Richtlinie....

https://de.wikipedia.org/wiki/Richtlinie_(EU)

( Zitat:

" [...] Im Gegensatz zu EU-Verordnungen sind EU-Richtlinien nicht unmittelbar wirksam und verbindlich, sondern sie müssen durch nationale Rechtsakte umgesetzt werden, um wirksam zu werden. Es bleibt den einzelnen Mitgliedstaaten überlassen, wie sie die Richtlinien umsetzen. [...]"

Zitat Ende )
....eine ausgewachsene EU-VERORDNUNG erwächst, :-D:-D -

...aber ich bin ja nicht mehr sooo up to date, aber wir hatten das in EU-RECHT, eine Lehrveranstaltung.

LG, Olli.
 
Ich hatte einmal eine Petition mit unterschrieben. Der Wortlaut und die Seite ist nur noch bei archive.org zu finden, langfristig gebracht hatte es nichts:

https://web.archive.org/web/20130430071856/http://verteidige-dein-bild.de/

Später hatten dann einige berichtet, dass sie durch die Umgestaltung der Bildersuche durch Google einen Besucherrückgang von um die 70% (falls ich mich richtig erinnere) bei den eigenen Webseiten zu verzeichnen hatten.

Die Masse der User hat es aber gar nicht begriffen, was da eigentlich vor sich ging. Für die User war es ja eigentlich besser, einfacher, schöner, wenn sie Bilder in der Vorschau sehen konnten, ohne noch die eigentliche Webseite mit den Bildern zu besuchen.
Bei einem Online-Magazin, welches ich in jenen Jahren aufbauen wollte und praktisch nur Bilder zur Abrundung der Beiträge einfügte, war ich so vergnatzt, dass ich viele Bilder für Google sperrte. Wer die Seite nicht besucht, um einen Beitrag zu lesen, braucht auch keine Bilder in der Bildersuche sehen. Fertige oder erwerbe doch keine Bilder, damit sich Google damit ein dickes Bilderbuch basteln kann, dachte ich mir.

Heute sehe ich das alles etwas gelassener.
 
Nur zu Vervollständigung, hier wäre dann wohl das Original vom Autor.

Da gab es doch copyscape.com, einfach eine URL einfügen, z.B. die von diesem Thread hier und schon wird angezeigt, auf wie vielen anderen Seiten ein Teil des Textes ebenfalls noch vorkommt.

http://copyscape.com/?q=https://www.clavio.de/threads/micky-meuser.25698/

Artikelschmieden haben damit im letzten Jahrzehnt nach dem Upload kontrolliert, ob Texte einmalig waren oder ganz oder in Teilen nur kopiert. Die wollten ja alle unique Content.

Nun als Bestandteil eines Uploadfilters sollte es sich vielleicht auch einrichten lassen, um festzustellen, ob wenigsten 60% eines Beitrages noch nicht auf anderen Webseiten vorkommt. Blicke jetzt gerade nicht durch, was da schon unter "Products - Premium API" angeboten wird, doch vielleicht lässt sich schon ein Teil der Anforderungen an einen Filter so lösen. Etwas von einem Preis sehe ich da auch nicht, wird wohl etwas mehr kosten.

Oder nicht in Prozent, sondern einfach Zitate auf eine erlaubte Anzahl von Zeichen einkürzen, wäre vielleicht die bessere Lösung. Und wenn das mit der API nicht beim Upload direkt erfolgt, sondern halt bei einem Durchlauf innerhalb von 24 bis 48 Stunden, wäre ein Forenbetreiber immer noch auf der relativ sicheren Seite.
Einzig, es könnte nicht erkannt werden, ob ein Beitrag, wie in diesem Fall, zum Teilen gedacht ist, denn der wurde ja auf Facebook bereits an die 200-mal geteilt.
 
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