Menschen mit korpulenten Fingern

Tastatula

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Da ich seit hundert Jahren Klvier spiele und eher zartere Hände habe, stehe ich manchmal etwas auf dem Schlauch, wenn ich erwachsene Schüler habe, denen die Tasten zu eng sind. Sie schaffen es nicht, zwischen den schwarzen Tasten zu spielen. Als Beispiel möge schon der schlichte fis-moll Akkord dienen. Als Vierklang gespielt, bringt er manchen Menschen echte Probleme.
Gibt es hier Menschen, die damit leben? Wie geht Ihr damit um?
 
Richtig deprimierend war eher der schiefe Blick der alten Klavierlehrerin von @Debösi auf meine Hände und das lapidare „Dich hätte ich gar nicht erst genommen“. Peng aus.
Man kommt sicher nicht soweit wie andere, aber es klingt trotzdem inzwischen ganz passabel.
 
schaffen es nicht, zwischen den schwarzen Tasten zu spielen.
Dergleichen wird mir immer ein Rätsel bleiben (ausgenommen bei anatomisch sehr rübezahlhaften Pratzen) - ich habe häufiger das irgendwie gegenteilige "Problem": da wundern sich die schlanken Griffel, dass meine Wurstfinger präzise greifen, die eleganten "Spinnenbeine" aber bei z.B. fis-Moll Akkorden schwarze Tasten neben dem a mitnehmen.
Sofern kein eher seltenes anatomisches Problem vorliegt, liegt es an der mangelnden Präzision.
 
Arrau's Tappen wurden schon irgendwo erwähnt hier, auch er hatte keine Probleme, auch schwierigste Griffe notationsoriginalgetreu zu Gehör zu bringen, denk ich.

LG, Olli!

Vgl.: Brahms Klav.-Konz. 2, aus Video "Art of piano: famous pianists...:" und Beethoven op. 111, selbes Video.
 
Wovon werden die nebenliegenden schwarzen Tasten mitgezogen - vom vordersten Fingerglied oder von vordersten Fingergelenk?
 
Obwohl ich auch eher Wurstfinder habe (nix dünnes jedenfalls), kenne ich das Problem nicht. Allerdings klagt mein Sohn über dieses Problem, obwohl seine Finger dünner sind. Das Problem sind wohl die Gelenke...(?) Ich denke allerdings aus meiner Laiensphäre, dass es etwas mit Haltung/Anschlag zu tun hat. So dicke Finger kann man doch gar nicht haben :denken:
 
Meine vorsichtige Vermutung ist, dass Menschen, die ihr Leben lang Klavier spielen mit der Tastenenge mitwachsen, sprich, ihre Finger werden an den entscheidenden Stellen nicht zu dick.
Und was meinst Du mit präzisem Spiel, @rolf ?
Also einer meiner dickfingrigen Eleven hat mir kürzlich gezeigt, dass, wenn er ein "a"zwischen zwei schwarzen Tasten spielen will, dass es schlicht nicht passt, ohne dass die Nachbarn sich neigen.
Kann es sein, dass man sich früh genug unmerklich antrainier, die Finger ein µ schräg zu halten?
Ich bin da echt ratlos...
 
Ich habe auch dicke Fingergelenke - meine Finger sind sozusagen stark tailliert. ;) Obwohl die Finger relativ kurz sind: Wenn ich den Finger senkrecht zur Taste halte und zB das a zwischen den schwarzen Tasten drücke, ist das Gelenk noch deutlich über der Oberkante der schwarzen Taste. Wenn ich hingegen die Finger parallel zur Tastenoberfläche halte, bleibe ich mit dem ersten Fingergelenk des Mittelfingers stecken. Das zweite passt sowieso überhaupt nicht dazwischen. Aber so soll man ja eh nicht spielen.
Wenn man dann die Hand noch ein bisschen dreht, so dass die Finger nicht mehr in Richtung der Tasten zeigen, sondern leicht nach rechts oder links (und das ist ja bei vielen Akkorden ohnehin automatisch der Fall), ist viel Platz.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Tastatula damit war im Kontext schlicht das präzise Greifen bei z.B. Doppelgriffen und Akkorden gemeint.
 
