Literatur wie man Klaviernoten am besten auswendig lernt.

F

Frank

Dabei seit
5. Juni 2009
Beiträge
304
Reaktionen
25
Hallo zusammen,

ich habe es jetzt ermöglicht den Klavierunterricht meines Sohnes zu splitten, so dass ich auch in den Genus komme, und er mehr Zeit zum lernen hat. Win Win Situation

Als ich ein Stück vorspielen wollte, meinte der Klavierlehrer, dass ich auf Grund meiner Kurzsichtigkeit bald Kreuzschmerzen bekommen würde und schlug mir vor die Stücke auswendig zu lernen.

Frage:
Es geht ja nicht darum Note für Note auswendig zu lernen, sondern Funktionen, Fingersätze, Akkorde, Läufe usw. zu verstehen und sich zu merken.

Gibt es dazu vielleicht auch Literatur, Bücher, Arbeitsblätter usw. wo das beschrieben und erklärt ist, wie man sich das an einem Notenbeispiel beibringen kann?
So was Hasenbein und Andere schon in diversen Beiträgen hier beschrieben haben.
Leider aber nur als Text ohne Noten.

Da wäre ich um Tipps und Beispiele zum selberdurcharbeiten mit Anleitung und Lösung dankbar.
So dass zur nächsten Klavierstunde schon ein bisschen besser Vorbereitet bin, oder diese mitbringen kann um noch offen Fragen zu klären. Einfach Übungsmaterial.

Vielen Dank
Frank
 
Mustererkennung, oder auch das Erkennen von Wiederholungen/Ähnlichkeiten im Notentext ist nach meinen Erfahrungen ein Resultat von wiederholter Übung. D.h. je häufiger du auswendig gelernt hast, desto besser wirst du es können. Darüber hinaus sind musiktheoretische Kenntnisse von ganz unbestreitbarem Vorteil und es ist hilfreich, wenn du viel Literatur einer bestimmten Epoche oder Stilrichtung gespielt hast, weil dir dann die jeweiligen "Strickmuster" sehr vertraut werden. Fang doch mit einem ganz kurzen und einfach strukturierten Notentext zwecks erster Erfolgserlebnisse an.
Viel Erfolg :-)
 
Als ich ein Stück vorspielen wollte, meinte der Klavierlehrer, dass ich auf Grund meiner Kurzsichtigkeit bald Kreuzschmerzen bekommen würde und schlug mir vor die Stücke auswendig zu lernen.
Heißt das, dass Du trotz korrigierender Sehhilfen zu dicht vor dem Notenblatt sitzen musst? Was ist mit vergrößernden Apparaturen zum Einsatz bei starker Sehbehinderung, die auf das Notenpult gelegt werden?

Oder hilft so etwas hier weiter?:
https://www.clavio.de/threads/tiefergelegte-notenpulte-fuer-fluegel.20203/
In diesem Falle ist der Abstand zwischen Auge und Notenblatt auch deutlich verkürzt. Oder eine Spezialkonstruktion mit einschwenkbarer Ablagefläche?

Auswendiglernen ist grundsätzlich nicht verkehrt. In einigen Fäden ist dieses Thema hier angesprochen worden - oder auch im Netz:
http://pianotube.de/drei-auswendiglern-methoden/

LG von Rheinkultur
 
ich habe es jetzt ermöglicht den Klavierunterricht meines Sohnes zu splitten, so dass ich auch in den Genus komme, und er mehr Zeit zum lernen hat. Win Win Situation
Nee, Lose-Lose.
Jetzt habt Ihr beide zu kurz Unterricht.


Als ich ein Stück vorspielen wollte, meinte der Klavierlehrer, dass ich auf Grund meiner Kurzsichtigkeit bald Kreuzschmerzen bekommen würde und schlug mir vor die Stücke auswendig zu lernen.
Dagegen gibt es sog. "Brillen".
Dann kann man, ohne sich komisch vornüber zu beugen, die Noten gut erkennen.

Es ist Aufgabe des Klavierlehrers, den Unterricht didaktisch-methodisch so zu gestalten und Dir entsprechende Übehinweise oder auch mal Studier- oder Literaturtipps zu geben, damit Dein Verständnis der Musik anwächst. (Das dauert natürlich auch ein bisschen, man sollte - insbesondere bei eingeschränkter Übe- und Unterrichtszeit - keine schnellen Wunder erwarten.)

Wenn das nicht der Fall ist bei Deinem KL, so dass Du das Bedürfnis hast, Dir grundlegende Infos woanders zu holen, ist der KL einfach nicht gut.

