Reden ist weitaus einfacher als spielen
Das sieht Igor Levit z.B. ganz anders:
http://www.taz.de/!5535241/ , Zitat:
"Vor zweitausend Leuten in der Kölner Philharmonie zu stehen und zu reden, da krieg ich einen Herzkasper und meine Hände zittern von hier bis zum Himmel. Das kann ich nicht jeden Tag machen.
Das ist schwer zu verstehen, weil Sie ja davor vor zweitausend Menschen ein wahnsinnig schwieriges Klavierstück gespielt haben, scheinbar ohne Aufregung.
Das Einzige, was ich habe, das mir niemand nehmen kann, ist meine Stimme. Lieber spiele ich kein Klavier mehr, als dass ich mein Engagement aufgebe. Etwas zu sagen, ist das Intimste von allem. Das mache ich, wenn ich das Gefühl habe, sonst zu platzen."
Wie das jeder empfindet, ist also sehr unterschiedlich - die meisten machen es nicht, weil es durchaus schwierig ist, zu switchen zwischen Spielen und Reden. Ganz besonders vor dem ersten Stück zu reden, ist nicht einfach. Übung macht auch hier den Meister. Eine geschulte Stimme und Sprechweise hat auch nicht jeder. In Rhetorik und Vortrag (wie beginne ich, wie ende ich....), kennt sich auch nicht jeder aus. Wenn man zu zweit ist und sich aufteilt, halbiert das sofort die Gage - auch blöd.
Deshalb ist meine Erfahrung, dass es das eher selten gibt und nicht der Normalfall ist.
Ich bin auch der Meinung, dass Vielfalt das Beste ist. Wenn kein Wort fällt bei einem Klavierabend und ausschließlich Musik erklingt, kann das sehr intensiv und eindrücklich sein!
Ein moderiertes Konzert bietet das aber auch. Die Gelegenheit zu nutzen und am Klavier Dinge zu zeigen, dem Publikum die Ohren zu öffnen, kann für das Publikum sehr bereichernd sein.
Sehr, sehr beeindruckend fand ich z.B. dieses Konzert:
https://www.alteoper.de/de/programm/veranstaltung.php?id=515657874 .
Unglaublich auch"der perfekte Ton", einem Konzert, in dem zu moderner Musik Pantomime und Collagen gezeigt wurde, im Staatstheater Wiesbaden.
Es gibt viele Möglichkeiten und es lohnt sich, sich damit zu beschäftigen. Konzertvermittlung kann man mittlerweile studieren, es gibt tolle Bücher, z.B. dieses
https://www.nmz.de/artikel/neue-verbindungen-eingehen und die Klassik sollte neue Wege gehen, allerdings niemals auf Kosten der künstlerischen Qualität!
Und eine Moderation muss immer das Publikum im Blick haben - ein Gesprächskonzert kann man m.E. niemals an allen Orten gleich machen, sondern es richtet sich nach dem Vorwissen und den Gewohnheiten des Publikums.
Was die sog. Einführungen in Konzerte angeht, sind die leider selten gut! Oft sogar grauenhaft. Wenn sie gut sind, gern mehr davon. Ansonsten lieber nicht.
Liebe Grüße
chiarina