Meine vorsichtige Vermutung ist, dass Menschen, die ihr Leben lang Klavier spielen mit der Tastenenge mitwachsen, sprich, ihre Finger werden an den entscheidenden Stellen nicht zu dick.
Wenn so etwas möglich wäre, würde ich es mir eher andersrum vorstellen, nämlich dass die Finger durch den ständigen Kontakt mit den Tasten dicker werden, indem sie ringförmig Hornhaut aufbauen.
Was natürlich Unsinn ist.
 
Wer mit Tastenenge Probleme hat, sollte kein Cembalo spielen, denn die Tasten sind noch etwas kleiner als beim Klavier.
 

Triangel ist doch auch ein schönes Instrument. Da gibt‘s solche Probleme nicht.
 
Gerade kriege ich meine Finger auch nicht gut zwischen zwei schwarze Tasten ... zum Glück ist das ja auch garnicht notwendig.

Bei fis-moll "steht" der Finger leicht um seine Längsachse gedreht auf der Taste für's a.
Je nach Umkehrung (Finger) zeigt der Nagel dabei eher nach rechts, oder nach links.

Wenn ich benachbarte Taste mit erwische, dann liegt das zumindest bei mir eigentlich immer an mangelnder Konzentration oder Übung. Mir ist noch kein Stück untergekommen, welches ich nicht auch sauber spielen konnte ... trotz recht dicker Finger (und bei mir sinds nicht die Gelenke). Anfangs muss ich mich allerdings doch drauf konzentrieren, wie ich die Hand halten muss, damit die Präzision beim Greifen nicht zum Problem wird. Meist automatisiert sich das aber recht schnell.
 
Meine Zauberhände verfügen leider nicht über sehr lange, doch über schmale Finger, die auch bei es-dur oder fis-moll niemals in irgendwelche Konflikte mit schwarzen Tasten geraten. Auch nicht beim Cembalo. Allerdings habe ich beispielsweise gerade die Konzerte von MAH, Berezowsky und Pöntinen bei den Ruhr-Festivals gesehen (auf DVD) und muss feststellen, dass man mit Riesenpranken insgesamt besser fährt, weil man die Probleme mit der Tastenenge irgendwie dann doch managen kann. Prinzipiell kann man natürlich auch Wurstgriffel bei kleinen Händen haben, im allgemeinen hängen diese doch eher an großen Händen.
 
@DerOlf , das würde meinen Verdacht erhärten, dass dieses Problem eher bei Menschen auftritt, die sich erst in späteren Jahren mit dem Klavierspiel beschäftigen.
Die junge Hand gewöhnt sich unmerklich daran, bei bestimmten Griffen geringfügige Haltungsänderungen vorzunehmen.
 
@DerOlf , das würde meinen Verdacht erhärten, dass dieses Problem eher bei Menschen auftritt, die sich erst in späteren Jahren mit dem Klavierspiel beschäftigen.
Die junge Hand gewöhnt sich unmerklich daran, bei bestimmten Griffen geringfügige Haltungsänderungen vorzunehmen.
So eine Haltung wünsche ich mir von Lehrern: Wenn etwas nicht auf Anhieb geht, dann ist es nicht weil man nicht will, oder es generell nicht möglich ist, sondern dann gilt es einen Weg zu finden.
 
Meine vorsichtige Vermutung ist, dass Menschen, die ihr Leben lang Klavier spielen mit der Tastenenge mitwachsen, sprich, ihre Finger werden an den entscheidenden Stellen nicht zu dick.
Das dachte ich auch.
Allerdings habe ich einen erwachsenen Schüler, der als Kind 10 Jahre einen offensichtlich guten Unterricht mit entsprechend intensivem Übepensum hatte und auch später kontinuierlich weiter spielte. Seine Finger passen wirklich nicht zwischen die schwarzen Tasten, einige der Finger nicht einmal in quer gedrehter Position.
Er hat sich also eine eigene Spielweise angewöhnt, bei der die Fingerkuppen sich weich abrollen, wenn es in Richtung schwarze Tasten geht. Damit ist natürlich weniger Fingerlegato möglich, so dass viel Aufmerksamkeit auf korrekten Pedalgebrauch gelegt wird.
 
Der fis-Moll Vierklang lässt sich notfalls auch: 2-1-3-5 greifen!
Oder in der ersten Chopin Etüde die für dickere Finger ziemlich problematische F7 Position c-es-a-es mit 2-3-1-3.
 

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