LG,
Hasenbein
 
Dagegen gibt es sog. "Brillen".
Dann kann man, ohne sich komisch vornüber zu beugen, die Noten gut erkennen.
Es gibt allerdings auch Sehbehinderungen in hochgradiger Ausprägung, die man mit Brillen und Kontaktlinsen nicht ohne weiteres beheben kann. Ich erinnere mich, dass der Fragesteller sich so geäußert hat, dass man auf extremste Kurzsichtigkeit schließen konnte, also -20 dpt oder höher. In vielen Fällen gelingt die Korrektur extremer Fehlsichtigkeit nur in eingeschränktem Maße - deshalb meine Frage nach ergänzend einsetzbaren vergrößernden Sehhilfen.

Die Lehrkraft ist allerdings in der Pflicht, entsprechende Lernhilfen im Rahmen ihres Unterrichts zu vermitteln - dazu gehören auch geeignete Lerntechniken zum Memorieren von Notentexten.

LG von Rheinkultur
 
Es soll sogar Fehlsichtigkeiten geben, die sich überhaupt nicht mit sog. "Brillen" kompensieren lassen. ;-)


Ne pes leporis ultra crepidam.
 
Es mag lächerlich klingen, aber mir hat ein Hinweis aus dem oft geschmähten Online-Chang entscheidend geholfen: das Großhirn einschalten. Seitdem ich mich bewusst bemühe, mein ganzes Gehirn beim Auswendiglernen zu verwenden (und nicht nur das Fingergedächtnis), klappt das Auswendiglernen viel besser und die gelernten Stücke bleiben im Gedächtnis haften. Alle Stücke, die ich als Kind mühsam auswenig gelernt habe, habe ich restlos vergessen.

Gedruckte Noten auswendig lernen kann ich überhaupt nicht (ich könnte auch nicht die Noten aus dem Gedächtnis aufschreiben, ohne sie zu spielen), ich merke mir die zu spielende Musik, evtl. mit ein paar Eselsbrücken a la Gieseking und Einstiegspunkten. Das Ideal, wonach man bei jedem beliebigen Takt einsteigen kann, schaffe ich so leider nicht, aber für meine Zwecke reicht es.
 
Wusste ich doch, dass es blöd klingt, wie ich es formuliert habe :heilig:

Früher habe ich versucht auswendig spielen zu lernen, ohne das bewusste Denken zu verwenden, vielleicht bin ich ja die einzige Person weltweit, die das so gemacht hat, aber wie gäbe es sonst den Ausdruck "Fingergedächtnis"?
 
HI,

kannst du vielleicht ein kleines Notenbeispiel geben, wie du was mit welchen Eselsbrücken lernst?
Danke
 

Ok mach ich, lass mir ein bisschen Zeit
 
Ich denke:
Vorgegebene Eselsbrücken-Beispiele werden dir nicht helfen.

Die Esel ergeben sich beim Üben. Höre mal auf deine innere Stimme. :musik:

Ich spiele derzeit ausschließlich auswendig. Beim Spielen kommen Worte wie "Fächer" bei auseinandergehenden Tönen und "Akkord rechts nach außen gehend" und dann "Akkord links nach innen enden vor" oder auch die "Didel-Ding-Stelle". Ich weiß: Das ist ziemlicher Quatsch und für andere nicht nachvollziehbar - aber es hört ja zum Glück keiner :-D.
Nach einer gewissen Zeit übernimmt eh das Unterbewusstsein 90% des Spielens und die Esel werden verschwinden.
 
Hmm, schwieriger als ich dachte.

Ich nehme ein relativ kurzes Stück her (51 Takte), "To a Wild Rose" von Edward MacDowell.
Das Stück ist in A-Dur und besteht aus meiner Sicht aus 5 Teilen, die ich mit blauen Balken gekennzeichnet habe.
Teil1 (T1-T8) ist mit Teil 4 (T28-T36) identisch, Teil1 und Teil2 (T9-T16) ähneln einander stark.

Das Stück beginnt mit A-Dur-Dreiklang, im 2. Takt E7 (mit A als zusätzlichen Ton), T3 Fis-Moll (parallele Molltonart), T4 H7 (Doppeldominante), T5 E7 (wieder mit einem zusätzlichen Ton, Fis, könnte daher auch E9 sein, war zu Zeit des Komponisten vermutlich unter dieser Bezeichnung unbekannt). T6 ist der Cis-Moll-Akkord, T7 = T5 und T8 kehr zum A-Dur-Akkord zurück.

