Merkwürdige Tonart

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koelnklavier

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Ich möchte nicht ungefragt in dem Rätsel-Faden von @Marlene herumpfuschen - deswegen hier ein eigener Thread:

Gestern morgen bin ich beim Stöbern in meiner Bibliothek auf folgende "hübsche" Tonartvorzeichnung gestoßen:
Tonart.JPG

Da reibt man sich erst einmal die Augen und rechnet nach ...

Und - wem könnte so eine "Gemeinheit" eingefallen sein? Schon der Beginn weißt darauf hin, daß es sich NICHT um ein Werk des 20. Jahrhunderts handelt; anzusiedeln ist es in der Zeit um 1800. Es stammt aus der Feder eines komponisten, der sich auch intensiv mit Musiktheorie beschäftigt hat. Aber mehr will ich noch nicht verraten. Die Cracks (@Rheinkultur und @mick) sollten schnell dahinter kommen.
 
Ich setze mich jetzt an den Bechstein und komponiere ein Stück in His-Dur.

Eindeutig bin ich keine Reinkarnation dieses Komponisten und ein Crack bin ich auch nicht. Aber da ich auf das Thema hingewiesen wurde melde ich mich mal zu Wort.

Ich kann nur dazu beitragen, dass es sich um die Tonart His-Dur (Paralleltonart gisis-moll) handelt und das Stück mit einer reinen Prime (fisis) beginnt.

Da frage ich mich, warum der Komponist nicht einfach in C-Dur komponiert hat. Ich bin neugierig darauf zu erfahren, warum er es nicht gemacht hat.
 
Um 1800 und Scherzkeks?

Spontan würde ich da natürlich Haydn sagen...
 
Wenn nicht Haydn, dann vielleicht Clementi oder Czerny?
 
Ich weiß es leider nicht. Die ersten Takte sehen aus wie der Beginn eines Rondos, stilistisch könnte es durchaus von Haydn sein. Nur hat der sich meines Wissens nicht sonderlich intensiv mit Musiktheorie beschäftigt - zumindest hat er keine Bücher darüber geschrieben. Deshalb werfe ich mal Daniel Gottlob Türk als Autor in die Runde.

LG, Mick
 
Hi koelnklavier,

so etwas habe ich auch noch nie gesehen. Bin gespannt welcher Komponist das hingezaubert hat. :-D

Ich gebe mal einen Tipp ab:

Verdi (1813-1901) oder Chopin (1810-1849)

LG trombonella
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich weiß es leider nicht. Die ersten Takte sehen aus wie der Beginn eines Rondos, stilistisch könnte es durchaus von Haydn sein. Nur hat der sich meines Wissens nicht sonderlich intensiv mit Musiktheorie beschäftigt - zumindest hat er keine Bücher darüber geschrieben. Deshalb werfe ich mal Daniel Gottlob Türk als Autor in die Runde.
Jetzt müsste man sich die Mühe machen, alle vielsätzigen Klavierwerke vom ausgehenden 18. Jahrhundert nach einer Nr. 18 mit der Satzbezeichnung "Allegretto" abzusuchen. Da die FDP (fast drei Prozent) in der Krise ist, wäre das also unser neues "Projekt 18". Der schon erwähnte Muzio Clementi hat sich sowohl musiktheoretisch betätigt (Debussy hat ihm ein kompositorisches Denkmal gesetzt) als auch in der vorliegenden Manier vielsätzig komponiert. Demnach könnte das Stück mit den zwölf Kreuzen tatsächlich von ihm sein.

Ich bin gespannt.

LG von Rheinkultur
 
Ich gebe mal einen Tipp ab:

Verdi (1813-1901) oder Chopin (1810-1849)
@trombonella
Chopin hat zwar manchmal ein wüstes Vorzeichendickicht notiert (op.25 Nr.10)*)
Vorzeichendickicht.png
so wüst, dass wohlmeinende Editoren es enharmonisch entschlackten:
Vorzeichendickicht gelichtet .png

aber was @koelnklavier da vorgestellt ist nicht von Chopin (übrigens auch nicht von Verdi; der hat gar nüscht für Soloklavier komponiert)

übrigens weiß ich auch nicht, von wem dieses Kuriosum ist.

______________
*) immerhin weist die Etüde in Chopins Schreibweise einen His-Dur Akkord auf (#h-##d-##f)
 
Zuletzt bearbeitet:
Gegen Chopin spricht auch, dass er um 1800 noch recht wenig komponiert hat. :lol:

LG, Mick
 

Ok das habe ich auch schon gemerkt, das es nicht hinkommt.
 
Das ist schon klar, mein Posaunenlehrer hat dieses Zitat mal verwendet ;-) Zu dem Stück im Unterricht war es sehr passend. :-D
 
Hi,

Das Stück steht in H-Dur. Da hat jemand die Druckweise aus der Zeit einfach übernommen (Kreuze in alten Büchern sehen aus wie Doppelkreuze).
 
Dann will ich mal die Katze aus dem Sack lassen:

Der Komponist ist Anton Reicha (1770-1836):
Practische Beispiele, ein Beitrag zur Geistes Cultur des Tonsetzers und desjenigen, der sich durch den Vortrag auf dem Piano=Forte auszeichnen will, als auch zur Erweiterung beider Künste, begleitet mit philosophisch-praktischen Anmerkungen.
Unter diesen 24 Klavierkompositionen findet sich auch ein Stück, das auf vier Systemen notiert ist und alternierend zwischen B-Dur und D-Dur wechselt - sozusagen eine frühe Form der Bitonalität. Ein weiteres Stück kombiniert drei verschiedene Taktarten miteinander - dagegen ist die Menuett-Szene aus Mozarts "Don Giovanni" harmlos.

In den Katalogen des Musikalienhandels ist diese Sammlung nicht zu finden, da im Buchverlag Olms Weidmann erschienen.

Bemerkenswert sind auch seine 36 Fugen für Klavier, op. 36, die mittlerweile bei Bärenreiter (wieder) erhältlich sind.
 

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