Was dieses Stück auszeichnet ist, dass es total bequem zu greifen ist, dadurch ist es vom Bewegungsablauf her betrachtet sehr einfach zu spielen. Ich merke mir den Beginn der Abschnitte, der Rest geht in diesem Fall nach Gehör.

Der letzte Teil ab T37 ist ein bisschen tricky, da ist es günstig, sich die untere Stimme der rechten Hand extra zu merken.

Wenn ich mir eine Stelle nicht merke, dann hilft es mir, die vorkommenden Harmonien zu analysieren und dadurch mehr Klarheit in den musikalischen Ablauf zu bekommen.
 

Anhänge

  • wildrose.pdf
    171,8 KB · Aufrufe: 42
  • Like
Reaktionen: Wil
Ich denke:
Vorgegebene Eselsbrücken-Beispiele werden dir nicht helfen.

Die Esel ergeben sich beim Üben. Höre mal auf deine innere Stimme. :musik:

Ich spiele derzeit ausschließlich auswendig. Beim Spielen kommen Worte wie "Fächer" bei auseinandergehenden Tönen und "Akkord rechts nach außen gehend" und dann "Akkord links nach innen enden vor" oder auch die "Didel-Ding-Stelle". Ich weiß: Das ist ziemlicher Quatsch und für andere nicht nachvollziehbar - aber es hört ja zum Glück keiner :-D.
Nach einer gewissen Zeit übernimmt eh das Unterbewusstsein 90% des Spielens und die Esel werden verschwinden.

Sobald man's in Worte faßt ist man doch von der Musik weg.

Das ist ja so wie erst den Notennamen aus der notierten Note machen, und dann die Taste für diesen Notennamen suchen. Da ist dieser unnötige Schritt über den Notennamen drin, der weg von der Musik führt.

Wenn ich kontrolliert auswändig spiele, also nicht nur aus den Fingern, fühle (/höre) ich die Musik, die kommen soll, die Hände reagieren dann so, daß das antizipierte Ergebnis herauskommt (kommen soll ;-) ). Überraschungen gibt's dann regelmäßig, wenn es nicht so klingt wie gewollt.
 
Hi zusammen,

Manuela, du spielst bzw, merkst dir das also über die Akkorde und den einzelnen Teile des Stücks?

Sven:
das voraushören ist aber für Anfänger schon sehr schwierig. Gerade, wenn man vielleicht das Stück auch nicht so gut kennt.

Vielen Dank
Frank
 
Hi zusammen,

Manuela, du spielst bzw, merkst dir das also über die Akkorde und den einzelnen Teile des Stücks?

Natürlich nicht alle Akkorde, nur an kritischen Stellen, wo ich gerne hängen bleibe.

Die Unterteilungen des Stückes merke ich mir schon, das ergibt natürliche Einstiegspunkte. Besser wäre es klarerweise, bei jedem beliebigen Takt einsteigen zu können, was bei mir nicht funktioniert, leider. Der Aufwand wäre mir zu groß, das so einzulernen, ich spiele ja nur zu meinem Vergnügen.

Wenn man die Harmonien eines Stückes intus hat, dann kann man es sich viel leichter merken. Ein simples Beispiel: als mir meine Akkordeonlehrerin die Harmonien des Liedes "Ihr Kinderlein kommet" ansagte, konnte ich es ohne Noten spielen. "Greensleeves" merke ich mir auch über die Harmonien, diese Methode funktioniert vermutlich bei bekannten Volksliedern am besten.
 
Wenn Du bei so einem einfachen Stück nicht in der Lage bist, in jedem Takt einzusteigen, dann läuft da was gehörig schief.
 
@Manuela
Kleiner Tipp: Bei harmonisch so einfachen Sachen wie Volkslieder u.ä. versuch doch mal nicht nur die konkreten Harmonien zu merken, sondern die Funktionen zu verstehen/rauszuhören. Dann kannst Du sie in jeder beliebigen (Dir einigermaßen geläufigen) Tonart problemlos spielen.
 
das voraushören ist aber für Anfänger schon sehr schwierig. Gerade, wenn man vielleicht das Stück auch nicht so gut kennt.

Den Luxus, keine Tonvostellung zu haben, kann man sich nur auf dem Klavier erlauben, weil dort auch ein korrekt intoniert Ton herauskommt, wenn man ganz lustlos eine Taste drückt und dabei an einen ganz anderen Ton denkt.

Macht das mal bei der Trompete!
 

Zurück
Top Bottom